Sind Menschen von mehreren chronischen Erkrankungen betroffen, spricht man von Multimorbidität. Sie betrifft keineswegs nur Ältere. 20 – 30% der deutschen Bevölkerung leiden unter mehreren Krankheiten gleichzeitig. Sie müssen sich in ihrem Alltag mit einer oft sehr komplexen Versorgung auseinandersetzen, etwa häufiger Arzttermine wahrnehmen, Wechselwirkungen von Medikamenten beachten oder schwerwiegende gesundheitsbezogene Entscheidungen treffen. Dazu braucht es organisatorische, zeitliche und auch emotionale Ressourcen. Denn die Multimorbidität kann sich in weite Teile des Familien-, Freizeit- und Arbeitslebens auswirken.
Gerade Betroffene mittleren Alters sind jahrzehntelang mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Umso wichtiger sind Maßnahmen, die sie dabei unterstützen, eine nachhaltige individuelle Versorgung aufzubauen und damit zu viel, zu wenig oder gar eine falsche Behandlung zu vermeiden. Aber wo können solche Maßnahmen ansetzen? Wie lässt sich die Patientensicherheit der Betroffenen möglichst gut steigern? Diesen Fragen gehen die Stiftung Gesundheitswissen und das Institut für Allgemeinmedizin der Goethe Universität Frankfurt in ihrem gemeinsamen Projekt „Multimorbidität im mittleren Alter“ nach.
Mehrfacherkrankungen betreffen nicht nur Menschen im fortgeschrittenen Alter. Auch Menschen im mittleren Lebensalter sind zunehmend betroffen. Die Ergebnisse der Handlungsfeldanalyse "Multimorbidität im mittleren Alter" zeigen, wie Menschen mit Mehrfacherkrankungen ihren Alltag und ihre medizinische Versorgung wahrnehmen, welche besonderen Herausforderungen auftreten und mit welchen Maßnahmen die Versorgung von Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen gestärkt werden kann.
Angesichts der Herausforderungen, denen sich multimorbide Patientinnen und Patienten gegenübergestellt sehen, kann die Versorgung nicht nur als Hilfe, sondern auch als Last wahrgenommen werden. Daher sind präventive Ansätze dringend notwendig. Denn nur wenn es gelingt, die Barrieren, die einer guten Versorgung entgegenstehen, zu reduzieren, und die Ressourcen, die Patienten zur Verfügung stehen, zu nutzen, können sie als ihre eigenen „Versorgungsmanager“ entlastet werden. Präventive Ansätze sollten möglichst in allen von der Versorgung tangierten Lebenswelten verankert sein und insbesondere das Familien-, Freizeit- und Arbeitsleben sowie die Berührungspunkte mit dem Gesundheitssystem berücksichtigen.
Im Projekt „Multimorbidität im mittleren Alter“ werden Ressourcen und Barrieren zur Steigerung der Patientensicherheit untersucht. So sollen Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen identifiziert und eingeordnet werden. Die Ergebnisse des Projekts bilden eine Grundlage, um entsprechende Maßnahmen entwickeln und implementieren zu können.
Die Ziele des Projekts sind:
Im Rahmen einer systematischen Literaturübersicht werden zunächst alltägliche Probleme und Belastungen von Menschen mit Multimorbidität im Alter von 30-60 Jahren bei ihrer Versorgungsbewältigung identifiziert und Ressourcen für eine adäquate Versorgungsbewältigung aufgezeigt. Außerdem wird untersucht, wie sich eine gelungene bzw. problematische Versorgungsbewältigung auf den Alltag der Patientinnen und Patienten auswirkt. Darauf aufbauend werden Interviews mit Patientinnen und Patienten geführt, in denen diese dazu befragt werden, wie sich Multimorbidität auf ihren Alltag auswirkt und mit welchen Lösungsansätzen und Fehlstrategien sie bereits Erfahrungen gesammelt haben. Schließlich wird in Interviews beispielsweise mit Hausärztinnen und -ärzten untersucht, wie sich die Versorgung multimorbider Menschen gestaltet und welches Rollenverständnis die Versorgerinnen und Versorger dabei einnehmen.
Das Projekt läuft von Oktober 2020 bis Dezember 2021.
Markus Wohsmann
Bereichsleiter Kommunikation und Pressesprecher
markus.wohsmann@stiftung-gesundheitswissen.de
Prof. Dr. Marjan van den Akker
Institut für Allgemeinmedizin, Goethe Universität Frankfurt
Michael Grimm
Referent Interventionsentwicklung/ Fachleitung Schulungsangebote
michael.grimm@stiftung-gesundheitswissen.de
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Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
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Erstellt am: 05.03.2021