Rohrreiniger und Oleander statt Arsen und Zyankali: Bei Vergiftungen sind Haus und Garten die größte Gefahrenquelle, vor allem für Kinder. Im Vorschulalter gehören sie zu den häufigsten Unfallarten. Bei Erwachsenen sind eher Gase, Alkohol oder Tabletten die Ursache. Welche Substanzen gefährlich sind, was bei einem Vergiftungsunfall zu tun ist und wie man bei Vergiftungen am besten reagiert, finden Sie hier.
Mögliche Quellen für Vergiftungen sind zahlreich: Ältere Menschen können Medikamente verwechseln, Kinder schlucken Reinigungsmittel oder kauen auf Pflanzenblättern aus dem Garten herum. Wenn übermäßig viel Alkohol getrunken wird, ist nicht selten eine Alkoholvergiftung die Folge. Aber auch beim Sammeln von Pilzen oder Bärlauch kann es zu folgenschweren Verwechslungen kommen – wenn beispielsweise Maiglöckchen oder Herbstzeitlose statt Bärlauch im Salat landen oder nicht der Wiesenchampignon, sondern der hochgiftige Knollenblätterpilz gebraten wird. Von einer Vergiftung spricht man also, wenn ein giftiger Stoff über Mund, Nase, Haut oder auch die Augen in den Körper gelangt und ihn schädigt.
Genaue Zahlen zu Vergiftungen in Deutschland gibt es trotz ärztlicher Meldepflicht nicht. Die Experten der Giftnotrufzentralen diagnostizieren am häufigsten Vergiftungen mit Haushalts- und Reinigungsmitteln und dabei wiederum mit Produkten, die schäumen: Spül- und Waschmittel, Shampoo oder Allesreiniger. Sie stehen in der Regel offen zugänglich in Haus oder Wohnung und sind für Kinder eine potenzielle Gefahr. Zum Glück führen diese Stoffe, wie auch Kosmetika und Pflanzen, meist nicht zu schweren Vergiftungen. Schlagzeilen machen eher Vergiftungen durch Rauchgas oder illegale Drogen. Aber die Dosis macht das Gift. Denn auch eigentlich ungiftige Stoffe wie Salz können, je nach Menge, tödliche Folgen haben.
Ob sofort Symptome auftreten oder erst nach Stunden, Tagen oder sogar Jahren, hängt von der Art und Dosis des Gifts ab. Zudem beeinflusst auch, auf welchem Weg der Stoff in den Körper gelangt, die auftretenden Symptome. Verschluckte oder eingeatmete Stoffe haben allgemein häufig Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall zur Folge. Auch Kopfschmerzen, Schwindel und Bewusstseinsveränderungen bis hin zur Bewusstlosigkeit können auftreten. Veränderungen der normalen Pulsfrequenz zu sehr schnell oder langsam, Blässe, Atemnot oder Herz-Kreislaufstillstand können ebenfalls Symptome einer Vergiftung sein. Wenn die Haut mit giftigen Substanzen in Kontakt kommt, treten oft Rötungen, Schmerzen, Ausschläge bis hin zur Blasenbildung auf. Sind die Augen betroffen, kann neben Schmerzen und Rötungen auch die Sehkraft beeinträchtigt werden. Je nach Wirkung des Gifts können bei jeder Vergiftung auch weitere Symptome wie beispielsweise Lähmungen oder Krampfanfälle auftreten.
Die meisten Vergiftungsunfälle bei Kindern passieren zu Hause. Besonders Kleinkinder sind gefährdet, da sie neue Dinge auch über den Mund erkunden. Welche Gefahrenquellen es gibt und wie man Kinder vor Vergiftungen schützen kann, lesen Sie hier.
Für die Erste Hilfe im Vergiftungsfall hilfreich:
In Deutschland gibt es acht regionale Giftnotrufzentralen. Rufen Sie lieber einmal zu viel als zu wenig an. Um zu klären, ob die Lage lebensbedrohlich ist, sind folgende Fragen wichtig:
Gut zu wissen: Auch aus dem Ausland können Sie die Giftnotruf-Zentralen anrufen, wenn Verdacht auf eine Vergiftung besteht.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern. Frankfurt am Main: Verlagshaus Zarbock, 2017
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Risiko Pflanze. Einschätzung und Hinweise. Frankfurt am Main: Verlagshaus Zarbock, 2017
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Giftinformationsordnung: § 16e Chemikaliengesetz zur Vorbeugung und Information bei Vergiftungen [online]. https://www.bmu.de/gesetz/verordnung-ueber-die-mitteilungspflichten-nach-paragraf-16e-chemikaliengesetz-zur-vorbeugung-und-info/ [09.03.2021]
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die Giftnotrufzentralen. [online]. https://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/ 02_Giftnotrufzentralen/lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html [11.03.2021]
Charité Berlin. Vergiftungen: Erste Maßnahmen. Giftnotruf Berlin, Charité [online]. https://giftnotruf.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/ohne_AZ/m_cc05/giftnotruf/pdf/Giftnotruf-Berlin-Info.pdf [09.03.2021]
Deutsche Apotheker Zeitung online., Was tun bei Vergiftungen? 11/2008 [online]. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-11-2008/was-tun-bei-vergiftungen-im-haushalt [10.03.2021]
Kinder- und Jugendärzte im Netz:Vergiftungen [online].
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/erste-hilfe/sofortmassnahmen/vergiftungen/ [11.03.2021]
Müller, D, Desel, H Ursachen, Diagnostik und Therapie häufiger Vergiftungen. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(41): 690-700; DOI: 10.3238/arztebl.2013.0690 [online]. https://www.aerzteblatt.de/archiv/147481/Ursachen-Diagnostik-und-Therapie-haeufiger-Vergiftungen [11.03.2021]
Ohlenbusch S Von wegen Aktivkohle und Magenspülung: Wie Ärzte bei Intoxikationen vorgehen sollten., MedScape Deutschland, 2016. [online]. https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4904853 [11.03.2021]
Persson, H Poisoning Severity Score. Grading of Acute Poisoning. Journal of Toxicology: Clinical Toxicology Volume 36, 1998 - Issue 3. [online]. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.3109/15563659809028940 [08.03.2021]
Universitätsmedizin Göttingen. Erste Hilfe bei Vergiftungen. Giftinformationszentrum Nord, Universitätsmedizin Göttingen [online]. https://www.giz-nord.de/php/index.php/giftinfo/erste-hilfe [ [11.03.2021]
Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.
Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.
Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Die Stiftung Gesundheitswissen hat das Ziel, verlässliches Gesundheitswissen in der Bevölkerung zu stärken. Die an der Erstellung unserer Angebote beteiligten Personen haben keine Interessenkonflikte, die eine unabhängige und neutrale Informationsvermittlung beeinflussen.
Weitere Hinweise zum Umgang mit Interessenkonflikten finden Sie hier.
Alle unsere Angebote beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.
Weitere wichtige Hinweise zu unseren Angeboten finden Sie hier.
Erstellt am: 11.03.2021