Erster Schritt ist eine Veränderung der Lebensgewohnheiten. Reicht das nicht aus, können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen.
Reicht die Basistherapie nicht aus, um die Blutzuckerwerte zu senken, können zusätzlich Diabetes-Medikamente in Betracht gezogen werden. In der Regel beginnt man mit dem Medikament Metformin. Lassen sich auch dadurch die Behandlungsziele nicht erreichen, können weitere Medikamente hinzukommen – zum Beispiel Empagliflozin. Es wird zusätzlich zu Metformin eingenommen. Bei manchen Menschen kann die Diabetes-Behandlung auch direkt mit der Kombination aus Empagliflozin und Metformin beginnen. Das sind zum Beispiel Menschen mit Diabetes, die zusätzlich eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.
Empagliflozin ist ein Diabetes-Medikament aus der Wirkstoffklasse der SGLT 2-Hemmer. Es blockiert ein spezielles Eiweiß in der Niere (SGLT-2) und sorgt dafür, dass mehr Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch soll der Blutzuckerspiegel sinken.
Welchen Nutzen hat eine zusätzliche Einnahme von Empagliflozin zu Metformin? Welche Nebenwirkungen können dabei auftreten? Wir haben uns die Studienlage für Menschen mit Diabetes Typ 2 angeschaut - in diesem Fall eine systematische Übersichtsarbeit aus vier randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs).
Wie waren die Studien aufgebaut?
Der Nutzen einer Behandlung mit Empagliflozin zusätzlich zu Metformin wurde in einer systematischen Übersichtsarbeit aus vier Studien untersucht. Von etwa 1800 teilnehmenden Personen bekam eine Gruppe Metformin und zusätzlich Empagliflozin in unterschiedlichen Dosierungen. Die andere Gruppe nahm Metformin und ein Scheinmedikament ein.
Was sind die Ergebnisse?
Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin einnahmen, konnten ihren HbA1c-Wert nach zwölf Wochen stärker senken als Personen, die nur Metformin bekamen. Sie verloren auch mehr Gewicht als Personen, die kein Empagliflozin einnahmen.
Es lässt sich nicht eindeutig klären, ob eine Behandlung mit Metformin und Empagliflozin den Blutdruck beeinflussen kann.
Die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin führte teilweise zu unerwünschten Nebenwirkungen – zum Beispiel bei Personen, die 10 mg Empagliflozin zusätzlich zu Metformin einnahmen. Bei ihnen traten häufiger Infektionen der Geschlechtsorgane auf als bei Personen in der Kontrollgruppe.
Schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkungen gab es nicht.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
Die Übersichtsarbeit weist einige methodische Mängel auf. Die vier eingeschlossenen Studien waren zudem von pharmazeutischen Unternehmen finanziert. Dies schränkt das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ein.
Die Übersichtsarbeit untersuchte nicht, welche Auswirkungen die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin auf die Sterblichkeit hat oder ob sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern kann.
Eine systematische Übersichtsarbeit aus vier randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) hat untersucht, welchen Nutzen die Behandlung mit Empagliflozin zusätzlich zu Metformin für Menschen mit Diabetes Typ 2 hat. Die teilnehmenden Personen wurden dazu in zwei Gruppen aufgeteilt:
Nach 12 bis maximal 76 Wochen wurde überprüft, wie sich die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin zu Metformin auf den HbA1c-Wert, den Blutdruck und das Körpergewicht der teilnehmenden Personen ausgewirkt hat.
Wie verändert die zusätzliche Behandlung mit Empagliflozin den HbA1c-Wert?
Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin (10 mg oder 25 mg) einnahmen, konnten ihren HbA1c-Wert stärker senken als Personen, die Metformin und das Scheinmedikament bekamen (Kontrollgruppe).
Wie verändert die zusätzliche Behandlung mit Empagliflozin das Körpergewicht?
Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin einnahmen, verloren mehr Gewicht als Personen, die Metformin und das Scheinmedikament bekamen (Kontrollgruppe).
Beeinflusst die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin den Blutdruck?
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Bei Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin (10 mg oder 25 mg) einnahmen, ist der Blutdruck stärker gesunken als bei Personen der Kontrollgruppe. Die Studie beschreibt aber nicht, ob die Testpersonen auch Medikamente gegen Bluthochdruck bekamen. Daher sind die Ergebnisse in Hinblick auf den Blutdruck unklar.
Kann die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin die Sterblichkeit senken?
Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Es wurden keine randomisiert-kontrollierten Studien gefunden, die dies im Vergleich zu alleiniger Metformin-Einnahme untersucht haben.
Kann die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern?
Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Es wurden keine randomisiert-kontrollierten Studien gefunden, die dies im Vergleich zu alleiniger Metformin-Einnahme untersucht haben.
Welche Nebenwirkungen können durch die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin auftreten?
Die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin führte teilweise zu unerwünschten Nebenwirkungen. Bei Personen, die 10 mg Empagliflozin und Metformin erhielten, traten häufiger Infektionen der Geschlechtsorgane (Genitalinfektionen) auf als bei der Kontrollgruppe.
