Erhöhte Triglyzeridwerte im Blut, auch Hypertriglyzeridämie genannt, werden von Betroffenen oft längere Zeit nicht bemerkt. Trotzdem können dauerhaft erhöhte Triglyzeridwerte schwere Folgen haben. Erfahren Sie hier, wie die Erkrankung entsteht, wie sie festgestellt werden kann und ob sich der Hypertriglyzeridämie vorbeugen lässt.
Bei der Hypertriglyzeridämie handelt es sich um eine Störung des Fettstoffwechsels, bei der die Triglyzeridwerte im Blut erhöht sind.
Wie bei der Hypercholesterinämie sind auch erhöhte Triglyzeridwerte im Blut mit einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden. Darüber hinaus können stark erhöhte Triglyzeridwerte zu einer Pankreatitis, also einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, führen.
Triglyzeride gehören neben dem Cholesterin zu den wichtigsten Blut- und Nahrungsfetten. Sie sind eine zentrale Energiequelle für biologische Vorgänge im Körper. Sie werden Triglyzeride genannt, weil an ein Glyzerinmolekül drei (griechisch tri-) Fettsäuren gebunden sind.
Fast alle Fette in unserer Nahrung liegen in Form von Triglyzeriden vor. Mit der Nahrung werden sie über den Darm aufgenommen und zu den Muskelzellen zur Energieversorgung transportiert. Oder sie werden in den Fettzellen gespeichert und bei Energiebedarf wieder freigesetzt.
Auch der Körper selbst ist in der Lage, Triglyzeride herzustellen. In der Leber werden Bestandteile aus der Nahrung wie Kohlenhydrate und Alkohol in Triglyzeride umgewandelt.
Die Triglyzeride kommen im wässrigen Blut allein nicht vorwärts. Daher werden sie in Eiweißhüllen verpackt und so als spezielle Lipoproteine in den Blutkreislauf gebracht. Die über die Nahrung aufgenommenen Triglyzeride werden als so genannte Chylomikronen über das Blut zu den Körperzellen transportiert.
Auch die in der Leber hergestellten Triglyzeride werden in Eiweißhüllen verpackt. Die so entstandenen Lipoproteine heißen VLDL oder Very Low Density Lipoprotein. Sie werden an das Blut abgegeben und bringen Triglyzeride zu ihrem Zielort im Körper.
Mit jeder Mahlzeit nehmen wir Fette auf und schicken sie auf eine lange Reise durch den Verdauungstrakt. Was passiert dabei im Körper?
Neben der Energiegewinnung und der Energiespeicherung werden Triglyzeride zur Hormonbildung, für die Reizübertragung sowie zum Aufbau der Zellmembranen benötigt. Dabei handelt es sich um Hüllen, die unsere Körperzellen umgeben. Zudem sind Triglyzeride wichtige Bestandteile des Gehirns und der Netzhaut im Auge.
Erhöhte Triglyzeridwerte lösen in der Regel keine Beschwerden aus.
Schwere Hypertriglyzeridämien können jedoch starke Bauchschmerzen verursachen, die möglicherweise im Zusammenhang mit einer Pankreatitis, also einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, als Folgeerkrankung stehen. Weitere Symptome, die auftreten können, sind gelbliche Hautveränderungen, milchig-weißliche Verfärbungen der Blutgefäße im Augenhintergrund, Vergrößerung der Leber und Milz, Atemnot und eine Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten. Werden erhöhte Triglyzeridwerte nicht behandelt, kann es als Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.
Angaben zur Häufigkeit von Hypertriglyzeridämien in Deutschland existieren nur aus den 1990er-Jahren. In der sogenannten DRECAN-Studie und in der PROCAM-Studie zeigte sich, dass Frauen deutlich seltener (4 bzw. 5 von 100) von Hypertriglyzeridämie betroffen sind als Männer (18 bzw. 23 von 100).
Hypertriglyzeridämien sind oft auf eine vererbte Anfälligkeit in Verbindung mit einem ungesunden Lebensstil zurückzuführen. Dazu zählen u. a. eine hohe Zufuhr von Kohlenhydraten und fetthaltigen Lebensmitteln, eine zu hohe Kalorienzufuhr und ein übermäßiger Konsum von Alkohol.
Vor allem süß schmeckende Kohlenhydrate werden schnell ins Blut aufgenommen und der Leber zugeführt. Kohlenhydrate können in der Leber zu Triglyzeriden umgebaut werden. Als Lipoproteine verpackt werden sie in den Blutkreislauf gebracht, zum Fettgewebe transportiert und dort gespeichert.
Darüber hinaus kann auch ein erhöhter Alkoholkonsum zur Hypertriglyzeridämie führen. Alkohol wird überwiegend in der Leber abgebaut. Aus dem Abbauprodukt gewinnt der Körper Energie. Wird keine Energie benötigt, stellt die Leber daraus unter anderem Triglyzeride her. Zudem wird durch Alkohol wiederum der Abbau der Triglyzeride im Blut verzögert.
Das Auftreten von Hypertriglyzeridämien kann auch auf bereits vorliegende Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus oder das metabolische Syndrom zurückzuführen sein. Weitere Grunderkrankungen als Ursachen für Hypertriglyzeridämien sind zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Leber- oder Nierenschwäche.
Die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Schwangerschaft bewirken mitunter ebenfalls eine Erhöhung des Triglyzeridwertes im Blut.
In seltenen Fällen lösen rein spezifische Defekte im Erbgut die Hypertriglyzeridämie aus. Dabei kann es bereits im Kindesalter zu erhöhten Triglyzeridwerten kommen.
