Erreger lauern überall im Alltag, etwa auf Türklinken und Tastaturen, in Kühlschränken und Spülschwämmen. Übertragen werden sie oft über die Hände. Wer sein Infektionsrisiko senken will, sollte sich daher regelmäßig die Hände waschen. Wir geben Ihnen fünf Tipps, wie man sich richtig die Hände wäscht.
Viele Infektionskrankheiten werden durch persönlichen Kontakt oder über die Berührung verunreinigter Gegenstände übertragen, darunter z.B. Magen-Darm- oder Atemwegsinfektionen. Weil hier meist die Hände beteiligt sind, können die Keime über die Schleimhäute in Mund, Nase oder Augen in den eigenen Körper eindringen und eine Infektion verursachen. Dabei lässt sich das Ansteckungsrisiko schon durch eine einfache Maßnahme senken: mit Händewaschen. Um möglichst viele Erreger los zu werden, sollte dabei auf folgende Dinge geachtet werden:
1. Zunächst die Hände unter fließendes Wasser halten.
2. Beide Hände gründlich mit Seife einreiben – Wasser alleine ist lange nicht so wirksam.
3. Neben Handinnenflächen sollten auch der Handrücken und die Fingerspitzen sowie die Zwischenräume zwischen den Fingern und unter den Fingernägeln berücksichtigt werden.
4. Hände mindestens 20 bis 30 Sekunden lang einseifen und unter fließendem Wasser abspülen.
5. Hände gut abtrocknen.
Schon gewusst? Die Wassertemperatur hat übrigens keinen Einfluss darauf, wie viele Erreger tatsächlich unschädlich gemacht werden. Wichtiger ist es, die Hände ausreichend lange zu waschen, die Hände beim Einseifen kräftig zu reiben und die Hände gründlich abzutrocknen.
Niest oder hustet beispielsweise ein Grippe-Erkrankter in seine Hand und berührt anschließend eine andere Person oder Gegenstände in seiner Umgebung, werden die Viruspartikel weitergegeben. Diese Kontaktübertragung wird Schmierinfektion genannt. Auch viele Durchfallerkrankungen werden von Mensch zu Mensch über die Hände oder über den Kontakt zu kontaminierten Gegenständen übertragen. Dazu gehören zum Beispiel Magen-Darm-Erkrankungen, die durch Noro- oder Rotaviren verursacht werden.
Da wir im Laufe des Tages ständig mit Oberflächen und Gegenständen in Kontakt kommen, steigt die Zahl der Krankheitserreger auf den Händen an. Durch regelmäßiges Händewaschen mehrmals am Tag lässt sich diese Anzahl verringern und das Infektionsrisiko senken. Beispielsweise wird das Risiko von Durchfallerkrankungen laut Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) dadurch fast halbiert.
Was Sie außer Händewaschen noch tun können, um sich vor Erkältungskrankheiten oder der Grippe zu schützen.
Bakterien, Viren, Pilze – alles Erregerarten, die durch eine konsequente Handhygiene bekämpft werden können. Im Alltag werden sie auch als Keime bezeichnet. Während manche Erreger – zum Beispiel spezielle Darmbakterien – dem Menschen nützen, können andere wiederum Krankheiten verursachen, wenn sie in den Körper eindringen. Gelingt es dem körpereigenen Immunsystem nicht, die Erreger unschädlich zu machen, kommt es zum Ausbruch einer Infektionskrankheit.
Viren sind keine echten Lebewesen. Viren bestehen vielmehr aus Molekülen. Sie können nicht eigenständig leben, weil sie keinen eigenen Stoffwechsel zur Energiegewinnung haben. Um leben und sich vermehren zu können benötigen sie eine Zelle, die sogenannte Wirtszelle.
Krankheiten, die durch Viren verursacht werden, sind zum Beispiel viele Erkrankungen der Atemwege. Auch viele Durchfallerkrankungen werden durch Viren ausgelöst. Andere Infektionskrankheiten, die durch Viren verursacht werden, sind zum Beispiel Masern, Röteln, Mumps und Windpocken. Virusinfektionen zu bekämpfen, kann eine Herausforderung sein. Denn Antibiotika sind bei Viren wirkungslos, sie können nur gegen Bakterien etwas ausrichten. Vor manchen Viruserkrankungen kann man sich jedoch mit einer Impfung schützen.
Bakterien gehören im Gegensatz zu den Viren zu den lebenden Mikroorganismen. Das Aussehen der Bakterien ist recht verschieden. Es gibt zum Beispiel stäbchenförmige oder spiralförmige Bakterienarten.
Bakterien können Erkrankungen an den verschiedensten Organen hervorrufen, wie an der Haut, den Atemwegen, den Harnwegen oder im Magen-Darm-Trakt. Auch das Herz und die Hirnhäute können betroffen sein. Schafft der Körper nicht die Erkrankung zu bekämpfen, kann es passieren, dass sich die Krankheitserreger über die Blutbahn ausbreiten. Dadurch kann es zur lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Das Abwehrsystem reagiert dabei sehr stark auf die Erreger im Blut. Diese starke Abwehrreaktion kann Organe im ganzen Körper schädigen.
