Berlin, 07.04.2020 - Etwa 12- bis 16-mal pro Minute atmen Menschen im Ruhezustand ein und aus. Und das ganz automatisch. Denn unsere Atmung wird im Gehirn gesteuert. Unser Atemsystem ist ein spannendes Zusammenspiel aus Gehirn, Nerven und Rezeptoren. Welche Organe und Bereiche im Körper für die Atmung zuständig sind und welche Aufgaben sie im Einzelnen haben, erfahren Sie hier. 

Als Atemwege bezeichnet man alle Bereiche des Körpers, die beim Atmen von Luft durchströmt werden. Die Atemwege werden in obere und untere Atemwege eingeteilt. Zu den oberen zählen Nase, Nasennebenhöhlen und Rachenraum, zu den unteren Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Lunge. Alle Bereiche erfüllen wichtige Aufgaben rund um die Atmung.

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Die Nase: Mehr als nur Ein- und Ausatmen

Die eingeatmete Luft durchströmt zuerst die Nase. Und deshalb verbinden viele Menschen zunächst nur die reine Atmung mit ihr. Doch die Nase macht viel mehr. Sie hat eine wichtige Wächterfunktion: Sie passt die Atemluft durch Reinigung, Befeuchtung und Temperierung so an, dass unsere Lunge keinen Schaden nimmt. Würde nämlich die Luft, die wir einatmen, einfach so hinunter in die Lunge strömen, wären wir vermutlich häufiger krank. Denn die Atemluft ist nicht immer keimfrei, zu trocken oder auch zu kalt.

Wie nimmt die Nase ihre Wächterfunktion wahr? Während der Einatmung strömt die Luft an den Sinneszellen in der Nase vorbei. So können wir bestimmte Stoffe – auch giftige – zum Beispiel am üblen oder ätzenden Geruch erkennen. Wir werden dann vor deren Einatmen gewarnt. Es gibt aber verschiedene Sinneszellen in der Nase. Nicht nur die Riechzellen, welche Düfte erkennen können. Auch Nervenendigungen des Trigeminus sind an der Beurteilung der Luftqualität beteiligt. Die Sinneszellen können nicht alle Eigenschaften der Luft wahrnehmen, sondern nur einzelne. Die Nasenschleimhäute und die Nasenhaare sorgen wiederum dafür, dass die eingeatmete Luft erwärmt, angefeuchtet und gereinigt wird. Auch eine erste, grobe Filterung von Schadstoffen und Krankheitserregern aus der Atemluft findet dabei statt. Auch die weiteren Atemwege filtern die Luft, bevor sie in die Lunge gelangt. 

Die Selbstreinigung der Atemwege: Schmutz und Krankheitserreger raus

Während die Luft durch die Atemwege strömt, wird sie weiter gereinigt. Die Wände der Atemwege sind innen von einer Schicht aus Flimmerzellen bedeckt. Diese Zellen haben auf ihrer Oberfläche feine Flimmerhärchen. Zwischen den Flimmerhärchen befindet sich eine Schicht aus Schleim, der von sogenannten Becherzellen gebildet wird. Am Schleim bleiben Staubteilchen und Krankheitserreger haften. Rhythmische Bewegungen der Flimmerhärchen transportieren diese Teilchen in Richtung Rachen, wo sie abgehustet oder verschluckt werden. Diese Selbstreinigung findet fast überall in den Atemwegen statt. Man nennt diesen Vorgang auch „mukoziliäre Clearance“.

Der Rachen: Treffpunkt von Speise- und Luftröhre

Hinter der Nasenhöhle und hinter dem Mund liegt der Rachen, in der Fachsprache Pharynx genannt. Er führt vom hinteren Teil des Mundes und der Nase durch den Hals bis zum Kehlkopf und zur Speiseröhre. Sowohl die Atemluft als auch die Nahrung oder Flüssigkeit, die wir zu uns nehmen, passieren den Rachen. Damit ist er sowohl Teil des Verdauungssystems wie auch des Atemapparates. Erst am Rachenausgang trennen sich Luft- und Speisewege.

Das Rachengewebe spielt (wie die Selbstreinigung der Atemwege) eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Denn der Rachen ist von einer Schleimhaut ausgekleidet, in der Inseln aus lymphatischem Gewebe liegen, die so genannten Mandeln. Sie zusammen bilden den in der Fachsprache genannten Waldeyerschen Rachenring. Er ist eine Abwehrbarriere für alle Keime, die durch die oberen Atemwege in den Körper einzudringen versuchen.

Kehlkopf und Kehldeckel: Schutz vorm Verschlucken

Am Rachenausgang liegt der Kehlkopf. Er ist das Verbindungsstück zwischen Rachen und Luftröhre. Der Kehlkopf wird im oberen Teil vom Kehldeckel (Epiglottis) begrenzt. Der Kehldeckel ist ein wichtiges Stellwerk. Er sorgt dafür, dass die Atemluft in die Luftröhre und die Nahrung in die Speiseröhre gelangt, man sich also nicht verschluckt. Beim Schlucken legt sich der Kehldeckel dabei fest über den Eingang des Kehlkopfs, so dass Nahrungsbestandteile den Rachen nur durch die dahinter liegende Speiseröhre verlassen können. Beim Ein- und Ausatmen hingegen bleibt der Kehldeckel offen. Dadurch kann Atemluft über den Kehlkopf in die Luftröhre und Lungen einströmen bzw. beim Ausatmen über Kehlkopf, Rachen, Nase und Mund wieder nach draußen gelangen.

Die Luftröhre: Wichtiger Verbindungskanal

Beim Einatmen gelangt die Luft vom Kehlkopf in die Luftröhre und weiter in die Bronchien. Dabei wird sie weiter angefeuchtet und erwärmt. Schmutzpartikel und Krankheitserreger sowie Schleim werden über die Flimmerhärchen der Schleimhaut nach oben in Richtung Rachen abgeleitet. 

Die Lunge versorgt den Körper mit Sauerstoff

In der Lunge zweigen sich die Bronchien immer weiter auf. Am Ende der vielen Verzweigungen finden sich etwa 300 Millionen Lungenbläschen, die von einem Netzwerk feinster Blutgefäße, den Lungenkapillaren, umgeben sind. Hier findet der Gasaustausch statt: Sauerstoff aus der Atemluft wird aus der Lunge ins Blut aufgenommen und Kohlendioxid aus dem Blut in die Lunge abgegeben und so wieder ausgeatmet.

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