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Erhöhte Blutfette

Senkt die Portfolio-Diät erhöhte Cholesterinwerte?

Studiencheck

Dauerhaft erhöhte Cholesterinwerte können die Entstehung verschiedener Folgeerkrankungen, etwa des Herz-Kreislauf-Systems, fördern. Lebensstiländerungen bilden für alle Betroffenen die Basistherapie. Dazu gehören Ernährungsumstellungen, mehr körperliche Aktivität und ggf. eine Gewichtsabnahme.

Eine mögliche Ernährungsweise bei Hypercholesterinämie ist die sogenannte Portfolio-Diät. Dabei handelt es sich um ein pflanzenbasiertes Ernährungskonzept, welches speziell zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels und Reduzierung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt wurde.

Das Grundprinzip der Portfolio-Diät ist die gezielte Kombination und vermehrte Zufuhr bestimmter cholesterinsenkender Lebensmittel aus vier verschiedenen Kerngruppen, die in die tägliche Ernährung eingebaut werden sollen. Basierend auf einer Ernährung mit rund 2.000 kcal sieht die Portfolio-Diät den Verzehr von folgenden Lebensmitteln vor:

  • 42 g Nüsse (Baum- oder Erdnüsse)
  • 50 g pflanzliche Proteine aus Sojaprodukten oder Hülsenfrüchten wie Bohnen, Erbsen, Kichererbsen oder Linsen
  • 20 g lösliche Ballaststoffe aus Hafer, Gerste, Flohsamen, Auberginen, Okra, Äpfeln, Orangen oder Beeren
  • 2 g mit Pflanzensterinen angereicherte Margarine

Welchen Nutzen hat es, sich nach der Portfolio-Diät zu ernähren? Wir haben uns die Studienlage für Betroffene mit erhöhten Cholesterinwerten ohne weitere bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeschaut.

Was wurde untersucht?

Eine systematische Übersichtsarbeit aus fünf kontrollierten klinischen Studien prüfte den Nutzen der Portfoliodiät für Erwachsene mit erhöhten Cholesterinwerten. Die Teilnehmenden der Studien wurden dazu in zwei Gruppen aufgeteilt:

  • Eine Gruppe ernährte sich nach der Portfolio-Diät in Kombination mit einer fett- und cholesterinsenkenden Diät (NCEP-Step-2-Diät).
  • Die andere Gruppe ernährte sich allein nach der NCEP-Step-2-Diät. 

Die NCEP-Step-2-Diät erlaubt eine tägliche Nahrungszufuhr von weniger als 30 Prozent Gesamtfett, weniger als sieben Prozent gesättigte Fettsäuren und weniger als 200 mg Cholesterin.

Nach vier bis 24 Wochen wurde untersucht, wie sich die Cholesterinwerte in beiden Gruppen verändert hatten.

Die Ergebnisse auf einen Blick

Auf Basis der derzeit verfügbaren Evidenz zeigt sich, dass eine Ernährung mit der Portfolio-Diät über vier bis 24 Wochen hinweg den Cholesterinspiegel bei Erwachsenen mit erhöhten Cholesterinwerten ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen kann. 

Ob der cholesterinsenkende Effekt über einen längeren Zeitraum anhält, ist jedoch unklar. 

Es liegen derzeit keine randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) zu den Auswirkungen der Portfolio-Diät auf die Sterblichkeit oder das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Unerwünschte Wirkungen oder Schäden durch die Portfolio-Diät wurden nicht berichtet.

Einschränkung der Ergebnisse

Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ist eingeschränkt. Zudem lässt sich keine verlässliche Aussage zu einem Langzeiteffekt der Portfolio-Diät treffen.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Nutzen der Behandlungsmethode

Wie wirkte sich die Portfolio-Diät auf die Blutfettwerte bei Erwachsenen mit erhöhten Cholesterinwerten aus?

Bei den Teilnehmenden, die ihre Ernährung auf die Portfolio-Diät umstellten, zeigte sich nach vier bis 24 Wochen eine höhere Senkung des LDL- und Gesamtcholesterins als bei der Gruppe, die nicht die Portfolio-Diät anwendete.

Kann die Portfolio-Diät bei Erwachsenen mit erhöhten Cholesterinwerten die Sterblichkeit senken?

Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten, denn es wurden keine Übersichtsarbeiten und keine randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) gefunden, die dies untersucht haben. 

Treten aufgrund der Portfolio-Diät weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen mit erhöhten Cholesterinwerten auf?

In der Übersichtsarbeit und den darin eingeschlossenen Studien wurde nicht direkt untersucht, ob die Portfolio-Diät das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern kann.

In der Übersichtsarbeit wurde das Zehn-Jahres-Risiko einer koronaren Herzkrankheit anhand des Risiko-Scores nach Framingham untersucht. Der Risiko-Score hilft dabei, unter Berücksichtigung von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Raucherstatus und dem Vorliegen von weiteren Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck das Risiko der Entstehung einer koronaren Herzkrankheit innerhalb der nächsten zehn Jahre abzuschätzen. 

