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Gesunde Ernährung

Ernährungsberatung für mich und mein Kind: Wohin wende ich mich am besten?

Viele Menschen fühlen sich mit dem Thema Ernährung überfordert. Eine gute Ernährungsberatung vermittelt Wissen und hilft dabei, persönliche Ernährungsprobleme und Barrieren im Alltag zu überwinden. Lesen Sie hier, wer eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen kann und wie man die passende Beratung findet.

Wer nach Informationen zum Thema Ernährung sucht, hat die Qual der Wahl: An jeder Ecke gibt es dazu Bücher, Informations-Seiten, Coaches und Kurse. Doch nicht alle Angebote sind seriös und einige auch mit hohen Kosten verbunden. Zudem fällt es vielen Menschen schwer, das vermittelte Wissen im Alltag umzusetzen. Mit einer Ernährungsberatung kann man für sich selbst herausfinden, wie man gesunde Ernährung am besten umsetzt. Die Beratung kann in Einzelgesprächen stattfinden. Es gibt aber auch Gruppen-Beratungen und Kurse. 

Was passiert in einer Ernährungsberatung?

Eine Ernährungsberatung hat das Ziel, persönliche Probleme bei der Ernährung zu erkennen und zu überwinden. Dafür wird zunächst der Mensch, der Rat sucht, selbst genau betrachtet. Besonders die Lebensumstände und das Essverhalten werden geprüft. 

Sie können berichten, was ihm oder ihr bei der täglichen Ernährung schwer fällt und wo persönliche Vorlieben beim Essen liegen. Gemeinsam mit dem Berater oder der Beraterin wird dann ein Plan entwickelt, wie sich das problematische Essverhalten ändern lässt. Dieser Plan richtet sich auch nach persönlichen Wünschen und Fähigkeiten, damit er im Alltag umsetzbar ist. Wer zum Beispiel Süßigkeiten liebt, muss nicht ganz darauf verzichten. Vielmehr geht es darum, einen gesunden Umgang mit den Naschereien zu finden. 

Ernährungstherapeutin und Diätassistentin Delia Winke.

Wie läuft eine Ernährungsberatung ab?
In der Regel sind die Patienten bei uns fünf bis sechs Mal in der Beratung. Das kann ein halbes Jahr sein. Das kann aber auch ein Jahr sein. Und dann ist es im Ersttermin so, dass erst mal eine Anamnese gemacht wird. Sprich, es wird natürlich auch erst mal gefragt, was essen Sie gerne? Was sind Ihre Ziele? Kochen Sie gerne? Wo kaufen Sie ein? Weil, man muss ja erst mal ermitteln, wie wir dann in dem Fall auch gut weiterhelfen können. Und oft ist es dann so, dass wir die Menschen dann erst mal nach Hause lassen, und dass sie eine Woche lang ein Ernährungsprotokoll schreiben. Also, um erst mal selber zu schauen, was esse ich, was trinke ich, wie sind die Portionsmengen? Dann geben sie das Ernährungsprotokoll bei uns ab, wir schreiben sogenannte Ernährungsdiagnosen und gucken dann aber auch immer, was sind die Ziele des Menschen, der vor uns sitzt und versuchen, das auf eine Ebene zu bringen. 

Wie hilft eine Ernährungsberatung konkret? 
Was wir konkret in der Ernährungsberatung machen, das hängt von den Diagnosen und von dem Bedarf des Menschen ab. Wir können Menschen konkret helfen, ihr Ernährungsverhalten zu verändern, indem wir erst mal eine ganz tolle Motivation geben, warum ist es denn gut und was sind die Vorteile einer gesunden Ernährung. Und dazu unterstützen wir zum Beispiel im Bereich, was kann ich kochen? Wo bekomme ich die Lebensmittel? Wie kann ich Zutatenlisten interpretieren? Was sagt mir denn eigentlich der Nährwert? Da gibt es ganz viele Fragezeichen.

