Ob Insomnie vorliegt oder ob es sich lediglich um eine vorübergehende Ein- oder Durchschlafstörung handelt, kann im Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin geklärt werden. Dabei werden konkrete Fragen zum persönlichen Schlafverhalten erfasst. Dafür können Schlaftagebücher und weitere Hilfsmittel eingesetzt werden. Erfahren Sie mehr darüber, wie man Insomnie feststellen kann.
Ihr erster Ansprechpartner bei Schlafproblemen ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt. Ein erster Schritt ist das Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin. Dabei werden Betroffene sehr genau dazu befragt, wie sich die Schlafstörungen bei ihnen äußern.
Speziell zum Schlaf wird es in der Regel um folgende Punkte gehen:
Wann gehen Sie abends zu Bett? Wie lange dauert es, bis Sie eingeschlafen sind? Wann werden Sie wach oder wann stehen Sie normalerweise auf?
Schlafen Sie in einem Schlafzimmer oder in einem Raum, der auch noch für andere Aktivitäten genutzt wird, z. B. auf dem Sofa im Wohnzimmer? Wie sind die Licht- und Belüftungsverhältnisse? Wird Ihr Schlaf von anderen Personen, z. B. Kindern oder dem Lebenspartner, oder auch äußeren Einflüssen wie Lärm gestört?
Wann essen Sie abends Ihre letzte Mahlzeit? Was essen Sie zum Abendessen? Aber auch Fragen zum Gebrauch von Alkohol, Nikotin, Drogen und Medikamenten sind von Bedeutung, da diese ebenfalls zu Schlafstörungen führen können.
Warum schlechter Schlaf chronisch werden kann und wie man eine Insomnie dann feststellt, erklärt Prof. Dr. Dieter Riemann, Leiter der Abteilung Schlafforschung an der Universitätsklinik Freiburg, im Film:
Warum kann schlechter Schlaf chronisch werden?
Also man muss einfach mal festhalten, schlecht schlafen tut jeder mal. Und wir denken aus unserer Forschung, dass Menschen, die da sehr genau darauf achten und sich dadurch irritieren lassen, auch die hohe Gefahr haben, chronisch schlecht zu schlafen. Wir glauben, dass das dann ein Teufelskreis ist, dass die Reaktion, wenn ich sehr besorgt bin, wenn ich sehr angespannt bin, wenn ich auf meinen schlechten Schlaf reagiere, dass das dann zur Chronifizierung führt, dass das ein ganz wichtiger Faktor ist.
Wie wird Insomnie festgestellt?
Man erhebt eine Anamnese, eine Vorgeschichte, eine Schlafanamnese, wir lassen die Leute auch Fragebögen ausfüllen, Tagebücher. Und wenn eben erfüllt ist, Ein- und Durchschlafstörung oder frühmorgendliches Erwachen, dreimal pro Woche über drei Monate, dann ist das, entspricht das den aktuell gängigen, internationalen und nationalen Diagnosekriterien.
Wie kann ich vermeiden, dass Insomie chronisch wird?
Die Leute sind häufig erst motiviert eine Behandlung aufzusuchen, wenn sie sehr lange schlecht schlafen. Eigentlich müsste man präventiv ansetzen und die Leute ganz früh erwischen und sagen: Mach dir auch nicht so einen Stress mit dem schlechten Schlafen. Gucke nicht auf die Uhr, das ist für mich ein zentraler Bestandteil und messe nicht deinen Schlaf und so nach dem Motto: Wie weit bin ich von den acht Stunden weg? Und setze dich nicht unter Druck damit.
Wie kann Insomie behandelt werden?
Es gibt eben die zwei großen Alternativen, übrigens eine Diskussion eigentlich seit zweihundert Jahren, Medikamente oder Verhaltensänderung, ja. Und die Medikamente, die uns aktuell zur Verfügung stehen, die kurzfristig gut wirken, aber wo wir wissen, langfristig, es entwickelt sich Toleranz, es kann sich Abhängigkeit entwickeln und letztendlich, der Schlaf bleibt auch dann nicht besser, nach drei, vier Wochen. Und es gibt eben Studien, die zeigen, dass die KVTI über drei, vier Jahre stabile Effekte haben kann. Wenn ich das umsetze, in meinem Verhalten, merke ich, das hilft mir und dann bin ich auch motiviert das weiter zu tun.
