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Covid-19 (Corona)

Long Covid: Hilfe für Angehörige

Wenn ein Mensch an Long Covid erkrankt, hat dies in der Regel auch Folgen für Familienmitglieder und Freunde. Viele Menschen mit Long Covid sind weniger belastbar. Einige benötigen auch bei normalen Alltagsaktivitäten Unterstützung. Hier erfahren Angehörige, wie sie helfen können.

Welche Folgen kann Long Covid für Angehörige haben?

Erschöpfung, Atemnot und Konzentrationsprobleme – je nach Schwere der Erkrankung sind Menschen mit Long Covid im Alltag unterschiedlich belastbar. Manche können kleinere Anstrengungen noch bewältigen, für andere sind selbst leichte Aktivitäten zu schwer. Bei Menschen, die infolge der Covid-Erkrankung eine Belastungsintoleranz entwickelt haben, sind die Einschränkungen meist noch stärker: Sie haben täglich nur begrenzte Energiereserven zur Verfügung, die sie nicht überschreiten dürfen – andernfalls droht ein körperlicher Zusammenbruch.
Das kann mehrere Auswirkungen auf den Alltag haben:

  • Erkrankte können eventuell längere Zeit nicht arbeiten und erleiden dadurch finanzielle Einbußen.
  • Gesunde Angehörige müssen mehr alltägliche Pflichten übernehmen, z. B. im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung. 
  • Betroffene können nicht mehr an allen gemeinsamen Unternehmungen und Ausflügen teilnehmen. 
  • Erkrankte brauchen in vielen Fällen zusätzliche Unterstützung, z. B. bei Anträgen oder Behördengängen.

Bei einigen Menschen mit Long Covid bessern sich die Beschwerden nach einer gewissen Zeit wieder. Bei anderen ist bisher ungewiss, ob sie sich wieder erholen werden.

Wie kann ich als Angehöriger helfen?

Viele Menschen mit Long Covid sind auf die Unterstützung ihrer Angehörigen oder Freunde und Freundinnen angewiesen. Grundsätzlich ist es hilfreich, wenn Sie Verständnis und Geduld für den erkrankten Menschen aufbringen. Passen Sie Ihre Erwartungen daran an, was der oder die Betroffene realistisch an einem Tag leisten kann. Überlegen Sie gemeinsam, welche Form der Unterstützung sinnvoll ist. Je nachdem, welche Beschwerden vorherrschen, haben Sie verschiedene Möglichkeiten zu helfen:

Bei Kurzatmigkeit:

  • Übernehmen Sie körperlich anstrengende Aufgaben, wie z. B. Einkäufe im Supermarkt.
  • Lernen Sie gemeinsam atemerleichternde Haltungen und Atemtechniken.
  • Beruhigen Sie Ihren Angehörigen, wenn er schlecht Luft bekommt.
  • Helfen Sie ihr oder ihm, wieder schrittweise körperlich aktiv zu werden, ohne ihn oder sie dabei zu überfordern, z. B. durch gemeinsame Gymnastikübungen. 

Bei Denk- und Konzentrationsproblemen:

  • Überfordern Sie den erkrankten Menschen nicht, aber schließen Sie ihn auch nicht aus. Binden Sie ihn in kleine alltägliche Aufgaben, z. B. im Haushalt, mit ein.
  • Bewegung hilft dem Gehirn bei der Erholung. Werden Sie gemeinsam aktiv.
  • Probieren Sie gemeinsam neue Hobbys wie etwa Puzzeln oder Rätselspiele aus.
  • Denken Sie für Ihren Angehörigen mit, damit Sie gemeinsam keine wichtigen Aufgaben oder Termine vergessen.

Bei Fatigue:

  • Übernehmen Sie anstrengende Aufgaben im Alltag wie etwa Einkäufe, Kinderbetreuung oder Hausarbeiten.
  • Auch soziale Kontakte kosten Energie. Haben Sie deshalb Verständnis, wenn Ihr Angehöriger sich vorübergehend zurückzieht.

Wo können Angehörige Unterstützung erhalten?

