Berlin, 12.02.2025 – „Durchbruch in der Demenzforschung“ – „Dieser einfache Trick beugt Alzheimer vor“: Solche oder ähnliche Schlagzeilen sorgen für Aufsehen oder viele Klicks in den Medien. Bei genauer Betrachtung entpuppen sie sich aber häufig als irreführend oder sogar komplett erfunden. Warum gibt es solche Desinformationen? Und wie kann man Fake News erkennen?
Was ist Desinformation und welchen Zweck verfolgt sie?
Falsche Informationen können auf unterschiedliche Arten entstehen und nicht immer steckt Absicht dahinter. Manchmal kommen sie zustande, weil ein Journalist, eine Journalistin nicht gründlich recherchiert hat, die Hintergründe der Information nicht versteht oder falsche Schlüsse daraus zieht. Ist eine Information versehentlich falsch oder fehlerhaft, nennt man sie Falschinformation.
Es gibt aber auch Informationen, die mit einer klaren Täuschungsabsicht erstellt und verbreitet werden: die sogenannte Desinformation. Die Verfasser solcher Falschnachrichten wollen Leser und Leserinnen bewusst in die Irre führen. Zur Desinformation gehören:
- Erfundene Inhalte (Lügen)
- Verzerrte oder gefälschte Grafiken oder Statistiken
- Manipulierte Bilder oder Videos (Deepfakes)
- Gefälschte Zitate
- Gerüchte oder tendenziöse Behauptungen
Fake News sind eine Form von Desinformation. Es handelt sich um falsche Nachrichten, die echt wirken sollen.
Fake News erkennen: Wie gelingt mir das?
Auf den ersten Blick ist oft nicht einfach zu erkennen, ob eine Information wahr oder falsch ist. Daher ist es wichtig, sich genau anzuschauen, woher die Nachricht kommt und mit welcher Absicht sie erstellt wurde.
Die folgende Checkliste kann dabei helfen, eine Information auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Sie basiert auf einer Liste des Initiativbüros „Gutes Aufwachsen mit Medien“.
Checkliste zum Download
Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung beschreibt folgende Merkmale von Desinformation:
- Die Meldung ist in sich widersprüchlich.
- Der Text passt nicht zur Überschrift.
- Die Meldung ist sehr emotional oder dramatisch.
- Die Formulierungen sind sehr reißerisch.
- Die Information ist nicht durch Quellen belegt.
- Der Urheber lässt sich nicht ermitteln oder kann keiner seriösen Nachrichtenquelle zugeordnet werden.
- Die Information wurde bereits mehrfach weitergeleitet, etwa über Social Media.
Welchen Schaden kann Desinformation anrichten?
Desinformation kann enormen Schaden sowohl für Einzelpersonen als auch für die Gesellschaft anrichten. Am Beispiel Gesundheit kann der Schaden beispielsweise so aussehen:
- Menschen verlieren Vertrauen in das Gesundheitssystem.
- Menschen lehnen wichtige medizinische Maßnahmen ab, z. B. Impfungen.
- Menschen vertrauen auf Behandlungen, die ihnen schaden.
- Durch falsche Behandlungen steigen die Gesundheitskosten für die Gesellschaft.
- Menschen haben unbegründet Angst oder Hoffnung aufgrund falscher Informationen.
Hilfreiche Webseiten und Tools
Faktenchecker Chatbots auf dem Messenger WhatsApp
- CORRECTIV +49 151 17535184
- AFP Faktencheck +49 172 2524054
- dpa Faktencheck +49 160 3476409
So geht’s:
- Suchen Sie eine der oben angegebenen Nummern im WhatsApp-Messenger.
- Schreiben Sie der Organisation eine Nachricht, z. B. „Hallo“.
- Wählen Sie im Menü die Option „Beitrag überprüfen“.
- Wählen Sie die Text-, Bild-, Video- oder Audiodatei aus, die Sie prüfen lassen möchten.
