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Vergiftungen bei Kindern: Was tun?

Kinder erkunden meist neugierig alles, was sich ihnen bietet. Gerade Kleinkinder nehmen vieles in den Mund. Wenn es sich dabei um einen giftigen Stoff handelt, kann das schlimme Folgen haben. Worauf kann man in Haus und Garten achten, um das Risiko einer unabsichtlichen Vergiftung zu minimieren? Hier finden Sie Tipps, wie Kinder vor Vergiftungen geschützt werden können.

Medikamente, die aussehen wie Bonbons. Spülmaschinentabs in lustigen bunten Farben: im Haushalt lauern viele giftige Stoffe, die für kleine Abenteurer und Entdecker gefährlich werden können. Das gilt vor allem für Kinder zwischen zwei und vier Jahren. Neugierig verwenden sie Haushalts- und Reinigungsmittel, Medikamente oder Pflanzen für ihr Spiel und nicht selten gelangen die Dinge dann auch in den Mund. Aufgrund ihres geringeren Körpergewichts sind Kinder besonders gefährdet für Vergiftungen: denn ihr kleiner Körper kann noch weniger Giftstoffe verarbeiten als Erwachsene.

Eine Liste giftiger Produkte hat das Universitätsklinikum Bonn zusammengestellt. Einen Überblick über die giftigsten Zimmer- und Gartenpflanzen stellt die Initiative Das sichere Haus zur Verfügung. Auch Zigaretten und e-Zigaretten stellen eine Gefahr für kleine Kinder dar, wenn sie Tabak, Zigarettenstummel oder Liquids verschlucken.

Kind spielt vor giftigen Haushaltsreinigern. Das Bild linkt auf das Video.

Wie schütze ich Kinder vor Vergiftungen?

Bei Vergiftungen lauern die größten Gefahren da, wo sie keiner vermutet: bei uns zuhause. Das ist besonders für Kinder gefährlich. Grade kleine Kinder nehmen gerne nicht-essbare Dinge in den Mund. 

Manche Reinigungsmittel wie Rohrreiniger oder Badreiniger können gefährlich werden. Sie können bei Verschlucken zu Schleimhautreizungen oder Verätzungen führen oder bei Kontakt zu Rötungen oder Reizungen, zum Beispiel der Bindehaut. Das Nikotin in herumliegenden Zigaretten ist giftig, kann zu Erbrechen führen und sogar lebensgefährlich sein. Auch einige Pflanzen in Haus und Garten bergen eine Gefahr, zum Beispiel Eisenhut, Oleander, Maiglöckchen oder Weihnachtsstern.
 
Deshalb sollten Medikamente, Putzmittel und auch Kosmetika an Orten aufbewahrt werden, die abgeschlossen werden oder von Kindern nicht erreicht werden können. Auch Öle, Pflanzenschutzmittel oder Spiritus sollten außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden.
 
Medikamente werden von Kindern oft für Bonbons gehalten, was besonders bei Beruhigungstabletten oder der Anti-Baby-Pille gefährlich werden kann. Medikamente sollten als Medizin bezeichnet werden und nicht als "Saft" oder "Bonbons". Lassen Sie Einkaufstaschen mit solchen Inhalten nicht unbeaufsichtigt liegen.

Und ganz wichtig: Klären Sie Kinder frühzeitig über diese Gefahren auf. Sollte doch einmal etwas passieren, rufen Sie die regionale Giftnotzentrale an. Davon gibt es acht in Deutschland. Speichern Sie sich am besten die Nummer direkt im Anschluss an diesen Film in Ihrem Telefon oder hängen Sie sich die Nummer an einem geeigneten Ort im Haushalt auf.
 
Dann ist es zuhause für Kinder wieder sicher.

Weitere Informationen zu Vergiftungen und eine Übersicht der Giftnotrufzentralen in Deutschland finden Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.

Wissen ist gesund.

