Antriebslosigkeit, Angststörungen, Depression: Bei seelischen Beschwerden oder Erkrankungen suchen viele Menschen einen Experten, der ihnen hilft. Dabei steht man schnell vor dem Problem: Psychiater, Psychologe oder Psychotherapeut? Drei Begriffe, die nicht so leicht auseinanderzuhalten sind. Wer macht was? Wo ist der Unterschied?
Psychiater und Psychologen sind Experten der seelischen Gesundheit. Beide dürfen mit einer entsprechenden Weiterbildung als Psychotherapeuten arbeiten und Menschen mit psychischen Problemen behandeln. Doch ihr akademischer Werdegang und ihre Befugnisse unterscheiden sich.
Psychiater haben ein Medizinstudium absolviert. Dabei haben sie sich hauptsächlich mit der Funktionsweise und den Erkrankungen des menschlichen Körpers beschäftigt und gelernt, diese u.a. mit Medikamenten zu behandeln. Nach dem Medizinstudium folgt eine mehrjährige Facharztausbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie. Nach bestandener Facharztprüfung gelten sie als Psychiater und können auch als ärztliche Psychotherapeuten arbeiten. Durch ihre ärztliche Ausbildung dürfen sie auch, Medikamente wie Antidepressiva verschreiben, Patienten körperlich untersuchen oder in eine Klinik einweisen.
Psychologen haben einen anderen Hintergrund. Sie haben mindestens fünf Jahre Psychologie studiert – die Wissenschaft vom Verhalten, Denken und Fühlen. Sie beschäftigen sich also mit dem Lernen und Verhalten der Menschen, mit ihren Gefühlen und Gedanken. Dieses versuchen sie zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen oder ggf. zu ändern. Nach dem Abschluss können Psychologen z. B. in Personalabteilungen, Schulen, als Coaches oder in der Forschung arbeiten. Um als Psychotherapeuten zu arbeiten, mussten Psychologen bisher eine psychotherapeutische Prüfung und anschließend eine mehrjährige Ausbildung ablegen.
Haben Menschen das Gefühl, ein psychisches Problem zu haben, wenden sie sich anfangs am besten an ihren Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie. Denn Symptome einer psychischen Störung können körperliche Ursachen haben – etwa bei einer Schilddrüsenerkrankung. Schließen Ärzte Umstände wie diese aus, kommt eine Psychotherapie infrage. Welcher Spezialist dann geeigneter ist – ob Psychiater oder Psychologe – hängt vom Einzelfall und der individuellen Situation der Betroffenen ab.
Zum Teil kommt es vor, dass Patientinnen oder Patienten von zwei Fachleuten betreut werden, sowohl von einem Psychiater als auch von einem Psychologen. Der eine übernimmt die medikamentöse und der andere die psychotherapeutische Seite der Behandlung. Wichtig ist in solchen Fällen, dass alle Parteien Kenntnis voneinander haben und zusammenwirken. So kann gewährleistet werden, dass Betroffene eine gute Behandlung bekommen.
> Wie sie einen Psychotherapeuten finden und wie sie einen Therapieplatz bekommen, erfahren Sie hier.
Wer ist wer?
In der Rubrik "Experten für seelische Gesundheit" lautet die Frage: Was unterscheidet Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut und Neurologe?
Joker gefällig?
Psychiater haben ein Medizinstudium sowie eine entsprechende Facharztausbildung abgeschlossen. Sie sind Ärzte, dürfen Patienten behandeln und Medikamente verschreiben.
Psychologen sind Wissenschaftler. Sie haben Psychologie studiert und befassen sich mit dem Lernen und Verhalten von Menschen. Sie sind keine Ärzte und arbeiten oft in Personalabteilungen.
Als Psychotherapeut können sowohl Psychologen als auch Psychiater arbeiten. Dafür müssen Psychologen eine Zusatzausbildung absolvieren. Diese dauert drei bis fünf Jahre. Ärzte erlangen das Wissen im Rahmen ihrer Facharztausbildung.
Für die Behandlung seelischer Probleme gibt es also psychologische und ärztliche Psychotherapeuten. Wobei nur die ärztlichen Psychotherapeuten Medikamente verschreiben dürfen.
Neurologen haben ebenfalls Medizin studiert und können Medikamente verschreiben. Sie befassen sich aber eher mit körperlichen Störungen des Nervensystems und weniger mit seelischen Erkrankungen.
