Rückenschmerzen sind weit verbreitet. Ein Großteil der Bevölkerung hat mindestens einmal im Leben Beschwerden an der Körperrückseite. Erfahren Sie hier, was Rückenprobleme auslösen kann, wann Sie damit zum Arzt gehen sollten und was der Arzt dann macht.
Rückenschmerz ist zunächst einmal ein Symptom – Er kommt in allen Altersgruppen und in allen Kulturkreisen vor.
Der Begriff Rückenschmerz meint im medizinischen Sinne Schmerzen an der Körperrückseite zwischen den Schultern abwärts bis einschließlich Gesäß.
Wird im Alltag von Rückenschmerz gesprochen, sind damit meistens Kreuzschmerzen gemeint – also Schmerzen im unteren Rücken. Der untere Rücken beginnt unterhalb der Rippen und schließt das Gesäß mit ein. In diesem Bereich befinden sich die Lendenwirbelsäule, das Kreuzbein und das Steißbein. Nackenschmerzen sind medizinisch betrachtet keine Form von Rückenschmerz.
Wenn eine klare Ursache für die Schmerzen im Rücken erkennbar ist, wird von „spezifischen“ Rückenschmerzen gesprochen. Diese auslösende Ursache kann im Rücken selbst oder aber auch in anderen Körperregionen zu finden sein.
In den meisten Fällen lässt sich allerdings keine eindeutige Ursache feststellen. Diese Schmerzen nennt man „nicht-spezifisch“ oder „unspezifisch“.
Schmerzen im Rücken können nach ihrer Dauer unterteilt werden in:
Dabei können die Schmerzen in diesen Zeiträumen verschieden stark sein. Außerdem wird noch von einem Wiederauftreten
(= Rezidiv) gesprochen, wenn nach einer beschwerdefreien Phase von mindestens 6 Monaten erneut Schmerzen auftreten.
Ärztinnen und Ärzte teilen Rückenbeschwerden oft auch nach Schweregrad ein. Betroffene werden danach befragt, wie stark die empfundenen Schmerzen sind und welche Beeinträchtigungen bei alltäglichen Tätigkeiten daraus entstehen. Anhand dieser Angaben kann man die Beschwerden dann einem Schweregrad zuordnen.
In Deutschland sind Rückenprobleme weit verbreitet. Nach einer großangelegten Rückenschmerzstudie aus dem Jahr 2007 waren 85 Prozent aller befragten Personen bereits einmal in ihrem Leben davon betroffen. Am Tag der Befragung verspürten 37 Prozent der Befragten Schmerzen im Rücken.
In einer bundesweiten telefonischen Querschnittsbefragung unter Erwachsenen in Deutschland im Jahr 2019/2020 berichteten 61,3 Prozent der Befragten von Rückenschmerzen innerhalb der letzten 12 Monate. Bei etwa zwei Drittel der Frauen und drei Viertel der Männer mit Rückenschmerzen waren die Beschwerden nicht chronisch, sondern vorübergehend.
31 Prozent der Erwachsenen in Deutschland hatten in ihrem Leben bereits einmal chronische Rückenschmerzen, also länger als 12 Wochen andauernde Beschwerden. 21 Prozent hatten in den letzten 12 Monaten ständige Rückenschmerzen.
Chronische Rückenschmerzen betrafen vor allem Menschen in fortgeschrittenem Alter sowie mit niedrigem sozialen Status (z. B. mit einem geringen Einkommen).
Mit seiner biegsamen, doppelt S-förmigen Wirbelsäule ermöglicht uns der Rücken den aufrechten Gang. Erfahren Sie hier, wie genau der Rücken aufgebaut ist und wie die Wirbelsäule funktioniert.
In manchen Fällen lässt sich eine klare Ursache für die Schmerzen finden. Wenn diese Ursache behandelt werden kann, dann können sich dadurch auch die Schmerzen bessern. Mögliche Auslöser sind u. a.:
Allerdings haben auch viele Personen geschädigte Bandscheiben, ohne dass dies Beschwerden verursacht. Wenn in einer CT- oder MRT-Untersuchung also ein Bandscheibenvorfall entdeckt wird, muss er nicht unbedingt die Ursache für gleichzeitig bestehende Rückenbeschwerden sein. Das gilt insbesondere dann, wenn die Schmerzen nicht typisch sind, also z. B. nicht ausstrahlen. Nur wenn Beschwerden und Untersuchungsbefunde gut zusammenpassen, lässt sich ein Bandscheibenvorfall als Auslöser der Schmerzen benennen und behandeln. Dies ist bei etwa 40 von 1000 Rückenschmerzpatienten der Fall.
