Die Diagnose „Diabetes Typ 2“ kommt für viele Betroffene unerwartet. Diese neue Situation kann viele Fragen aufwerfen und mitunter eine Herausforderung sein. Um diese gut zu meistern, gibt es vielfältige Unterstützungsangebote und besondere Behandlungsprogramme – die Disease-Management-Programme. Was genau das Programm umfasst, erfahren Sie hier.
Nach heutigem Wissensstand ist Diabetes Typ 2 nicht heilbar. Die Erkrankung wird also zu einem lebenslangen Begleiter. Es kann sich dadurch einiges im Leben verändern und es kann nötig sein, vertraute Lebensgewohnheiten zu überdenken. Zum Beispiel wird häufig eine Umstellung der Ernährung vorgeschlagen, um die Blutzuckerwerte zu senken. Je nachdem wie aufwändig die Therapie ist, kann sie viel Zeit in Anspruch nehmen. Besonders zu Anfang können Betroffene auch Angst haben, bei der Therapie etwas falsch zu machen. Solche Ängste sind normal und können abnehmen, sobald Patientinnen und Patienten mehr Wissen und Erfahrung mit ihrer Erkrankung haben. Dann ist es möglich, dem Diabetes entgegenzutreten und mit der Erkrankung ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Um Diabetes angemessen zu behandeln, ist die Mitarbeit der Patienten und Patientinnen bei der Behandlung sehr wichtig. Diese erfordert Selbstdisziplin und kann die Betroffenen auch überfordern, wenn sie nicht die nötige Unterstützung erhalten. Durch Überforderung kann die Motivation zur Mitarbeit abnehmen. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen mit Diabetes einen guten Weg finden, mit der Erkrankung umzugehen.
Diagnose Diabetes mellitus Typ 2: Wie gehe ich mit der Diagnose um?
Für die meisten kommt die Diagnose ja schon wie aus heiterem Himmel. Man muss jetzt mit dieser Diagnose erstmal zurechtkommen, man muss sie verarbeiten und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Und die richtigen Schlüsse heißt, den Diabetes zu akzeptieren. Wenn in Ihrer Familie noch niemand Diabetes hat, dann ist es sehr sinnvoll, sich mit anderen zu unterhalten, die schon Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung haben.
Häufig ist es aber so, dass in der eigenen Familie oder in der Verwandtschaft schon auch Menschen sind, die an Diabetes erkrankt sind. Da lohnt es sich sicher, sich einmal mit ihnen auszutauschen.
Wichtig ist auch, sich bei Ihrem Arzt zu informieren und sich zu informieren, welche Hilfsmöglichkeiten es gibt, um Sie dabei zu unterstützen, um zum einen mit der Erkrankung klarzukommen, aber auch die nächsten Schritte einzuleiten.
Warum ist es wichtig, dass ich die Erkrankung verstehe?
Und je mehr man weiß, desto mehr hat man das Gefühl, Kontrolle über seine Erkrankung zu haben. Also nicht der Diabetes gibt einem vor, dass man bestimmte Dinge im Leben nicht mehr tun kann oder dass man belastet ist. Wenn man selber weiß, wie man damit umgeht, hat man das Gefühl: "Ich schaff das! Ich kann den Diabetes tatsächlich in mein Leben ganz gut integrieren." Und das ist immer ein gutes Gefühl für Menschen: Nicht dass die Erkrankung einem etwas vorgibt, sondern dass man selbst die Erkrankung steuern kann. Und das geht bei Diabetes Typ 2 wirklich ganz gut.
Wie kann ich mich motivieren, die Behandlung konsequent durchzuhalten?
Der Diabetes erfordert jeden Tag Aufmerksamkeit. Man muss jeden Tag überlegen, was man isst, sollte sich mehr bewegen, sollte auf sein Gewicht achten, auf den Blutdruck, also auf tausend Sachen. Das ist nicht immer einfach, hängt auch ein bisschen davon ab, was sonst im Leben noch los ist, wie man sich fühlt. Und manchmal hat man auch das Gefühl: "Jetzt habe ich gar keine Lust, mich so um den Diabetes zu kümmern."
Und da hilft es tatsächlich, sich zu überlegen: "Was will ich? Was will ich mit dem Diabetes erreichen?" Und das, was Sie wirklich erreichen können, ist, Ihre Gesundheit zu erhalten, um Lebensziele, die ich so habe, auch tatsächlich umzusetzen. Und nicht durch den Diabetes ausgebremst zu werden. Ein gutes Leben mit meinem Partner, mit Kindern, mit Enkelkindern noch zu haben, ohne dass der Diabetes immer wieder das verunmöglicht. Das heißt, Ihre Chance ist es, jetzt etwas zu tun, um später gesund zu bleiben.
Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund.