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Wissen ist gesund.
Im Herbst 2019 haben Bundestag und Bundesrat ein neues Gesetz beschlossen, das die Ausbildung von Psychotherapeuten grundlegend ändert. Ab sofort müssen angehende Psychotherapeuten sich schon im Studium auf die Fachrichtung Psychotherapie festlegen und entsprechende Fächer belegen. Nach dem Studium dürfen sie die psychotherapeutische Prüfung ablegen, um eine Berufserlaubnis zu erhalten. Diese ermächtigt sie dazu, Patienten zu behandeln.
Mit der Berufserlaubnis erhalten frisch gebackene Psychotherapeuten aber noch keine Kassenzulassung. Das bedeutet, dass sie ihre Behandlung noch nicht über die Krankenkasse abrechnen dürfen. Dafür müssen sie zunächst eine fünfjährige Weiterbildung abschließen.
Anders als Ärztliche Psychotherapeuten beziehungsweise Psychiater dürfen sie jedoch keine Medikamente verordnen, sondern arbeiten mit therapeutischen Gesprächen und kognitiven Methoden oder beraten.
Psychotherapie bedeutet übersetzt „Behandlung der Seele“ oder Behandlung von seelischen Problemen. Es leitet sich aus dem Altgriechischen „Psyche“ ab, was so viel bedeutet wie Seele, Hauch, Atem. Eine Psychotherapie ist die Behandlung von psychischen Störungen, dazu zählen unter anderem Depressionen, Ängste, Essstörungen, Zwänge oder psychosomatische Erkrankungen.
Nicht jeder darf eine Psychotherapie durchführen. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung Psychotherapeut rechtlich geschützt. Sie darf nur von Personen ausgeübt werden, die eine Approbation (Berufszulassung) aufgrund des Psychotherapeutengesetzes oder als Arzt mit entsprechender Zusatzausbildung besitzen.
Was ist eine Psychotherapie?
Psychotherapie bedeutet übersetzt - die Behandlung der menschlichen Seele. Hierzu gehören verschiedene nichtmedikamentöse Behandlungen, die bei Depressionen, Angststörungen, Essstörungen oder Schlafstörungen und Suchterkrankungen eingesetzt werden. Aber auch ergänzend zur Bewältigung schwerer Krankheiten oder operativer Eingriffe.
Hierzu werden verschiedenste Therapieverfahren angeboten, die alle zum Ziel haben: Die Ursachen für eine Verhaltensstörung oder den Leidenszustand herauszufinden.
Gemeinsam mit dem Therapeuten werden Methoden erarbeitet, die es den Betroffenen ermöglichen soll, die auslösenden Umstände selbst zu erkennen, sie neu zu bewerten, besser damit umzugehen oder sie zu beseitigen.
Das kann je nach Therapie einzeln, in einer Gruppe, ambulant, stationär oder teilstationär erfolgen. Die Behandlung an sich erfolgt regelmäßig im Rahmen intensiver Gespräche, mittels verschiedener Lernmethoden, ggf. Rollenspiele, aber auch durch Entspannungsverfahren, körperliche Übungen oder Anleitungen zu Körperachtsamkeit.
Wichtig für einen Therapieerfolg sind eine jeweils aktive Teilnahme Betroffener, Geduld sowie die Bereitschaft, auch schwierige Phasen zu bestehen.
Eine gegenseitige und vertrauensvolle Beziehung zum Therapeuten ist dafür die Grundlage.
Wissen ist gesund
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Bundesärztekammer. Musterweiterbildungsordnung 2003 in der Fassung vom 23.10.2015
Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Gesetz über die Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (Psychotherapeutengesetz - PsychThG). Verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/psychthg_2020/BJNR160410019.html [11.07.2022].
Bundespsychotherapeutenkammer. Muster-Weiterbildungsordnung Psychotherapeut*innen in der Fassung der Beschlüsse des 38. Deutschen Psychotherapeutentages in Berlin am 24. April 2021. https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2022/05/Muster-Weiterbildungsordnung_Psychotherapeut_innen-der-BPtK.pdf [11.07.2022]
Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut, Neurologe – was ist der Unterschied? Verfügbar unter: https://dgbs.de/bipolare-stoerung/fuer-betroffene/unterscheidung-psychiater-psychologe-psychotherapeut-neurologe [11.07.2022].
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Erstellt am: 19.01.2023