Bakteriell bedingte Erkrankungen werden in der Regel mit Antibiotika behandelt. Bei Viren sind Antibiotika wirkungslos.
Pilze sind eigenständige Lebewesen, die sowohl in der Umwelt als auch in Wirtszellen existieren können. Die Spannbreite geht von Pilzen, welche aus nur einer Zelle bestehen, bis hin zu sehr komplex aufgebauten mehrzelligen Pilzen. Es gibt eine Vielzahl bekannter Pilzarten, aber nur sehr wenige davon können beim Menschen unter bestimmten Bedingungen Krankheiten hervorrufen.
Krankheiten, die durch Pilze verursacht werden, bezeichnet man medizinisch als Mykosen. Meist sind Haut, Nägel und Schleimhäute betroffen. Eine relativ häufige Pilzerkrankung ist der Fußpilz, der mit juckender, schuppender Haut einhergeht. Bei einem Hautpilz können - abhängig vom Erreger – die betroffenen Stellen gerötet sein und ebenfalls jucken.
Kinder bekommen es frühzeitig zu hören - das Sprichwort: „Nach dem Klo und vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!" Und diese Weisheit ist gar nicht so falsch. Denn vor allem öffentliche Toiletten können voll von Keimen und Pilzen sein. Der Cocktail aus Erregern, der hier entsteht, kann neben harmlosen auch gefährliche Krankheitserreger enthalten. Daher gilt: Die Hände sollten nach dem Besuch der Toilette auf jeden Fall gewaschen werden. Und weil sich viele Menschen die Hände nicht ausreichend waschen, sollte auch beim nach Hause kommen der erste Gang ins Bad führen, um sich die Hände zu waschen. Speisen sollten nur mit sauberen Händen zubereitet werden. Auch nach dem Kontakt mit Tieren oder Abfällen und weiteren möglichen Übertragungsgegenständen wie Windeln ist der Einsatz von Wasser und Seife ratsam. Im Krankheitsfall sollte der Betroffene sich öfter die Hände waschen – besonders nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen.
Um sich vor einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus zu schützen, empfahlen Experten unter anderem, sich mehrmals täglich für mindestens 20 Sekunden die Hände zu waschen. Vor der Pandemie erfüllten lediglich 51% der Deutschen diese Auflage, wie eine Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegt. Seitdem hat sich die Handhygiene hierzulande aber deutlich verbessert, wie Daten aus der COSMO-Studie zeigen: Im März 2020 setzten 95% der Deutschen die Empfehlung der Experten um. Auch ein Jahr später, im April 2021, sind es immerhin noch 77%.
Die Hände mit speziellen Mitteln zu desinfizieren, halten Hygienefachleute nur in bestimmten Fällen für nötig. Die Benutzung eines Desinfektionsmittels kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn man mit kranken Menschen in Kontakt kommt und das Infektionsrisiko erhöht ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn im Haushalt jemand an einer hochansteckenden Krankheit wie der Grippe oder einer Magen-Darm-Infektion leidet. Auch wer pflegebedürftige oder immungeschwächte Personen zu Hause betreut, sollte sich regelmäßig die Hände desinfizieren. Gleiches gilt im Krankenhaus, wo beim Betreten und Verlassen der Krankenstation die Händedesinfektion sinnvoll ist. Im Alltag reicht es bei gesunden Menschen jedoch aus, Erreger durch sorgfältiges Händewaschen zu entfernen.
Und: Mindestens genauso wichtig wie gründliches und ausreichend langes Einseifen und Abspülen ist das Abtrocknen der Hände. Mit nassen oder feuchten Händen werden Keime viel schneller übertragen als mit trockenen. Zu Hause kann zum Abtrocknen ein Stoffhandtuch verwendet werden, das möglichst nicht mit anderen Personen geteilt wird. Auf öffentlichen Toiletten sind Einmalhandtücher die hygienischste Art, die Hände zu trocknen. Wird ein Lufttrockner verwendet, sollte darauf geachtet werden, dass die Hände auch wirklich trocken sind.
Dass Infektionen von Mensch zu Mensch übertragen werden, bemerkte übrigens Mitte des 19. Jahrhunderts als einer der ersten der Frauenarzt Ignaz Semmelweiß. Er stellte bei seiner Arbeit im Krankenhaus fest, dass auf den Stationen, in denen Hebammen die Frauen betreuten, weniger Frauen starben als in den Abteilungen, in denen Ärzte Kontakt zu den Frauen hatten. Das lag daran, dass die Hebammen stärker auf Sauberkeit achteten als die Ärzte , die vorher oft Schwerkranke oder Tote berührt hatten und die Krankheitserreger an die Wöchnerinnen weitergaben. Semmelweis belegte diesen Zusammenhang und versuchte, eine rigorose Handhygiene zu etablieren – allerdings zunächst ohne Erfolg: Seine Erkenntnisse wurden von der damaligen Fachwelt verspottet. Schließlich landete Semmelweis gegen seinen Willen in der Psychiatrie, wo er 1865 auf tragische Weise starb.
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Erstellt am: 30.04.2021