Saubere Zähne und frischer Atem sorgen nicht nur dafür, dass man gepflegt aussieht. Wer Zähne und Zahnfleisch täglich reinigt, kann auch Krankheiten wie Karies oder Parodontitis vorbeugen. Erfahren Sie in diesem Beitrag, welche Möglichkeiten es gibt, Zähne und Zahnfleisch sauber und gesund zu halten.
Zähne, Zahnfleisch und Zunge sind jeden Tag im Einsatz, wenn wir essen, trinken, kauen oder sprechen. Deshalb brauchen sie auch regelmäßige Pflege. Zahnärztinnen und Zahnärzte bezeichnen diese Pflege auch als „Mundhygiene“. Zu einer guten Mundhygiene gehört das tägliche Reinigen von Zähnen und Zahnzwischenräumen, Zahnfleisch und Zunge.
In jedem Mund befinden sind Bakterien. Diese setzen sich zusammen mit Speichelbestandteilen und Nahrungsresten als Belag auf den Zähnen ab. Auch auf einem „sauberen Zahn“ bildet sich innerhalb kürzester Zeit ein Zahnbelag mit Bakterien. Allerdings sind in einem gesunden Mund die meisten Bakterien harmlos und befinden sich im gesunden Gleichgewicht mit der Umgebung des Mundraumes. Wenn sie, zum Beispiel durch Zähneputzen, regelmäßig und gründlich entfernt werden, bleibt dieser gesunde Zustand im Mund bestehen.
Wenn der Zahnbelag aber über längere Zeit auf den Zähnen bleibt, dann kann das gesunde Gleichgewicht der Bakterien gestört werden. In diesem Fall vermehren sich die Bakterien stärker. Es entsteht ein krankhafter Zahnbelag. Wird dieser krankhafte Zahnbelag nicht entfernt, kann er hart werden: Aus dem Zahnbelag wird Zahnstein. Bilden sich Zahnbeläge und Zahnstein am Zahnfleischrand, kann es zu einer Entzündung kommen. Diese ist zunächst auf das Zahnfleisch begrenzt, kann aber auf das gesamte Zahnbett übergreifen. In diesem Fall spricht man von Parodontitis. Zudem wandeln die Bakterien Zucker aus unserer Nahrung in Säuren um. Diese Säuren greifen den Zahnschmelz an, sodass Karies entstehen kann.
Zucker aus der Nahrung sorgt dafür, dass sich Bakterien im Mund stärker vermehren. Diese bilden aus dem Zucker Säuren, die die Zähne angreifen. Weniger Zucker ist also auch für die Zähne gesünder.
Bis zu einem gewissen Grad kann der Mund sich von selbst reinigen. So kann sich zum Beispiel an den Stellen am Zahn, die mit Wangen oder Zunge in Kontakt kommen, weniger Zahnbelag ansammeln. Speichel enthält zudem Stoffe, die gegen Bakterien, Viren und Pilze wirksam sind. Diese körpereigenen Mechanismen reichen aber nicht aus, um allen Zahnbelag zu entfernen. Deshalb werden Hilfsmittel für zu Hause wie Zahnbürste und Co. benötigt. Auch die Zahnarztpraxis kann bei der Mundhygiene unterstützen, z. B. mit Fluoridierungen oder einer professionelle Zahnreinigung. Zahnärzte und Zahnärztinnen können auch darüber aufklären, welche Maßnahmen zur Mundhygiene geeignet sind und wie man sie richtig benutzt. Insbesondere bei Menschen mit Handicap oder speziellen Bedürfnissen ist eine solche persönliche Anleitung wichtig.
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Für die Reinigung von Zähnen und Mund gibt es folgende Möglichkeiten:
Bei Zahnbürsten gibt es unterschiedlichen Formen, Größen und Borsten. Es scheint keine generellen Empfehlungen zu geben, welche Bürstenart am besten geeignet ist. Ausnahmen gelten bei bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel Zahnfleischrückgang. Sowohl elektrische als auch Handzahnbürsten scheinen Zahnbelag effektiv zu entfernen, vorausgesetzt es wird eine angemessene Zahnputztechnik angewendet.
