Diabetes Typ 2 behandeln

Überblick

Jeder Mensch ist anders. Die optimale Diabetesbehandlung kann daher auch sehr unterschiedlich aussehen, je nachdem wie alt ein Mensch ist, wie sein Alltag aussieht und wie weit der Diabetes fortgeschritten ist. Erfahren Sie hier, welche Behandlungsmöglichkeiten es für Diabetes Typ 2 gibt und für wen sie infrage kommen.

Wie kann Diabetes Typ 2 behandelt werden?

Zu Beginn der Behandlung einigen sich der Arzt, die Ärztin und Betroffene auf ein Ziel, z. B. darauf, einen bestimmten Blutzuckerwert anzustreben. Um dieses Behandlungsziel zu erreichen, beginnt man normalerweise zunächst mit einer Veränderung der Lebensgewohnheiten. Reicht das allein nicht aus, um die Blutzuckerwerte zu senken, können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Welche Behandlung im Einzelnen möglich und sinnvoll ist, hängt unter anderem von den Begleiterkrankungen des Patienten, der Patientin ab. Auch das jeweilige Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankungen spielt eine Rolle. 

Welche Stufen der Behandlung gibt es?

Die Behandlung erfolgt stufenweise und kann je nach Krankheitsverlauf angepasst werden. Wenn sich die Blutzuckerwerte stabilisieren und das Risiko von Folgeerkrankungen gering ist, können der Arzt, die Ärztin und die Patientin, der Patient entscheiden, die Behandlung herunterzustufen. Andererseits kann die Behandlung auch hochgestuft werden, wenn der Gesundheitszustand sich verschlechtert.

Klicken Sie auf die Stufen der Diabetes-Behandlung, um mehr über sie zu erfahren:

Die Grundlage jeder Diabetesbehandlung ist eine Veränderung der Lebensgewohnheiten. Dazu zählt Folgendes:

  • Teilnahme an einer Patientenschulung
  • Umstellung der Ernährung
  • Mehr Sport und Bewegung in den Alltag einbauen
  • Abbau von Übergewicht
  • Rauchstopp

Diese Maßnahmen sollten immer fortgeführt werden, auch wenn man eine medikamentöse Behandlung beginnt.

Lässt sich das vereinbarte Behandlungsziel mit einer Veränderung der Lebensgewohnheiten allein nicht erreichen, dann können nach drei bis sechs Monaten zusätzlich blutzuckersenkende Medikamente zum Einsatz kommen. Es stehen viele Medikamente zur Behandlung des Diabetes Typ 2 zur Verfügung. Bei der Auswahl berücksichtigen Ärzte und Ärztinnen verschiedene Faktoren. Dazu gehört unter anderem, ob ein Patient, eine Patientin Begleiterkrankungen hat, wie z. B. Adipositas, Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen. 

  • Betroffenen, die kein hohes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, wird meistens zunächst die Behandlung mit einem Medikament namens Metformin empfohlen. 
  • Haben Betroffene bereits eine bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung, dann sollten sie zusätzlich zu Metformin noch ein weiteres Medikament bekommen. Es handelt sich dabei um sogenannte SGLT-2-Hemmer oder GLP-1-Analoga. 
  • Wenn Betroffene noch keine Herz-Kreislauf-Erkrankung, aber ein erhöhtes Risiko dafür haben, dann können sie zwischen den beiden Möglichkeiten wählen: Entweder sie nehmen nur Metformin oder sie nehmen zusätzlich zu Metformin noch einen SGLT-2-Hemmer oder GLP-1- Analoga. Diese Auswahl ist abhängig von den persönlichen Wünschen und Risikofaktoren der Patientin, des Patienten sowie dem vereinbarten Behandlungsziel. 

Welchen Nutzen eine Kombinationstherapie von Anfang an hat, können Sie sich in unserer Zusammenfassung der Studienlage nachlesen.

Werden die Therapieziele mit den bisher eingenommenen Medikamenten nicht erreicht, können in der dritten Stufe der Behandlung weitere Medikamente hinzukommen. In dieser Stufe kann auch eine Behandlung mit Insulin erwogen werden. Eine dauerhafte Behandlung mit Insulin steht aber in der Regel erst zur Disposition, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. 

Welche Medikamente bieten sich zur Behandlung an?

Diabetes Typ 2 lässt sich mit verschiedenen Medikamenten behandeln. Man kann ein Medikament oder auch mehrere (unterschiedliche) einnehmen. Abhängig von den festgelegten Behandlungszielen, Vorerkrankungen und weiteren Risikofaktoren gilt es zu prüfen, welche Medikamente am besten zum Einsatz kommen. Menschen mit Diabetes Typ 2 haben häufig noch weitere Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte. Die Behandlung dieser Erkrankungen ist mit der Diabetestherapie abzustimmen.

