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Symptom-Checker: Wie zuverlässig sind Diagnosen per App?

Grüne Punkte im Gesicht und Fieber – was könnte das nur sein? Natürlich könnte ein Arzt diese Frage am besten beantworten. Aber Termine sind schwer zu bekommen und die Wartezeiten sind oft lang. Symptom-Checker-Apps versprechen eine schnelle Einschätzung. Aber kann man sich darauf auch verlassen?

Symptom-Checker sind Diagnose-Apps, mit denen man Symptome online prüfen kann. Man gibt seine Beschwerden ein sowie ein paar persönliche Infos wie Alter, Geschlecht oder Krankengeschichte. Die App wertet diese Daten aus und liefert mögliche Diagnosen sowie Empfehlungen, was als Nächstes zu tun ist.

Krankheiten finden nach Symptomen: Wie funktioniert das?

Symptom-Checker funktionieren auf unterschiedliche Weise, je nachdem, ob sie künstliche Intelligenz nutzen oder nicht. In der Regel gleichen sie die eingegebenen Symptome mit einer medizinischen Datenbank ab und suchen die passende Diagnose heraus.

Symptom-Checker ohne KI verwenden oft Entscheidungsbäume, die von medizinischen Experten erstellt wurden. Sie basieren auf vorprogrammierten Regeln und Korrelationen zwischen Symptomen und möglichen Diagnosen.

KI-basierte Symptom-Checker nutzen fortschrittliche Methoden wie neuronale Netzwerke oder maschinelles Lernen, um aus großen Mengen medizinischer Daten und Nutzerinformationen Muster zu erkennen. Sie erstellen Antworten aus ihren Trainingsdaten und verbessern ihre Genauigkeit durch weiteres Training mit neuen Daten.

Welche Infos benötigen Symptom-Checker?

Für die Diagnose fragen Symptom-Checker verschiedene Daten ab, z. B.

  • welche Symptome Sie haben, eventuell auch deren Dauer und Schweregrad,
  • Ihre demografischen Daten wie Alter und Geschlecht,
  • Vorerkrankungen oder Allergien, frühere Diagnosen oder Operationen,
  • welche Medikamente Sie einnehmen,
  • Angaben zur Ernährung und Fitness, ob Sie rauchen oder Alkohol trinken,
  • Angaben zu Erkrankungen in der Familie,
  • ob Sie kürzlich verreist sind und wohin.

Hinweis: Überlegen Sie sich gut, welche Informationen Sie über sich preisgeben möchten, und prüfen Sie in jedem Fall, wer Zugriff auf die eingegebenen Daten hat. Informationen zur Verwendung Ihrer Daten finden Sie in den Datenschutzbestimmungen der App.

Wie zuverlässig ist die Diagnose?

Die Zuverlässigkeit von Symptom-Checkern ist sehr unterschiedlich. In der Regel funktionieren die Apps besser, wenn sie:

  • mit einer künstlichen Intelligenz arbeiten,
  • eine häufige Krankheit feststellen können,
  • mit vielen hochwertigen medizinischen Daten trainiert wurden,
  • zusammen mit medizinischen Fachleuten erstellt wurden,
  • die medizinische Vorgeschichte oder andere wichtige Informationen ihrer Nutzer und Nutzerinnen in die Auswertung mit einbeziehen,
  • regelmäßig aktualisiert werden.

Genauigkeit von Symptom-Checkern: Das sagen Studien

Es gibt bereits Studien, die die Genauigkeit von Symptom-Checkern untersucht haben. Das Ergebnis: Sehr häufig liegen die Diagnose-Apps mit ihrer ersten Einschätzung noch daneben. Etwas besser sind sie in der Einschätzung der Dringlichkeit, also ob Symptome schnell behandelt werden müssen. In einigen Fällen neigten die Apps eher dazu, die Dringlichkeit zu überschätzen: Sie empfehlen also eine schnelle Behandlung, wo sie vielleicht gar nicht so dringlich nötig wäre. In den meisten Fällen wurde die Dringlichkeit der Symptome tatsächlich unterschätzt. In wenigen Fällen wären die Nutzer und Nutzerinnen zu Schaden gekommen, weil sie zu spät mit einer Behandlung begonnen hätten.

Insgesamt fanden sich große Unterschiede zwischen den verschiedenen Symptom-Checkern. Die Autoren und Autorinnen kamen zu dem Fazit, dass die Apps bislang noch kein gleichwertiger Ersatz für einen persönlichen Arztbesuch sind.

Wenn Symptom-Checker ernste oder dringend zu behandelnde Erkrankungen unzuverlässig vorhersagen, kann das unter Umständen zu erheblichen Schäden für den Nutzenden führen, sofern eine Behandlung nicht (rechtzeitig) eingeleitet wird. Auch auf das Gesundheitssystem können sich unzuverlässig funktionierende Diagnose-Apps negativ auswirken, wenn Nutzerinnen und Nutzer aufgrund falscher Diagnosen die Zeit von Ärzten und Ärztinnen in Anspruch nehmen müssen.
 

Wie gehe ich mit der Online-Diagnose um?

