zur Übersicht Pressemitteilungen

Dranginkontinenz: Blasentraining, Beckenbodentraining oder Elektrostimulation ‒ was kann helfen?

Pressemitteilung 14.02.2020 - 09:02

Plötzlich starker Harndrang, unfreiwillige Urinverluste und keine ausreichende Blasenkontrolle mehr, das sind keine Oma-Opa-Probleme! Auch jüngere Menschen haben Dranginkontinenz und müssen Wege finden, im Alltag mit den Beschwerden umzugehen. Es gibt eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten – darunter auch Optionen ohne Medikamente oder Operation. Die Stiftung Gesundheitswissen hat in ihren aktuellen Studienchecks den Nutzen und Schaden solcher nicht-medikamentöser Therapien bei Dranginkontinenz geprüft.

Von Harninkontinenz, dem unfreiwilligen Verlust von Urin, ist in Deutschland etwa jeder 8. Erwachsene betroffen, und zwar über alle Altersstufen hinweg. Die Dranginkontinenz ist eine Unterform davon. Sie ist die häufigste Form der Inkontinenz bei Männern jeden Alters und bei Frauen ab 50 Jahren. Die Fallzahlen nehmen mit dem Alter zu. Doch auch schon in jüngeren Jahren wird die Diagnose nicht selten gestellt. So ist beispielsweise etwa jede 17. Frau bereits im Alter von 18 bis 39 Jahren von Dranginkontinenz betroffen und etwa jede 9. Frau im Alter von 50 bis 59 Jahren.

Vielfältige Einschränkungen im Alltag bei Inkontinenz Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Der unfreiwillige Urinverlust kann sich auf viele Lebensbereiche negativ auswirken – den Beruf, den Alltag, das Freizeit-, Familien- und Sexualleben. Betroffene ziehen sich nicht selten aus sozialen Kontakten zurück und kämpfen mit Folgeerkrankungen wie Ängsten und Depressionen. Falsche Vorstellungen, Scham und Stigmatisierung verhindern darüber hinaus oft, dass sie sich ärztliche Hilfe holen.

Auch bei nicht gefundener Ursache kann man etwas tun Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Auch wenn eine fassbare körperliche Ursache der Dranginkontinenz ‒ wie in den meisten Fällen ‒ nicht gefunden wird oder nicht ausreichend therapiert werden kann, gibt es Möglichkeiten, die Dranginkontinenzbeschwerden zu behandeln. Dazu gehören sowohl Behandlungen ohne Medikamente, mit Medikamenten oder auch Operationen. In der Regel werden zuerst Behandlungsmöglichkeiten ohne Medikamente oder operativen Eingriff versucht. 

Welchen Nutzen haben nicht-medikamentöse Verfahren? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In ihrem aktuellen Studiencheck hat die Stiftung Gesundheitswissen Studien zum Nutzen und Schaden verschiedener Verfahren ohne Medikamente untersucht: für das Blasentraining, das Beckenbodentraining und zwei Verfahren der Elektrostimulation ohne Operation. Die Ergebnisse:

Studiencheck 1: Blasentraining zeigte positive Effekte im Vergleich zu keiner Behandlung Studiencheck 2: Derzeit kein Nachweis einer positiven Wirkung für Beckenbodentraining Studiencheck 3: Elektrostimulation des Schienbeinnervs mit Nadel zeigte Nutzen

Können die genannten Behandlungen auch schaden? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Zum möglichen Schaden von Blasentraining und Elektrostimulation ohne Nadel liegen derzeit noch keine Studienergebnisse vor. Unerwünschte Wirkungen in Verbindung mit der Elektrostimulation mittels Nadelelektrode und dem Beckenbodentraining wurden bislang in jeweils einer Studie untersucht. Bei der Elektrostimulation mittels Nadel wurden dabei leichte bis mäßige Nebenwirkungen, wie etwa Unbehagen oder Einblutungen an der Einstichstelle, beschrieben, in Verbindung mit Beckenbodentraining zeigten sich keine unerwünschten Wirkungen.

Welche Aussagekraft haben die Studien? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Die Ergebnisse des aktuellen Studienchecks zum Nutzen und Schaden der einzelnen nicht-medikamentösen Verfahren bei Dranginkontinenz stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen. An den Studien zum Blasen- und Beckenbodentraining nahmen ausschließlich Frauen teil. Inwieweit die Ergebnisse auf andere Personengruppen, z. B. Männer, übertragbar sind, bleibt unklar. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und methodischer Mängel ist die Aussagekraft der Studien im Falle des Beckenbodentrainings und des Blasentrainings sowie auch bei der Elektrostimulation des Schienbeinnervs ohne Nadel insgesamt eher gering. Bei der Elektrostimulation des Schienbeinnervs mit Nadel basieren die Ergebnisse auf einer besseren Datenlage. 

Mit den aktuellen Studien-Checks der Stiftung Gesundheitswissen bekommen Betroffene eine Hilfestellung, um gemeinsam mit dem Arzt eine gute Lösung für ihre Behandlung zu finden.

Wie ist die Stiftung Gesundheitswissen bei ihrer Analyse vorgegangen?

Pressemitteilung als PDF