Wie stark kann ich mitbestimmen?
Also die Menschen, die zu uns kommen, die haben ein ganz großes Mitbestimmungsrecht. Weil, das ist ja unser Anliegen, die Beratung so individuell wie möglich zu gestalten. Und wenn jetzt jemand keine Möhren mag, dann kann ich natürlich nicht sagen, ja, die müssen Sie aber essen. Dann ist es ja unser Job, uns Alternativen zu überlegen. Wir sind jetzt nicht so, dass wir sagen, hier haben Sie eine Liste. Das ist gut und das ist böse und das lassen Sie jetzt alles weg. Also so läuft das nicht ab, sondern das ist immer eine individuelle Zielvereinbarung zwischen Berater und der Mensch, der in der Beratung ist.

Was kann man durch eine Ernährungsberatung erreichen?
Die Ernährungsberatung ist in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, wir als Berater geben den Startschuss. Der Mensch verlässt dann unsere Beratung. Er weiß, was er zu tun hat, hat seine Ziele und muss natürlich dafür sorgen, dass er sie zu Hause umsetzt. Da geben wir aber auch Tipps mit in die Hand. Das Ergebnis in der Ernährungsberatung kann erst mal sein, dass sich die Indikationen verändern. Also sprich, dass sich zum Beispiel der Blutdruck senkt, wenn ich Gewicht abgenommen habe oder, dass ich ein Medikament weniger nehmen muss oder, dass ich einen Prä-Diabetes vorbeugen kann und erst gar kein Medikament nehmen muss. 

Wissen ist gesund.

Für wen ist eine Ernährungsberatung gedacht?

Im Grunde kann sich jede und jeder zum Thema gesunde Ernährung beraten lassen, etwa um Übergewicht und Erkrankungen vorzubeugen. Die Ernährungsberatung kann aber bei bestimmten Erkrankungen auch Teil der Behandlung sein. In diesem Fall nennt man die Beratung Ernährungstherapie. Eine Ernährungstherapie bietet sich zum Beispiel bei Fettleibigkeit, Diabetes oder Nahrungsmittel-Allergien an.

Wie komme ich zu einer Ernährungsberatung?

Ihr Hausarzt oder Ihre Kinderärztin können Ihnen eine Beratungsstelle empfehlen. Manche Ärzte und Ärztinnen haben sogar eine spezielle Zusatz-Ausbildung im Bereich der Ernährungsmedizin. Sie dürfen selbst eine Beratung oder Ernährungstherapie anbieten. Auch die Krankenkasse ist eine gute Anlaufstelle. Viele gesetzliche Krankenkassen haben spezielle Informations-Angebote und Beratungen zum Thema Ernährung für ihre Versicherten. Ein Anruf oder ein Besuch in der Servicestelle der Krankenkasse kann sich lohnen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Viele Krankenkassen übernehmen zumindest einen Teil der Beratungskosten. Die Voraussetzung dafür ist in der Regel, dass ein Arzt oder eine Ärztin die Ernährungsberatung empfohlen hat, um Erkrankungen zu vermeiden. Manche Krankenkassen übernehmen aber auch ohne Empfehlung einen Teil der Kosten. Oft muss man die Kostenübernahme für die Beratung im Vorfeld bei der Krankenkasse beantragen. Wichtig ist, dass der Ernährungsberater oder die Ernährungsberaterin eine staatlich anerkannte Ausbildung im Bereich Ernährung hat. Dazu gehören Ausbildungen in Ökotrophologie, Ernährungswissenschaften, Diätassistenz oder Ernährungsmedizin. Außerdem muss der Berater oder die Beraterin eine anerkannte Zusatz-Ausbildung vorweisen.

Die Ernährungstherapie ist laut Gesetz keine Leistung der Krankenkassen. Trotzdem übernehmen viele Kassen zumindest einen Teil der Kosten. Bei bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel Mukoviszidose werden die vollen Behandlungskosten erstattet. In diesem Fall gilt die Ernährungstherapie als Heilmittel. Bei einer Ernährungstherapie als Teil einer medizinischen Reha können ebenfalls Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Manchmal sind Ernährungskurse auch Teil eines Disease Management Programms (DMP), wie z. B. bei Diabetes mellitus Typ 2. Dann ist die Teilnahme ebenfalls kostenfrei.

Ökotrophologie? Diätassistenz? Ernährungsmedizinerin?

Ernährungsberater und Ernährungsberaterinnen haben viele verschiedene Bezeichnungen. Lernen Sie hier, was sich dahinter verbirgt.

Gibt es spezielle Angebote für Kinder? 

