Zahnkaries ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen – auch dank einer verbesserten Prophylaxe. Wie man Karies vorbeugen oder frühzeitig stoppen kann, erfahren Sie hier.
Um Karies vorzubeugen, setzt man bei den Ursachen und Risikofaktoren der Erkrankung an. Zur Kariesprophylaxe gehören Schritte, die jede und jeder selbst durchführen kann. Außerdem gibt es Maßnahmen, die in der Regel durch zahnärztliches Personal erfolgen.
Zu einer guten Zahnpflege gehören ein regelmäßiges und gründliches Putzen aller Zahnflächen mit Zahnbürste und Zahnpasta sowie das Reinigen der Zahnzwischenräume und der Zunge. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume gibt es Zahnseide und Zwischenraumbürstchen.
Fluorid wirkt dem Herauslösen von Mineralien aus den Zähnen entgegen. Außerdem fördert es die Wiedereinlagerung von Mineralien. Fluoride können über die Nahrung, z.B. in fluoridiertem Speisesalz oder Mineralwasser, aufgenommen werden. Außerdem sind sie in vielen Zahnpasten, Zahngelen und Mundwässern enthalten.
Der Speichel schützt durch verschiedene Mechanismen vor Karies. Zuckerfreie Kaugummis regen zum Beispiel den Speichelfluss zwischen den Mahlzeiten an.
Kariesfördernde Bakterien benötigen für ihren Stoffwechsel Zucker. Wenn man gesüßte Getränke meidet und das Naschen zwischen den Mahlzeiten einschränkt, gelangt weniger Zucker in den Mundraum und ein wichtiger Risikofaktor für Karies wird verringert.
Säure greift den Zahnschmelz an. Viele kleine Zwischenmahlzeiten unterbrechen den Prozess, bei dem der Speichel Säure im Mund neutralisiert. Die Phasen, in denen Mineralien über den Speichel wieder in den Zahn eingelagert werden können, sind dadurch ebenfalls kürzer oder gar nicht gegeben. Weniger häufiges Essen oder Naschen kann dabei helfen, den Säuregehalt im Mund zu verringern, und dem übermäßigen Verlust von Zahnmineralien bei Karies entgegenwirken.
Die Früherkennungsuntersuchungen dienen der Kontrolle der Gesundheit von Zähnen, des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut. Erkrankungen sollen so möglichst im Frühstadium versorgt und vorliegende Risikofaktoren beseitigt werden.
In der Zahnarztpraxis steht bei der Kariesprophylaxe die Aufklärung im Vordergrund. Weitere zahnärztliche Maßnahmen sollen Karies vorbeugen. Sie erfolgen in der Regel bei Kontroll- und Früherkennungsuntersuchungen, die Patienten und Patientinnen in Absprache mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt regelmäßig wahrnehmen können.
Dabei werden das Gebiss und der gesamte Mundraum untersucht. So lassen sich frühzeitig Hinweise auf Erkrankungen der Zähne oder des Zahnfleisches oder Risikofaktoren dafür finden. Notwendige Maßnahmen können eingeleitet werden.
Eine geeignete Ernährung und eine gute Mundhygiene fördern die Zahngesundheit. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin wird prüfen, ob sich die Mundhygiene verbessern lässt und den Patienten, die Patientin entsprechend darüber aufklären und motivieren. Ebenfalls wird geprüft, ob möglicherweise ungünstige Ernährungsgewohnheiten vorliegen, die Karies begünstigen können. Auch darüber wird mit den Patientinnen und Patienten gesprochen.
Eine weitere Maßnahme zur Vorbeugung gegen Karies kann das gezielte Auftragen von Fluoridlack oder Fluoridgel durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt sein. Fluorid wirkt dem Herauslösen von Mineralien aus den Zähnen entgegen. Außerdem fördert es die Wiedereinlagerung von Mineralien und kann so der Entstehung von Karies entgegenwirken.
Das zahnärztliche Personal wird falls nötig auch harte Zahnbeläge (Zahnstein) entfernen. Bei Bedarf oder auf Wunsch kann außerdem eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) erfolgen. Diese wird jedoch nicht von allen Krankenkassen bezahlt und muss gegebenenfalls selbst übernommen werden.
Für Kleinkinder bis sechs Jahre gibt es spezielle Früherkennungsprogramme. Im Alter von sechs Jahren bis zum vollendeten 18. Lebensjahr haben Kinder zweimal im Jahr Anspruch auf eine sogenannte Individualprophylaxe. Bei diesem Termin beurteilt der Zahnarzt, die Zahnärztin unter anderem die Mundhygiene und klärt über eine gute Mundgesundheit auf. Außerdem werden Fissuren und Grübchen der bleibenden Backenzähne zum Schutz vor Karies bei Bedarf mit Kunststoff versiegelt.
Durch regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen kann Karies früh erkannt und damit frühzeitig behandelt werden. Auch auf Erkrankungen des Zahnfleisches oder der Mundhöhle wird bei diesen Untersuchungen geachtet.
