Welchen Gesundheitsinformationen kann man vertrauen? Was macht eine gute Information aus? Und wie lässt sich ihre Qualität beurteilen? Mit der Checkliste MAPPinfo wurde erstmals eine wissenschaftlich validierte Handreichung für die Bewertung von Gesundheitsinformationen entwickelt, die auch von Menschen ohne Fachkenntnisse angewendet werden kann.
Jede Menge Broschüren und Online-Artikel zu Gesundheitsthemen – die Flut an Informationen kann eine Herausforderung sein. MAPPinfo – die Abkürzung steht für „Mapping the Quality of Health Information“ – soll hier Orientierung bieten. Die Checkliste ist das erste validierte Instrument, das das Qualitätskonzept der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation operationalisiert und auch für Gesundheitsinteressierte ohne fachliche Vorkenntnisse anwendbar macht. Entwickelt wurde MAPPinfo von anerkannten Expertinnen und Experten für Gesundheitsinformationen der Medizinischen Universität Graz, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Oslo Metropolitan University in einem gemeinsamen Projekt mit der Stiftung Gesundheitswissen.
Die Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation bildet dabei die wissenschaftliche Basis. Sie gibt einen Rahmen von Qualitätskriterien vor, mit welchem sich Gesundheitsinformationen sowohl inhaltlich als auch auf ihre Darstellungsform hin bewerten lassen. Bisher konnten diese Qualitätskriterien nur von Expertinnen und Experten oder von Anbietern von Gesundheitsinformationen angewandt werden. MAPPinfo macht es möglich, dass alle Personen, die die Qualität bestimmter Gesundheitsinformationen beurteilen möchten, dies anhand des entwickelten Leitfadens können. Besondere Vorkenntnisse braucht es dabei nicht, auch ist kein spezielles Training für die Anwendung nötig.
„Verlässliche Informationen aus der großen Bandbreite an Angeboten herauszufiltern, ist wichtig, um fundierte Gesundheitsentscheidungen treffen zu können. Mit MAPPinfo ist es gelungen, ein zuverlässiges Instrument zur Bewertung von Gesundheitsinformationen zu entwickeln, das gleichzeitig die Menschen in ihrer Kompetenz, Gesundheitsinformationen kritisch zu bewerten, stärkt“, sagt PD Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen.
Erste validierte Checkliste zur Bewertung von Gesundheitsinformationen
Bislang gab es kein Instrument, mit dem die Qualität von Gesundheitsinformationen nach den Kriterien der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation bewertet werden konnte. Eine systematische Suche nach solchen Instrumenten ergab, dass auf Grundlage des Qualitätskonzepts der Leitlinie keines der identifizierten Instrumente als ausreichend geeignet für eine Registrierung der Qualität von Gesundheitsinformationen erachtet werden konnte.
Vor diesem Hintergrund wurde MAPPInfo in einem mehrstufigen, wissenschaftlichen Prozess entwickelt und validiert. So haben Expertinnen und Experten, die nicht an der Entwicklung beteiligt waren, die Checkliste für Gesundheitsinformationen inhaltlich geprüft. Im Rahmen einer Pilotierung wurden Verständlichkeit und Handhabbarkeit in Tiefeninterviews mit Pflegestudentinnen und -studenten ausprobiert und optimiert. Mithilfe eines Onlinefragebogens wurden Anbieter zum Erstellungsprozess von Gesundheitsinformationen befragt und diese Angaben mit der Checkliste abgeglichen.
Schließlich wurden ausgewählte Gesundheitsinformationen sowohl mit MAPPinfo als auch mit einem anderen gängigen Instrument, dem EQIP – Ensuring Quality Information for Patients, bewertet und die Ergebnisse miteinander verglichen. Nach jedem Validierungsschritt wurde die Checkliste weiterentwickelt und steht nun frei zur Verfügung.
Wie lassen sich Gesundheitsinformationen mit MAPPinfo bewerten?
Die Checkliste funktioniert als Screening-Instrument. Zentral sind vier Kriterien: eine klare Definition der Zielgruppe und Zielstellung, Transparenz über Autorenschaft, Aktualität, Finanzierung, Quellen und Rechercheweg, der Inhalt selbst und dessen Präsentation. Einer Liste mit spezifischen Fragestellungen folgend können die Nutzerinnen und Nutzer von MAPPinfo Gesundheitsinformationen kritisch einordnen. Sind die Kriterien aus der Checkliste erfüllt, lässt sich daraus folgern, dass die Gesundheitsinformation grundsätzlich den Anforderungen der Leitlinie entspricht.
MAPPinfo kann in verschiedenen Einsatzkontexten angewendet werden, beispielsweise in der Wissenschaft, in der Aus- und Weiterbildung und auch als Hilfsinstrument für Gesundheitsinteressierte ohne medizinische Vorkenntnisse. In der aktuellen Form bietet die Checkliste ein besonderes Potenzial für folgende Bereiche:
- In der medizinischen Versorgung kann die Checkliste z.B. Ärztinnen und Ärzte, Patientenverbände, Krankenkassen dabei unterstützen, gute Gesundheitsinformationen zu erkennen, die sie Patientinnen und Patienten empfehlen können.
- In der Aus- und Weiterbildung für Gesundheitsberufe kann MAPPinfo dazu genutzt werden, Studierende für den Umgang mit evidenzbasierten Informationen zu sensibilisieren.
- Bei der Erstellung von Gesundheitsinformationen kann die Checkliste ein Instrument sein, mit dem Anbieterinnen und Anbieter ihre eigenen Informationen bewerten und weiterentwickeln können.
- Im wissenschaftlichen Bereich lassen sich mit MAPPinfo bestehende Gesundheitsinformationen bewerten und ein Diskurs zur Qualität anregen.
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