Grippeschutzimpfung

Wem wird die Grippeschutzimpfung empfohlen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die jährliche Grippe-Schutzimpfung für die folgenden Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko von Komplikationen durch die Grippe haben (Stand 2022):

  • Alle Menschen, die 60 Jahre oder älter sind
  • Erwachsene und Kinder ab sechs Monaten mit bestimmten Vorerkrankungen. Dazu gehören unter anderem chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Leberkrankheiten, Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten wie etwa Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben und angeborene oder erworbene Abwehrschwäche.
  • Personen (z. B. Angehörige oder Pflegende), die privat oder beruflich von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können. Als Risikopersonen gelten hierbei Personen mit Vorerkrankungen (siehe oben), bei denen es Hinweise auf eine deutlich reduzierte Wirksamkeit der Grippeimpfung gibt wie z. B. Personen mit dialysepflichtiger Nierenerkrankung oder Personen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche.
  • Bewohner und Bewohnerinnen von Alten- oder Pflegeheimen
  • Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, zum Beispiel medizinisches Personal
  • Alle gesunden Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel und Schwangere mit einer chronischen Vorerkrankung ab dem ersten Schwangerschaftsdrittel
  • Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln

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Wann sollte man sich gegen Grippe impfen lassen?

Die STIKO empfiehlt die Grippe-Schutzimpfung jedes Jahr im Herbst mit dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Impfstoff. Eine Impfung zwischen Oktober und Mitte Dezember wird angeraten. Durch eine einmalige Impfung ist man ausreichend für die gesamte Grippesaison geschützt. Es dauert zehn bis 14 Tage, bis sich ein vollständiger Impfschutz ausgebildet hat.  

Da sich die Eigenschaften der Grippeviren von Jahr zu Jahr ändern, ist eine jährlich wiederholte Grippe-Schutzimpfung mit dem neu festgelegten Grippe-Impfstoff notwendig. Die jährliche Impfung wird auch dann von der STIKO empfohlen, wenn die Zusammensetzung des Impfstoffs gegenüber der vorhergehenden Saison unverändert ist.

Welche Grippe-Impfstoffe gibt es?

Es stehen zwei Grippe-Impfstoffe zur Verfügung:

  • ein Totimpfstoff (inaktivierter Impfstoff), der in einen Muskel gespritzt wird, und
  • ein Lebendimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird.

Das Nasenspray ist in der Altersgruppe von zwei bis 17 Jahren zugelassen. Sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegenspricht, können Eltern zwischen dem Totimpfstoff und dem Lebendimpfstoff wählen. 

Wie wirkt die Grippeschutzimpfung?

Die Wirkung einer Grippe-Schutzimpfung hängt von zwei wichtigen Faktoren ab: erstens von der Zusammensetzung des Grippe-Impfstoffes und wie gut dieser auf die Viruseigenschaften der aktuellen Saison angepasst ist, zweitens von persönlichen Faktoren wie Alter und Vorerkrankungen, die einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Immunsystems haben.

Kann die Grippe-Schutzimpfung eine Grippe verhindern?

Die Grippe-Schutzimpfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz. Eine Übersichtsarbeit zu klinischen Studien belegt für gesunde Erwachsene eine Schutzwirkung von 59 Prozent. Bei Kindern wurden bis zu 78 Prozent erreicht. Bei älteren Menschen betrug die Schutzwirkung der Impfstoffe 41 Prozent.

Die Schutzwirkung drückt aus, wie viele Personen, die ohne Impfung erkrankt wären, durch diese Maßnahme vor Grippe geschützt wurden.

Nicht immer kann die Grippe-Schutzimpfung also verhindern, dass man an Grippe erkrankt. Jedoch kann sie bei manchen Menschen dazu beitragen, dass eine Grippe-Erkrankung weniger schwer verläuft oder weniger schwere Komplikationen wie zum Beispiel Lungenentzündungen verursacht.

Klinische Studien konnten zeigen, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen, die an Grippe erkrankten, mit einer Schutzimpfung seltener ins Krankenhaus mussten. Auch Neugeborene mussten weniger häufig wegen Grippe im Krankenhaus behandelt werden, wenn deren Mütter in der Schwangerschaft geimpft worden waren. Durch die Impfung hat die Schwangere Abwehrstoffe gegen Influenzaviren im Blut. Da die Blutkreisläufe von Mutter und Kind über die Plazenta miteinander verbunden sind, erreicht der Impfschutz auch das Ungeborene. Das Neugeborene bleibt bis zu mehreren Monaten nach der Geburt durch die mütterlichen Abwehrstoffe geschützt.

Die Grippe-Schutzimpfung soll nicht nur das Erkrankungsrisiko der geimpften Person senken, sondern auch die Menschen im Umfeld schützen, die nicht geimpft sind oder nicht geimpft werden können (sogenannter Herdenschutz).

Die Impfung schützt zwar nicht vollständig, verhindert aber sehr viele Fälle von Grippe-Erkrankungen und die damit verbundenen schweren Verläufe und Komplikationen.

Impfen

Was genau passiert im Körper bei einer Impfung? Wie und wann wirkt sie?

Welche Nebenwirkungen kann eine Impfung haben?