Bei Schmerzen im unteren Rücken sprechen Fachleute von Kreuzschmerzen. Es handelt sich um die häufigste Form von Rückenschmerz. Meistens lässt sich keine genaue Ursache für die Schmerzen finden – trotzdem lassen sie sich gut behandeln.
Von Rückenbeschwerden ist fast jeder Mensch einmal betroffen: Doch kaum jeder Zweite nimmt deswegen ärztliche Hilfe in Anspruch.
Kann eine Ursache für die Schmerzen gefunden werden, hängt der weitere Verlauf von der damit verbundenen Therapie ab. Eine generelle Aussage darüber, wie Rückenschmerzen normalerweise verlaufen, lässt sich also nicht treffen.
Neu aufgetretene nicht-spezifische Rückenschmerzen ohne erkennbare Ursache bessern sich innerhalb der ersten sechs Wochen am schnellsten – auch ohne gezielte Behandlung. Nach einem Jahr ist etwa ein Drittel der Patienten und Patientinnen vollständig beschwerdefrei, die übrigen haben noch mehr oder weniger starke Beschwerden. Etwa 5-10 Prozent der Bevölkerung haben chronische Rückenschmerzen.
Es ist auch möglich, dass es zu einem Rückfall kommt, d. h. eine neue Rückenschmerzepisode nach einem beschwerdefreien Zeitraum auftritt.
Betroffene schildern, wie sie ihren eigenen Umgang mit den Beschwerden gefunden haben.
Wenn Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerz zum Arzt, zur Ärztin kommen, müssen verschiedene Fragen geklärt werden:
Hierzu werden als Erstes die aktuellen Beschwerden und die Krankengeschichte erfasst. Danach schließt sich eine körperliche Untersuchung des Rückens und je nach Beschwerdebild anderer Körperregionen an. Finden sich hier keine Hinweise auf einen Notfall oder eine spezifische Ursache, ist die Diagnostik erst einmal beendet. Bildgebende Untersuchungsverfahren wie Röntgen oder MRT sind in diesen Fällen nicht erforderlich.
Die Erkrankung wird dann als nicht-spezifischer Rückenschmerz eingeordnet, also als Rückenprobleme ohne klare Ursache. Auf dieser Einordnung baut die weitere Behandlung auf. Die Behandlung bei nicht-spezifischen Schmerzen zielt auf die Beseitigung der Schmerzen und Beeinträchtigungen ab.
Wurden jedoch Hinweise auf eine spezifische Beschwerdeursache gefunden, schließen sich weitere Untersuchungen an. Was genau sinnvoll ist, ist abhängig von der Verdachtsdiagnose. Jede weitergehende Untersuchung sollte nur bei begründetem Verdacht durchgeführt werden. So werden unnötige und belastende Untersuchungen vermieden, deren Ergebnis an der Behandlung nichts ändern würde.
Bildgebende Verfahren (z. B. Kernspintomographie, Röntgenaufnahmen) kommen zum Beispiel bei Verdacht auf Nervenschädigung (neurologische Ausfälle) oder Verdacht auf Knochenbruch (nach Verletzung, bei Osteoporose) zum Einsatz. Beim Verdacht auf Entzündungen oder Erkrankungen innerer Organe können zum Beispiel Laboruntersuchungen notwendig sein.
Auch bei erneuten oder länger dauernden Rückenbeschwerden bleibt das Vorgehen gleich. Es werden jedoch zudem Risikofaktoren für lang dauernde Verläufe (Chronifizierung) gezielt erfasst. Dazu gehören das psychische Befinden und Belastungen am Arbeitsplatz.
Schmerzen sollen uns eigentlich vor Gefahren warnen. Doch manchmal verselbstständigen sie sich und werden chronisch.
Weniger als die Hälfte aller Menschen mit Rückenproblemen sucht deswegen einen Arzt, eine Ärztin auf - vermutlich auch, weil sie wissen, dass die meisten Beschwerden zwar lästig, aber ungefährlich sind und ohne spezielle Behandlung wieder verschwinden.
Treten starke Schmerzen aber zum ersten Mal auf oder schränken sie die täglichen Aktivitäten deutlich ein, ist es sinnvoll ärztliche Hilfe zu suchen. So kann man auch abklären, ob eine gefährliche Ursache für die Beschwerden verantwortlich ist.
Warnhinweise sollten ärztlich abgeklärt werden:
Diese Warnhinweise dienen dem Arzt, der Ärztin dazu zu entscheiden, in welche Richtung weiter untersucht werden sollte.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 28.05.2025