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Gesunde Ernährung

Zusammen gesünder: Wie wichtig sind Familienmahlzeiten?

Familienmahlzeiten eignen sich nicht nur zum gemütlichen Beisammensein. Sie sollen auch dabei helfen, Kindern ein gesundes Essverhalten beizubringen – von der Auswahl der Gerichte über das gemeinsame Kochen bis hin zum bewussten Essen. Die Idee dahinter: Kinder ahmen häufig die Ernährungs-Gewohnheiten der Eltern nach. Familienmahlzeiten sind also ein Anlass, gesunde Ernährungsgewohnheiten vorzuleben. Aber funktioniert das auch? Wir haben die Studienlage zu dieser Frage überprüft.

Welche Studien haben wir angeschaut?

Es gibt viele Studien, die sich mit dem Thema Ernährung in der Familie beschäftigen. Sogenannte Übersichtsarbeiten fassen die Ergebnisse aus mehreren Einzelstudien zusammenfassen und bewerten diese kritisch.

Vier Übersichtsarbeiten untersuchten, wie sich regelmäßige Familienmahlzeiten auf das Essverhalten und der Gesundheit auswirken. Auch der Zusammenhalt in der Familie wurde untersucht. Die vier Übersichtsarbeiten enthielten Daten aus insgesamt 131 Einzelstudien (Beobachtungsstudien) aus den Jahre 2011 bis 2020.An den Studien nahmen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren teil (43 bis 99.462 Personen). Bei drei Übersichtsarbeiten wird nicht berichtet, welchen Zeitraum die Einzelstudien erfassten. Die vierte Übersichtsarbeit schloss Studien ein, die ein bis zehn Jahre dauerten.

Was sind die Ergebnisse?

Kinder und Jugendliche, die regelmäßig mit der Familie essen, zeigen ein gesünderes Essverhalten: Sie verzehren häufiger gesunde Lebensmittel wie Obst oder Gemüse und nehmen weniger Süßigkeiten und Fast Food zu sich. In Familien, die regelmäßig zusammen essen, haben Kinder und Jugendliche auch ein gesünderes Körpergewicht und zeigen eine höhere familiäre Verbundenheit.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse?  

Die methodische Qualität der Übersichtsarbeiten ist niedrig. In den Einzelstudien wird sehr unterschiedlich festgelegt, was Familienmahlzeiten sind und wie häufig sie stattfinden sollten. Dadurch sind die Ergebnisse schwer vergleichbar. Auch wenn die Studien einen Zusammenhang zwischen Familienmahlzeiten und gesundem Essverhalten festgestellt haben: Es lässt sich nicht sagen, ob die Mahlzeiten auch die Ursache für das gesündere Essverhalten sind. Dabei könnten auch andere Dinge, wie etwa die Essgewohnheiten der Eltern oder die Ernährung in Schulen und Kindergärten, eine Rolle spielen. Diese Einflüsse wurden in den Studien nicht berücksichtigt.

Herausforderung Ernährungsforschung

Mit konkreten Empfehlungen zur Ernährung tut sich die Wissenschaft oft schwer. Warum das so ist, erklärt Prof. Dr. Gerd Antes vom Deutschen Cochrane Zentrum.

Wie lautet das Fazit?

Kann man Kinder durch Familienmahlzeiten zu gesünderem Essverhalten erziehen? Studien liefern aktuell leider keine verlässlichen Antworten auf diese Frage. Das bedeutet aber nicht, dass Familienmahlzeiten nicht wichtig sind. Kinder kommen jeden Tag in vielen verschiedenen Situationen mit dem Thema Ernährung in Berührung. Die Mahlzeiten zu Hause sind in jedem Fall ein Teil, den Eltern aktiv mitgestalten können.

Gesunde Ernährung in der Familie

Die Familie und sich selbst gesund zu ernähren, ist im stressigen Alltag gar nicht so leicht. Die Stiftung Gesundheitswissen hat Tipps zusammengestellt, wie eine gesunde Ernährung in der Familie gelingen kann.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Dallacker M, Hertwig R, Mata J. The frequency of family meals and nutritional health in children: A meta-analysis. Obesity Reviews 2018;19(5):638–53.

Hammons AJ, Fiese BH. Is frequency of shared family meals related to the nutritional health of children and adolescents? Pediatrics 2011;127(6):e1565–74.

Harrison ME, Norris ML, Obeid N et al. Systematic review of the effects of family meal frequency on psychosocial outcomes in youth. Canadian Family Physician 2015;61(2):e96–106.

Robson SM, McCullough MB, Rex S et al. Family meal frequency, diet, and family functioning: A systematic review with meta-analyses. Journal of Nutrition Education & Behavior 2020;52(5):553–64.

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
Wissenschaftliche Beratung:
BA MA Carolin Zipp

BA MA Carolin Zipp

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
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BSc, MSc Cornelia Krenn
Cornelia Krenn, BSc, MSc

BSc, MSc Cornelia Krenn

Frau Cornelia Krenn, BSc, MSc studierte Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war sie mehrere Jahre als Pharmakovigilanz-Managerin in einem österreichischen Pharmaunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich evidenzbasierte Medizin am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung beschäftigt. Daneben absolviert Frau Krenn aktuell das Doktoratsstudium „Sustainable Health Research“ an der Medizinischen Universität Graz.
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 11.06.2022