Erste Anzeichen beginnender Karies können kreidig-weiße Flecken auf der Zahnoberfläche sein. Verschiedene Maßnahmen sollen das Voranschreiten der Karies in diesem Stadium verhindern. Sie zielen darauf ab, das übermäßige Herauslösen von Mineralien aus den Zähnen zu stoppen. Zudem sollen Mineralien wieder in die Zähne eingelagert werden.
Bei Karies verliert der Zahn zunehmend Mineralien. Dies ist durch ein Zusammenwirken von zuckerhaltiger Nahrung und kariesauslösenden Bakterien bedingt. Welche Prozesse dabei im Einzelnen ablaufen und wie die Zahnerkrankung unbehandelt fortschreitet, können Sie unter dem Reiter Hintergrund erfahren.
Zu den allgemeinen Maßnahmen bei Anzeichen einer beginnenden Karies kann beispielsweise eine Ernährungsumstellung gehören. Diese schließt ein, möglichst wenig Zucker zu sich zu nehmen, um den kariesfördernden Bakterien die Nahrung zu entziehen, denn Bakterien ernähren sich von Zucker.
Der Speichelfluss und damit die schützende Wirkung des Speichels können zum Beispiel durch das Kauen von zuckerfreien Kaugummis verstärkt werden.
Durch verbesserte Zahnpflege werden Zahnbeläge und die darin enthaltenen kariesauslösenden Bakterien entfernt. Außerdem gibt es Spüllösungen, Gels und Lacke, die solche Bakterien ebenfalls abtöten sollen.
Fluoridhaltige Lösungen und Gels helfen dabei, Mineralien wieder in den Zahnschmelz einzulagern.
Neben diesen Behandlungsansätzen stehen in frühen Stadien von Karies auch sogenannte mikro-invasive Therapien zur Verfügung. Dies sind schonendere Verfahren, die die Zahnsubstanz weniger angreifen als das Bohren.
Zu den mikro-invasiven Therapien gehören die Versiegelung und die Karies-Infiltration. Mit verschiedenen Techniken und Materialien sorgen sie dafür, die Zahnoberfläche abzudichten. Der Zahn soll dadurch geschützt und ein Voranschreiten der Karies verhindert werden.
Dabei wird üblicherweise Säure eingesetzt. Bei der Versiegelung ätzt sie Zahnoberfläche an, damit das Versiegelungsmaterial anhaften kann. Bei der Karies-Infiltration soll die Säure die Oberflächenschicht entfernen, damit dünnfließende Kunststoffe in den porösen Schmelz eindringen können.
Bei beginnender Karies muss die Zahnärztin, der Zahnarzt noch nicht gleich bohren. Zunächst können andere Behandlungen wie zum Beispiel eine Fluoridierung der Zähne angewendet werden. Die Karies-Infiltration (Icon®-Therapie) ist eine weitere, vergleichsweise neue Technik, die in einem frühen Kariesstadium eingesetzt werden kann. Dabei wird flüssiger Kunststoff auf den erkrankten Zahn aufgetragen, um die Stellen mit beginnender Karies zu verschließen. So soll die Karies in einem frühen Stadium gestoppt werden, bevor ein „Loch“ entsteht. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin muss auch keines bohren, um die Kariesstelle für eine Behandlung zugänglich zu machen.
Die Karies-Infiltration erfolgt in einer Sitzung und ist in der Regel schmerzfrei. Nicht alle Zahnärztinnen und Zahnärzte bieten sie an. Zudem ist sie keine Leistung der Krankenkassen, sondern eine Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und muss daher selbst bezahlt werden.
Um Karies in einem frühen Stadium zu stoppen und den Zahn möglichst zu schonen, wurde die Infiltration entwickelt. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens hat man in mehreren randomisiert-kontrollierten Studien untersucht. Die Ergebnisse:
Einige der in der Arzt- oder Zahnarztpraxis angebotenen Leistungen sind Selbstzahlerleistungen. Sie werden auch Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) genannt. Warum kommen die Krankenkassen nicht für solche Leistungen auf? Und was sagt das über die Wirksamkeit aus?
Bei beginnender Karies ist die Zahnoberfläche an der betroffenen Stelle durch die fortlaufend stattfindende Wiedereinlagerung von Mineralien meist noch intakt, während unter der Oberfläche größere Poren vorhanden sind. Deshalb werden die oberflächlichen Mineralien zunächst durch Säure gelöst, damit flüssiger Kunststoff in die darunter liegenden Poren einfließen kann.
In diese Poren zieht der Kunststoff tief ein. Man sagt auch, „er infiltriert“ ‒ und härtet dort aus.
Der ausgehärtete Kunststoff verhindert, dass kariesverursachende Bakterien weiter vordringen können. Auch das Vordringen von Zuckern und Säure, die bei der Kariesentstehung eine Rolle spielen, wird durch den Kunststoff verhindert.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 09.04.2021