Um eine Insomnie zu behandeln, gibt es mehrere Möglichkeiten. Wer sich für eine Verhaltenstherapie entscheidet, hat die Möglichkeit eine persönliche kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei einer Therapeutin, einem Therapeuten zu absolvieren oder eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (iKVT) zu machen.
Die iKVT ist ein Online-Selbsthilfeprogramm, das es mit oder ohne zusätzlichen Kontakt zu psychologischem Fachpersonal über Telefon oder E-Mail gibt. In Deutschland werden zurzeit nur von Ärztinnen, Ärzten oder Psychologen, Psychologinnen begleitete iKVT angeboten. Die verschiedenen Programme beruhen alle auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie, unterscheiden sich aber in Länge, Aufbau und Inhalt.
Die KVT ist eine Form der Psychotherapie. Durch Gespräche mit dem Therapeuten oder der Therapeutin sowie Übungen wird versucht, Denkmuster, Gefühlsbewertungen und Verhaltensweisen, die die Insomnie bedingen, zu verändern.
Zu beiden Therapien gehören verschiedene Bausteine wie z. B. die Vermittlung von Schlaftipps (Maßnahmen zur Schlafhygiene) und das Erlernen und Anwenden von Techniken und Verhaltensweisen, die den Schlaf verbessern können.
Wir haben anhand der Studienlage verglichen, ob eines der beiden Verfahren besser als das andere bei Insomnie hilft.
In Hinblick auf verschiedene Faktoren, die einen guten Schlaf ausmachen (Schlafparameter), sind beide Behandlungsformen gleich wirksam: So unterschieden sich die Teilnehmenden nach Abschluss der Behandlungen hinsichtlich der Gesamtschlafdauer, der Schlafeffizienz und des Schweregrades der Insomnie nicht voneinander.
Einschränkung der Ergebnisse: Die geringe Zahl an Studien und ihrer Teilnehmenden schränkt die Ergebnisse der Studie ein. Es wurden nur drei Schlafparameter verglichen. Die KVT wurde einmal als Gruppentherapie und einmal als Teletherapie über Telefon angeboten. Die methodische Qualität der Studien war moderat.
In einer systematischen Übersichtsarbeit aus zwei Studien mit 121 Teilnehmenden wurden die beiden Therapieformen KVT und iKVT miteinander verglichen.
In beiden Studien wurden Erwachsene mit Insomnie zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Teilnehmenden erhielten entweder
Die Behandlungen dauerten in einer Studie sechs und in der anderen acht Wochen.
Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer dokumentierten ihren Schlaf in Schlaftagebüchern. Sie notierten u. a. ihre Schlafzeit sowie die Gesamtzeit, die sie im Bett verbrachten. Aus den beiden Werten wurde die Schlafeffizienz berechnet. Sie stellt das Verhältnis der Gesamtschlafzeit in der Zeit dar, die man im Bett verbracht hat.
Die Teilnehmenden füllten außerdem einen Fragebogen aus, mit dem der Schweregrad der Insomnie festgestellt werden kann.
Nutzen der Behandlungsmethoden
Nach den Behandlungen unterschieden sich die Ergebnisse in Hinblick auf die Schlafparameter Gesamtschlafzeit, Schlafeffizienz und Schweregrad der Insomnie zwischen den Personen, die eine direkte insomniespezifische KVT bekamen, und denen, die eine internetbasierte insomniespezifische KVT absolvierten, nicht.
Schaden
Es wurden keine unerwünschten Ereignisse oder Nebenwirkungen berichtet. Das heißt aber nicht, dass bei einer internetbasierten oder persönlichen kognitiven Verhaltenstherapie keine Nebenwirkungen auftreten können.
Einschränkung der Ergebnisse
Die Aussagesicherheit der Ergebnisse aus diesem Vergleich ist aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. Zum einen flossen nur die Ergebnisse von zwei Studien in den Vergleich zwischen KVT und iKVT ein. Zum anderen wurde die insomniespezifische KVT in einer Studie als Teletherapie per Telefon durchgeführt, in der anderen als Gruppentherapie. Darüber hinaus wurden nur die Gesamtschlafzeit, die Schlafeffizienz und der Schweregrad der Insomnie verglichen und in einer Studie hatten die Teilnehmenden Insomnie und Depressionen. Die methodische Qualität der Studie war moderat.
Die Ergebnisse stammen aus einer Übersichtsarbeit mit moderater methodischer Qualität. In der Übersichtsarbeit wurden für den Vergleich zwischen KVT und iKVT zwei randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) berücksichtigt. Es nahmen insgesamt 121 erwachsene Personen an den Untersuchungen teil. Das Durchschnittsalter betrug in einer Studie etwa 55 Jahre, für die andere Studien liegen hierfür keine Daten vor. Der Frauenanteil lag bei etwa 62 Prozent. Eine Studie entstand in Kanada und die andere in Schweden. Eine wurde gemeinsam von der öffentlichen Hand, Stiftungen und über Forschungsförderung finanziert, die Finanzierung der anderen ist nicht bekannt.
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Riemann D, Baum E, Cohrs S, Crönlein T, Hajak G, Hertenstein E et al. S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Somnologie 2017;21(1):2–44.
Seyffert M, Lagisetty P, Landgraf J, Chopra V, Pfeiffer PN, Conte ML et al. Internet-delivered cognitive behavioral therapy to treat insomnia: A systematic review and meta-analysis. PLoS One. 2016 Feb 11;11(2):e0149139.
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Erstellt am: 15.12.2020