Header
Demenz

Was ist vaskuläre Demenz?

Vaskuläre Demenz ist eine spezielle Form der Demenz. Dabei führen Durchblutungsstörungen dazu, dass die geistigen Fähigkeiten nachlassen. Lesen Sie auf dieser Seite, wie häufig die vaskuläre Demenz auftritt, welche Ursachen sie hat und woran man sie erkennt.

Was ist vaskuläre Demenz?

Vaskuläre Demenz ist eine Form der Demenz, bei der Durchblutungs-Störungen das Gehirn schädigen. Es lassen sich verschiedene Arten der vaskulären Demenz nach Art und Ort der Schädigung im Gehirn unterscheiden. Man kann vaskuläre Demenzen grob einteilen, je nachdem ob

  • sie in zeitlichem Zusammenhang nach einem oder mehreren, möglicherweise auch kleineren Schlaganfällen auftreten oder
  • Beschwerden auftreten, ohne dass sich vorher ein Schlaganfall ereignet hat.

Video: Was ist vaskuläre Demenz?

Frau bei der Ärztin zur Untersuchung von Demenz. Der Film erklärt die Erkrankung vaskuläre Demenz.

Was ist vaskuläre Demenz?

Es gibt verschiedene Formen von Demenz. Vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach Alzheimer-Demenz. Schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung ist an vaskulärer Demenz erkrankt. Das Risiko zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter.

Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Vaskuläre Demenz kann nach einem oder mehreren, auch kleinen, Schlaganfällen entstehen, aber auch ohne vorherige Schlaganfälle auftreten.

Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Zum Beispiel durch Bluthochdruck, starkes Übergewicht, Diabetes und rauchen.

Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund. Ob und wie stark diese Symptome auftreten, hängt von der Art der Schädigung und der betroffenen Gehirnregion ab.

Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben. Anzeichen für Hirnschädigungen können
mit Hilfe von sogenannten bildgebenden Verfahren wie CT und MRT erkannt werden.
Es ist wichtig festzustellen, ob eine Mischform mit einer anderen Demenz wie Alzheimer vorliegt, da dies Einfluss auf die Behandlung haben kann.

Die Behandlung hat zum Ziel, die geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu erhalten, das Voranschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu bewahren.
Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck. Auf andere Risikofaktoren, wie zum Beispiel rauchen, hat man selber Einfluss.
Die Demenzsymptome können insbesondere durch Therapien ohne Medikamente behandelt werden.

Neben der vaskulären Demenz gibt es noch weitere Demenzformen wie die Alzheimer-Demenz, die frontotemporale Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz. Auch gemischte Demenzen sind möglich: Am häufigsten kommen Misch-Formen zwischen vaskulärer Demenz und Alzheimer-Demenz vor.

Leben mit Demenz

Wie kann ich bei beginnender Demenz meinen Alltag besser gestalten? Was kann ich als pflegender Angehöriger tun? Welche Anlaufstellen gibt es?

Wie häufig tritt vaskuläre Demenz in Deutschland auf?

Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Demenz-Form. Sie macht rund 15 Prozent aller Demenz-Erkrankungen aus. Vaskuläre Demenz tritt in der Regel im höheren Alter auf. Das Erkrankungsrisiko nimmt im Alter also weiter zu.

Warum entsteht vaskuläre Demenz?

Vaskuläre Demenz kann eine Folge von einem oder mehreren Schlaganfällen sein. Sie kann aber auch ohne vorhergegangenen Schlaganfall auftreten. In beiden Fällen entsteht sie aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn.

Wenn Blutgefäße durch Blutgerinnsel oder Ablagerungen an den inneren Wänden verstopfen oder schlechter durchblutet werden, gelangt nicht mehr genügend Blut in die betroffenen Gehirnbereiche – eine Durchblutungs-Störung hat sich gebildet. Dadurch können Gehirnzellen beschädigt werden und sogar absterben. Auch Hirnblutungen können zu Schäden an den Gehirnzellen führen.

Was begünstigt das Entstehen von vaskulärer Demenz?

Verschiedene Umstände können das Risiko für vaskuläre Demenz erhöhen. So sind ältere Menschen und Frauen häufiger von vaskulärer Demenz betroffen als junge Menschen und Männer. Es gibt aber auch beeinflussbare Umstände, wie etwa Bluthochdruck, starkes Übergewicht, erhöhte Cholesterinwerte sowie Diabetes mellitus. Bestimmte Lebensgewohnheiten können auch vor einer vaskulären Demenz schützen, z. B. Sport und Bewegung sowie eine ausgewogene Ernährung. Als Faustregel kann man sagen: Was das Herz-Kreislauf-System schützt, senkt auch das vaskuläre Demenz-Risiko.

Wie äußert sich vaskuläre Demenz?

