Nikotinersatzprodukte sind eine Möglichkeit, die Rauchentwöhnung zu unterstützen. Es gibt sie zum Beispiel als Nikotinpflaster, Nikotinkaugummi, Nikotinnasen- oder Mundspray oder Nikotin-Pastillen.
Das im Tabakrauch enthaltene Nikotin ist mitverantwortlich für das Verlangen nach Zigaretten. Wer das Rauchen aufgibt, wird mehr oder weniger starke körperliche Entzugserscheinungen verspüren, da der Körper nach Nikotin verlangt. Nikotinersatzprodukte sollen diese Entzugserscheinungen abschwächen und so den Rauchausstieg erleichtern. Sie werden nur in einem begrenzten Zeitraum angewendet.
Warum macht Tabak abhängig? Welche Folgeerkrankungen sind mit dem Rauchen verbunden? Und was kann beim Aufhören helfen?
Eine systematische Übersichtsarbeit untersuchte den Nutzen und Schaden von Nikotinersatzprodukten. Eine zweite systematische Übersichtsarbeit untersuchte speziell unerwünschte Nebenwirkungen im Mund- und Rachenbereich.
Dafür wurden erwachsene Raucher und Raucherinnen per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt:
16 von 100 Personen, die ein Nikotinersatzprodukt nutzten, rauchten nach sechs bzw. zwölf Monaten nicht mehr. Bei den Personen, die es nicht verwendeten, rauchten 11 von 100 nicht mehr.
3 von 100 Personen, die ein Nikotinersatzprodukt nutzten, berichteten von Nebenwirkungen wie Herzklopfen oder Brustschmerzen. Von den Personen, die ein Placebo-Produkt nutzten, war es 1 von 100. Je nach Darreichungsform können weitere Nebenwirkungen auftreten. Häufig betrafen diese den Mund- oder Rachenbereich. So berichteten 50 von 100 Personen, die ein Nikotinersatzprodukt nutzten, von Reizungen in Mund oder Kehle. Bei Personen, die ein Placebo-Produkt nutzten, war dies bei 28 von 100 Personen der Fall. Auch Schmerzen im Mundraum oder Reflux bzw. Erbrechen traten bei Personen mit einem Nikotinersatzprodukt etwa doppelt so häufig auf wie bei Personen mit einem Placebo-Produkt.
Es gibt keine nennenswerten Einschränkungen der Ergebnisse zum Nutzen der Nikotinersatzprodukte. Die methodische Qualität ist sehr gut und das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse deswegen hoch. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu den Nebenwirkungen im Mund- und Rachenbereich ist moderat bis gering. Dies liegt daran, dass die methodische Qualität der zugrundeliegenden Studien oftmals gering ist.
In einer systematischen Übersichtsarbeit aus 133 randomisiert-kontrollierten Studien wurde die Wirksamkeit von Nikotinersatzprodukten zur Rauchentwöhnung untersucht. In der zweiten systematischen Übersichtsarbeit zu den Nebenwirkungen von Nikotinersatzprodukten im Mund- und Rachenbereich wurden 28 randomisiert-kontrollierte Studien eingeschlossen.
Die Nikotinersatzprodukte wurden in den Studien unterschiedlich lang genutzt: Nikotinpflaster zum Beispiel in der Regel drei Wochen bis drei Monate, Nikotinkaugummis zwei bis drei Monate. Die Dosierungen unterschieden sich je nach Nikotinersatzprodukt. Kaugummis enthalten in der Regel 2 oder 4 mg Nikotin, Pflaster 14 oder 21 mg, Spray 0,5 bis 1 mg Nikotin. In einigen Studien erhielten die Teilnehmenden zusätzlich auch noch Verhaltenstipps zur Rauchentwöhnung.
Nach sechs bzw. zwölf Monaten wurde überprüft, wie viele Teilnehmende rauchfrei waren. 87 % der Studien nutzten dafür eine biochemische Untersuchung. Dies gilt als die zuverlässigste Methode. Zudem wurde erfasst, bei wie vielen Personen im selben Zeitraum Nebenwirkungen auftraten.