Die kleinen Lücken zwischen den Zähnen sind mit der Zahnbürste kaum zu erreichen. Um diese Bereiche von Zahnbelag zu befreien, sind deshalb weitere Hilfsmittel notwendig, wie Zwischenraum-Bürstchen, Zahnseide oder medizinische Zahnhölzer. Wichtig bei solchen Hilfsmitteln ist, dass sie sich leicht in den Zahnzwischenraum einführen lassen und möglichst viel Zahnfläche reinigen können. Da die Anwendung von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann, sollte zahnärztliches Fachpersonal die richtige Handhabung erklären. Zahnseide sollte laut zahnärztlicher Empfehlung nur dann eingesetzt werden, wenn die Zahnzwischenräume für Zahnzwischenraum-Bürstchen nicht erreichbar sind.
Mundduschen sind Geräte, die einen pulsierenden Wasserstrahl auf die Zähne richten. Sie können einen Beitrag zur täglichen Mundhygiene leisten. Wie gut Mundduschen auf den Zahnbelag wirken, ist jedoch nicht eindeutig geklärt.
Zungenreiniger und -schaber entfernen vor allem Beläge von der Zunge und in den Zungenfurchen. Damit sind sie insbesondere bei der Behandlung von Mundgeruch wichtig.
Mit Inhaltsstoffen wie etwa Fluorid kann Zahnpasta vor allem Karies vorbeugen.
Als Ergänzung zum Zähneputzen bieten sich zusätzlich chemische Hilfsmittel an, zum Beispiel frei verkäufliche Mundspülungen. Bestimmte Wirkstoffe in solchen Mundspülungen können Zahnbelag verringern. Sie ersetzen aber das Zähneputzen nicht. Sie können vor allem dann sinnvoll sein, wenn das Zähneputzen vorübergehend nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.
Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates. Unbehandelt kann sie sich auf den ganzen Körper auswirken.
Zahnärztinnen und Zahnärzte empfehlen, die Zähne zweimal täglich zu putzen, mit einer Bürstdauer von jeweils zwei Minuten oder länger. Dabei sollte man darauf achten, alle Mundbereiche zu putzen, auch die schlecht erreichbaren Flächen, wie etwa hinter den letzten Backenzähnen oder die Innenflächen der Zähne. Eine allgemein gültige Zahnputztechnik gibt es nicht. Bei Erwachsenen wird eine persönliche Anleitung durch zahnärztliches Fachpersonal empfohlen. In diesem Rahmen kann man nämlich die eigene Zahnputztechnik untersuchen und verbessern.
Manche Menschen fürchten, dass eine „falsche“ Zahnputztechnik das Zahnfleisch verletzen könnte, etwa durch zu starkes Schrubben der Zähne oder durch Zahnbürsten mit sehr harten Borsten. Solche Verletzungen kommen laut der zahnärztlichen Leitlinie selten vor und bleiben meist auf kleine Stellen beschränkt. Um sie zu vermeiden, kann man sich die richtige Anwendung von Zahnbürste und anderen Hilfsmitteln in der Zahnarztpraxis zeigen lassen.
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Um Veränderungen im Mund zeitnah zu erkennen und behandeln zu können, empfehlen Zahnärztinnen und Zahnärzte regelmäßige Kontrolluntersuchungen ein- oder zweimal jährlich. Während einer solchen routinemäßigen Kontrolle (auch Check-up genannt) prüft der Zahnarzt, die Zahnärztin die Zähne auf Karies oder Entzündungszeichen und kann Zahnstein entfernen. Denn im Gegensatz zum Zahnbelag kann Zahnstein nämlich nicht mit der Zahnbürste oder anderen Hilfsmitteln beseitigt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Zahnsteinentfernung einmal pro Kalenderjahr.
Viele Zahnarztpraxen bieten auch die Professionelle Zahnreinigung (PZR) als unterstützende Methode an. PZR umfasst eine Reihe an unterschiedlichen Maßnahmen, die die Zahnbeläge entfernen und die Zahnzwischenräume reinigen sollen. Dabei werden auch die Zahnoberflächen poliert und mögliche Verfärbungen entfernt.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 30.06.2021