Hypertriglyzeridämie kann lange symptomlos verlaufen. Das heißt, Betroffene bemerken ihre Erkrankung oftmals gar nicht. Daher sind erhöhte Triglyzeridwerte mitunter auch eine Zufallsdiagnose, die der Arzt oder die Ärztin im Rahmen anderer Untersuchungen aufgrund bestimmter Auffälligkeiten macht.
Um die Hypertriglyzeridämie sicher festzustellen, ist eine Blutabnahme mit Bestimmung gewisser Werte notwendig. Des Weiteren erfragt die Ärztin, der Arzt die Krankheitsvorgeschichte des oder der Betroffenen und der Familie und führt eine körperliche Untersuchung durch.
Wie kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten? Welche Fragen sind wichtig?
Das Gespräch mit dem Arzt hat das Ziel, die Krankengeschichte der Betroffenen aufzunehmen. Dazu gehört, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. geringe körperliche Aktivität, Ernährungsverhalten, Rauchen oder Alkoholkonsum zu erfassen. Außerdem sind dabei auch möglicherweise andere bestehende Erkrankungen, frühere medizinische Untersuchungsergebnisse und Behandlungen, Krankenhausaufenthalte und Medikamenteneinnahmen zu berücksichtigen.
Weiterhin erfragt der Arzt oder die Ärztin, ob in der Familie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermehrt oder auch vorzeitig aufgetreten sind.
Zur körperlichen Untersuchung gehören folgende Schritte:
Darüber hinaus erfolgt eine Blutabnahme zur Bestimmung folgender Werte:
Wird eine andere Erkrankung als Ursache der Hypertriglyzeridämie vermutet, können weiterführende Untersuchungen dazu erfolgen.
Im Behandlungszimmer wird viel gemessen, was unserer Gesundheit dienen soll, zum Beispiel die Blutfette. Sind die Werte zu hoch oder niedrig, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Doch ab wann gilt man als krank? Wie werden solche Grenzwerte überhaupt festgelegt? Und welche Rolle spielen sie bei der Behandlung?
Liegt der Triglyzeridwert bei „nüchterner“ Blutentnahme unter 150 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) bzw. 1,7 Millimol pro Liter (mmol/l), befindet er sich im Normalbereich. Eine Blutentnahme ist dann „nüchtern“, wenn der Patient in den acht bis zwölf Stunden zuvor nichts außer Wasser zu sich genommen hat.
Oftmals treten bei erhöhten Triglyzeridwerten lange keine Symptome auf. Bei sehr hohen Triglyzeridwerten im Blut können sich seine Fließeigenschaften verschlechtern. Das Blut wird also dickflüssiger und neigt eher zu Verklumpung. Dies führt in manchen Fällen zu Verengungen der Blutgefäße (Arteriosklerose) und in weiterer Folge zu Durchblutungsstörungen z. B. im Herz und Gehirn. Letztlich steigt das Risiko eines Herzinfarkts und Schlaganfalls. Zudem können erhöhte Triglyzeridwerte eine Pankreatitis, also eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, auslösen.
Die Prävention einer Hypertriglyzeridämie setzt beim Lebensstil an. Erhöhten Triglyzeridwerten lässt sich durch eine entsprechende Ernährung und Vermeidung von Übergewicht vorbeugen.
Regelmäßiger oder starker Alkoholkonsum ist eine häufige Ursache für erhöhte Triglyzeridwerte. Deshalb sollte Alkohol strikt vermieden werden.
Triglyzeride werden dem Körper vor allem über die Nahrung zugeführt und dort als Energiespeicher im Fettgewebe eingelagert. Dies betrifft insbesondere einfache Kohlenhydrate, die z. B. in Weißmehlprodukten, Kuchen, zuckerhaltigen Lebensmitteln, Obst oder Fruchtsäften enthalten sind. Zu viel Fett in der Nahrung lässt den Triglyzeridwert steigen.
Daher sollte auf eine gesunde Ernährung mit einem geringen Maß an einfachen Kohlenhydraten geachtet werden. Gesättigte Fettsäuren, die vor allem in tierischen Lebensmitteln vorhanden sind, sollten durch einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren in pflanzlichen Lebensmitteln wie z. B. in Oliven- und Rapsöl ersetzt werden. Eine gesunde Ernährung besteht aus Gemüse, Früchten, Nüssen, Hülsenfrüchten, Fisch, Pflanzenölen, Vollkornprodukten und einer geringeren Aufnahme von rotem und verarbeitetem Fleisch.
Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung tragen auch dazu bei, Übergewicht zu vermeiden.
Ausreichend regelmäßige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System und beugt Übergewicht vor. Körperliche Aktivitäten können auch in den Alltag integriert werden und so zu einem höheren Energieverbrauch beitragen. Solche Aktivitäten sind zum Beispiel Treppensteigen statt Aufzugfahren, schnelles Gehen, Radfahren oder Gartenarbeit.
Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte mit dem Rauchen aufgehört werden.
Erhöhte Triglyzeridwerte verursachen in der Regel zunächst keine Beschwerden. Daher bietet es sich an, bei einer Früherkennungsuntersuchung die Triglyzeridwerte überprüfen zu lassen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn erhöhte Blutfettwerte bereits in der Familie aufgetreten sind.
Ab dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich Krankenversicherte alle drei Jahre Anspruch auf Früherkennungsuntersuchungen, um Krankheitsanzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes festzustellen. Bei diesem „Gesundheits-Check-up“ erfolgt auch eine Kontrolle des Triglyzeridwerts.
Dauerhaft erhöhte Triglyzeridwerte können die Entstehung verschiedener Folgeerkrankungen wie einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern.
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Erstellt am: 20.01.2022