In der systematischen Übersichtsarbeit wurde untersucht, wie viele Personen nach sechs bzw. zwölf Monaten rauchfrei waren:
Nebenwirkungen traten bei der Nutzung von Nikotinersatzprodukten zur Rauchentwöhnung häufiger auf als ohne: Mit Nikotinersatztherapie berichteten etwa 3 von je 100 Personen von unerwünschten Ereignissen wie Herzklopfen und Brustschmerzen. Etwa 1 von 100 Personen ohne Nikotinersatzprodukte berichtete von unerwünschten Ereignissen. Von einer Erhöhung des Risikos für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall ist nicht auszugehen.
Je nach Form des Nikotinersatzproduktes können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten. So können Hautreizungen durch Nikotinpflaster (bei bis zu 54 von je 100 Personen) und Reizungen der Mundschleimhaut durch Nikotinkaugummis, Pastillen oder Inhalatoren auftreten. So berichteten 50 von 100 Personen, die ein Nikotinersatzprodukt nutzten, von Reizungen in Mund oder Kehle. Bei Personen, die ein Placebo-Produkt nutzten, war dies bei 28 von 100 Personen der Fall. Schmerzen im Mundraum traten mit einem Nikotinersatzprodukt bei 16 von 100 auf, Reflux bzw. Erbrechen bei 5 von 100 Personen auf. Bei Placebo-Produkten war dies bei 8 von 100 bzw. bei 2 von 100 Personen der Fall.
Die methodische Qualität der systematischen Übersichtsarbeit zum Nutzen der Nikotinersatzprodukte ist hoch. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zum Nutzen der Behandlung ist aufgrund der methodischen Qualität sehr hoch. Die Autoren der systematischen Übersichtsarbeit gehen davon aus, dass auch weitere Forschungen keine anderen Ergebnisse liefern werden.
Die methodische Qualität der systematischen Übersichtsarbeit zu den Nebenwirkungen im Mund- und Rachenbereich ist moderat. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der dieser Ergebnisse ist aufgrund der geringen bis moderaten methodischen Qualität der eingeschlossenen Studien und der häufig unpräzisen Ergebnisse gering bis moderat.
Die Autoren der systematischen Übersichtsarbeit merken an, dass bei Studien zu einer Nikotinersatztherapie Nebenwirkungen im Mund- und Rachenbereich nur selten erfasst werden.
Die Resultate stammen aus zwei systematischen Übersichtsarbeiten. Den Ergebnissen zur Rauchfreiheit liegen 133 randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 64.640 Teilnehmenden zugrunde. Das Ergebnis zu den Nebenwirkungen beruht auf den Daten von 15 Studien mit insgesamt 11.074 Teilnehmenden. In der zweiten systematischen Übersichtsarbeit zu den Nebenwirkungen von Nikotinersatzprodukten im Mund- und Rachenbereich wurden 28 randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt 8 002 Teilnehmenden eingeschlossen.
An den Studien nahmen Raucherinnen und Raucher teil, die mit dem Rauchen aufhören wollten. Dies waren in der Regel Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 40 bis 50 Jahren. In zwei Studien wurden Jugendliche einbezogen. Die meisten Studien hatten ungefähr die gleiche Anzahl von Männern und Frauen. In der Regel wurden Personen untersucht, die mindestens 15 Zigaretten pro Tag rauchten. In den Studien zu den Nebenwirkungen von Nikotinersatzprodukten im Mund- und Rachenbereich lag der durchschnittliche Zigarettenkonsum bei rund 23 Zigaretten pro Tag.
Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
Aktuell wird diskutiert, ob die Nutzung von E-Zigaretten die Rauchentwöhnung unterstützen kann. Studienergebnisse dazu finden Sie hier:
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Hartmann-Boyce J, Chepkin SC, Ye W, Bullen C, Lancaster T. Nicotine replacement therapy versus control for smoking cessation. Cochrane Database of Syst Rev 2018(5). DOI: 10.1002/14651858.CD000146.pub5.
Sivaramakrishnan G, Alsobaiei M, Sridharan K. Oral side effects of locally delivered nicotine replacement therapy: A meta-analysis of randomized controlled trials. Int J Dent Hyg. 2023 Feb;21(1):3-17. doi: 10.1111/idh.12594.
Dieser Text wurde ursprünglich am 11.11.2019 erstellt und wird regelmäßig überprüft. Die letzte Aktualisierung aufgrund neuer Erkenntnisse erfolgte am 24.03.2025. Nächste umfassende Überarbeitung: März 2030.
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