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Studiencheck: Besser in der Schule durch Frühstück?

Das Frühstück gilt als die wichtigste Mahlzeit des Tages. Es heißt, dass vor allem Kinder und Jugendliche gut frühstücken sollen, damit sie z. B. in der Schule konzentriert und leistungsfähig bleiben. Außerdem soll regelmäßiges Frühstück dabei helfen, gesund zu bleiben. Aber stimmt das auch? Sind Kinder, die morgens frühstücken tagsüber wirklich leistungsfähiger und gesünder als solche, die nicht frühstücken? Wir haben uns die Studienlage dazu angeschaut.

Welche Studien haben wir angeschaut?

Es gibt viele Studien, die sich mit dem Thema Ernährung in der Familie beschäftigen. Sogenannte Übersichtsarbeiten fassen die Ergebnisse aus mehreren Einzelstudien zusammenfassen und bewerten diese kritisch.

Eine Übersichtsarbeit ging der Frage nach, wie sich regelmäßiges Frühstück auf verschiedene Gesundheitswerte von Kindern und Jugendlichen auswirkt, u. a. auf das Körpergewicht. Die Arbeit prüfte 16 Studien mit insgesamt rund 50.000 Kindern. Die Studien dauerten zwischen zwei Monaten und sechs Jahren.

Eine zweite Übersichtsarbeit untersuchte, wie regelmäßiges Frühstück die geistige Leistungsfähigkeit von Kindern beeinflusst. Hierzu wurden zwei Arten Studien ausgewertet: zum einen 24 Kurzzeitstudien mit über 2.000 Kindern zur Frage, ob ein einmaliges Frühstück die Leistungsfähigkeit unmittelbar danach verbessern kann. Zum anderen wurden elf Langzeitstudien mit über 12.000 Kindern geprüft: die einen an Schulen mit Frühstücksprogrammen, die anderen ohne ein solches Programm. Die Dauer der Langzeitstudien lag zwischen sechs Wochen bis drei Jahren.

Was sind die Ergebnisse?

  • Nur drei der 16 Studien mit insgesamt rund 270 Teilnehmenden haben die Veränderungen des Körpergewichts untersucht. Dabei zeigte sich über einen Zeitraum von drei bis acht Monaten kein Unterschied im Körpergewicht zwischen Frühstückern und Nichtfrühstückern.
  • Für die geistige Leistungsfähigkeit in der Schule scheint das Frühstück keinen Unterschied zu ergeben. Es kann Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung von Kindern höchstens kurzfristig ein wenig verbessern.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse? 

Die methodische Qualität der Übersichtsarbeiten ist eingeschränkt. Die Arbeiten bewerten die Qualität der geprüften Studien nicht, sondern geben nur eine Zusammenfassung der Ergebnisse wieder. Ableitungen möglicher Größen eines Effektes sind daher nicht möglich.

Die Ergebnisse zum Körpergewicht beruhen auf drei kleinen Einzelstudien mit Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr. Es ist fraglich, ob die Ergebnisse auch auf jüngere Kinder zutreffen.

In die Übersichtsarbeit zur geistigen Leistungsfähigkeit wurden auch Studien aus Ländern aufgenommen, in denen Schulkinder vergleichsweise schlecht ernährt sind. Die Ergebnisse lassen sich schwer auf Deutschland übertragen, wo Kinder allgemein eine gute Ernährung erhalten.

Wie lautet das Fazit?

Hat das Frühstück wirklich einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und allgemeine Gesundheit von Kindern und Jugendlichen? Aktuelle Studien geben leider keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass das Frühstück für eine gesunde Ernährung keine Rolle spielt. Die Studien erwähnten nicht, wie das Frühstück der Kinder zusammengesetzt war. Es ist aber denkbar, dass es für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit einen Unterschied macht, welche Lebensmittel zum Frühstück gegessen werden.

Herausforderung Ernährungsforschung

Mit konkreten Empfehlungen zur Ernährung tut sich die Wissenschaft oft schwer. Warum das so ist, erklärt Prof. Dr. Gerd Antes vom Deutschen Cochrane Zentrum.

Gesunde Ernährung für Kinder

Eine gesunde Ernährung ist wichtig für das Wachstum und die Entwicklung des Kindes. Aber was macht eine gesunde Ernährung eigentlich aus? Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie es schaffen können, gemeinsam mit Ihrem Kind zu einer gesunden Ernährung zu gelangen.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Adolphus K, Lawton CL, Champ CL et al. The effects of breakfast and breakfast composition on cognition in children and adolescents: A systematic review. Advances in Nutrition 2016;7(3):590S–612S.

Ricotti R, Caputo M, Monzani A et al. Breakfast skipping, weight, cardiometabolic risk, and nutrition quality in children and adolescents: A systematic review of randomized controlled and intervention longitudinal trials. Nutrients 2021;13(10):23.

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
Wissenschaftliche Beratung:
BA MA Carolin Zipp

BA MA Carolin Zipp

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
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BSc, MSc Cornelia Krenn
Cornelia Krenn, BSc, MSc

BSc, MSc Cornelia Krenn

Frau Cornelia Krenn, BSc, MSc studierte Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war sie mehrere Jahre als Pharmakovigilanz-Managerin in einem österreichischen Pharmaunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich evidenzbasierte Medizin am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung beschäftigt. Daneben absolviert Frau Krenn aktuell das Doktoratsstudium „Sustainable Health Research“ an der Medizinischen Universität Graz.
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 17.06.2022