Kann eine verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie bei der Rauchentwöhnung helfen im Vergleich zu keiner Rauchentwöhnungsmaßnahme?

Studiencheck

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um Raucherinnen und Rauchern bei einem Rauchstopp zu helfen. Dazu gehören auch verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapien. Dabei wird der Rauchstopp zunächst vorbereitet, nach einem klaren Plan hören die Betroffenen mit dem Rauchen auf und anschließend erhalten sie Unterstützung dabei, das Nichtrauchen zu stabilisieren.

Rauchentwöhnung

Warum macht Tabak abhängig? Welche Folgeerkrankungen sind mit dem Rauchen verbunden? Und was kann beim Aufhören unterstützen? 

Was wurde untersucht?

In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde geprüft, ob nach einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie mehr Personen rauchfrei waren als in einer Kontrollgruppe ohne Gruppentherapie. Dafür wurden erwachsene Raucher und Raucherinnen per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt. 

  • Die eine Gruppe nahm an einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie teil.
  • Die andere Gruppe nahm nicht an einer solchen Gruppentherapie teil.

In fünf von neun Studien wussten die Teilnehmenden, dass sie nach Beendigung der Studie Zugang zu einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie bekommen würden.
Sechs bzw. zwölf Monate nach der Behandlung wurde in beiden Gruppen erfragt, wer rauchfrei war und wer nicht.

Die Ergebnisse auf einen Blick

17 von 100 Raucherinnen und Rauchern, die eine verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie erhalten hatten, waren nach sechs bzw. zwölf Monaten noch rauchfrei. Ohne Gruppentherapie waren es 7 von 100 Raucherinnen und Rauchern. In der Übersichtsarbeit finden sich keine Angaben über Nebenwirkungen einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie. Das schließt nicht aus, dass Nebenwirkungen auftreten können.

Einschränkung der Ergebnisse

Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse wird wegen der methodischen Qualität der einzelnen randomisiert-kontrollierten Studien als niedrig bewertet. 

Die Ergebnisse im Einzelnen

In einer systematischen Übersichtsarbeit aus neun randomisiert-kontrollierten Studien wurde die Wirksamkeit einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie bei der Rauchentwöhnung untersucht.

Die verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie unterschied sich von Studie zu Studie. Es gab zwischen drei und zwölf Gruppentreffen, die jeweils eine bis drei Stunden dauerten. Sie fanden über einen Zeitraum von zwei Wochen bis drei Monaten hinweg statt.

Nutzen der Behandlungsmethode

Hilft eine verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie bei der Rauchentwöhnung?

In den Studien wurde untersucht, wie viele Personen nach sechs bzw. zwölf Monaten noch rauchfrei waren:

  • 17 von 100 Betroffenen, die eine verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie erhalten hatten, waren noch rauchfrei. 
  • 7 von 100 Betroffenen, die keine verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie erhalten hatten, waren noch rauchfrei.

Schaden der Behandlungsmethode

Bei wie vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen sind in Zusammenhang mit der Behandlung Nebenwirkungen aufgetreten?

In den Studien finden sich keine Angaben über Nebenwirkungen bei einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie. Das schließt nicht aus, dass Nebenwirkungen auftreten können.

In fünf der neun Studien beruhen die Ergebnisse zur Rauchfreiheit auf der Selbstauskunft der Studienteilnehmenden und wurden nicht durch eine Untersuchung oder durch eine Befragung von Angehörigen überprüft. Dieses Erhebungsverfahren gilt als ungenau, da bekannt ist, dass Befragte mitunter aus Scham nicht zugeben, wenn sie nicht rauchfrei geblieben sind. 

In fünf Studien wussten die Teilnehmenden der Kontrollgruppe, dass sie der Warteliste zugeordnet worden sind und nach sechs bzw. zwölf Monaten die Gruppentherapie bekommen würden. Dies könnte die Teilnehmenden entmutigt haben, bereits in dieser Zeit den Rauchstopp ernsthaft anzugehen. Die unterschiedlichen Ergebnisse in den beiden Gruppen könnten daher eher in der jeweiligen Motivation begründet liegen als in der speziellen Wirkung der verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppenbehandlung. 

Angesichts der methodischen Qualität der einzelnen randomisiert-kontrollierten Studien wird die Zuverlässigkeit der Ergebnisse von den Autorinnen und Autoren der systematischen Übersichtsarbeit als niedrig eingeschätzt.

Die Ergebnisse stammen aus einer systematischen Übersichtsarbeit, die die Daten von neun randomisiert-kontrollierten Studien berücksichtigte. Insgesamt nahmen 1098 erwachsene Raucher und Raucherinnen an den Studien teil. 

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden in den Studien lag zwischen 21 und 54 Jahren. An einer Studie nahmen nur Personen teil, die alkoholabhängig waren. Der Frauenanteil lag zwischen 7 % und 68 %. Die Studien wurden in den USA, Kanada, Hongkong, China und Frankreich durchgeführt.
Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Wie wirksam ist eine verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie zur Rauchentwöhnung im Vergleich zur Nutzung von Selbsthilfematerialien?

In der Gruppe oder auf eigene Faust? Welche Strategie ist beim Rauchstopp erfolgreicher? Wir haben Studienergebnisse zu Gruppentherapie und Selbsthilfematerialien verglichen.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

Stead LF, Carroll AJ, Lancaster T. Group behaviour therapy programmes for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev 2017;3:CD001007.MEMO.

Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Michael Mibs
Michael Mibs

Michael Mibs

Referent Evidenzbasierte Medizin
Michael Mibs ist studierter Gesundheitswissenschaftler und Soziologe. Für die Stiftung erarbeitet er Inhalte für multimediale Informationsangebote auf Basis der Methoden der evidenzbasierten Medizin und konzipiert Analysen mit Bezug zur klinischen Versorgung.
Cornelia Krenn, BSc, MSc
Cornelia Krenn, BSc, MSc

Cornelia Krenn, BSc, MSc

Frau Cornelia Krenn, BSc, MSc studierte Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war sie mehrere Jahre als Pharmakovigilanz-Managerin in einem österreichischen Pharmaunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich evidenzbasierte Medizin am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung beschäftigt. Daneben absolviert Frau Krenn aktuell das Doktoratsstudium „Sustainable Health Research“ an der Medizinischen Universität Graz.
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Mag. (FH) Christine Loder

Mag. (FH) Christine Loder

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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

Dieser Text wurde ursprünglich am 11.11.2019 erstellt und wird regelmäßig überprüft. Die letzte Aktualisierung aufgrund neuer Erkenntnisse erfolgte am 24.03.2025. Nächste umfassende Überarbeitung: März 2030.

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