Berlin, 28. Juli 2022 – Wer für sich selbst oder für andere nach Gesundheitsinformationen sucht, steht oft einer großen Bandbreite von Angeboten gegenüber. Daraus die verlässlichen Informationen herauszufiltern, ist wichtig, um fundierte Gesundheitsentscheidungen treffen zu können. Aber was macht eine gute Gesundheitsinformation aus? An welchen Kriterien lässt sich ihre Qualität erkennen? Die Checkliste MAPPinfo soll hier eine Hilfestellung bieten.
Die Checkliste wurde von anerkannten Expertinnen und Experten für Gesundheitsinformationen der Medizinischen Universität Graz, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Oslo Metropolitan University in einem gemeinsamen Projekt mit der Stiftung Gesundheitswissen entwickelt. Sie ist frei zugänglich und auf deutsch und englisch verfügbar.
Bei der Suche nach Gesundheitsinformationen sind sowohl Patientinnen und Patienten als auch Versorgerinnen und Versorger häufig mit einer großen Anzahl von Suchmaschinen-Treffern oder ganz unterschiedlichen Broschüren konfrontiert. Daraus die „guten“ Informationen auszuwählen, kann sehr herausfordernd sein.
Wodurch sich verlässliche, evidenzbasierte Gesundheitsinformationen auszeichnen, dazu hat die Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation einen Rahmen von Qualitätskriterien (u.a. zu relevanten Inhalten und deren angemessener Präsentation) herausgearbeitet, der sich auf die Studienlage und ethische Anforderungen stützt. Dieser Rahmen kann bei der Auswahl guter Gesundheitsinformationen helfen. Bisher konnten jedoch oft nur Expertinnen und Experten oder die Anbieter von Gesundheitsinformationen bewerten, inwiefern Informationen diesen Kriterien entsprechen.
Vor diesem Hintergrund wurde mit MAPPinfo eine wissenschaftlich validierte Checkliste entwickelt, die es ermöglicht, auch ohne große Vorkenntnisse und Hintergrundwissen zur Erstellung von Gesundheitsinformationen deren Qualität einzuordnen.
“MAPPinfo” ist eine Abkürzung für “Mapping the Quality of Health Information” und steht für eine wissenschaftlich validierte Checkliste, mit der sich die Qualität von Gesundheitsinformationen beurteilen lässt. Es ist das erste Instrument, das das Qualitätskonzept der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation operationalisiert und auch für Gesundheitsinteressierte ohne fachliche Vorkenntnisse anwendbar macht.
MAPPinfo soll dabei helfen, die Qualität von Gesundheitsinformationen kritisch zu beurteilen – auf einer wissenschaftlich fundierten Basis, aber möglichst anwendungsfreundlich. Die Checkliste soll dabei unterstützen, verlässliche Informationen auszumachen und die Stärken und Schwächen einzelner Informationen aufzuzeigen.
Die Checkliste wurde für Gesundheitsinformationen entwickelt, die:
1) sich an Gesundheitsinteressierte ohne fachliche Vorkenntnisse richten,
2) zu einer medizinischen Entscheidung zwischen mehreren Handlungsoptionen (z.B. Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erkrankung) informieren und
3) in einer zusammenhängenden, klar abgrenzbaren Quelle (z.B. einer Broschüre oder Webseite) erscheinen.
Mit der Checkliste lassen sich diejenigen Kriterien aus der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation überprüfen, die sich direkt an einer Gesundheitsinformation erkennen lassen. Die Checkliste umfasst dafür insgesamt 19 Abfragen, mit denen vier Qualitätsaspekte bewertet werden können:
Zu jeder Abfrage erklärt eine kurze Anleitung, wie diese bewertet werden kann. Bei vielen Abfragen dient zusätzlich ein Best-Practice-Beispiel der Illustration.
MAPPinfo funktioniert als Screening-Instrument: Wenn die Kriterien aus der Checkliste erfüllt sind, lässt sich daraus folgern, dass die Gesundheitsinformation grundsätzlich die Anforderungen aus der Leitlinie erfüllt.
Die Checkliste lässt sich prinzipiell ohne große Vorkenntnisse einsetzen. Es sind weder ein besonderes Training noch zusätzliche Recherchen erforderlich, um damit Gesundheitsinformationen zu bewerten. Damit eignet sich MAPPinfo grundsätzlich für alle Personen, die einordnen möchten, wie gut die Qualität bestimmter Gesundheitsinformationen ist.
In der aktuellen Form bietet die Checkliste ein besonderes Potenzial für folgende Bereiche:
Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen aus der Anwendung der Checkliste mit uns teilen würden. Senden Sie uns gerne Ihr Feedback an info@stiftung-gesundheitswissen.de!
Die Entwicklung der Checkliste erfolgte in einem wissenschaftlichen Prozess mit mehreren Validierungsschritten:
Nach jedem Validierungsschritt wurde die Checkliste weiterentwickelt und steht nun als validierte Version frei zur Verfügung.
Wir überprüfen momentan, wie sich die Checkliste weiterentwickeln lässt, um noch besser den Bedarfen verschiedener Zielgruppen zu entsprechen. Wenn Sie Ihre Erfahrungen aus der Anwendung der Checkliste mit uns teilen möchten, senden Sie uns gerne Ihr Feedback an info@stiftung-gesundheitswissen.de! Wir freuen uns auf den Austausch!
Charvet-Berard AI, Chopard P, Perneger TV: Measuring quality of patient information documents with an expanded EQIP scale. Patient Education and Counseling 2008; 70: 407-11.
Lühnen J, Albrecht M, Mühlhauser I, Steckelberg A. Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation. Hamburg 2017; http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de. [24.01.2022]
Wissenschaftliche Projektleitung:
Prof. Dr. Jürgen Kasper, Department of Nursing and Health Promotion, Oslo Metropolitan University
Dr. Nicole Posch, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz
Prof. Dr. Anke Steckelberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Michael Grimm
Referent Interventionsentwicklung/ Fachleitung Schulungsangebote
michael.grimm@stiftung-gesundheitswissen.de
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung
Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Dieser Text wurde ursprünglich am 28.07.2022 erstellt und wird regelmäßig überprüft.
Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Inhalte erstellt, können Sie hier nachlesen.
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformationen lagen keine Interessenkonflikte vor.
Alle unsere Informationen beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.
Auch wenn Zahlen den Eindruck von Genauigkeit vermitteln, sind sie mit Unsicherheiten verbunden. Denn Zahlen aus wissenschaftlichen Untersuchungen sind fast immer nur Schätzwerte. Für den einzelnen Menschen lassen sich keine sicheren Vorhersagen treffen.
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