Ein zu hoher Blutdruck kann mit Medikamenten gesenkt werden. Diese Behandlung erfordert Disziplin: Die Tabletten müssen täglich eingenommen werden – meist ein Leben lang. In Ausnahmefällen besteht auch die Möglichkeit, Bluthochdruck mit einer Operation zu behandeln. Auf dieser Seite erfahren Sie alles Wichtige zu Medikamenten und Operationen.
Hinweis: Es gibt verschiedene Formen von Bluthochdruck. In dieser Gesundheitsinformation geht es um die primäre arterielle Hypertonie.
Ob Bluthochdruck mit Medikamenten behandelt wird oder nicht, hängt von mehreren Umständen ab:
Wenn die Hypertonie nur leicht ist (Grad 1) und keine weiteren Risiken vorliegen, kann man zunächst versuchen, den Blutdruck ohne Medikamente zu senken. Mögliche Maßnahmen sind eine Ernährungsumstellung, eine Gewichtsabnahme bei starkem Übergewicht, weniger Salz essen oder mehr Sport treiben.
Die meisten Menschen mit Hypertonie benötigen Medikamente. Daneben gibt es aber noch weitere Maßnahmen, mit denen Sie Ihren Blutdruck selbst senken können.
Wenn diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, also das Therapieziel nicht erreicht wurde oder eine höhergradige Hypertonie vorliegt, kommen Medikamente zum Einsatz.
Es gibt verschiedene Gruppen von blutdrucksenkenden Medikamenten. Diese lassen sich teilweise auch miteinander kombinieren. Bei manchen Menschen reicht ein Medikament aus, um den Blutdruck zu senken. Andere benötigen zusätzlich ein zweites oder drittes Medikament. In Kombination haben die Medikamente eine noch stärkere Wirkung auf den Blutdruck, da die Mittel an verschiedenen Stellen im Körper ansetzen. Je nach Schweregrad der Hypertonie, Behandlungsziel und Begleiterkrankungen können verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert werden.
Folgende Medikamentengruppen kommen bei der Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz:
ACE-Hemmer beeinflussen ein bestimmtes Hormon, das den Blutdruck steuert: das Angiotensin II. Dieses Hormon sorgt normalerweise dafür, dass der Blutdruck steigt. Die Abkürzung ACE steht dabei für „Angiotensin Converting Enzyme“. Das ist ein Enzym, was an der Produktion von Angiotensin II beteiligt ist. ACE-Hemmer sorgen dafür, dass weniger Angiotensin II gebildet wird. Dadurch soll der Blutdruck sinken.
Sartane wirken ebenfalls über das blutdrucksteigernde Hormon Angiotensin II. Sie sorgen dafür, dass das Hormon seine Wirkung auf die Körperzellen nicht entfalten kann.
Diuretika bewirken, dass die Nieren mehr Wasser ausscheiden. Dadurch nimmt die Menge an Flüssigkeit in den Blutgefäßen ab und der Blutdruck sinkt. Manche Diuretika bewirken außerdem, dass der Körper mehr von bestimmten Mineralstoffen ausscheidet.
Kalziumkanalblocker wirken auf die Zellen in den Wänden der Blutgefäße. Sie führen dazu, dass sich die Blutgefäße erweitern und der Blutdruck sinkt.
Betablocker senken den Blutdruck, indem sie unter anderem den Herzschlag verlangsamen und gleichzeitig das Herz gegen die Wirkung von Stresshormonen abschirmen. Es gibt unterschiedliche Gruppen von Betablockern. Wenn ein Betablocker geeignet ist, kommen je nach anderen Erkrankungen unterschiedliche Präparate der Medikamentengruppe infrage.
Blutdruckmedikamente können Nebenwirkungen hervorrufen. Je höher die Dosis, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Nebenwirkungen kommt. Bei der Einstellung geht es deshalb darum, die richtige Dosis zu finden, die den Blutdruck ausreichend senkt, aber möglichst wenig Nebenwirkungen verursacht.
Menschen mit Bluthochdruck sprechen unterschiedlich auf Medikamente an. Deshalb muss der Arzt, die Ärztin unter Umständen mehrere unterschiedliche Wirkstoffe ausprobieren, bis der Blutdruck ausreichend abfällt. In der Regel wird der Blutdruck langsam gesenkt, damit sich der Körper an den neuen Blutdruck gewöhnen kann. Hier ist Geduld gefragt: Die volle Wirksamkeit entfaltet sich bei manchen Medikamenten erst nach einigen Wochen.
Die Ärztin, der Arzt wird mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese steigern, wenn der Blutdruck noch zu hoch ist. Wenn der Blutdruck nicht im gewünschten Maße sinkt, dann kann die Dosis des Medikaments erhöht werden. Der Arzt, die Ärztin kann auch prüfen, ob ein weiteres Medikament dazu kommt.
Medikamente können Bluthochdruck nicht „heilen“. Wenn Sie aufhören, die Tabletten einzunehmen, steigt der Blutdruck in der Regel wieder und damit auch das Risiko für Folgeerkrankungen. Dies kann bedeuten, dass Sie die Medikamente Ihr Leben lang einnehmen müssen. Dabei ist es auch wichtig, sich an die Vorgaben zur richtigen Dosis und Einnahme zu halten.
Um die dauerhafte Wirksamkeit der Medikamente und das Auftreten von Nebenwirkungen zu kontrollieren, sind regelmäßige Besuche bei Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt notwendig. Wenn Sie Begleiterkrankungen haben, ist ein Rhythmus alle drei Monate sinnvoll, ohne Begleiterkrankungen einmal jährlich.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie die Tabletten noch brauchen, wenn Sie mit der Menge an Medikamenten überfordert sind oder wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, können Sie sich an Ihre Ärztin, Ihren Arzt wenden. Sie oder er kann Ihre Fragen beantworten oder Ihnen Alternativen vorschlagen.
Manchmal sind es vielleicht Nebenwirkungen und ein anderes Mal auch schlichtweg das Vergessen, weswegen eine Behandlung nicht wie vereinbart eingehalten wird. Welche Strategien können dabei helfen, bei der Einnahme von Medikamenten am Ball zu bleiben? Und warum ist dies wichtig?
Bei manchen Personen bleibt der Blutdruck trotz Lebensstilveränderungen und Medikamenten anhaltend zu hoch. In einem solchen Fall kann Ihre Ärztin, Ihr Arzt Ihnen eine Operation vorschlagen und die Vor- und Nachteile ausführlich mit Ihnen besprechen.
Die häufigste Operation bei Bluthochdruck ist die renale Denervation.
Dabei führt der Operateur, die Operateurin ein spezielles Instrument durch die Leiste bis in die Nierenarterie ein. Mit dem Instrument kann man an verschiedenen Stellen die Wand der Nierenarterien veröden. Dadurch sollen dort Nervenfasern unterbrochen werden, die für den Anstieg des Blutdrucks mitverantwortlich sind. So wird ein Teil des Nervensystems gebremst und der Blutdruck sinkt. Gleichzeitig bildet die Niere weniger blutdrucksteigernde Hormone. Es wird empfohlen, eine solche Operation in einem spezialisierten Zentrum vornehmen zu lassen.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 19.12.2023