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Gesunde Ernährung

Kochen mit Kindern: Fördert es gesunde Ernährung?

Menschen, die selbst kochen, setzen sich in der Regel bewusster mit Lebensmitteln auseinander. Deshalb kann es lohnen, Kinder in die Zubereitung von Mahlzeiten mit einzubeziehen. Dadurch soll erreicht werden, dass Kinder sich mehr für gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Milchprodukte oder Hülsenfrüchte begeistern. Dies soll wiederum zu einem gesünderem Essverhalten und einem gesunden Körpergewicht führen. Aber funktioniert das auch wirklich? Wir haben uns Studien zu dieser Frage angeschaut.

Welche Studien haben wir angeschaut?

Sechs randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) untersuchten, wie sich gemeinsames Kochen auf Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren auswirkt. Drei Studien prüften unterschiedliche Koch- und Ernährungsprogramme an US-amerikanischen Schulen für die Dauer eines Schuljahres. In den drei anderen Studien wurden außerschulische Koch- und Ernährungsprogramme über einen Zeitraum von neun Monaten bis zwei Jahren untersucht. Darin kochten Kinder zusammen mit einem Elternteil. In einer Studie gab es zusätzlich Schulungen zu gesunder Ernährung und der Mahlzeitenplanung. Die Studien waren jeweils so aufgebaut, dass es zwei Gruppen von Eltern-Kind-Paaren gab. Die eine Gruppe nahm an den Kochprogrammen teil, die andere nicht. Der Einfluss des gemeinsamen Kochens lässt sich bestimmen, indem man beide Gruppen miteinander vergleicht.

Was sind die Ergebnisse?

Kinder, die beim Kochen helfen dürfen, begeistern sich generell mehr für Gemüse und essen mehr davon, als Kinder, die nicht mitkochen. Es ließ sich jedoch nicht zeigen, dass Kinder, die bei der Zubereitung helfen,  mehr Obst, Milchprodukte oder Hülsenfrüchte konsumieren. Auch der Body-Mass-Index (BMI) der Kinder veränderte sich nicht – sie wurden also durch das gemeinsame Kochen weder dicker noch schlanker.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse? 

Es besteht ein hohes Risiko, dass die Studienergebnisse verzerrt sein könnten. Das liegt vor allem an Mängeln im Studienaufbau. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten zudem nicht vollständig, wie sie vorgegangen sind. In manchen Ernährungsprogrammen wurden neben dem gemeinsamen Kochen auch gemeinsames Anpflanzen und Ernten von Gemüse angeboten sowie Koch- und Ernährungsschulungen. Diese Angebote könnten die Ergebnisse zusätzlich beeinflusst haben. Ob sich die Ergebnisse aus den drei US-amerikanischen Schulprogrammen auf das deutsche System übertragen lassen, ist unklar. 

Wie lautet das Fazit?

Ernähren Kinder sich gesünder, wenn sie beim Zubereiten der Mahlzeiten mithelfen dürfen? Diese Frage lässt sich auf Basis der aktuellen Studienlage bisher nicht zuverlässig beantworten. Das bedeutet aber nicht, dass gemeinsames Kochen nicht sinnvoll ist. Neben den gesundheitlichen Aspekten kann Kochen auch ein Schritt zu mehr Selbstständigkeit und einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung sein.

Gesunde Ernährung

Die Familie und sich selbst gesund zu ernähren, ist im stressigen Alltag gar nicht so leicht. Die Stiftung Gesundheitswissen hat Tipps zusammengestellt, wie eine gesunde Ernährung in der Familie gelingen kann und was eine gesunde Ernährung für Kinder ausmacht.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Cunningham-Sabo L, Lohse B. Cooking with kids positively affects fourth graders’ vegetable preferences and attitudes and self-efficacy for food and cooking. Childhood Obesity 2013;9(6):549–56.

Davis JN, Martinez LC, Spruijt-Metz D et al. LA Sprouts: A 12-week gardening, nutrition, and cooking randomized control trial improves determinants of dietary behaviors. Journal of Nutrition Education & Behavior 2016;48(1):2–11.e1.

Davis JN, Perez A, Asigbee FM et al. School-based gardening, cooking and nutrition intervention increased vegetable intake but did not reduce BMI: Texas sprouts – a cluster randomized controlled trial. International Journal of Behavioral Nutrition & Physical Activity 2021;18(1):18.
Fulkerson JA, Friend S, Flattum C et al. Promoting healthful family meals to prevent obesity: HOME Plus, a randomized controlled trial. International Journal of Behavioral Nutrition & Physical Activity 2015;12:154.

Fulkerson JA, Rydell S, Kubik MY et al. Healthy home offerings via the mealtime environment (HOME): Feasibility, acceptability, and outcomes of a pilot study. Obesity 2010;18 Suppl 1:S69–74.
Gatto NM, Martinez LC, Spruijt-Metz D et al. LA sprouts randomized controlled nutrition, cooking and gardening programme reduces obesity and metabolic risk in Hispanic/Latino youth. Pediatric Obesity 2017;12(1):28–37.

Landry MJ, Markowitz AK, Asigbee FM et al. Cooking and gardening behaviors and improvements in dietary intake in hispanic/latino youth. Childhood Obesity 2019;15(4):262–70.
Landry MJ, van den Berg AE, Hoelscher DM et al. Impact of a school-based gardening, cooking, nutrition intervention on diet intake and quality: The TX sprouts randomized controlled trial. Nutrients 2021;13(9):01.

White AA, Colby SE, Franzen-Castle L et al. The iCook 4-H study: An intervention and dissemination test of a youth/adult out-of-school program. Journal of Nutrition Education & Behavior 2019;51(3S):S2–S20.

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
Wissenschaftliche Beratung:
BA MA Carolin Zipp

BA MA Carolin Zipp

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
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BSc, MSc Cornelia Krenn
Cornelia Krenn, BSc, MSc

BSc, MSc Cornelia Krenn

Frau Cornelia Krenn, BSc, MSc studierte Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war sie mehrere Jahre als Pharmakovigilanz-Managerin in einem österreichischen Pharmaunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich evidenzbasierte Medizin am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung beschäftigt. Daneben absolviert Frau Krenn aktuell das Doktoratsstudium „Sustainable Health Research“ an der Medizinischen Universität Graz.
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 11.06.2022