Bei Personen, die 25 mg Empagliflozin und Metformin einnahmen, traten insgesamt häufiger Nebenwirkungen auf als bei der Kontrollgruppe. Es wird nicht beschrieben, um welche Nebenwirkungen es sich dabei genau handelte.
Mit Blick auf Unterzuckerungen, Harnwegsinfektionen oder schwerwiegende Nebenwirkungen gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Todesfälle gab es keine.
Beeinflusst die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin die Cholesterinwerte?
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Personen, die Metformin und zusätzlich Empagliflozin einnahmen, hatten etwas höhere Cholesterinwerte (HDL und LDL) als die Kontrollgruppe. Allerdings bleibt ungewiss, ob die teilnehmenden Personen cholesterinsenkende Medikamente eingenommen haben. Auch die tatsächliche Bedeutung der sehr geringfügigen Erhöhung der beiden Cholesterin-Werte ist fraglich.
Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ist leicht eingeschränkt. Die einzelnen Studien, die in die systematische Übersichtsarbeit eingeschlossen waren, wurden von pharmazeutischen Unternehmen finanziert. Dadurch könnten die Ergebnisse verzerrt sein. Auch die Übersichtsarbeit selbst weist einige methodische Mängel auf. Das Risiko für die Verzerrung der Ergebnisse wird als moderat eingestuft.
Die Übersichtsarbeit konnte nicht beurteilen, welche Auswirkungen die zusätzliche Einnahme von Empagliflozin auf die Sterblichkeit hat oder ob sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern kann.
Die hier dargestellten Informationen beruhen auf den Ergebnissen einer systematischen Übersichtsarbeit aus sieben randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) mit 4256 Personen mit Diabetes Typ 2. Davon untersuchten vier RCTs die Fragestellung dieses Studienchecks. Dabei bekamen 674 Personen 10 mg Empagliflozin, 650 Personen 25 mg Empagliflozin und 523 Personen das Scheinmedikament zusätzlich zu Metformin. Das mittlere Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lag in den vier Studien zwischen 56 und 60 Jahren. Etwa 46 % waren Frauen. Der HbA1c-Wert der teilnehmenden Personen lag zu Beginn der Behandlung zwischen 7,7 % und 8,2 %, ihr Gewicht eingangs zwischen 76 kg und 91 kg. In den eingeschlossenen Studien wurden die Teilnehmenden für die Dauer von 12, 16, 24 und 76 Wochen beobachtet.
Die systematische Übersichtsarbeit wurde 2016 veröffentlicht und stammt aus China. Die einzelnen Studien wurden in verschiedenen Ländern in Nordamerika, Lateinamerika, Asien und Europa durchgeführt.
Ausgangspunkt des Studienchecks bildete eine systematische Literaturrecherche in den relevanten Datenbanken. Gesucht wurde nach randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) sowie systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen aus RCTs, die zur Fragestellung passten. Anhand vorher festgelegter Kriterien wurde die vorgefundene Literatur von zwei Personen unabhängig voneinander gesichtet und geprüft. Nicht geeignete Studien wurden dabei ausgeschlossen. Aus den am Ende ausgewählten Studien wurden die Informationen zu Nutzen und Schaden entnommen, geprüft und zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt (Evidenzsynthese).
Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
Je nach Krankheitsfortschritt, sind Medikamente unumgänglich, um Diabetes zu behandeln. Daneben können Sie aber auch selbst zu ihrer Behandlung beitragen, indem sie gesunde Lebensgewohnheiten fördern. Was dazu gehört, lesen Sie hier.
Erstellt im Juli 2021. Nächste geplante Aktualisierung: Juli 2024.
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Anke Steckelberg
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung
American Diabetes Association. Pharmacologic approaches to glycemic treatment. Diabetes Care. Diabetes Journals 2017;40(Suppl 1):64–74.
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes – Teilpublikation der Langfassung, 2. Auflage, Version 1. AWMF-Register-Nr. nvl-001 [online]. 2021. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-001m_S3_Typ_2_Diabetes_2021-03.pdf [27.05.2021].
Zhong X, Lai D, Ye Y, Yang X, Yu B, Huang Y. Efficacy and safety of empagliflozin as add-on to metformin for type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. Eur J Clin Pharmacol 2016;72(6):655–63.
Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Dieser Text wurde ursprünglich am 26.08.2021 erstellt und wird regelmäßig überprüft.
Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Inhalte erstellt, können Sie hier nachlesen.
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformationen lagen keine Interessenkonflikte vor.
Alle unsere Informationen beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.
Auch wenn Zahlen den Eindruck von Genauigkeit vermitteln, sind sie mit Unsicherheiten verbunden. Denn Zahlen aus wissenschaftlichen Untersuchungen sind fast immer nur Schätzwerte. Für den einzelnen Menschen lassen sich keine sicheren Vorhersagen treffen.
Weitere wichtige Hinweise zu unseren Gesundheitsinformationen finden Sie hier.