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Hypertonie

Hypertonie-Medikamente: Welche gibt es?

Ein zu hoher Blutdruck kann mit Medikamenten gesenkt werden. Diese Behandlung erfordert Disziplin: Die Tabletten müssen täglich eingenommen werden – meist ein Leben lang. In Ausnahmefällen besteht auch die Möglichkeit, Bluthochdruck mit einer Operation zu behandeln. Auf dieser Seite erfahren Sie alles Wichtige zu Medikamenten und Operationen.

Hinweis: Es gibt verschiedene Formen von Bluthochdruck. In dieser Gesundheitsinformation geht es um die primäre arterielle Hypertonie.

Für wen kommen Medikamente gegen Hypertonie in Frage?

Ob Bluthochdruck mit Medikamenten behandelt wird oder nicht, hängt von mehreren Umständen ab: 

  • persönliche Zielvereinbarung
  • Schweregrad der Hypertonie
  • persönliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Begleiterkrankungen und Gebrechlichkeit

Wenn die Hypertonie nur leicht ist (Grad 1) und keine weiteren Risiken vorliegen, kann man zunächst versuchen, den Blutdruck ohne Medikamente zu senken. Mögliche Maßnahmen sind eine Ernährungsumstellung, eine Gewichtsabnahme bei starkem Übergewicht, weniger Salz essen oder mehr Sport treiben.

Blutdruck ohne Medikamente senken

Die meisten Menschen mit Hypertonie benötigen Medikamente. Daneben gibt es aber noch weitere Maßnahmen, mit denen Sie Ihren Blutdruck selbst senken können.

Wenn diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, also das Therapieziel nicht erreicht wurde oder eine höhergradige Hypertonie vorliegt, kommen Medikamente zum Einsatz.

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Welche Medikamente gegen Bluthochdruck gibt es?

Es gibt verschiedene Gruppen von blutdrucksenkenden Medikamenten. Diese lassen sich teilweise auch miteinander kombinieren. Bei manchen Menschen reicht ein Medikament aus, um den Blutdruck zu senken. Andere benötigen zusätzlich ein zweites oder drittes Medikament. In Kombination haben die Medikamente eine noch stärkere Wirkung auf den Blutdruck, da die Mittel an verschiedenen Stellen im Körper ansetzen. Je nach Schweregrad der Hypertonie, Behandlungsziel und Begleiterkrankungen können verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert werden.

Folgende Medikamentengruppen kommen bei der Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz:

ACE-Hemmer beeinflussen ein bestimmtes Hormon, das den Blutdruck steuert: das Angiotensin II. Dieses Hormon sorgt normalerweise dafür, dass der Blutdruck steigt. Die Abkürzung ACE steht dabei für „Angiotensin Converting Enzyme“. Das ist ein Enzym, was an der Produktion von Angiotensin II beteiligt ist. ACE-Hemmer sorgen dafür, dass weniger Angiotensin II gebildet wird. Dadurch soll der Blutdruck sinken.

Sartane wirken ebenfalls über das blutdrucksteigernde Hormon Angiotensin II. Sie sorgen dafür, dass das Hormon seine Wirkung auf die Körperzellen nicht entfalten kann.

Diuretika bewirken, dass die Nieren mehr Wasser ausscheiden. Dadurch nimmt die Menge an Flüssigkeit in den Blutgefäßen ab und der Blutdruck sinkt. Manche Diuretika bewirken außerdem, dass der Körper mehr von bestimmten Mineralstoffen ausscheidet.

Kalziumkanalblocker wirken auf die Zellen in den Wänden der Blutgefäße. Sie führen dazu, dass sich die Blutgefäße erweitern und der Blutdruck sinkt.

Betablocker senken den Blutdruck, indem sie unter anderem den Herzschlag verlangsamen und gleichzeitig das Herz gegen die Wirkung von Stresshormonen abschirmen. Es gibt unterschiedliche Gruppen von Betablockern. Wenn ein Betablocker geeignet ist, kommen je nach anderen Erkrankungen unterschiedliche Präparate der Medikamentengruppe infrage.

Wie lässt sich die richtige Einstellung der Medikamente herausfinden? 

Blutdruckmedikamente können Nebenwirkungen hervorrufen. Je höher die Dosis, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Nebenwirkungen kommt. Bei der Einstellung geht es deshalb darum, die richtige Dosis zu finden, die den Blutdruck ausreichend senkt, aber möglichst wenig Nebenwirkungen verursacht.

Menschen mit Bluthochdruck sprechen unterschiedlich auf Medikamente an. Deshalb muss der Arzt, die Ärztin unter Umständen mehrere unterschiedliche Wirkstoffe ausprobieren, bis der Blutdruck ausreichend abfällt. In der Regel wird der Blutdruck langsam gesenkt, damit sich der Körper an den neuen Blutdruck gewöhnen kann. Hier ist Geduld gefragt: Die volle Wirksamkeit entfaltet sich bei manchen Medikamenten erst nach einigen Wochen.

