Insomnie ist eine langanhaltende oder in Abständen wiederkehrende Schlafstörung. Sie zeichnet sich durch Ein- und Durchschlafstörungen sowie körperliche oder auch psychische Beschwerden am Tag aus. Erfahren Sie, wie weit verbreitet die Erkrankung der Insomnie in Deutschland ist, wie sie entsteht und welche Folgeerkrankungen sie mit sich bringen kann.
Fast jede und jeder hat schon einmal Nächte erlebt, in denen man nicht so gut schläft wie sonst. Man kann nicht einschlafen, wacht mehrmals in der Nacht auf oder ist morgens früher wach als gewohnt. Das bedeutet aber nicht, dass auch tatsächlich eine Erkrankung im Sinne einer Insomnie vorliegt. Auch eine sehr kurze Schlafdauer von zum Beispiel vier oder fünf Stunden oder auch gelegentliches Aufwachen in der Nacht sind nicht grundsätzlich problematisch – sofern der Schlaf insgesamt als erholsam erlebt wird.
Was ist Insomnie?
Jeder von uns schläft mal schlecht. Doch manchmal kann schlechter Schlaf eine Erkrankung sein: die Insomnie. Das ist Latein: "In" bedeutet "nicht", und "somnus" steht für "Schlaf", als Schlaflosigkeit. Gelegentlich schlecht zu schlafen, heißt nicht gleich, dass man eine Insomnie hat.
Eine Insomnie ist eine krankhafte Schlafstörung. Bei dieser Krankheit treten einige Symptome auf, die über normale Schlafschwierigkeiten hinausgehen. Die Betroffenen haben Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen und sind am Morgen oft früh wach. Sie sind mit ihrem Schlaf unzufrieden. Diese Symptome bestehen über einen längeren Zeitraum und treten mehrmals die Woche auf. Und: Die Schlafbeschwerden sorgen für Einschränkungen am nächsten Tag und Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen.
Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland haben gelegentlich Schlafprobleme. Von einer chronischen Insomnie sind aber weniger Menschen in Deutschland betroffen, nämlich rund sechs Prozent. Frauen doppelt so häufig wie Männer. Es gibt zahlreiche Auslöser für eine Insomnie - zum Beispiel einschneidende Ereignisse, Medikamente oder deren Nebenwirkungen, psychische oder körperliche Erkrankungen oder auch bestimmte Verhaltensweisen, die einen gesunden Schlaf behindern können. Stress kann ein Auslöser sein. Wer andauernd unter körperlicher und psychischer Anspannung steht, kann nur schwer abschalten und entspannen. Die Lebensumstände sind daher auch entscheiden. Langandauernde Insomnien können auch mehrere Ursachen haben. Auch die Sorge vor schlechtem Schlaf kann dazu führen, dass man schlecht schläft.
Auf Dauer kann Insomnie das Risiko für weitere Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkte oder psychische Erkrankungen erhöhen. Deshalb ist es wichtig, die Schlafstörungen zu behandeln. Um eine Insomnie festzustellen, erfragt der Arzt eventuelle Symptome und wie lange diese bereits bestehen. Dabei kann auch ein Schlaftagebuch helfen. So kann der Arzt feststellen, ob tatsächlich eine Insomnie vorliegt und welche Ursache sie hat. Ziel der Behandlung ist es, zu einem gesunden, erholsamen Schlaf zurückzufinden und sich wieder fit und leistungsfähig zu fühlen. So werden auch Folgeerkrankungen vermieden.
Sicher vorbeugen kann man einer Insomnie nicht. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, für einen guten Schlaf zu sorgen, damit den süßen Träumen nichts im Wege steht.
Von einer Insomnie, also einer krankhaften Schlafstörung, spricht man erst dann, wenn alle folgenden Punkte zutreffen:
Insomnie besteht also immer aus einem gestörten Schlaf und daraus folgenden Beschwerden am Tag. Eine körperliche oder psychische Erkrankung kann nicht immer die Schlafbeschwerden erklären.
Die Schlafmediziner unterscheiden darüber hinaus zwischen Kurzzeit- und Langzeitinsomnie. Eine Insomnie, die weniger als drei Monate besteht, wird als Kurzzeitinsomnie bezeichnet. Von einer Langzeitinsomnie oder auch chronischen Insomnie wird gesprochen, wenn die Beschwerden länger als drei Monate anhalten oder über Jahre wiederkehrend bestehen.
Jeder von uns schläft mal schlecht. Wir können lange nicht einschlafen, wachen nachts auf und fühlen uns am nächsten Tag wie gerädert.
Die Gründe dafür können vielfältig sein. Da liegt der Schluss nahe, dass wir von einer krankhaften Schlafstörung betroffen sind: der Insomnie.
