Grippe heilt in der Regel auch ohne Behandlung aus. Nur bestimmte Risikofaktoren oder ein schwerer Verlauf können eine Behandlung erforderlich machen. Erfahren Sie hier, wann das der Fall ist und was Sie selbst zur Linderung der Beschwerden tun können.
Für einen gesunden Menschen mit guten Abwehrkräften stellt Grippe in der Regel kein Problem dar. Nach ein paar Tagen hat das Immunsystem die Krankheit meistens im Griff, sodass die Beschwerden langsam nachlassen. Dennoch kann Grippe auch einen schweren Verlauf nehmen.
Bei Verdacht auf eine Grippeerkrankung wird daher allgemein geraten, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Das gilt insbesondere dann, wenn zusätzlich Risiken für einen schweren Verlauf bestehen.
Eine milde verlaufende Grippe bessert sich auch ohne Behandlung in der Regel bereits nach fünf bis sieben Tagen. Bis die Erkrankung ganz ausgeheilt ist, kann es 14 Tage oder etwas länger dauern. Sie können selbst versuchen, Ihre Beschwerden zu lindern:
Bei starken Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen können Schmerzmittel helfen. Ohne ärztliches Rezept frei verkäuflich sind unter anderem Tabletten mit Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen. Diese Mittel sollen gegen Schmerzen und gegen Fieber wirken. Einen Einfluss auf die Krankheitsdauer oder den Verlauf von akuten Atemwegserkrankungen wie Erkältungskrankheiten oder Grippe haben diese Mittel nicht.
Acetylsalicylsäure (ASS) sollten Kinder unter zwölf Jahren nicht einnehmen, da sie mit dem Reye-Syndrom in Zusammenhang gebracht wird. Bei dieser akuten Erkrankung kommt es zu einer Schädigung des Gehirns (Enzephalopathie) sowie zu Leberschäden. Vom Reye-Syndrom betroffen sind zumeist Kinder zwischen fünf und 14 Jahren. Die Forschung nimmt Virus-Infektionen und die Einnahme von Acetylsalicylsäure als Ursache dafür an.
Im Falle eines milden Verlaufes bessert sich die Grippe von selbst, ohne dass man Medikamente benötigt. Eine medikamentöse Behandlung kann notwendig werden, wenn die Grippe einen schweren Verlauf nimmt oder ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht.
Da Grippe von Viren verursacht wird, ist die Einnahme von Antibiotika nicht sinnvoll. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren. Nur wenn sich zusätzlich zu den Viren auch Bakterien in den Atemwegen oder der Lunge angesiedelt haben (Superinfektion), können Antibiotika eingesetzt werden.
In Deutschland gibt es zwei Medikamente, die gegen das Grippe-Virus wirken. Bevor man sie erhält, muss durch eine Laboruntersuchung sichergestellt sein, dass man wirklich an Grippe erkrankt ist. Die beiden Medikamente heißen Oseltamivir und Zanamivir. Sie sollen die Freisetzung von Influenzaviren hemmen und damit das Fortschreiten der Grippeerkrankung verhindern. Solch ein Medikament sollte innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Beschwerden verabreicht werden, damit es gut wirken kann.
Oseltamivir wird als Tablette eingenommen. Zanamivir wird inhaliert.
Als Nebenwirkung kann es bei der Einnahme von Oseltamivir zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen.
Zanamivir kann zu Hautausschlag und bei Menschen mit Asthma zu Asthma-Anfällen führen.
Wie gut Oseltamivir und Zanamivir gegen Grippe helfen, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Eine Übersichtsarbeit über klinische Studien kam zum Ergebnis, dass die Erkrankungsdauer bei Influenza durch Oseltamivir und Zanamivir um weniger als einen Tag verkürzt werden kann. Bei Kindern kann die Erkrankungsdauer um etwas mehr als einen Tag verkürzt werden. In Bezug auf Komplikationen (wie Bronchitis und Lungenentzündung) sowie die Sterblichkeit sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Einige Studien zeigen einen Vorteil durch die Medikamente, andere nicht.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 02.11.2022