Anders als andere Demenz-Formen macht vaskuläre Demenz sich nicht unmittelbar durch Gedächtnisstörungen bemerkbar. Zu Beginn der Erkrankung stehen eher Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit und Konzentration im Vordergrund. Das Denken scheint insgesamt länger zu dauern. Man findet komplexe Aufgaben schwieriger als früher.

Menschen mit vaskulärer Demenz können auch Sprachprobleme haben: z. B. weil ihnen bestimmte Wörter plötzlich nicht mehr einfallen wollen. Auch Unsicherheit bei Bewegungen, Stürze sowie Probleme beim Wasserhalten können vorkommen.

Manche Menschen mit vaskulärer Demenz verhalten sich auch anders als früher: Sie haben Stimmungsschwankungen oder fühlen sich antriebslos. Solche psychischen Beschwerden können im Lauf der Erkrankung zunehmen.

Je nachdem, welcher Teil des Gehirns geschädigt ist, können andere Beschwerden im Vordergrund stehen. Die Beschwerden können schlagartig oder nach und nach auftreten.

Wie verläuft vaskuläre Demenz?

Vaskuläre Demenz ist in der Regel eine fortschreitende Erkrankung. Das bedeutet, dass nach und nach immer mehr Gehirnzellen zerstört werden und immer mehr Gehirngewebe abstirbt. Dadurch nehmen die Beeinträchtigungen immer weiter zu. Die geistigen Fähigkeiten lassen bei manchen Menschen stufenweise nach, bei anderen verschlechtern sich die Symptome gleichmäßig. Auch schwanken die geistigen Fähigkeiten mitunter stark. Sie können sich auch für eine kurze Zeit wieder verbessern.

Für den Verlauf ist entscheidend, welcher Teil des Gehirns wie stark in Mitleidenschaft gezogen ist. Außerdem kommt es darauf an, wie gut sich weitere Schäden am Hirngewebe vermeiden lassen.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei vaskulärer Demenz?

Vaskuläre Demenz ist keine tödliche Erkrankung. Die Lebenserwartung hängt sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose, dem Alter bei der Diagnose, dem Stadium der Demenz und weiteren persönlichen Umständen wie möglichen Begleiterkrankungen ab. Außerdem verläuft jede Demenz-Erkrankung anders. Man kann deshalb nicht vorhersagen, wie alt ein Mensch mit vaskulärer Demenz wird. Im Durchschnitt leben Menschen nach dieser Diagnose noch 1,4 bis 6 Jahre, bisweilen aber auch länger.

Wie lässt sich vaskuläre Demenz feststellen?

Wer Sorge hat, an vaskulärer Demenz erkrankt zu sein, kann zunächst mit dem Hausarzt, der Hausärztin darüber sprechen. Er oder sie wird durch gezielte Fragen versuchen herauszufinden, ob es sich tatsächlich um Demenz handelt. Wenn sich der Verdacht bestätigt, helfen weitere Untersuchungen dabei, die Demenz-Form festzustellen. 

Für die Diagnose „vaskuläre Demenz“ gilt es nachzuweisen, dass die Demenz-Beschwerden durch Durchblutungs-Störungen im Gehirn verursacht werden. Es sollte ausgeschlossen werden, dass die Demenz durch eine andere Grunderkrankung verursacht wird (sekundäre Demenz). Dafür kommen verschiedene Tests und Untersuchungen infrage. Diese sind in der Gesundheitsinformation Demenz genauer beschrieben.

Um Demenz festzustellen, wird die Patientin, der Patient zunächst genau befragt, u. a. über die Symptome, andere Erkrankungen und ob Medikamente eingenommen werden.

Außerdem nutzt man verschiedene Tests, um die geistigen Fähigkeiten zu überprüfen. Das sind z. B. Schreib- oder Rechenaufgaben, die man auf Papier oder am Computer lösen muss. Diese Tests nennt man auch neuropsychologische Tests.

Bei Verdacht auf vaskuläre Demenz wird insbesondere das Herz-Kreislauf-System, beispielsweise der Blutdruck, untersucht.

Neurologisch bedeutet das Nervensystem betreffend. Bei neurologischen Untersuchungen überprüft man z. B. den Gleichgewichtssinn oder die Koordination. Die Ergebnisse bieten ebenfalls mögliche Hinweise auf vaskuläre Demenz.

In Blutuntersuchungen sind Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen oder möglicherweise umkehrbare Demenzursachen erkennbar, z. B. ein Vitamin-B12-Mangel.

Mithilfe von MRT- und CT-Untersuchungen können Ärzte und Ärztinnen überprüfen, ob Durchblutungsstörungen oder Gewebeschäden im Gehirn vorliegen. Auch Entzündungen und andere umkehrbare Ursachen von Demenz werden so sichtbar. Bei Verdacht auf vaskuläre Demenz erfolgt häufig auch eine Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße, durch die das Gehirn versorgt wird. So ist festzustellen, ob und in welchem Ausmaß diese Blutgefäße verengt sind.