Tipps für Eltern: So machen Sie den Haushalt kindersicher

  1. Bewahren Sie Medikamente und Putzmittel in abschließbaren oder unerreichbaren Schränken auf, ebenso Parfüm, Puder und Nagellack und Nagellackentferner. 
  2. Füllen Sie Putzmittel oder Chemikalien nicht um, vor allem nicht in Getränkeflaschen. Familienangehörige können versehentlich daraus trinken. Außerdem verlieren Sie so die Warnhinweise auf der Originalverpackung.
  3. Sprechen Sie über Medikamente als Medizin, nicht als Saft oder Bonbons. 
  4. Verwenden Sie keine Lampenöle oder Duftöle. 
  5. Achten Sie auch in Garten und Garage auf Sicherheit und bewahren Sie Dünger, Pflanzenschutzmittel, Frostschutzmittel, Motoröl oder flüssigen Grillanzünder so auf, dass sie für Kinder nicht erreichbar sind. 
  6. Vermitteln Sie Kindern frühzeitig mögliche Gefahren in Haus und Garten. 
  7. Lassen Sie Ihr Kind nicht unbeaufsichtigt, wenn Sie mit Farben oder Terpentin arbeiten. 
  8. Lassen Sie Einkaufs- und Handtaschen mit Zigaretten, Medikamenten, Haushaltschemikalien oder Parfüm nicht unbeaufsichtigt stehen.
  9. Prüfen Sie auch die Pflanzen in Haus und Garten: Sehr giftig sind z.B. Eisenhut, Engelstrompete, Schierling und Tollkirsche. Auch Oleander, Weihnachtsstern oder Maiglöckchen und Goldregen sind gefährlich.
  10. Nicht zu vergessen: Herumliegende Zigaretten oder deren Reste nehmen Kinder ebenfalls gern einmal in den Mund.

Wie erkenne ich eine Vergiftung bei meinem Kind?

Je nach Giftstoff und Menge, die Kinder aufnehmen, können die Folgen unterschiedlich sein. Häufige Anzeichen von Vergiftungen sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen, Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Atemprobleme
  • Bewusstlosigkeit

Vergiftungen können sich aber auch anders äußern. 

Was tun bei Vergiftungen?

Wenn eine Vergiftung vermutet wird, ist schnelles Handeln wichtig. Zuerst sollte der Betroffene beruhigt werden – das gilt besonders bei Kindern. Danach können der regionale Giftnotruf oder die Rettungsleitstelle weitere Anweisungen geben. Welche Sofortmaßnahmen man sonst noch ergreifen kann und wie sich Vergiftungen äußern:

Vergiftung: An wen kann ich mich wenden?

Wenn ihr Kind Anzeichen für eine Vergiftung zeigt, sich auffällig verhält oder große Mengen eines giftigen Stoffes zu sich genommen hat, sollten Sie sofort den Notruf 112 wählen.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ihr Kind etwas Giftiges angefasst oder verschluckt hat, bieten einige Kliniken in Deutschland Informationsstellen an, die Sie anrufen können. 

Folgende Fragen sind dann wichtig: 

  • Wer ist betroffen? (Alter, Gewicht)
  • Was wurde eingenommen? (Substanz, Verpackung, Firma, Pflanze)
  • Wieviel und wann? (Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung)
  • Wie wurde es eingenommen? (Geschluckt? Eingeatmet? Auf die Haut? Ins Auge?)
  • Welche Symptome zeigt der Patient? (Husten? Erbrechen? Muskelzuckungen? Rauschzustand? Benommenheit? Schmerzen?)
  • Was wurde bereits unternommen?
  • Wer ruft an? (Name und Telefonnummer für den Rückruf). 

Die Gift-Informationszentralen in Deutschland

Gut zu wissen: Egal, wo Sie sich gerade befinden – Sie dürfen jede der Zentralen kostenlos anrufen, wenn Verdacht auf eine Vergiftung besteht – auch aus dem Ausland. Wichtig: Die Zentralen können nur beraten und keinen Notarzt oder Rettungswagen schicken. Wenn Ihr Kind über Beschwerden klagt oder sich auffällig verhält, sollten Sie eventuell den Notruf 112 wählen.

Auf einen Blick: Was tun bei Vergiftungen?

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern. Frankfurt am Main: Verlagshaus Zarbock, 2017.

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Risiko Pflanze. Einschätzung und Hinweise. Frankfurt am Main: Verlagshaus Zarbock, 2017.

Bundesamt für Justiz. Verordnung über die Mitteilungspflichten nach §16e des Chemikaliengesetzes zur Vorbeugung und Information bei Vergiftungen (Giftinformationsverordnung - ChemGiftInfoV) Anlage (zu § 3 Absatz 1).

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die Giftnotrufzentralen. [online]. https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/02_Giftnotrufzentralen/lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html [23.08.2022]

Malteser. Erste Hilfe bei Vergiftungen: Schnelles Handeln ist gefragt [online] https://www.malteser.de/aware/hilfreich/erste-hilfe-bei-vergiftungen-das-kannst-du-tun.html#c754604 [23.08.2022]

Universitätsklinikum Bonn. Informationszentrale gegen Vergiftungen [online] https://gizbonn.de/vergiftungsfall/vergiftungsunfall-was-tun [23.08.2022] 

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

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Erstellt am: 11.03.2021