Die zugelassenen Impfstoffe gelten als gut verträglich. Auch für Schwangere und das ungeborene Kind ließ sich in klinischen Studien die Sicherheit der Grippe-Schutzimpfung nachweisen. Nur für Kinder unter zwei Jahren liegen kaum klinische Studien zu Wirksamkeit und Sicherheit der Grippe-Schutzimpfung vor.

Als häufige Nebenwirkungen treten allgemeine Entzündungsreaktionen auf, die denen einer Erkältung ähnlich sind: leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen, Schwitzen, Müdigkeit. Auch zu Schüttelfrost kann es kommen. Die Nebenwirkungen klingen in der Regel ohne Behandlung nach ein bis zwei Tagen wieder ab.

Totimpfstoff: Wie bei anderen Impfungen auch sind an der Einstichstelle vorübergehend eine Rötung, Schwellung und leichte Schmerzen möglich. 
Lebendimpfstoff: Für Kinder ist seit 2012 ein abgeschwächter Lebendimpfstoff auf dem Markt, der als Nasenspray verabreicht wird. Die hier am häufigsten beobachtete Nebenwirkung ist eine verstopfte Nase.

Kinder und Jugendliche sollen nicht mit dem Nasenspray gegen Grippe geimpft werden, wenn sie an schwerem Asthma leiden oder zum Beispiel mit Acetylsalicylsäure behandelt werden.

Schwere Nebenwirkungen nach Grippe-Schutzimpfungen sind selten. Darunter fallen unter anderem allergische Reaktionen, Schwellungen vor allem im Bereich von Kopf und Hals (Angioödem) und vorübergehende Blutbildveränderungen (Thrombozytopenie). Als sehr seltene Nebenwirkung der Impfung wurde das Guillain-Barré-Syndrom beschrieben, bei dem man Körperbereiche nicht mehr richtig bewegen kann.

Wenn nach einer Grippe-Schutzimpfung Nebenwirkungen oder schwere Reaktionen bei der geimpften Person beobachtet werden, ist es ratsam, den behandelnden Arzt, die Ärztin darüber zu informieren. Wichtig ist auch vor jeder Impfung, dem Arzt oder der Ärztin bekannte Allergien, zum Beispiel gegen Hühnereiweiß, mitzuteilen. Denn im Impfstoff können Hühnereiweiß oder andere Allergene enthalten sein.

Covid-19-Impfung und Grippeschutz gleichzeitig - geht das?

Die Doppel-Impfung gegen Covid-19 und Influenza ist gleichzeitig möglich. Ein zeitlicher Abstand zwischen den Impfungen ist laut einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission nicht nötig. Die Injektion sollte allerdings an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen. Mehr dazu erfahren Sie hier:

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

Bao W, Li Y, Wang T, Li X, He J, Wang Y, Wen F, Chen J. Effects of influenza vaccination on clinical outcomes of chronic obstructive pulmonary disease: A systematic review and meta-analysis. Ageing Research Reviews 2021;68:1568–1637.

Demicheli V, Jefferson T, Ferroni E, Rivetti A, Di Pietrantonj C. Vaccines for preventing influenza in healthy adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 2, Art. No.: CD001269. DOI: 10.1002/14651858.CD001269.pub6.

Ferroni E, Jefferson T. Influenza. BMJ Clin Evid 2011 Oct 21;2011:0911.

Herold, G. Innere Medizin. Ed. 2022. Köln: Verlag Dr. Gerd Herold.

Jefferson T, Rivetti A, Di Pietrantonj C, Demicheli V. Vaccinces for preventing influenza in healthy children. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 2, Art. No.: CD004879. DOI: 10.1002/14651858.CD004879.pub5.

Manzoli L, Ioannidis JP, Flacco ME, De Vito C, Villari P. Effectiveness and harms of seasonal and pandemic influenza vaccines in children, adults and elderly: A critical review and re-analysis of 15 meta-analyses. Hum Vaccin Immunother 2012;8(7):851–62.

Remschmidt C, Harder T, Wichmann O, Garbe E, Ledig T, Terhardt M et al. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2016;59(12):1606–22.

Robert Koch-Institut. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 27. Januar 2022/4:3-66. DOI 10.25646/9285.2.

Robert Koch-Institut. Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen Influenza. Grippeschutzimpfung (Stand 06.10.2021) [online]. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/Hochdosis-Impfstoffe/FAQ_Uebersicht.html;jsessionid=461948BBE0D5F1519B8B751CAF8F0015.internet051?nn=2375548.com [11.04.2022].
 

Autoren:
Dr. Martina Albrecht
Martina Albrecht

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Referentin Evidenzbasierte Medizin
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Nastasia Heilemann
Nastasia Heilemann

Nastasia Heilemann

Multimedia-Producerin
Nastasia Heilemann studierte Angewandte Medienwirtschaft mit Schwerpunkt TV-Producing. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert sie multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
Wissenschaftliche Beratung:
Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

Dieser Text wurde ursprünglich am 01.11.2018 erstellt und wird regelmäßig überprüft. Die letzte Aktualisierung aufgrund neuer Erkenntnisse erfolgte am 02.11.2022. Nächste umfassende Überarbeitung: 2025.

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