In der Regel kann der Arzt, die Ärztin mit Hilfe Ihrer Angaben zu Beschwerden und Schlafverhalten beurteilen, ob bei Ihnen Insomnie vorliegt oder nicht. Fragebögen oder ein Schlaftagebuch helfen dabei, die Angaben präzise und nachvollziehbar festzuhalten.
Eine körperliche Untersuchung kann ebenfalls hinzukommen, wenn der Verdacht besteht, dass die Insomnie körperliche Ursachen hat.
Falls Ihre Ärztin, Ihr Arzt in Betracht zieht, dass Sie zum Beispiel unter einer schlafbezogenen Atemstörung (Schlafapnoe) leiden oder eine tiefergehende Abklärung der Insomnie notwendig erscheint, werden Sie an die Schlafmedizin oder ein Schlaflabor überwiesen. Dort kann die Schlafstörung im Rahmen einer sogenannten Polysomnographie genauer abgeklärt werden.
In einem Schlaftagebuch wird das Schlaf-Wach-Verhalten über einen längeren Zeitraum, meistens 14 Tage, detailliert erfasst. Dazu werden auf einem Fragebogen täglich immer die gleichen Fragen beantwortet.
Anhand der Angaben im Schlaftagebuch können Sie selbst und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt abschätzen, wie ausgeprägt die Schlafstörung ist. Außerdem können Hinweise auf mögliche Ursachen und Ansatzpunkte für eine Behandlung erkannt werden.
Schlaftagebücher werden auch als Abend-Morgen-Protokolle bezeichnet, da sie abends vor dem Schlafen und morgens nach dem Aufstehen auszufüllen sind.
Sie können das Schlaftagebuch in Vorbereitung auf einen Arztbesuch ausfüllen und es zum Arztbesuch mitnehmen. Es ist etwas aufwändiger als ein einzelner Fragebogen. Dafür gibt das Schlaftagebuch detaillierte Informationen über Ihren Schlaf.
Es wird zwei Wochen lang geführt. Jeweils morgens und abends werden auf dem Formular Informationen wie Einschlaf- und Aufwachzeit, Schlafqualität und persönliches Befinden eingetragen. Dies dauert in der Regel jeweils fünf Minuten.
Die Polysomnographie ist das Standarduntersuchungsverfahren, um während des Schlafs verschiedene Körperfunktionen zu messen und damit spezielle Schlafstörungen abzuklären. Durchgeführt wird diese aufwändige Untersuchung in sogenannten Schlaflaboren, wo Betroffene ein bis zwei Nächte angeschlossen an eine Vielzahl von Messgeräten schlafen müssen.
Im Einzelnen wird Folgendes erfasst:
Eine Vielzahl von Apps beansprucht, die Schlafqualität und Schlafdauer zu messen. Allerdings wird bisher keine dieser Apps diesem Versprechen gerecht. Weder ein Smartphone noch eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband kann die dazu erforderlichen körperlichen Signale erfassen. Die Apps haben auch nicht die notwendigen Funktionen für eine angemessene Auswertung.
Die derzeit verfügbaren Apps verarbeiten per Smartphone, Smartwatch oder Fitnessarmband erfasste Körperbewegungen, also wie ruhig oder unruhig jemand im Bett liegt. Daraus versuchen die Programme dann die Einschlafzeit, die Schlafdauer und auch Phasen des Tiefschlafes und REM-Schlafes zu berechnen. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass die mit den Apps erhobenen Daten und Auswertungen nicht mit denen einer Polysomnographie übereinstimmen.
Einige Apps erfassen Geräusche. Damit lässt sich feststellen, ob man schnarcht oder im Schlaf redet. Aber auch hier haben Untersuchungen gezeigt, dass die Qualität der Ergebnisse sehr abhängig von dem Gerät und der verbauten Technik ist. Zudem ist die Übereinstimmung mit den Ergebnissen einer Polysomnographie ebenfalls nicht sehr hoch.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 15.12.2020