Ein Disease-Management-Programm (DMP) ist ein spezielles Behandlungsprogramm für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Es dient dazu, Patientinnen und Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung zu unterstützen und die Therapie zu organisieren.
Um Diabetes Typ 2 erfolgreich zu behandeln, ist die Mitarbeit der Betroffenen besonders wichtig. Dafür müssen Menschen mit Diabetes verschiedene Kenntnisse und Fähigkeiten zu ihrer Erkrankung erlernen. Diabetesschulungen sollen diese Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln. In Deutschland gibt es dafür verschiedene Schulungsprogramme.
Die MEDIAS 2 BASIS-Schulung ist für Menschen mit Diabetes Typ 2 geeignet, die nicht Insulin spritzen. MEDIAS 2 steht für „Mehr Diabetes-Selbstmanagement für Typ 2“. Diese Gruppenschulung soll die Teilnehmenden befähigen, ihre Behandlung erfolgreich umzusetzen und ihren Diabetes im Alltag selbstständig zu managen, etwa indem sie ein gesundes Essverhalten und regelmäßige körperliche Bewegung in ihr Leben integrieren.
Die Schulung ist von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert und vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) als Programm zur Verwendung im Rahmen des Disease Management Programms (DMP) anerkannt. Die Wirksamkeit der Schulungen wurde von einer deutschen Forschungsgruppe untersucht. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2007 veröffentlicht.
Wie waren die Studien aufgebaut?
Der Nutzen der MEDIAS 2 BASIS-Schulung wurde in einer in Deutschland durchgeführten randomisiert-kontrollierten Studie überprüft. Dabei wurden 127 Personen in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe nahm an der MEDIAS 2 BASIS-Schulung teil, die andere Gruppe an einer Gruppenschulung, die seit Ende der 1980er-Jahre in Deutschland angeboten wird.
Was sind die Ergebnisse?
Die Ergebnisse weisen auf den Nutzen der MEDIAS 2 BASIS-Schulung hin. Teilnehmende der MEDIAS 2 BASIS-Schulung konnten ihren HbA1c-Wert nach sechs und 15 Monaten stärker senken als Teilnehmende der Kontrollschulung. Bezüglich des Diabeteswissens verbesserten sich die Teilnehmenden beider Gruppen.
Ob der Effekt über einen längeren Zeitraum anhält, ist unklar. Für eine verlässlichere Aussage sind Studien mit einer längeren Beobachtungsdauer notwendig. Unerwünschte Wirkungen oder Schäden wurden nicht berichtet.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
Die Ergebnisse beruhen nur auf einer Einzelstudie. Aufgrund von methodischen Mängeln ist das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse eingeschränkt.
Eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) untersuchte den Nutzen der MEDIAS 2 BASIS-Schulung bei Menschen mit Diabetes Typ 2, die kein Insulin spritzen. Verglichen wurde die MEDIAS 2 BASIS-Schulung mit einer Gruppenschulung, die seit Ende der 1980er-Jahre in Deutschland angeboten wird. In der Studie wurde untersucht, ob die MEDIAS 2 BASIS-Schulung einen vergleichbaren Nutzen hat wie die schon länger angebotene Schulung.
In der Wissenschaft überprüft man die Wirksamkeit einer Behandlung, indem man zwei Testgruppen miteinander vergleicht: Die eine Gruppe bekommt die Behandlung, während die andere Gruppe – die Kontrollgruppe – ohne Behandlung bleibt. So einfach ist es aber nicht immer. Denn für Diabetes gibt es ja bereits Schulungsprogramme, deren Nutzen erwiesen ist. Es wäre ethisch nicht vertretbar, der Kontrollgruppe keine Schulung zu ermöglichen. Deshalb wurde in dieser Studie die neue Schulung mit der älteren verglichen.
In der Studie wurden die Teilnehmenden per Zufall u. a. in folgende Gruppen aufgeteilt:
Die Wirksamkeit der Schulung wurde drei, sechs und 15 Monate nach der letzten Unterrichtseinheit untersucht.
Bewirkte die MEDIAS-2-Schulung eine Veränderung des Langzeit-Blutzuckerwerts (HbA1c)?
Der Langzeit-Blutzuckerwert entwickelte sich nach den Schulungen wie folgt:
Durch die MEDIAS 2 BASIS-Schulung konnte der Langzeit-Blutzuckerwert stärker gesenkt werden als durch die Kontroll-Schulung. Demnach hatte die MEDIAS 2 BASIS Schulung einen Nutzen hinsichtlich der Senkung des Hba1c.
Welche Wirkung hat die MEDIAS 2 BASIS-Schulung auf das Diabeteswissen?
Der Wissensstand zum Diabetes wurde mit einem Wissenstest erhoben. Der Test wurde für Menschen mit Diabetes Typ 2 entwickelt, die kein Insulin spritzen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich das Diabeteswissen nach drei Monaten in beiden Gruppen gleichermaßen verbesserte – sowohl die MEDIAS 2 BASIS-Schulung als auch die Kontrollschulung führten zu einer Verbesserung des Wissensstandes. Auch nach 15 Monaten hielt das Ergebnis an.
Welche unerwünschten Folgen sind aufgetreten?
Es wurden keine unerwünschten Folgen der MEDIAS 2 BASIS-Schulung berichtet. Das bedeutet nicht, dass solche Folgen nicht auftreten können.