Es gibt verschiedene Angebote für Kinder. Viele Krankenhäuser haben Ambulanzen für Ernährungsberatung und Ernährungstherapie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit bestimmten Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, Fettleibigkeit, Milchzucker- oder Gluten-Unverträglichkeit. Manche Krankenkassen bieten Apps und Online-Kurse für Kinder und Eltern an. Rat und Hilfe zur Ernährung in den ersten Lebensmonaten erhalten frischgebackene Eltern zum Beispiel auch bei Still-Beratungen.

Wie kann ich mein Kind gesund ernähren?

Gesunde Ernährung ist im Kindesalter nicht nur wichtig für das Wachstum und die Entwicklung. Sie legt auch den Grundstein dafür, dass das Kind als Erwachsener eher zu Obst und Gemüse als zu Fast Food und Süßigkeiten greift. Aber wie sieht eine gesunde Ernährung eigentlich aus?

Wie erkenne ich eine seriöse Ernährungsberatung?

Die Bezeichnung „Ernährungsberater, Ernährungsberaterin“ ist rechtlich nicht geschützt und nicht hinter jedem Angebot verbirgt sich eine seriöse Beratungsstelle. Um gute von schlechten Angeboten unterscheiden zu können, gibt es besondere Gütesiegel – auch Zertifikate genannt. Eine Übersicht der anerkannten Zertifikate finden Sie in der folgenden Abbildung.

Welche Gütesiegel gibt es für eine Ernährungsberatung?

Außerdem hat die Verbraucherzentrale einige Punkte aufgelistet, an denen man eine gute Ernährungsberatung erkennt:

  • In der Beratung werden keine Produkte beworben oder verkauft.
  • Es werden keine Marken, Produkte oder Programme eines bestimmten Herstellers empfohlen. Wenn es doch in der Beratung erforderlich ist, werden zumindest zwei unterschiedliche Produkte gezeigt oder genannt.
  • Es wird über die Eigenschaften von Produkten unabhängig von Herstellern aufgeklärt.
  • Die Website, die Eigenwerbung oder sonstige Veröffentlichungen der Beratungsstelle enthalten keine Werbung für Produkte.
  • Materialien, die in der Beratung benutzt werden, enthalten ebenfalls keine Werbung für Produkte.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Ernährungsberatung & -therapie. 2021. [online] https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/adipositas/ernaehrungsberatung [24.02.2022]

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Version 2.0 [online]. 2016. https://www.ebm-netzwerk.de/de/medien/pdf/gpgi_2_20160721.pdf  [24.02.2022]

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Curriculum Ernährungsberatung DGE. o.J. [online]. https://www.dge.de/service/zertifizierte-ernaehrungsberatung/curriculum/ [24.02.2022] 

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Ernährungsberater/DGE. o.J. [online]. https://www.dge.de/service/ernaehrungsberater-dge/?L=0 [24.02.2022]

Groeneveld M. Die nötige Qualifikation eines Ernährungsberaters. 2017. [online]. https://www.bzfe.de/die-noetige-qualifikation-eines-ernaehrungsberaters/ [24.02.2022]

Interaktives Ernährungsmodul für Kids. o.J. [online]. https://www.dr-ambrosius.de/barmer-ernaehrungsmodule-kinder/ [24.02.2022] 

Kassenärztliche Bundesvereinigung. Ernährung. Möglichkeiten der Beratung und Therapie. Tipps für die Praxis und Beispiele. 2020. [online]. https://www.kbv.de/media/sp/PraxisWissen_Ernaehrung.pdf [24.02.2022]

Koordinierungskreis zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung und Ernährungsbildung. Rahmenvereinbarung zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung und Ernährungsbildung in Deutschland. 2019. [online]. https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fb/19-04-29-KoKreis-EB-RV.pdf [24.02.2022]

Verbraucherzentrale. Checkliste: So erkennen Sie eine anerkannte und unabhängige Ernährungsberatung. 2019. [online]. https://www.verbraucherzentrale.de/sites/default/files/2019-05/2019_04_Checkliste_Verbraucher_VZ.pdf [24.02.2022]

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
Wissenschaftliche Beratung:
BA MA Carolin Zipp

BA MA Carolin Zipp

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
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MSc Cornelia Krenn

MSc Cornelia Krenn

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 13.06.2022