Berlin, 08.07.2021 - Wenn Patienten regelmäßig drei oder mehr verschiedene Arzneimittel zu sich nehmen müssen, ist es manchmal schwer den Überblick zu behalten. Abhilfe kann ein sogenannter Medikationsplan schaffen, der alle verordneten Medikamente übersichtlich auflistet. Die Vorteile eines Medikationsplans, was genau drinsteht und wo Sie ihn erhalten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Ob Bluthochdruck, Diabetes oder Herzprobleme – für viele Erkrankungen gibt es wirksame Medikamente, die Krankheitsbeschwerden lindern oder den Verlauf einer Erkrankung bremsen können. Manche Menschen haben aber nicht nur eine Erkrankung, die eine Behandlung nötig machen, sondern mehrere. Das nennt man Multimorbidität. Wenn ein Mensch aufgrund von Multimorbidität drei oder mehr Medikamente einnehmen muss, dann spricht man von Polymedikation.
Jeder Vierte Erwachsene in Deutschland nimmt dauerhaft drei oder auch mehr Medikamente ein. Das geht aus Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hervor. Mit zunehmendem Alter werden mögliche Krankheiten häufiger, sodass auch die Zahl der Menschen zunimmt, welche mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. In einer Befragung gaben 40 Prozent der Patienten mit Polymedikation an, dass sie schon einmal Schwierigkeiten mit der Einnahme ihrer Medikamente hatten.
Die Einnahme von drei oder mehr Medikamenten (Polymedikation) kann zu vielen Problemen führen. Sie fangen schon bei der Einnahme selbst an: Je mehr Medikamente und Einnahmevorschriften ein Patient oder eine Patientin beachten muss, desto höher ist das Risiko, dass Fehler passieren. Tabletten können vergessen, zum falschen Zeitpunkt eingenommen oder verwechselt werden. Mögliche Folgen: Medikamente erreichen nicht ihre volle Wirkung und die zugrundeliegende Erkrankung verschlimmert sich. Aber auch eine zu hohe Dosis kann zu Krankheitssymptomen führen. Außerdem können sich verschiedene Medikamente im Körper gegenseitig beeinflussen, sodass ihre Wirkungen einander aufheben oder im schlimmsten Fall sogar schaden. Deshalb müssen Medikamente für Menschen mit vielen Erkrankungen besonders sorgfältig aufeinander abgestimmt sein.
Um zu verhindern, dass bei Polymedikation Probleme entstehen, gibt es den sogenannten Medikationsplan oder Medikamentenplan. Dieser listet alle Medikamente auf, die eine Patientin oder ein Patient einnimmt. Seit Oktober 2016 gibt es den bundeseinheitlichen Medikationsplan. Er ist in §31a des fünften Sozialgesetzbuchs geregelt. Dieser ist nach einheitlichen Standards erstellt und sieht immer gleich aus – egal, wer ihn erstellt oder verändert hat. Der Plan steht allen Menschen zu, die gleichzeitig drei oder mehr verordnete Arzneimittel nehmen und das für mindestens 28 Tage. Er kann von jedem Arzt – meist vom Hausarzt - aufgestellt werden.
Mit dem Medikationsplan haben nicht nur Patientinnen und Patienten einen Überblick über ihre Medikamente und die entsprechenden Einnahmevorschriften. Auch Ärzte und Ärztinnen können sich so ein besseres Bild von der Medikamenteneinnahme machen, vor allem, wenn man nicht zum Hausarzt, sondern z.B. zu einer Fachärztin geht oder im Krankenhaus behandelt wird. Die Angaben aus dem Medikationsplan können verhindern, dass unnötige Medikamente verschrieben werden oder dass es zu gefährlichen Wechselwirkungen mit der bestehenden Behandlung kommt.
Der Medikationsplan kann zu jedem Arztbesuch mitgenommen werden. Wenn ein neues Medikament verschrieben oder die Dosis verändert wird, kann die Ärztin oder der Arzt das direkt im Plan vermerken. Auch in der Apotheke kann der Plan nützlich sein. Ist beispielsweise ein Medikament nicht verfügbar, kann es anhand der Angaben im Plan durch ein vergleichbares Medikament ausgetauscht werden. Um zu verhindern, dass sich Fehler in den Plan einschleichen, können Patienten den Plan regelmäßig mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen und, wenn nötig, aktualisieren. Seit Sommer 2020 darf der Medikationsplan auch - wenn gewünscht - auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Zudem kann er in die elektronische Patientenakte übertragen werden.