Google Faktenchecker: eine Suchmaschine, die Artikel auf Richtigkeit überprüft
Verschwörungschecker: ein Fragebogen, mit dem man prüfen kann, ob eine Information Verschwörungserzählungen enthält
Bilderrückwärtssuche: eine Suchmaschine, mit der man die Herkunft von Bildern bestimmen kann, z. B. TinEye oder Google
CORRECTIV: eine deutsche Nachrichten-Webseite mit vielen Faktencheck-Artikeln
Agence France Press (AFP): eine Website, die Nachrichten aus vielen Ländern in verschiedenen Sprachen anbietet
Mimikama: eine Nachrichten-Webseite, die sich auf die Enthüllung von Falschmeldungen konzentriert
Warum werden Fake News verbreitet?
Desinformation soll Leser und Leserinnen bewusst in die Irre führen. Menschen, die Desinformation verbreiten, verfolgen damit meistens eigene Ziele. Häufig geht es dabei um persönliche Bereicherung oder politische Einflussnahme.
Ein Beispiel:
Dr. L. Ügenbold verteilt in seiner Praxis Broschüren über sein selbstgebrautes Gedächtnis-Kraft-Extrakt. Man kann es direkt bei ihm in der Praxis erwerben. Die selbst entwickelte Rezeptur soll die Gedächtnisleistung im Alter verbessern und Alzheimer vorbeugen. Dies belegen angeblich zahlreiche Abbildungen und Grafiken sowie Zitate erfolgreich behandelter Patienten und Patientinnen. Die Broschüre wirkt seriös und hochwertig. Ihre Inhalte sind jedoch frei erfunden. Dr. L. Ügenbolds Gedächtnisextrakt wurde nie wissenschaftlich untersucht. Höchstwahrschlich hat es überhaupt keinen Effekt auf das Gedächtnis. Dr. L. Ügenbold nutzt die Angst seiner Patienten vor Alzheimer aus, um Geld zu machen.
Warum fallen Leute auf Desinformation herein?
Es ist ein Irrglaube, dass Intelligenz vor Falschmeldungen schützt. Auch Vertrauen, Gefühle und das eigene Weltbild können dazu beitragen, dass wir Desinformation Glauben schenken. So sind wir z. B. weniger kritisch bei der Beurteilung von Informationen, die in unser Weltbild passen.
Oftmals folgen wir im Alltag einfach unserem Bauchgefühl, ohne darüber nachzudenken, ob die uns präsentierten Informationen tatsächlich stimmen können. Oder es kommt zu Flüchtigkeitsfehlern, etwa wenn wir Hinweise in Informationen übersehen, ignorieren, vergessen oder verwechseln. Und: Je häufiger uns eine Information präsentiert wird, desto wahrscheinlich nehmen wir sie als echt wahr. Durch häufiges Wiederholen erscheinen uns Informationen vertrauter und geläufiger, sodass wir eher bereit sind, sie als richtig zu akzeptieren.
Stammt die Information aus einer Quelle, der wir vertrauen? Dann würden wir sie höchstwahrscheinlich nicht infrage stellen. Das gilt vor allem dann, wenn es sich bei der Quelle um eine einflussreiche Person handelt, mit der wir uns identifizieren können, oder um ein Mitglied aus dem Familien- oder Freundeskreis. Außerdem lassen wir uns von einer Information stärker ansprechen, wenn sie uns emotional berührt. Ersteller von Desinformation nutzen das etwa, indem sie versuchen, Angst oder Hoffnung zu erzeugen.
Was tut die Bundesregierung gegen Desinformation?
Gezielte Desinformation kann in der Bevölkerung Schaden anrichten. Die Bundesregierung versucht deshalb, dagegen vorzugehen. Ministerien und Behörden analysieren im Rahmen ihrer Zuständigkeit fortlaufend die Nachrichtenlage im Hinblick auf Desinformation. Innerhalb Deutschlands koordiniert das Bundesinnenministerium den Umgang damit. Bei internationalen Themen ist das Auswärtige Amt mit den Auslandsvertretungen im engen Austausch und gibt deren Erkenntnisse innerhalb der Bundesregierung weiter.
Um die Verbreitung von Desinformation in den sozialen Netzwerken einzudämmen, wurden auf europäischer und nationaler Ebene Regelungen und Leitlinien festgesetzt. So ermöglicht etwa das Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act) illegale Inhalte schneller aus dem Netz zu entfernen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt Forschungsvorhaben zum Thema Desinformation. Programme wie „Demokratie Leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sollen die Medienkompetenz in der Bevölkerung stärken. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien kümmern sich um die Stärkung der Medien- und Nachrichtenkompetenz.