Berlin, 18.07.2023 - Online-Sprechstunden sind auf dem Vormarsch und könnten für viele Menschen bald schon ein neuer Standard werden. Welche Ärzte Videosprechstunden anbieten dürfen, wie Patientinnen und Patienten davon profitieren und wie der digitale Arztbesuch abläuft.

Durch die Corona-Pandemie hat die Online-Sprechstunde einen Boom erlebt, wie eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom von März 2020 zeigt: Zwei Drittel der Befragten meinen, Ärzte sollten Online-Sprechstunden anbieten, um die Ansteckungsgefahr in der Praxis zu reduzieren. Im Frühjahr 2019 gaben nur 30 Prozent an, sie könnten sich vorstellen, das Angebot einer Online-Sprechstunde wahrzunehmen.

Ein ähnliches Bild zeichnet eine repräsentative Umfrage des health innovation hub und der Stiftung Gesundheit: Mehr als 50 Prozent der befragten Ärzte und Psychotherapeuten gaben an, die Videosprechstunde zu nutzen. Für reine Gesprächstermine – die sogenannte sprechende Medizin – waren es sogar mehr als 80 Prozent. Eine große Mehrheit der Ärzte gab an, die Videosprechstunde auch nach der Pandemie weiter anbieten zu wollen.

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Eine Behandlung über Videochat oder Telefon kann grundsätzlich von allen Arztgruppen angeboten werden – ausgenommen sind Ärzte ohne direkten Patientenkontakt, wie Laborärzte, Nuklearmediziner, Pathologen und Radiologen. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten dürfen die Videosprechstunde hingegen nur für Patientinnen und Patienten anbieten, die bereits bei ihnen eine Therapie begonnen haben. Die Kosten für den digitalen Arztbesuch werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Allerdings dürfen Ärzte höchstens 30 Prozent ihrer Patienten im Quartal online betreuen.

Seit Oktober 2020 können Ärztinnen und Ärzte auch mittels Videosprechstunde die Arbeitsunfähigkeit von Versicherten feststellen. Allerdings gilt dies bislang nur für die Versicherten, die in der Arztpraxis bereits bekannt sind. Ab 2022 können auch Patientinnen und Patienten per Videosprechstunde krankgeschrieben werden, die vorher noch nie in dieser Praxis waren - allerdings für höchstens drei Tage.

 

Was benötigt man für eine Videosprechstunde? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Für die Videosprechstunde benötigen Patienten:

  • ein Endgerät mit Bildschirm oder Display wie Computer, Laptop, Tablet oder ein Smartphone mit Bildschirm oder Display, 
  • eine Webcam, Mikrofon und Lautsprecher, 
  • eine ausreichend stabile Internetverbindung.

Das Gespräch läuft über einen Videodienstanbieter, den die Arztpraxis beauftragt. Dieser Anbieter muss besondere Sicherheitsstandards erfüllen, damit alles, was zwischen Arzt und Patient besprochen wird, vor Dritten geschützt bleibt. 

Vor der ersten Online-Videosprechstunde informiert der Arzt den Patienten über datenschutzrechtliche Fragen. So ist es beispielsweise verboten, das Gespräch aufzuzeichnen oder zu filmen. Außerdem muss der Patient eine Einwilligungserklärung zur Nutzung der Daten über den Videodienst unterschreiben. Dies kann auch beim ersten Einwählen in den Videodienst erfolgen.

Wie läuft die Videosprechstunde ab? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Von der Arztpraxis erhält der Patient, die Patientin einen Termin für die Videosprechstunde, die Internetadresse des Videodienstanbieters und den Einwahlcode für die Sprechstunde. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, ist es sinnvoll, sich bereits fünf bis zehn Minuten vor dem eigentlichen Termin beim Videodienst einzuwählen. Beim Einwählen muss der Patient seinen vollständigen Namen angeben. Nach einem kurzen Techniktest kann es losgehen: Der Patient wird in einen digitalen Wartebereich weitergeleitet, von wo aus der Arzt oder die Ärztin ihn aufrufen kann. Während der Sprechstunde können Patienten sich wie gewohnt mit ihrem Arzt unterhalten. 

Welche Vorteile hat die Online-Sprechstunde? Welche Nachteile hat die Videosprechstunde?

Wie finde ich einen Arzt, der Videosprechstunden anbietet? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz, das im Dezember 2019 in Kraft trat, ist es Ärztinnen und Ärzten auch erlaubt, ihre Online-Sprechstunde aktiv bei den Patienten anzubieten und zu bewerben. Inzwischen bieten auch viele Krankenkassen Videosprechstunden oder telefonische Beratung durch Ärzte verschiedener Fachrichtungen als kostenlosen Service an. Außerdem gibt es diverse Modellprojekte, wie z. B. das Pilotprojekt DocOnLine der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Darüber können Patienten mit Beschwerden während der normalen Praxisöffnungszeiten einen Videokonsultationsarzt kontaktieren. Zur Verfügung stehen Haus-, Kinder- und verschiedene Fachärzte. Termine für die Videosprechstunde werden ausschließlich über die Servicenummer 116117 vermittelt.

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