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Gesunde Ernährung

Wie gesund sind Heidelbeeren und Goji-Beeren?

Studiencheck

Goji-Beeren sind ein Trend-Lebensmittel aus Asien. Sie sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen sowie an besonders gesunden Stoffen: den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Auch Heidelbeeren enthalten diese Stoffe in großen Mengen. Sie gelten deshalb als heimische Alternative zu Goji-Beeren. Aber wie gesund sind sie? Wir haben uns die Studienlage dazu angeschaut.

Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?

Sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Anthocyane) sind Farb-, Duft- oder Aromastoffe in Pflanzen. Sie helfen den Pflanzen dabei, Insekten anzulocken und Schädlinge abzuwehren. Wenn man Gemüse, Obst, Nüsse oder Getreide isst, nimmt man auch die sekundären Pflanzenstoffe zu sich. Ihnen werden verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben: Sie sollen z. B. den Blutdruck senken, die geistigen Fähigkeiten verbessern und das Immunsystem stärken. Bisher sind diese Wirkungen aber kaum durch Studien belegt.

Goji-Beeren und Heidelbeeren werden viele gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. So sollen Goji-Beeren das Immunsystem stärken sowie gegen chronische Entzündungen, Stress und Erschöpfung helfen. Wer regelmäßig Goji-Beeren isst, soll zudem sein Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Demenz verringern. Auch die geistigen Fähigkeiten verbessern sich angeblich durch die Beere. Ähnliche Eigenschaften werden ebenfalls den Heidelbeeren zugesprochen. Aber stimmt das auch?

Was wurde untersucht?

Bei unseren Recherchen fanden wir sechs randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) zu Goji-Beeren und elf zu Heidelbeeren. Jede Studie bestand aus zwei Gruppen: Die eine nahm täglich Goji-Beeren oder Heidelbeeren frisch oder als Getränk zu sich. Die andere Gruppe aß keine Beeren oder erhielt ein Placebo. Es gab keine Studie, in der Goji-Beeren und Heidelbeeren direkt miteinander verglichen wurden. Keine Studie untersuchte, ob Goji-Beeren oder Heidelbeeren Krebs, Diabetes, Demenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen können. Für diese nachgesagten Wirkungen gibt es also keinen wissenschaftlichen Beleg.

Die Ergebnisse 

Die Studien bestätigten die angeblichen Gesundheitseffekte von Goji-Beeren und Heidelbeeren nicht oder nur zum Teil. Weder das Körpergewicht noch das Cholesterin, der Blutdruck oder die Blutzuckerwerte sanken bei Menschen, die täglich Goji-Beeren oder Heidelbeeren aßen oder entsprechende Fruchtsäfte tranken.

In zwei Studien verbesserte sich das Wohlbefinden der Testpersonen, die täglich 120 ml Goji-Beerensaft tranken. Was den Hüftumfang betrifft, sind die Ergebnisse widersprüchlich: Manche Menschen nahmen durch Goji-Beeren ab, bei anderen kam es zu keiner Änderung. Es traten keine wesentlichen Nebenwirkungen auf.

In zwei Studien verbesserten sich durch den täglichen Konsum von Heidelbeeren oder eines Heidelbeer-Fruchtsafts bestimmte geistige Fähigkeiten von Testpersonen. Es handelte sich um Fähigkeiten, mit denen wir unsere Emotionen, Gedanken und unser Handeln steuern. Eine weitere Studie zeigte eine leichte Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit bei älteren Personen. Das Auftreten von Nebenwirkungen ist für Heidelbeeren nicht ausreichend untersucht. 

Einschränkung der Ergebnisse

Obwohl Goji- wie auch Heidelbeeren in relativ vielen Studien untersucht wurden, ist das Vertrauen in die Studienergebnisse eingeschränkt. Das liegt hauptsächlich daran, dass zu wenig Testpersonen an den Studien teilnahmen. Außerdem dauerten die Studien nur wenige Monate. Deshalb ist unklar, ob die Gesundheitseffekte von Heidelbeeren und Goji-Beeren auch langfristig anhalten. Die methodische Qualität der Studien ist insgesamt als eher gut einzuschätzen.

Woher stammen die Aussagen?

Die Studien zu den Goji-Beeren stammen aus den Jahren 2008 bis 2021. Sie wurden in den USA, China, Singapur und Südkorea erhoben. Mit 33 bis 150 Personen war die Zahl der Studienteilnehmenden gering. Die Studien zu den Heidelbeeren stammen aus den Jahren 2010 bis 2021 aus den USA, Italien, Norwegen, Kanada und Großbritannien. Auch hier ist die Teilnehmerzahl von 20 bzw. 94 Personen niedrig.

An allen Studien nahmen Erwachsene ohne Vorerkrankungen teil. Manche von ihnen hatten ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. erhöhte Blutdruck- oder Cholesterin-Werte). Sie nahmen jedoch keine entsprechenden Medikamente ein. Die Goji-Beeren-Studien dauerten höchstens zwölf Wochen, die Heidelbeeren-Studien höchstens 24 Wochen. Es lässt sich deshalb nicht beurteilen, ob die Beeren langfristige Effekte haben. Das gilt vor allem für die Goji-Beeren: Drei der sechs Studien dauerten nur zwei Wochen.

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Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

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Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
Wissenschaftliche Beratung:
BA MA Carolin Zipp

BA MA Carolin Zipp

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
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BSc, MSc Cornelia Krenn
Cornelia Krenn, BSc, MSc

BSc, MSc Cornelia Krenn

Frau Cornelia Krenn, BSc, MSc studierte Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war sie mehrere Jahre als Pharmakovigilanz-Managerin in einem österreichischen Pharmaunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich evidenzbasierte Medizin am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung beschäftigt. Daneben absolviert Frau Krenn aktuell das Doktoratsstudium „Sustainable Health Research“ an der Medizinischen Universität Graz.
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 17.08.2022