Wissen über die Erkrankung Diabetes sorgt dafür, dass man sich im Alltag sicherer fühlt. Man merkt dann, dass man selbst etwas gegen die Erkrankung bewirken kann. Dies fördert die Motivation, die Behandlung auch weiter durchzuhalten. Besondere Behandlungsprogramme und Schulungen können Menschen mit Diabetes dabei unterstützen und die nötigen Kenntnisse vermitteln.
Wie haben Patientinnen und Patienten die Diagnose Diabetes Typ 2 aufgenommen? Wie hat die Krankheit den Alltag verändert? Die Stiftung Gesundheitswissen hat mit Erkrankten gesprochen. Sie haben uns ihre Erfahrungen im Video geschildert.
Die erste Anlaufstelle bei einem Verdacht auf Diabetes ist zunächst der Hausarzt, die Hausärztin. Sie haben den Überblick über alle Erkrankungen ihrer Patientinnen und Patienten, die den Verlauf und die Behandlung von Diabetes Typ 2 beeinflussen können. Bei Bedarf kann die Hausärztin, der Hausarzt an eine Facharztpraxis für Innere Medizin, Diabetologie oder an eine diabetologische Schwerpunktpraxis verweisen. Eine solche Praxis findet man z.B. über die Internetseite der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Zudem stehen speziell geschulte Diabetes-Beraterinnen und -berater zur Verfügung, die zusätzliche Hilfestellungen geben oder das Selbstmanagement unterstützen.
Patienten und Patientinnen mit Diabetes Typ 2 können sich in ein spezielles Behandlungsprogramm einschreiben lassen. Dieses sogenannte Disease-Management-Programm (DMP) soll Ärzten, Ärztinnen und Betroffenen helfen, die Behandlung besser zu organisieren, Risiken früher zu erkennen und so Folgeerkrankungen zu verhindern. Ein weiteres Ziel des DMP ist es, Betroffene im Umgang mit der Erkrankung zu unterstützen und so deren Lebensqualität zu erhöhen. Das DMP wird von den gesetzlichen Krankenkassen angeboten und ist für deren Versicherte kostenlos.
Das DMP gibt es nicht nur für Diabetes Typ 2, sondern auch für verschiedene andere chronische Erkrankungen wie z. B. Asthma oder die Koronare Herzkrankheit (KHK). Hier erfahren Sie mehr über die Ziele und Inhalte dieser besonderen Behandlungsprogramme.
Das Disease-Management-Programm für den Diabetes Typ 2 sieht verschiedene Untersuchungen vor, die den Teilnehmenden regelmäßig angeboten werden. Dazu zählen:
Neben den ärztlichen Untersuchungen beinhaltet das Disease-Management-Programm auch Schulungen für Menschen mit Diabetes Typ 2. Hier erhalten Betroffene u. a. Informationen zum Krankheitsbild und lernen, wie sie im Alltag selbstständig mit ihrer Erkrankung umgehen. Dazu gehört zum Beispiel, den Blutzucker selbst zu messen und die Werte richtig zu deuten.
> Lesen Sie hier mehr über Patientenschulungen für Menschen mit Diabetes.
Die Teilnahme am Disease-Management-Programm ist freiwillig und kostenlos. Sobald die Diagnose Diabetes Typ 2 feststeht, kann der behandelnde Arzt, die Ärztin die Patientin oder den Patienten für das DMP anmelden. Die Teilnahme am Programm lässt sich jederzeit beenden.
Wenn man ein halbes Jahr lang keine vereinbarten Arztbesuche wahrnimmt, wird die Teilnahme am DMP automatisch beendet.
Selbsthilfegruppen bieten Menschen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Man kann Erfahrungen anderer nutzen, um Lösungen für sich selbst zu finden. Für die Teilnehmenden einer Selbsthilfegruppe besteht Schweigepflicht. Jede und jeder bestimmt selbst das, was sie den anderen preisgeben und welche Erkenntnisse sie für sich nutzen möchten.
Es gibt viele Selbsthilfegruppen und andere unterstützende Organisationen für Personen mit Diabetes Typ 2 in Deutschland, z. B.:
Weitere Anlaufstellen sind in dem von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ins Leben gerufenen Diabetesinformationsportal unter www.diabinfo.de zu finden.
Informationen zur Selbsthilfe finden Betroffene auch bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).
Wie beeinflusst Diabetes Typ 2 den Alltag? Darf man mit Diabetes überhaupt noch Süßigkeiten essen? Hier finden Sie Erfahrungsberichte von Betroffenen, Antworten auf häufig gestellte Fragen sowie mögliche Anlaufstellen.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
Deutsche Diabetes Gesellschaft. Arztsuche [online]. 2020. https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/behandlung/arztsuche [11.09.2020].
Deutscher Diabetiker Bund e. V. [online]. 2020. https://www.diabetikerbund.de/ [11.09.2020].
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe | Stark für Millionen [online]. 2020. https://www.diabetesde.org/ [11.09.2020].
#dedoc Deutsche Diabetes Online Community [online]. 2020. https://dedoc.de/ [11.09.2020].
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Erstellt am: 10.08.2022