Die Ärztin, der Arzt wird mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese steigern, wenn der Blutdruck noch zu hoch ist. Wenn der Blutdruck nicht im gewünschten Maße sinkt, dann kann die Dosis des Medikaments erhöht werden. Der Arzt, die Ärztin kann auch prüfen, ob ein weiteres Medikament dazu kommt.

Wie lange muss ich die Medikamente nehmen?

Medikamente können Bluthochdruck nicht „heilen“. Wenn Sie aufhören, die Tabletten einzunehmen, steigt der Blutdruck in der Regel wieder und damit auch das Risiko für Folgeerkrankungen. Dies kann bedeuten, dass Sie die Medikamente Ihr Leben lang einnehmen müssen. Dabei ist es auch wichtig, sich an die Vorgaben zur richtigen Dosis und Einnahme zu halten.

Um die dauerhafte Wirksamkeit der Medikamente und das Auftreten von Nebenwirkungen zu kontrollieren, sind regelmäßige Besuche bei Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt notwendig. Wenn Sie Begleiterkrankungen haben, ist ein Rhythmus alle drei Monate sinnvoll, ohne Begleiterkrankungen einmal jährlich.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie die Tabletten noch brauchen, wenn Sie mit der Menge an Medikamenten überfordert sind oder wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, können Sie sich an Ihre Ärztin, Ihren Arzt wenden. Sie oder er kann Ihre Fragen beantworten oder Ihnen Alternativen vorschlagen.

PDF mit Fragen, die Sie Ihrem Arzt zur Medikamenteneinahme bei Hypertonie stellen können

Wie gelingt die Medikamenteneinnahme?

Manchmal sind es vielleicht Nebenwirkungen und ein anderes Mal auch schlichtweg das Vergessen, weswegen eine Behandlung nicht wie vereinbart eingehalten wird. Welche Strategien können dabei helfen, bei der Einnahme von Medikamenten am Ball zu bleiben? Und warum ist dies wichtig? 

Behandlung mit Operation

Lässt sich Hypertonie auch mit einer Operation behandeln?

Bei manchen Personen bleibt der Blutdruck trotz Lebensstilveränderungen und Medikamenten anhaltend zu hoch. In einem solchen Fall kann Ihre Ärztin, Ihr Arzt Ihnen eine Operation vorschlagen und die Vor- und Nachteile ausführlich mit Ihnen besprechen. 

Die häufigste Operation bei Bluthochdruck ist die renale Denervation

Dabei führt der Operateur, die Operateurin ein spezielles Instrument durch die Leiste bis in die Nierenarterie ein. Mit dem Instrument kann man an verschiedenen Stellen die Wand der Nierenarterien veröden. Dadurch sollen dort Nervenfasern unterbrochen werden, die für den Anstieg des Blutdrucks mitverantwortlich sind. So wird ein Teil des Nervensystems gebremst und der Blutdruck sinkt. Gleichzeitig bildet die Niere weniger blutdrucksteigernde Hormone. Es wird empfohlen, eine solche Operation in einem spezialisierten Zentrum vornehmen zu lassen.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

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Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Dr. Eugenia Marbach-Breitrück
Dr. Eugenia Marbach-Breitrück

Dr. Eugenia Marbach-Breitrück

Referentin Interventionsentwicklung / Fachleitung Informationsangebote
Dr. Eugenia Marbach-Breitrück ist promovierte Biomedizinerin mit Schwerpunkt Stoffwechselerkrankungen. Für die Stiftung erarbeitet sie auf Basis der Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote und setzt sich vertiefend mit deren Weiterentwicklung auseinander.
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Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
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Michael Mibs
Michael Mibs

Michael Mibs

Referent Evidenzbasierte Medizin
Michael Mibs ist studierter Gesundheitswissenschaftler und Soziologe. Für die Stiftung erarbeitet er Inhalte für multimediale Informationsangebote auf Basis der Methoden der evidenzbasierten Medizin und konzipiert Analysen mit Bezug zur klinischen Versorgung.
Wissenschaftliche Beratung:
PD Dr. med. Karl Horvath
PD Dr. med. Karl Horvath

PD Dr. med. Karl Horvath

Priv.-Doz. Dr. Karl Horvath promovierte 1993 an der Karl-Franzens-Universität Graz. 1997 Erhalt des Diploms Arzt für Allgemeinmedizin, 2002 Erhalt des Facharztdiploms, Facharzt für Innere Medizin und 2013 des Additivfachs, Facharzt für Endokrinologie und Diabetologie. Im Jahr 2010 Habilitation im Fach Innere Medizin an der Medizinischen Universität Graz. Aktuell ist er als Facharzt für Innere Medizin an der Universitätsklinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Graz, Medizinische Universität Graz praktisch ärztlich tätig. Von 2005 bis 2014 hatte er die Co-Leitung des „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz inne. Seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz. Dort leitet er den Fachbereich Evidenzbasierte Medizin.
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 19.12.2023