Wer Symptome, Krankheitsbilder oder Behandlungsmöglichkeiten im Internet recherchiert, stößt auf eine Vielzahl von Webseiten und Anbietern. Doch nicht alle sind gleich gut. Woran erkennt man verlässliche Gesundheitsinformationen? Wir geben Tipps, die Ihnen dabei helfen, Qualität und Unabhängigkeit der Informationen einzuschätzen.
Ist die Recherche von Gesundheitsthemen im Internet hilfreich? Sind die ersten Treffer bei Google immer die besten? Und wie schützt man sich vor Fehlinformationen? Antworten auf diese Fragen gibt Prof. Dr. Eva Baumann vom Hanover Center for Health Communication.
Ist die Recherche zu Gesundheitsthemen im Internet hilfreich?
Bürgerinnen und Bürger, die sich im Internet über Gesundheitsthemen informieren, finden eigentlich, dass dieses eine wertvolle Quelle ist, dass sie im Internet viele Informationen finden, aber es fällt ihnen schwer, verlässliche von weniger verlässlichen Informationen zu unterscheiden. Und es fällt ihnen umso schwerer, je weniger sie vorher über diese Themen und über diese Fragen wissen.
Warum fällt das vielen Menschen schwer?
Gesundheitsinformationen im Internet gibt es zuhauf, jede Menge qualitativ hochwertige Informationen stehen neben Informationen, die vielleicht interessengeleitet sind. Das heißt, wir haben ein riesengroßes Angebot. Die Herausforderung besteht für diejenigen, die Gesundheitsinformationen suchen darin, genau die Anbieter und Portale und Communities zu finden, in denen sie verlässliche und qualitätsgeprüfte Informationen finden.
Welche Informationen sind denn verlässlich?
Verlässlich sind natürlich solche Quellen besonders, die von unabhängiger Stelle, sprich von gemeinnützigen Institutionen, Organisationen und von ministerieller Seite zur Verfügung gestellt werden.
Die ersten Treffer bei Google sind also nicht unbedingt die besten?
Wenn ich nach Gesundheitsinformationen suche und dafür bekannte Suchmaschinen nutze, sollte ich mich nicht darauf verlassen, dass die allerersten Treffer die Quellen sind, in denen ich die besten Informationen
finde. Man verlässt sich zu schnell auch auf eine Quelle. Und ich glaube, je weniger wir wissen, je höher unsere Unsicherheit über die Themen ist, über die wir uns informieren wollen, je diffuser das Problem ist, desto größer die Gefahr, auf verunsichernde, auf irritierende, auf widersprüchliche Informationen zu stoßen.
Was ist daran so gefährlich?
Drauflos zu googeln, birgt einfach die Gefahr, auf Seiten zu landen, in Communitys zu landen, Informationen zu bekommen, die nicht zu der eigentlichen Problematik passen. Und auf der Grundlage dann desinformiert zu werden. Auch wenn es sich für die Leute gut anfühlt, kann es sein, dass es nicht gut ist, was sie an Informationen bekommen. Wir sind einfach dazu verleitet, wenn wir Informationen von anderen in Foren sehen, die irgendwie zu unseren Symptomen passen, das auf unsere Situation zu übertragen und laufen dabei Gefahr, dass wir etwas adaptieren oder übertragen auf uns selber, was nicht zu unserem Problem passt. Und deswegen auch fehl-informieren kann, Verunsicherung erhöhen kann und möglicherweise zu Fehlentscheidungen führen kann.
Wie kann man sich vor Fehlinformationen schützen?
Um gute Informationen zu finden, sollte ich möglichst nicht wild drauflos
googeln, sondern ich sollte mir auch überlegen: Gibt es Expertinnen und Experten, die Angebote im Internet bereitstellen, bei denen ich primär suchen kann? Das heißt Portale, von denen ich vorher weiß, dass ich dort qualitätsgesicherte und verlässliche Informationen finde.
Wissen ist gesund
Wir haben Menschen auf der Straße befragt: Wann konsultieren sie Dr. Internet? Macht googeln gesund? Und wie sieht die Zukunft aus?
1. Absender:
Ist klar, wer die Information geschrieben hat? Ein Blick ins Impressum kann zeigen, wer der Urheber der Informationen ist und welche Interessen er möglicherweise verfolgt.
2. Ziele und Absichten:
Welche Ziele hat die Information oder Website? In einer guten Information oder auf einer guten Webseite wird erklärt, an wen sie sich richtet und mit welcher Absicht.
3. Quellenangaben:
Wird deutlich, auf welche Quellen sich die Informationen stützen? Seriöse Autoren untermauern ihre Aussagen mit Belegen und Quellenangaben. Am sichersten sind in der Regel die Informationen, die sich auf die Ergebnisse großer Studien stützen, in denen die Wirksamkeit eines Untersuchungs- oder Behandlungsverfahrens nachgewiesen wurde.
4. Aktualität:
Wie aktuell sind die Informationen und/oder werden sie regelmäßig aktualisiert? Wenn eine Information im Internet schon seit Jahren nicht aktualisiert wurde, ist es je nach Thema möglich, dass sie veraltet ist. In der Literatur wird hierfür ein Zeitraum von drei Jahren angegeben. Es ist daher wichtig, dass Sie wissen, wann eine Information erstellt oder überarbeitet wurde.
Kaum etwas verändert das Gesundheitswesen so nachhaltig wie die Digitalisierung. Ist „Dr. Google“ vor diesem Hintergrund mehr Fluch als Segen? Sind Menschen auf diese Entwicklung vorbereitet? In einem Interview gibt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen, Antworten.
5. Werbung:
Ist die Website unabhängig? Achten Sie darauf, wer der Betreiber oder Sponsor der Seite ist und welche Interessen er hat. Schauen Sie zum Beispiel, ob es Werbung für ein ganz bestimmtes Produkt oder Verfahren gibt. Gesundheitsinformationen im Internet sollten kostenfrei und ohne Passwortschutz angeboten werden.
6. Ausgewogenheit:
Sind die Informationen ausgewogen dargestellt? Sachverhalte sollten neutral und ohne Wertung formuliert sein, damit man mit seinen Entscheidungen nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt wird. Deshalb sollten der Nutzen, die Risiken und die Nebenwirkungen der einzelnen Untersuchungen, Behandlungen oder Maßnahmen beschrieben sein. Es sollte auch vermerkt sein, ob und welche anderen Möglichkeiten einer Untersuchung oder Behandlung außer den beschriebenen bestehen. Oder was passiert, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt bzw. entsprechende Maßnahmen nicht ergriffen werden.
Hinweis: Informationen aus dem Internet zu Gesundheitsfragen können nicht den Arzt ersetzen.
Free Photo über pixabay: Titelbild. CC0 Creative Commons, Zuschnitt.
iconmonstr: Icons.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.
Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.
Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Die Stiftung Gesundheitswissen hat das Ziel, verlässliches Gesundheitswissen in der Bevölkerung zu stärken. Die an der Erstellung unserer Angebote beteiligten Personen haben keine Interessenkonflikte, die eine unabhängige und neutrale Informationsvermittlung beeinflussen.
Weitere Hinweise zum Umgang mit Interessenkonflikten finden Sie hier.
Alle unsere Angebote beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.
Weitere wichtige Hinweise zu unseren Angeboten finden Sie hier.
Erstellt am: 15.06.2020