Doch nur weil man ab und zu schlecht schläft, leidet man nicht automatisch an einer Insomnie.
Tatsächlich schlafen etwa ein Drittel aller Menschen in Deutschland gelegentlich schlecht.
Von einer chronischen Insomnie sind aber weniger Menschen betroffen, nämlich rund sechs Prozent.
Eine chronische Insomnie äußert sich durch folgende Symptome: Betroffene haben Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen oder wachen morgens sehr früh auf. Sie sind mit ihrem Schlaf unzufrieden. Diese Schlafbeschwerden bestehen für mindestens drei Monate und treten mehrmals pro Woche auf.
Außerdem sorgen die Schlafbeschwerden für Einschränkungen am nächsten Tag - etwa durch Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Stimmungsschwankungen. Um das Schlafverhalten zu kontrollieren und einem Arzt bei der Diagnosestellung zu helfen, kann es hilfreich sein, ein Schlaftagebuch zu führen.
Darin werden Fragen zum Schlafverhalten beantwortet: etwa wie lange das Einschlafen gedauert hat, oder wie erholt man sich am nächsten Morgen gefühlt hat. Schlechter Schlaf verschwindet meist von selbst wieder und ist kein Grund zur Sorge. Eine chronische Insomnie hingegen sollte gemeinsam mit einem Arzt behandelt werden.
Betroffene brauchen länger zum Einschlafen, sind nachts häufiger wach, erwachen sehr früh und können nicht wieder einschlafen. Sie klagen über eine schlechte Schlafqualität. Die Störungen können einzeln oder in Kombination auftreten und im Lauf der Zeit verschieden ausgeprägt sein. Insomnien können kurzzeitig oder mit Unterbrechungen auftreten, aber auch langwierig verlaufen.
Betroffene erleben Leistungseinschränkungen und Gefühlsschwankungen am Tage. Dazu gehören zum Beispiel Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein, Antriebsarmut sowie Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme. Aber auch Hyperaktivität, Gereiztheit sowie Unzufriedenheit und Sorge über die Schlafstörung können auftreten.
In der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ wurde festgestellt, dass etwa 30 von 100 Befragten in den letzten vier Wochen vor der Befragung mehr als drei Mal pro Woche schlecht einschlafen oder durchschlafen konnten. Eine echte Insomnie mit Beschwerden am Folgetag hatten etwa 6 von 100 Personen. Frauen berichteten doppelt so häufig von Insomnie wie Männer.
Es gibt zahlreiche mögliche Auslöser für Insomnie: Neben einer unzureichenden Schlafhygiene können zum Beispiel körperliche und seelische Erkrankungen oder auch Medikamente zu Schlafstörungen führen.
Zudem können unerfreuliche und auch erfreuliche Ereignisse wie Trennung, Tod eines nahestehenden Menschen, Heirat oder Geburt Schlafstörungen hervorrufen. Manchmal wird auch kein konkreter Auslöser gefunden. Es kann vorkommen, dass die auslösenden Ereignisse verschwinden, die Insomnie sich aber verselbstständigt und bleibt.
Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unterliegen den unterschiedlichsten Einflüssen. Auf einige davon können wir selbst einwirken, auf andere nicht. Rauchen oder Bewegung sind Beispiele für Verhaltensweisen, die man selbst beeinflussen kann. Alter oder genetische Veranlagungen hingegen sind nicht beeinflussbar. All diese Beispiele haben Auswirkungen auf die Gesundheit. In der Medizin spricht man von Risikofaktoren. Die Stiftung Gesundheitswissen erklärt den Begriff
Bekannte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Insomnie erhöhen können:
Frauen leiden häufiger unter Insomnie als Männer. Dabei darf hinterfragt werden, ob das weibliche Geschlecht an sich Insomnie wahrscheinlicher macht oder ob dies beispielsweise durch die damit zusammenhängende Rolle in der Familie und im Berufsleben bedingt ist.
Die Wissenschaft vermutet, dass Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen anfälliger für Insomnie sind. So gelten zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl oder ausgeprägter Perfektionismus ebenfalls als Risikofaktoren.
Denkbar ist, dass Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit oder Alleinleben Insomnie begünstigen können. Solche Lebensumstände können dazu führen, dass sich Menschen häufiger Sorgen machen, welche ihnen den Schlaf rauben.
Es kann aber auch anders herum sein, dass Insomnie die genannten Umstände begünstigt. Sie wären dann nicht Risikofaktoren für Insomnie, sondern Folgen.
Ältere Menschen leiden häufiger an Schlafstörungen als junge. Das Alter allein ist aber sehr wahrscheinlich kein Risikofaktor, sondern es sind andere mit dem Alter zusammenhängende Lebensgewohnheiten, Beschwerden oder auch Erkrankungen, die den Schlaf stören.