Bei begründetem Verdacht gibt es auch genetische Tests auf vererbte Gefäßerkrankungen, wie z. B. das CADASIL-Syndrom.

In vielen Fällen lässt sich nach diesen Untersuchungen schon sagen, ob es sich um vaskuläre Demenz handelt. Für unklare Fälle gibt es darüber hinaus besondere Methoden, um vaskuläre Demenz von anderen Demenz-Formen abzugrenzen. Diese werden aber nur in Ausnahmefällen angewandt. Die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen sind immer als Gesamtbild zu betrachten. Manchmal lässt sich trotz umfassender Untersuchungen nicht sicher einordnen, welche Demenzform vorliegt.

  • Untersuchung bestimmter Eiweiße im Gehirn mit bildgebenden Verfahren (Florbetaben-PET-Untersuchung)
  • Untersuchungen, die die Durchblutung oder den Energieverbrauch im Gehirn sichtbar machen (HMPAO SPECT oder FDG-PET). Dabei spritzt man zunächst bestimmte Stoffe ins Blut. Die Stoffe sammeln sich in bestimmten Bereichen des Gehirns. Sie senden radioaktive Strahlung aus. Eine Spezialkamera kann erfassen, in welchen Gehirnbereichen sich die Stoffe besonders angereichert haben. Bestimmte radioaktive Stoffe lagern sich beispielsweise an krankhaft veränderten Eiweißen an. Andere zeigen stark durchblutete Bereiche oder verminderte Aktivität der Gehirnzellen in bestimmten Bereichen an. So gewinnt man Hinweise auf vaskuläre Demenz.
  • Untersuchung des Nervenwassers 

Wie kann man vaskuläre Demenz behandeln?

Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Was kann man dagegen tun? Welche Therapien gibt es?

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Bir SC, Khan MW, Javalkar V, Toledo EG, Kelley RE. Emerging concepts in vascular dementia: A review. J Stroke Cerebrovasc Dis 2021;30(8):105864.

Brodaty H, Seeher K, Gibson L. Dementia time to death: A systematic literature review on survival time and years of life lost in people with dementia. Int Psychogeriatr 2012;24(7):1034–45.

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). S3-Leitlinie „Demenzen“. AWMF-Register-Nr.: 038-013 [online]. 2016. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf [23.06.2022].

National Institute of Neurological Disorders and Stroke, National Institute on Aging, National Institutes of Health, Department of Health and Human Services. The dementias: Hope through research [online]. 2017. https://www.ninds.nih.gov/Disorders/Patient-Caregiver-Education/Hope-Through-Research/Dementia-Hope-Through-Research [22.06.2022].

OʼBrien JT, Thomas A. Vascular dementia. Lancet 2015;386(10004):1698–706.

Todd S, Barr S, Roberts M, Passmore AP. Survival in dementia and predictors of mortality: A review. Int J Geriatr Psychiatry 2013;28(11):1109–24.
Wallesch C-W, Förstl H, editors. Demenzen. 3rd ed. Stuttgart, New York, NY: Thieme; 2017 (Referenz-Reihe Neurologie: Klinische Neurologie).

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Jochen Randig
Jochen Randig

Jochen Randig

Senior-Multimedia-Producer / Fachleitung multimediale Formate
Jochen Randig ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt Bewegtbild. Für die Stiftung konzipiert er multimediale Formate und ist für die Qualitätssicherung und Dienstleistersteuerung in diesem Bereich zuständig.
,
Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
,
Dr. Martina Albrecht
Martina Albrecht

Dr. Martina Albrecht

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. med. Dagmar Lühmann
Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte anschließend Medizin an der Universität zu Lübeck. Nach dem Examen arbeitete sie als Assistenzärztin am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie und promovierte dort zum Thema "Auswirkungen von Quecksilberexposition auf das menschliche Immunsystem". Später arbeitete sie am Institut für Sozialmedizin an der Universität zu Lübeck mit dem Schwerpunkt evidenzbasierte Medizin und Bewertung von medizinischen Verfahren (Health Technology Assessment). Seit 2013 ist sie als Forschungskoordinatorin am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.

Die Stiftung Gesundheitswissen hat das Ziel, verlässliches Gesundheitswissen in der Bevölkerung zu stärken. Die an der Erstellung unserer Angebote beteiligten Personen haben keine Interessenkonflikte, die eine unabhängige und neutrale Informationsvermittlung beeinflussen.

Weitere Hinweise zum Umgang mit Interessenkonflikten finden Sie hier.

Alle unsere Angebote beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.

Weitere wichtige Hinweise zu unseren Angeboten finden Sie hier.

Erstellt am: 13.09.2022