Die einen können sich ein Leben ohne Brot, Nudeln und Kartoffeln nicht vorstellen. Andere behaupten, dass genau diese Lebensmittel dick und krank machen. Beim Thema Kohlenhydrate gehen die Meinungen oft auseinander. Um zu verstehen, wie Kohlenhydrate auf den Körper wirken, lohnt sich ein Blick auf den Stoffwechsel.
Kohlenhydrate stecken in vielen Lebensmitteln, die wir tagtäglich zu uns nehmen. Neben Fetten und Eiweißen zählen Kohlenhydrate zu den Hauptbestandteilen unserer Nahrung. Viele Kohlenhydrate sind in Lebensmitteln aus Getreide wie Brot, Nudeln und Reis sowie in Kartoffeln enthalten. Aber auch Süßigkeiten, Honig oder Fruchtsäfte gehören zu den kohlenhydratreichen Lebensmitteln.
Kohlenhydrate bestehen aus einem oder mehreren Zuckerteilchen. Das heißt aber nicht, dass sie auch alle süß schmecken. Je nachdem wie sie aufgebaut sind, haben Kohlenhydrate unterschiedliche Eigenschaften.
Einfachzucker bestehen – chemisch betrachtet – nur aus einem Zuckermolekül. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fructose). Glukose wird in Lebensmitteln oft als Dextrose bezeichnet.
Zweifachzucker bestehen aus zwei Zuckermolekülen. Der typische Haushaltszucker (Saccharose) ist ein Zweifachzucker, der aus einem Traubenzuckermolekül und einem Fruchtzuckermolekül besteht. Er wird zum Beispiel aus Zuckerrüben oder aus Zuckerrohr gewonnen. Weitere Beispiele für Zweifachzucker sind Milchzucker (Laktose) und Malzzucker (Maltose).
Besteht ein Kohlenhydrat aus drei bis zehn Zuckermolekülen, gehört es zu den Mehrfachzuckern. Diese kommen z. B. in der Muttermilch vor.
Wenn mehr als zehn Zuckermoleküle miteinander verbunden sind, dann handelt es sich um sogenannte Vielfachzucker (Polysaccharide). Diese schmecken, anders als Einfach- oder Zweifachzucker, erst einmal gar nicht süß. Ein bekanntes Beispiel ist Stärke.
Kohlenhydrate liefern dem Körper Energie. Sie sind wichtig für viele Stoffwechselvorgänge und Organe. Vor allem die Muskeln und das Gehirn brauchen viele Kohlenhydrate. Sofern die Energie nicht sofort benötigt wird, können Kohlenhydrate in Speicherzucker oder in Fett umgewandelt und so gespeichert werden. Ernährungsleitlinien empfehlen, dass die Hälfte des täglichen Energiebedarfs über Kohlenhydrate abgedeckt werden sollte.
Die Verarbeitung von Kohlenhydraten aus der Nahrung beginnt bereits im Mund. Dort werden sie in Mehrfachzucker und Einfachzucker gespalten. Im Dünndarm spaltet der Körper die Kohlenhydrate dann in Einfachzucker und nimmt sie anschließend ins Blut auf. Die Menge an Glukose im Blut wird als Blutzuckerspiegel bezeichnet. Die Bauchspeicheldrüse regelt den Blutzuckerspiegel. Wenn er nach einer Mahlzeit steigt, dann schüttet sie Insulin aus. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Körperzellen Glukose aufnehmen. Überschüssige Glukose wird in Speicherzucker (Glykogen) umgewandelt und vor allem in der Leber und in den Muskeln als Energiereserve gespeichert. Außerdem legt der Körper bei einem Überschuss an Glukose auch Fettspeicher an. Auf diese Weise führt Zucker zu Übergewicht oder sogar Fettleibigkeit (Adipositas), wenn man regelmäßig viel davon isst. Das kann zu weiteren Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten führen.
Sinkt der Blutzuckerspiegel, stoppt die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion. Dafür setzt die Bauchspeicheldrüse den Gegenspieler von Insulin frei: das Hormon Glukagon. Glukagon sorgt dafür, dass Muskeln und Leber den gespeicherten Zucker wieder freigeben, z. B. beim Sport erhält der Körper so kurzfristig die nötige Energie. Wenn der Blutzuckerspiegel nach dem Essen erneut ansteigt, wird wieder Insulin statt Glukagon ausgeschüttet. So befindet sich stets die richtige Menge an Zucker im Blut.
Mithilfe einer Blutprobe kann der Blutzucker gemessen werden. Wenn man mindestens acht Stunden nichts gegessen hat, sollte der Blutzuckerwert möglichst nicht mehr als 100 Milligramm Glukose pro Deziliter (bzw. 5,6 Millimol pro Liter) Blut betragen. Nach einer Mahlzeit sollte der Blutzuckerwert nicht höher als 140 bis 199 Milligramm (7,8 bis 11 Millimol pro Liter) pro Deziliter Blut steigen.
Wie wird der Blutzucker reguliert?
Einer der wichtigsten Energielieferanten für unseren Körper ist die Glukose. Glukose ist eine Form von Zucker, die besonders von den Muskelzellen und den Nervenzellen gebraucht wird. Man nennt die Glukose auch Traubenzucker. Wir können Glukose über die Nahrung aufnehmen. Sie kann in Lebensmitteln direkt vorkommen oder auch in komplexen Kohlenhydraten, wie zum Beispiel Stärke, verbaut sein.
Um dann an die Glukose heranzukommen, müssen die Kohlenhydrate aufgespalten werden. Dies beginnt bereits im Mund, während man kaut. Dabei helfen bestimmte Enzyme im Speichel. Im Dünndarm werden die Kohlenhydrate durch weitere Enzyme in die einzelnen Bestandteile zerlegt und die Glukose gelangt über die Darmwand schließlich ins Blut.