Wenn Sie eine Diagnose online von einem Symptom-Checker erhalten, ist es wichtig, diese Informationen richtig einzuordnen, z. B. so:

  • Bedenken Sie, dass die Diagnose lediglich eine erste Einschätzung ist, die keine medizinische Untersuchung ersetzt.
  • Wenn der Symptom-Checker auf ernsthafte oder dringende gesundheitliche Bedenken hinweist, z. B. bei Brustschmerzen, Atemnot oder starken Schmerzen, suchen Sie im Zweifel lieber sofort medizinische Hilfe auf.
  • Machen Sie sich bewusst, dass Symptom-Checker nicht immer zuverlässig mit ihrer Diagnose sind.
  • Lesen Sie sich die vollständigen Informationen, die die App bereitstellt, durch – einschließlich möglicher Ursachen und der empfohlenen nächsten Schritte. Klingen die Informationen plausibel und passen Sie zu den von Ihnen eingegebenen Daten?
  • Suchen Sie im Internet nach den Diagnosen, die der Symptom-Checker vorschlägt. Passen Ihre Beschwerden dazu?
  • Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Symptomen vereinbaren Sie einen Termin bei einem Arzt, um eine richtige diagnostische Abklärung der Beschwerden zu erhalten.

Symptom-Checker bieten eine erste Orientierung bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden. Sie können jedoch keine ärztliche Untersuchung ersetzen. Es besteht das Risiko, dass die Apps eine schwere Erkrankung nicht erkennen, sodass die Betroffenen keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Überschätzen Sie die Symptome aber, wird der Nutzer unnötig beunruhigt.
Bewerten Sie die Ergebnisse der App deshalb immer kritisch und suchen Sie im Zweifelsfall lieber einen Arzt auf. Dabei hilft auch der Terminservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Welche Gesundheits-Apps sind gut?

Vom Menstruationskalender bis zum Schlaftracker – unzählige Apps in den Stores wollen uns helfen, gesund zu leben. Tatsächlich können die Apps als praktische Helfer im Alltag eingesetzt werden. Manche bergen jedoch auch Risiken, z. B. wenn sie uns falsche Informationen oder Empfehlungen anbieten.

Was sagen Gütesiegel und CE-Kennzeichnung über eine App aus?

Manche Symptom-Checker tragen Gütesiegel als Beleg für ihre Qualität. Tatsächlich gibt es verschiedene Initiativen und Einrichtungen, die die Qualität von Apps mit Zertifikaten bescheinigen. Die Prüfverfahren sind jedoch sehr unterschiedlich und nicht immer ist offensichtlich, was dabei bewertet wurde.

In der Regel gelten Symptom-Checker als Medizinprodukte. Für die Zulassung auf dem europäischen Markt benötigen sie eine CE-Kennzeichnung. Das Kürzel CE steht für „Conformité Européenne“, also europäische Konformität. Es besagt, dass ein Produkt die Anforderungen aller gültigen EU-Richtlinien erfüllt.

Gütesiegel und die CE-Kennzeichnung zeigen an, dass die Apps gewisse Mindeststandards erfüllen. Sie sagen jedoch nichts darüber aus, wie korrekt und fachlich fundiert die Inhalte sind oder – im Fall von Diagnose-Apps – wie zuverlässig eine Diagnose erstellt wird.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

HealthOn. CE-gekennzeichnete Medizin-App - was ist das?; letzte Aktualisierung: 05.08.2024. Verfügbar unter: https://healthon.de/diga-aufklaerung/medizin-app-ce [04.03.2024].

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Riboli-Sasco E, El-Osta A, Alaa A et al. Triage and Diagnostic Accuracy of Online Symptom Checkers: Systematic Review. Journal of Medical Internet Research 2023; 25:e43803. doi: 10.2196/43803.

Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG): Scherenberg V. Gesundheits-Apps; 2022. Verfügbar unter: https://leitbegriffe.bioeg.de/alphabetisches-verzeichnis/gesundheits-apps/ [12.08.2025].

TÜV SÜD. CE-Kennzeichnung für die Zulassung in der EU; letzte Aktualisierung: 16.08.2024. Verfügbar unter: https://www.tuvsud.com/de-de/dienstleistungen/produktpruefung-und-produktzertifizierung/ce-kennzeichnung [04.03.2024].

Wallace W, Chan C, Chidambaram S et al. The diagnostic and triage accuracy of digital and online symptom checker tools: a systematic review. npj Digit. Med. 2022; 5(1):118. doi: 10.1038/s41746-022-00667-w.

Wetzel A-J, Koch R, Koch N et al. 'Better see a doctor?' Status quo of symptom checker apps in Germany: A cross-sectional survey with a mixed-methods design (CHECK.APP). Digit Health 2024; 10:20552076241231555. doi: 10.1177/20552076241231555.

You Y, Tsai C-H, Li Y, Ma F, Heron C, Gui X. Beyond Self-diagnosis: How a Chatbot-based Symptom Checker Should Respond. ACM Trans. Comput.-Hum. Interact. 2023; 30(4):1–44. doi: 10.1145/3589959.

Zawati MH, Lang M. Does an App a Day Keep the Doctor Away? AI Symptom Checker Applications, Entrenched Bias, and Professional Responsibility. Journal of Medical Internet Research 2024; 26:e50344. doi: 10.2196/50344.

Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH (ZTG) (Hrsg.). Fragen und Antworten zu mobilen Gesundheitsanwendungen. AppCheck; letzte Aktualisierung: 19.08.2024. Verfügbar unter: https://appcheck.de/wissen/ [04.03.2024].

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Jannis Krupp
Porträtfoto von Jannis Lippisch

Jannis Krupp

Multimedia-Producer
Jannis Krupp studierte Multimedia Produktion. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert er multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.

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Erstellt am: 19.03.2025