Auch eine andauernde erhöhte körperliche und psychische Anspannung (Hyperarousal) soll Insomnie begünstigen. Betroffene haben das Gefühl, nicht abschalten zu können. Sie können nicht ausreichend entspannen und sie können den fehlenden Schlaf auch tagsüber nicht nachholen.
Wenn der konkrete Auslöser für eine akute Schlafstörung wegfällt oder die Person sich an den Auslöser gewöhnt oder angepasst hat, verbessert der Schlaf sich meist von selbst wieder. Ist zum Beispiel der Stress am Arbeitsplatz, der einem den Schlaf geraubt hat, zurückgegangen, sind in der Regel auch die Schlafstörungen verschwunden.
Hält die Schlafstörung länger an, spricht man von chronischer Insomnie. Dann treffen meist mehrere Umstände zusammen, die eine Schlafstörung auslösen oder sie erhalten können.
Manche Betroffene entwickeln mit der Zeit schlafstörende Verhaltensweisen und Einstellungen, die auch dann weiterbestehen, wenn der ursprüngliche Auslöser gar nicht mehr vorhanden ist.
Das Grübeln der Betroffenen über ihre Insomnie kann zum Beispiel zu einem Teufelskreis führen. Die Besorgnis über den schlechten Schlaf und dessen Folgen sorgt für andauernde Anspannung. Diese Anspannung führt zu schlechtem Schlaf. Der schlechte Schlaf bestätigt und verstärkt wiederum die Besorgnis.
Die Angst vor schlechtem Schlaf wird auch dadurch gefördert, dass Insomniepatientinnen und -patienten dazu neigen, ihr Schlafvermögen zu unterschätzen. Selbst wenn man meint, man habe die ganze Nacht wachgelegen, hat man doch meist mehrere Stunden geschlafen.
Die Symptome von Insomnie, wie Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, frühes Aufwachen oder Beschwerden am Folgetag, müssen im Verlauf einer langfristigen Insomnie nicht immer gleich stark sein. Es ist auch möglich, dass Betroffene über mehrere Jahre immer wieder Schlafstörungen haben, aber es dazwischen auch immer wieder Phasen gibt, in denen sie deutlich besser schlafen.
Langdauernde, schwere Insomnien können weitere Erkrankungen nach sich ziehen. Die Wahrscheinlichkeit von Bluthochdruck und Herzinfarkt sind bei Insomnie erhöht. Es gibt Hinweise darauf, dass Schlafmangel auf Dauer zu einer Gewichtszunahme führt und Diabetes fördert.
Ferner haben Insomniepatienten und -patientinnen ein erhöhtes Risiko später auftretender psychischer Erkrankungen. Dies betrifft zum Beispiel depressive Episoden oder auch die Entwicklung von Angststörungen und Abhängigkeiten. Es wurde auch ein Zusammenhang zwischen Insomnie und Suizidneigung, Suizidversuchen und Suiziden beobachtet. Möglicherweise wird auch Demenz durch Insomnie begünstigt.
Insomnie kann zu Müdigkeit am Tage, Gedächtnisstörungen, verminderter Aufmerksamkeit, Antriebsschwäche, Reizbarkeit und sozialem Rückzug führen. Dies kann weitere unerwünschte Folgen für das alltägliche Leben, die Freizeit und die Beziehungen zu anderen Menschen nach sich ziehen.
Betroffene neigen dazu, sich von gewohnten sozialen Kontakten zurückzuziehen. Unternehmungen im Familien- und Freundeskreis werden vernachlässigt.
Müdigkeit und Schläfrigkeit können die Lebensqualität und das Leistungsvermögen der Betroffenen beeinträchtigen. Davon sind häufig die Arbeitsfähigkeit und auch die Fahrtauglichkeit betroffen. Das fehlende Leistungsvermögen kann zu Gefühlen der Unzulänglichkeit und Unsicherheit führen.
Sicher vorbeugen kann man einer Insomnie nicht. Wer kennt schon ein Allheilmittel gegen Sorgen oder Freuden, die einem den Schlaf rauben? Auch Erkrankungen oder Schmerzen, die das Ein- und Durchschlafen beeinträchtigen, lassen sich nicht immer beseitigen.
Trotzdem kann man etwas tun: Unter dem Stichwort „Schlafhygiene“ finden Sie eine Reihe von Ratschlägen, von denen man aus Erfahrung weiß, dass sie einen gesunden Schlaf fördern und Schlafstörungen vorbeugen können. Die Ratschläge beziehen sich auf die Planung des Tagesablaufes, die Berücksichtigung des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus, die Gestaltung der Schlafumgebung sowie auf Verhaltensweisen vor dem Schlafengehen, während der Nacht und am Morgen.
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Erstellt am: 15.12.2020