Viel Glukose im Blut ist ein Signal für die Bauchspeicheldrüse. Diese schüttet Insulin aus, ein Hormon, das wie eine Art Türöffner für die Glukose funktioniert. Es hilft der Glukose, aus dem Blut in verschiedene Körperzellen überzugehen. Insulin sorgt aber auch dafür, dass die Leber und die Muskeln überschüssige Glukose als Energiereserve speichern. Gleichzeitig hemmt es in der Leber die körpereigene Neubildung von Glukose.
Wenn man sich körperlich anstrengt oder lange nichts gegessen hat, sinkt der Blutzuckerspiegel. Der Körper ist aber immer bemüht, die Menge an Glukose im Blut im Gleichgewicht zu halten.
Also gibt die Bauchspeicheldrüse das Hormon Glukagon ins Blut ab. Glukagon ist der Gegenspieler von Insulin. Es regt die Leber an, die gespeicherte Glukose ins Blut abzugeben. Außerdem kann die Leber aus anderen Stoffen Glukose neu herstellen. So kann der Körper weiterhin mit Energie versorgt werden.
Verschiedene Stoffwechselvorgänge sorgen also dafür, dass Zucker aus der Nahrung vom Körper verwertet oder gespeichert werden kann und der Blutzuckerspiegel möglichst im Gleichgewicht bleibt.
Wenn der Zucker im Blut von den Körperzellen nicht mehr richtig aufgenommen und verarbeitet wird, steigt der Blutzuckerspiegel. Dies ist bei Menschen mit Diabetes der Fall. Für sie ist es wichtig, ihren Blutzucker regelmäßig zu messen.
Als Energielieferanten sind Kohlenhydrate für den Körper wichtig. Allerdings wirken die verschiedenen Arten von Kohlenhydraten unterschiedlich auf den Körper. Während Einfachzucker schnell ins Blut gelangen, müssen Vielfachzucker erst in einzelne Zuckerteile aufgespalten werden. Sie gehen also langsamer ins Blut. Daher lassen sie den Blutzuckerspiegel nicht so stark ansteigen. Um zu erkennen, wie bestimmte Lebensmittel den Blutzuckerspiegel beeinflussen, sind zwei Angaben nötig: der glykämische Index und die glykämische Last.
Der glykämische Index (GI) sagt aus, wie stark die Kohlenhydrate eines Lebensmittels den Blutzuckerspiegel erhöhen. Er wird mit einem Wert zwischen 0 und 100 angegeben. Traubenzucker z. B. hat einen Wert von 100 – er lässt den Blutzucker sehr stark ansteigen. Süße Lebensmittel mit vielen Einfach- oder Zweifachzuckern haben einen höheren GI als Lebensmittel, die zum Beispiel Vielfachzucker wie Stärke enthalten. Wer auf seinen Blutzuckerspiegel achten möchte, sollte also bevorzugt Lebensmitteln mit einem niedrigen GI zu sich nehmen und Süßwaren meiden.
Wichtiger als der GI ist die glykämische Last (GL). Sie gibt an, wie viele Kohlenhydrate beim Essen tatsächlich aufgenommen wurden. Lebensmittel mit einem hohen GI lassen den Blutzucker nicht zu stark ansteigen, wenn sie in kleinen Portionen gegessen werden. Andersherum können auch Lebensmittel mit einem niedrigen GI den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben, wenn man sie in sehr großen Mengen isst. Es kommt als auch immer auf die Portionsgröße an.
Viele Menschen möchten ihrer Gesundheit zuliebe weniger Zucker essen. Doch das ist im Alltag gar nicht so einfach. Wie erkennt man den Zuckergehalt in Lebensmitteln?
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung , bei der der Körper den Zucker aus der Nahrung nicht richtig verwerten kann. Die Erkrankung entsteht, wenn das körpereigene Insulin den Blutzucker nicht mehr ausreichend senkt. Es gibt verschiedene Formen von Diabetes. Am weitesten verbreitet ist Diabetes Typ 2. Dabei werden die Körperzellen unempfindlich für Insulin und können deshalb den Zucker aus dem Blut nicht mehr richtig aufnehmen. Man spricht von Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse reagiert auf die Insulinresistenz, indem sie zunächst immer mehr Insulin produziert. Dies kann dazu führen, dass sie im Laufe der Erkrankung erschöpft und immer weniger Insulin bilden kann.
Es ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht geklärt, ob ein übermäßiger Verzehr von Zucker allein Diabetes verursachen kann. Zucker erhöht aber das Risiko von Fettleibigkeit und diese wiederum kann eine Insulinresistenz – und damit Diabetes – begünstigen.
Neben dem weit verbreiteten Diabetes Typ 2 gibt es noch weitere Formen des Diabetes, zum Beispiel den Diabetes Typ 1. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Das eigene Abwehrsystem zerstört die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produzieren. Menschen mit Diabetes Typ 1 erkranken meist schon als Kind und benötigen immer eine Behandlung mit Insulin.
Übergewicht erhöht das Risiko, dass der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr richtig regeln kann und man Diabetes entwickelt. Um ein gesundes Körpergewicht zu erreichen oder zu halten, hilft eine gesunde Ernährung. Dazu gehören auch Kohlenhydrate mit Mehrfach- oder Vielfachzuckern, z. B. aus Vollkorngetreide oder Kartoffeln. Einfachzucker etwa aus Süßigkeiten und zuckerhaltigen Limonaden sollten nur in Maßen gegessen oder getrunken werden. Auch regelmäßige Bewegung kann helfen, ein gesundes Körpergewicht zu halten und Diabetes vorzubeugen.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 24.08.2021