Ob wir schmunzeln, kichern oder lauthals losprusten: Lachen gibt uns ein gutes Gefühl. Da könnte es doch nahe liegen, dass Lachen auch gesund ist – eine Medizin ganz ohne Nebenwirkungen. Doch hat Lachen tatsächlich einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit?
Ein lustiger Zwischenfall, Nervosität oder ein guter Witz – Lachen kennt viele Anlässe. Wir können auch aus Reflex lachen wie etwa beim Kitzeln, aus Verlegenheit oder um eine große Anspannung zu lösen.
Lachen hat in unserem Zusammenleben viele Funktionen. Häufig ist es ein Ausdruck von Freude. Freude gehört zu den sogenannten Basisemotionen, wie z.B. auch Angst, Wut oder Traurigkeit. Ihnen gemeinsam ist, dass ihr Ausdruck über verschiedene Sprachen und Kulturen hinweg verstanden wird. Freude, ausgedrückt durch Lächeln oder Lachen, kann z.B. Sympathie vermitteln und Menschen verbinden. Aber auch Schadenfreude oder Spott werden durch Lachen gezeigt.
Lachen wird auch immer wieder mit unterschiedlichen positiven Effekten auf die Gesundheit verbunden. Aber kann Lachen tatsächlich Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken oder die Symptome einer Depression verbessern? Verschiedene Studien zum Thema liefern gute Argumente öfter einfach mal loszulachen:
Lachen kann Schmerzen erträglicher machen. In Studien zeigte sich, dass Humor die Schmerztoleranz hochsetzen kann. Gerade bei chronischen Leiden ist Lachen ein Weg, die Schmerzen und den damit verbundenen emotionalen Stress besser zu verkraften.
Welche Prozesse im Körper dahinter liegen, ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt. Die Wissenschaft hat erste Theorien dazu entwickelt, wie sich Lachen auf Schmerzen auswirkt. So gibt es die Annahme, dass Lachen eine entspannende Wirkung auf den Körper hat und Schmerzen dadurch in den Hintergrund treten. Ein weiterer Ansatz beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Lachen und der damit verbundenen Produktion von Stoffen, den sogenannten Endorphinen, die auch bei (plötzlichem) Schmerz vom Körper ausgeschüttet werden und ihn so reduzieren.
Auf psychologischer Ebene vermutet man einen Zusammenhang zwischen dem Schmerzerleben und einem Sinn für Humor, der einen häufiger lachen lässt. Menschen, die viel und oft lachen, könnten Schmerzen so weniger stark wahrnehmen. Nicht zuletzt kann ein Lachanfall auch vom Schmerz ablenken. Da aber sowohl Lachen als auch Schmerzen komplexe Phänomene sind, besteht in diesem Bereich noch weiterer Forschungsbedarf.
Bei einer Depression oder Angststörung ist einem eher nicht nach Lachen zumute. Und trotzdem gibt es so etwas wie Lachtherapien bei psychischen Erkrankungen. Bei einer Lachtherapie üben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Anleitung erst im künstlichen, dann im echten Lachen. Ziel soll eine Verbesserung der seelischen Gesundheit sein. Es gibt nur wenige Studien dazu. Diese deuten darauf hin, dass Lachen – ob mit oder ohne Humor – bei Depressionen und Angst zu helfen scheint. Die Lachtherapie trägt zur Verminderung von Stress bei und verbessert die Stimmung. Das zeigten eine Meta-Analyse und ein systematischer Review verschiedener Studien zum Thema.
Auch wenn die Qualität der einzelnen Studien nicht immer gut war, sollte die Lachtherapie nach Ansicht der Autoren als Komplementär-Therapie bei der Behandlung dieser seelischen Erkrankungen in Betracht gezogen werden. Denn es gibt kaum Gegenanzeigen, die eine Anwendung verbieten und es traten keine Nebenwirkungen auf.
Lachen und Humor gehören zusammen. Sie sind aber nicht das Gleiche. Lachen ist eine Reaktion unseres Körpers, ein Reflex, den wir oft nicht steuern können. Humor hingegen ist eine Charaktereigenschaft, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Sie bestimmt, wie wir mit unserer Umwelt umgehen und welche Einstellung wir zum Leben haben.
Eine große japanische Beobachtungsstudie mit mehr als 17.000 Teilnehmenden fand heraus, dass Menschen, die mehr lachen, länger leben und ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Allerdings: Die Aussagekraft von Beobachtungsstudien ist eingeschränkt. Offen bleibt auch, ob sich die Ergebnisse auf Deutschland übertragen lassen.
Es gibt zumindest Hinweise, dass Lachen ansteckend ist. Und zwar umso mehr, je lauter und dröhnender jemand lacht. Das zeigte eine kleine Studie, in denen Testpersonen 48 verschiedene Lacher vorgespielt wurden.
Mitte der 1990er-Jahre ließ man in einer Studie Menschen lustige Filme schauen und entnahm Blutproben. Darin war die Anzahl und Aktivität von Antikörpern und Immunzellen erhöht. Auch das sogenannte Interferon-Gamma konnte vermehrt nachgewiesen werden. Das ist ein Abwehrstoff oder Botenstoff, der für die Aktivierung von vielen körpereigenen Abwehrfunktionen verantwortlich ist. Das lässt darauf schließen, dass Lachen das Immunsystem aktiviert.
Gelotologie ist die Wissenschaft von den Wirkungen des Lachens. War die Erforschung des Lachens zuvor eher den Philosophen oder Soziologen vorbehalten, begann Mitte der 1960er auch eine medizinische Auseinandersetzung mit dem Phänomen. Wissenschaftler wollten herausfinden, was beim Lachen im Körper passiert. So kamen in den letzten Jahrzehnten immer mehr Forschungsergebnisse zusammen.
Das Problem: Viele Befunde sind wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt. Offen ist z.B. wie die Signale im Körper beim Lachen verarbeitet werden. Schwierig zu erforschen ist auch, welche Art des Lachens es braucht, um einen bestimmten Effekt zu erreichen. Und schließlich: Verbessert sich die Gesundheit durch das Lachen oder ist das Gegenteil der Fall: Wer gesund ist, hat auch mehr zu lachen?
Fazit: Auch wenn die Wissenschaft vom Lachen noch einige Unsicherheiten aufweist, ein Schaden durch Lachen wurde in Studien bislang nicht nachgewiesen. Es spricht also nichts dagegen, häufiger zu lachen.
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Erstellt am: 20.07.2021