Ende der 1980er-Jahre entstand das erste Schulungsprogramm für Menschen mit Diabetes Typ 2, die nicht Insulin spritzen. Mithilfe solcher Schulungen wurden Patientinnen und Patienten nun aktiv in die Behandlung ihres Diabetes miteinbezogen. Mehrere Forschungsgruppen aus Deutschland und auch aus anderen Ländern haben das Schulungsprogramm in mehreren Studien untersucht und beurteilt.
In Deutschland wurde die Schulung in einer nicht-randomisiert-kontrollierten klinischen Studie mit acht Praxen und 114 Menschen mit Diabetes Typ 2 untersucht. Ein Jahr nach der Schulung hatten die Teilnehmenden im Mittel 2,7 Kilogramm Körpergewicht verloren. Auch die Einnahme oraler Antidiabetika konnte reduziert werden: Der Anteil der Teilnehmenden, die bestimmte Medikamente – Sulfonylharnstoffe – einnahmen, sank von 68 auf 38 Prozent. Der Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) blieb unverändert bei 7,1 Prozent und der Triglyzeridwert im Blut verbesserte sich. In der Gruppe, die nicht an der Schulung teilnahm, veränderte sich keiner der genannten Werte und zehn Prozent der Teilnehmenden (n = 5) begannen mit einer Insulintherapie.
Seit 1991 bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Teilnahme an der Schulung inklusive Lehrmaterial. Die Inhalte des Programms werden regelmäßig in Neuauflagen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst.
Die Ergebnisse basieren nur auf einer einzigen randomisiert-kontrollierten Studie (RCT ). Aufgrund der Art der Intervention war keine Verblindung möglich: Sowohl die Teilnehmenden wussten, in welcher der beiden Gruppen sie waren und auch das Schulungspersonal hatte Kenntnis darüber. Es fehlt die Information, ob die Datenauswertung verblindet erfolgte. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ist daher eingeschränkt. Durch eine fehlende Verblindung können bestimmte Erwartungen an die Schulung und ihre Wirkung entstehen. Es besteht ein Risiko, dass die Ergebnisse dadurch verzerrt werden.
Mit insgesamt 127 Personen beruhen die Ergebnisse auf einer kleinen Studienpopulation. Aussagen, die über den untersuchten Zeitraum von 15 Monaten hinausgehen, sind nicht möglich.
Die dargestellten Informationen stammen aus einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT), die in Deutschland mit insgesamt 193 Personen durchgeführt wurde. Es wurden drei Gruppen mit verschiedenen Schulungsarten verglichen. Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich lediglich auf den Vergleich zwischen zwei Gruppen mit insgesamt 127 Personen.
Die Teilnehmenden waren durchschnittlich 56 Jahre alt (40 bis 65 Jahre) und sechs bis sieben Jahre an Diabetes Typ 2 erkrankt. Ihr durchschnittlicher Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c) lag bei Studienbeginn bei 7,8 Prozent. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmenden waren Frauen.
Ausgangspunkt des Studienchecks bildete eine systematische Literaturrecherche in den relevanten Datenbanken. Gesucht wurde nach randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) sowie systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen aus RCTs, die zur Fragestellung passten. Anhand vorher festgelegter Kriterien wurde die vorgefundene Literatur von zwei Personen unabhängig voneinander gesichtet und geprüft. Nicht geeignete Studien wurden dabei ausgeschlossen. Aus den am Ende ausgewählten Studien wurden die Informationen über Nutzen und Schaden entnommen, geprüft und zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt (Evidenzsynthese).
Die Informationen basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
Diabetes Typ 2 ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die dazu führt, dass sich zu viel Zucker im Blut ansammelt. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können zu schweren Komplikationen und Folgeerkrankungen führen.
Wie Diabetes Typ 2 entsteht, welche Folgen er haben kann und wie die Erkrankung behandelt wird, erfahren Sie hier: > Diabetes Typ 2 im Überblick
Mehr über die Schulungsprogramme zu Diabetes Typ 2 können Sie hier nachlesen: > Alles Wichtige zu Diabetesschulungen im Überblick
Erstellt im Juli 2021. Nächste geplante Aktualisierung: Juli 2024.
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Anke Steckelberg
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung
Berger M, Grüsser M, Jörgens V, Kronsbein P, Mühlhauser I, Scholz V et al. Schulungsprogramm für Diabetiker, die nicht Insulin spritzen. Köln: Deutscher Ärzte Verlag 1987.
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Diabetes – Strukturierte Schulungsprogramme – Langfassung, 1. Auflage. Version 4 [online]. 2012. https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/diabetes-mellitus/archiv/schulungsprogramme/dm-schulungsprogramme-1aufl-vers4-lang.pdf [23.07.2021].
Kronsbein P, Jorgens V, Muhlhauser I, Scholz V, Venhaus A, Berger M. Evaluation of a structured treatment and teaching programme on non-insulin-dependent diabetes. Lancet 1988;2(8625):1407–11.
Kulzer B, Hermanns N, Reinecker H, Haak T. Effects of self-management training in Type 2 diabetes: A randomized, prospective trial. Diabetic Medicine: A Journal of the British Diabetic Association 2007;24(4):415–23.
Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Dieser Text wurde ursprünglich am 12.08.2021 erstellt und wird regelmäßig überprüft.
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