Die Ergebnisse zeigen, dass bei Personen mit erhöhten Cholesterinwerten aufgrund der Portfolio-Diät in Kombination mit der fett- und cholesterinsenkenden NCEP-Step-2-Diät im Vergleich zur NCEP-Step-2-Diät allein über einen Zeitraum von vier bis 24 Wochen das Risiko der Entstehung einer koronaren Herzkrankheit innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren geringfügig sank. Die klinische Bedeutung dieser Risikosenkung ist wahrscheinlich vernachlässigbar.

Verbessert sich die Lebensqualität durch die Portfolio-Diät bei Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten?

Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten, denn es wurden keine Übersichtsarbeiten und keine RCTs gefunden, die die Lebensqualität erhoben haben.

Schaden der Behandlungsmethode

Welche unerwünschten Folgen sind bei der Portfolio-Diät aufgetreten?

In keiner der eingeschlossenen Studien wurden Ergebnisse zu unerwünschten Folgen der Portfolio-Diät berichtet. Das bedeutet nicht, dass solche Folgen nicht auftreten können.

Hinsichtlich der Verlässlichkeit der vorliegenden Ergebnisse ergeben sich einige Limitationen. Die methodische Qualität der Übersichtsarbeit ist als niedrig einzuschätzen. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde mehrheitlich als moderat bis hoch beurteilt. Allerdings hat dieselbe Autorengruppe, die auch die Übersichtsarbeit erstellt hat, alle eingeschlossenen Studien erhoben. So sind ein potenzieller Interessenkonflikt und eine Verzerrung im Hinblick auf die Bewertung der Qualität der einzelnen Studien nicht auszuschließen. 

Weiterhin wurden neben randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) auch nichtrandomisiert-kontrollierte Studien (nRCTs) berücksichtigt. Auch wenn die nRCTs die Aussage der Analyse nicht zu verändern scheinen, so bleiben RCTs der Goldstandard in der Studiendurchführung für den Beleg der Wirksamkeit einer Behandlung.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Aussagekraft der Ergebnisse daher eingeschränkt ist.

Eine weitere Limitierung ergibt sich durch die zusätzlich zur Portfolio-Diät angesetzte NCEP-Step-2-Diät, welche allein bereits den LDL-Cholesterinspiegel senken kann. Der Effekt der Portfolio-Diät als Ergänzung zu oder teilweiser Ersatz für eine übliche Ernährung bleibt demnach unklar.

Es lässt sich darüber hinaus keine verlässliche Aussage über einen Langzeiteffekt treffen. Nur eine eingeschlossene Studie untersuchte die Portfolio-Diät über 24 Wochen. Die Dauer der vier weiteren Studien lag bei lediglich vier Wochen.

Die hier dargestellten Informationen beruhen auf den Ergebnissen einer systematischen Übersichtsarbeit von fünf Studien, wobei es sich um drei randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) und zwei nichtrandomisiert-kontrollierte Studien (nRCTs) handelt. Insgesamt nahmen 439 Personen mit Hypercholesterinämie teil, davon 402 in den RCTs und 37 in den nRCTs. Das mittlere Alter lag bei 57 Jahren. 66 Prozent waren Frauen, 44 Prozent Männer. Es nahmen Erwachsene ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes über vier bis 24 Wochen teil. Studienort war durchgängig Kanada.

Ausgangspunkt des Studienchecks bildete eine systematische Literaturrecherche in den relevanten Datenbanken. Gesucht wurde nach randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) sowie systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen aus RCTs, die zur Fragestellung passten. Anhand vorher festgelegter Kriterien wurde die vorgefundene Literatur von zwei Personen unabhängig voneinander gesichtet und geprüft. Nicht geeignete Studien wurden dabei ausgeschlossen. Aus den am Ende ausgewählten Studien wurden die Informationen zu Nutzen und Schaden entnommen, geprüft und zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt (Evidenzsynthese).
Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Chiavaroli L, Nishi SK, Khan TA, Braunstein CR, Glenn AJ, Mejia SB et al. Portfolio dietary pattern and cardiovascular disease: A systematic review and meta-analysis of controlled trials. Progress in Cardiovascular Diseases 2018;61(1):43–53.

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

Wissenschaftliche Beratung:
PD Dr. med. Karl Horvath
PD Dr. med. Karl Horvath

PD Dr. med. Karl Horvath

Priv.-Doz. Dr. Karl Horvath promovierte 1993 an der Karl-Franzens-Universität Graz. 1997 Erhalt des Diploms Arzt für Allgemeinmedizin, 2002 Erhalt des Facharztdiploms, Facharzt für Innere Medizin und 2013 des Additivfachs, Facharzt für Endokrinologie und Diabetologie. Im Jahr 2010 Habilitation im Fach Innere Medizin an der Medizinischen Universität Graz. Aktuell ist er als Facharzt für Innere Medizin an der Universitätsklinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Graz, Medizinische Universität Graz praktisch ärztlich tätig. Von 2005 bis 2014 hatte er die Co-Leitung des „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz inne. Seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz. Dort leitet er den Fachbereich Evidenzbasierte Medizin.
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Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 01.01.2022