Wenn ein Familienmitglied an Long Covid erkrankt, bedeutet dies für den Rest der Familie in aller Regel mehr Verantwortung und Pflichten. Vor allem wenn Sie die einzige Person sind, die mit dem erkrankten Menschen zusammenlebt, ist es sinnvoll, weitere Unterstützer mit einzubinden:

  • Nehmen Sie am besten Hilfsangebote von Freunden und Bekannten an.
  • Lebensmittel und Getränke können Sie beim Supermarkt online bestellen und liefern lassen.
  • Fragen Sie Ihre Krankenkasse, ob sie die Kosten für eine Haushaltshilfe übernimmt.

Je nach Schwere der Erkrankung können Angehörige sich aber auch seelisch belastet fühlen. Manchen hilft in diesem Fall der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen. Diesen kann z. B. eine Selbsthilfegruppe bieten. Bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)  erhalten Sie Informationen über Selbsthilfegruppen zu den Themen Covid-19 und Long Covid.

Es gibt Gruppen, die sich persönlich treffen und Online-Gruppen. Ein Beispiel für Letztere ist die Initiative Long Covid Deutschland: Diese bietet Menschen mit Long Covid und Angehörigen Austausch im Rahmen einer Facebook-Gruppe an.
 

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Tran V-T, Porcher R, Pane I, Ravaud P. Course of post COVID-19 disease symptoms over time in the ComPaRe long COVID prospective e-cohort. Nat Commun 2022; 13(1):1812. doi: 10.1038/s41467-022-29513-z.

Verbraucherzentrale Bundesverband. Häusliche Pflege und Haushaltshilfe von der Krankenkasse bezahlen lassen; 2022. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/krankenversicherung/haeusliche-pflege-und-haushaltshilfe-von-der-krankenkasse-bezahlen-lassen-11554#:~:text=F%C3%BCr%20eine%20selbst%20organisierte%20Ersatzkraft,von%20den%20Krankenkassen%20erstattet%20werden [03.02.2023].

WHO Europe. Empfehlungen zur Unterstützung einer selbstständigen Rehabilitation nach COVID-19-bedingter Erkrankung; 2021. Verfügbar unter: https://apps.who.int/iris/handle/10665/340306 [29.06.2022].

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
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Michael Mibs
Michael Mibs

Michael Mibs

Referent Evidenzbasierte Medizin
Michael Mibs ist studierter Gesundheitswissenschaftler und Soziologe. Für die Stiftung erarbeitet er Inhalte für multimediale Informationsangebote auf Basis der Methoden der evidenzbasierten Medizin und konzipiert Analysen mit Bezug zur klinischen Versorgung.
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Nastasia Vogelsang
Nastasia Heilemann

Nastasia Vogelsang

Senior-Multimedia-Producerin
Nastasia Vogelsang studierte Angewandte Medienwirtschaft mit Schwerpunkt TV-Producing. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert sie multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Martin Scherer
Prof. Dr. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer studierte Humanmedizin in Marburg, Wien und Paris. Als Professor an der Universität Lübeck untersuchte er das Thema „Versorgungsforschung und ihre Methoden“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Über- und Unterversorgung und der Entwicklung von Qualitätsindikatoren und Leitlinien. Seit 2012 ist Scherer Leiter der klinischen Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und Mitglied in weiteren medizinischen Fachgesellschaften. Seit 2015 berät Prof. Dr. med. Martin Scherer die Stiftung Gesundheitswissen.
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Dr. med. Dagmar Lühmann
Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte anschließend Medizin an der Universität zu Lübeck. Nach dem Examen arbeitete sie als Assistenzärztin am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie und promovierte dort zum Thema "Auswirkungen von Quecksilberexposition auf das menschliche Immunsystem". Später arbeitete sie am Institut für Sozialmedizin an der Universität zu Lübeck mit dem Schwerpunkt evidenzbasierte Medizin und Bewertung von medizinischen Verfahren (Health Technology Assessment). Seit 2013 ist sie als Forschungskoordinatorin am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.

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Erstellt am: 08.08.2023