Zur Behandlung der erhöhten Blutzuckerwerte können verschiedene blutzuckersenkende Medikamente (Antidiabetika) in mehreren Wirkstoffklassen eingesetzt werden. Alle Wirkstoffe senken den Blutzucker und den Langzeitblutzucker (HbA1c). Sie haben aber ganz unterschiedliche Wirkweisen, die mit verschiedenen Nebenwirkungen einhergehen können. 

Wann kommen welche Medikamente zum Einsatz?

Was die verschiedenen Medikamente zur Behandlung von Diabetes Typ 2 bewirken und wann sie zum Einsatz kommen, lesen Sie in unseren Beiträgen zu Diabetes-Medikamenten.

Wenn andere Medikamente nicht mehr ausreichen, um den Blutzucker zu senken, erfolgt eine Behandlung mit Insulin. Dabei wird das Insulin, das dem Körper fehlt, mithilfe von Spritzen zugeführt. Verschiedene Insulinarten unterscheiden sich vor allem in der Wirkzeit. Manche Insuline wirken sehr schnell, bei anderen tritt die Wirkung verzögert ein. Unterschiede bestehen auch in der Art der Insulinbehandlung. So gibt es zum Beispiel die „konventionelle Insulintherapie“, bei der zweimal täglich Insulin gespritzt wird, oder die „intensivierte Insulintherapie“, bei der häufiger gespritzt wird.

Warum ist Therapietreue wichtig?

Eine Behandlung kann nur erfolgreich verlaufen, wenn Patientinnen und Patienten die gemeinsam mit dem Arzt, der Ärztin festgelegten Maßnahmen einhalten. Fachleute nennen das Therapietreue. Bei Diabetes ist sie besonders wichtig: Werden Medikamente nicht regelmäßig oder falsch eingenommen, besteht ein erhöhtes Risiko von Folgeerkrankungen und auch von Komplikationen wie Über- oder Unterzuckerung. Daher wird zum einen gemeinsam mit der Ärztin, dem Arzt regelmäßig überprüft, ob die Behandlungsziele erreicht wurden. Zum anderen ist zu beobachten, welche Probleme bei der Umsetzung der gewählten Behandlungsform auftreten und wie sie sich lösen lassen. Patientinnen und Patienten können zu einer erfolgreichen Behandlung beitragen, wenn sie Probleme oder Beschwerden nicht verschweigen, sondern offen ansprechen.
 

Lebensgewohnheiten: Was kann ich selbst zur Behandlung beitragen?

Verschiedene Lebensgewohnheiten können den Verlauf des Diabetes Typ 2 beeinflussen. Diese Gewohnheiten zu ändern, ist ein wichtiger Baustein der gesamten Diabetesbehandlung. Erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, erhöhte Blutzuckerwerte ohne Medikamente zu senken.

Unsere Informationen beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar. 

Auch wenn Zahlen den Eindruck von Genauigkeit vermitteln, sind sie mit Unsicherheiten verbunden. Denn Zahlen aus wissenschaftlichen Untersuchungen sind fast immer nur Schätzwerte. Für den einzelnen Menschen lassen sich keine sicheren Vorhersagen treffen.

Unsere Informationen können Ihre gesundheitsbezogenen Entscheidungen unterstützen. Sie ersetzen aber kein persönliches Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Weitere wichtige Hinweise zu unseren Gesundheitsinformationen finden Sie hier.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes – Teilpublikation der Langfassung, 2. Auflage. Version 1. [online]. 2021. https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/diabetes-mellitus/diabetes-2aufl-vers1.pdf [28.06.2021].

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes. [online]. 2015. www.dm-therapie.versorgungsleitlinien.de [07.12.2020]. 
 

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Anke Steckelberg
Prof. Dr. Anke Steckelberg

Prof. Dr. Anke Steckelberg

Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg studierte Lehramt Berufliche Schulen mit der Fachwissenschaft Gesundheit; promovierte in den Gesundheitswissenschaften zum Thema Evidenzbasierte Gesundheitsinformation und arbeitete danach an den Universitäten Hamburg und Bremen. Die Wissenschaftlerin forscht und lehrt zu den Themen evidenzbasierte Gesundheitsinformationen und kritische Gesundheitskompetenz. Sie ist seit 2016 als Professorin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig.
Erstellt durch
Anne Engler
Anne Engler

Anne Engler

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Anne Engler ist Gesundheitswissenschaftlerin. Für die Stiftung erarbeitet sie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin Inhalte für multimediale Informationsangebote.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
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Nastasia Heilemann
Nastasia Heilemann

Nastasia Heilemann

Multimedia-Producerin
Nastasia Heilemann studierte Angewandte Medienwirtschaft mit Schwerpunkt TV-Producing. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert sie multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.

Dieser Text wurde ursprünglich am 15.09.2021 erstellt und wird regelmäßig überprüft. Nächste umfassende Überarbeitung: 2024.

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Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformationen lagen keine Interessenkonflikte vor.

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