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Covid-19 (Corona)

Was ist Long Covid?

Long Covid ist ein Überbegriff für verschiedene körperliche und psychische Beschwerden, die nach einer Covid-19-Erkrankung auftreten können. Diese Beschwerden halten meist noch mehrere Wochen und Monate an. Lesen Sie auf dieser Seite, was Long Covid genau ist, wie es dazu kommt und wie die Erkrankung verläuft.

Was ist Long Covid?

Covid-19 ist eine Erkrankung, die durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufen wird. In den Jahren 2020 bis 2022 wurde Covid-19 zu einer weltweiten Pandemie. Im Normalfall dauert eine Covid-Erkrankung wenige Wochen. Manche Menschen leiden aber auch lange danach noch an verschiedenen körperlichen und psychischen Beschwerden, obwohl keine Coronaviren mehr im Körper nachweisbar sind. Diese Beschwerden werden als Long Covid oder Post-Covid bezeichnet. 
Bisher ist noch nicht abschließend definiert, was genau Long Covid ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschrieb die Erkrankung im Oktober 2021 folgendermaßen:

  • Man fühlt sich erschöpft und kurzatmig.
  • Man fühlt sich „nicht fit im Kopf“,  kann sich z. B. nicht auf tägliche Aufgaben konzentrieren, die man früher gut erledigt hat.
  • Die Beschwerden treten bei Menschen auf, die an Covid-19 erkrankt waren.
  • Die Beschwerden halten mindestens zwei Monate an.
  • Die Beschwerden sind nicht durch eine andere Erkrankung zu erklären.
  • Die Beschwerden können von Tag zu Tag schwanken oder zwischenzeitlich ganz verschwinden und dann wiederkehren.

Video: Was ist Long Covid?

Vorschaubild des Videos "Was ist Long Covid?"

Was ist Long Covid?

Long Covid ist ein Überbegriff für verschiedene körperliche und psychische Beschwerden, die nach einer Covid-19-Erkrankung auftreten können. Die Beschwerden können mehrere Wochen und Monate anhalten, obwohl keine Coronaviren mehr im Körper nachweisbar sind. Es kann auch vorkommen, dass man zunächst gesund wird, die Beschwerden aber nach einer gewissen Zeit wiederkehren oder neue hinzukommen.

Weitere Filme und Informationen zu Long Covid finden Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.

Wissen ist gesund.

Für Kinder und Jugendliche liegt noch eine andere Definition vor. Eine wissenschaftliche Beschreibung von Februar 2022 lautet wie folgt:

  • Kinder und Jugendliche haben nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion anhaltende Beschwerden.
  • Die Beschwerden halten zwölf Wochen oder länger an. Gezählt wird ab dem Zeitpunkt des positiven Corona-Tests. 
  • Es gibt keine andere medizinische Erklärung für die Beschwerden.
  • Die Beschwerden beeinflussen den Alltag der Betroffenen, z. B. in der Schule.
  • Die Beschwerden können von Tag zu Tag schwanken oder zwischenzeitlich ganz verschwinden und dann wiederkehren.
  • Die Beschwerden können schon während der Covid-Erkrankung auftreten oder erst danach.

Viele Viren verursachen Spätfolgen

Durch die vielen Berichte über Long Covid kann der Eindruck entstehen, dass vor allem bei Covid-19 Spätfolgen auftreten. Tatsächlich sind Spätfolgen auch von anderen Virusinfektionen bekannt, z. B. vom Grippevirus und vom Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber).

Wie verläuft Long Covid?

Long Covid ist eine neue Erkrankung. Daher ist es derzeit nicht möglich, einen typischen Verlauf zu beschreiben. Dementsprechend lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Symptome wie lange andauern. Studien, die Menschen mit Long Covid begleitet haben, zeigen, dass die Beschwerden bei manchen Menschen nach einigen Monaten wieder abnehmen. Allerdings gibt es auch Menschen, bei denen die Beschwerden langfristig bestehen bleiben.

Bisher lassen sich drei „typische“ Verläufe von Long Covid unterscheiden:

  • Bei der ersten Variante bleiben die Beschwerden einer Covid-Erkrankung bestehen, auch wenn sich keine Coronaviren mehr im Körper nachweisen lassen.
  • Bei der zweiten Variante genesen die Betroffenen zunächst von Covid-19. Nach einer bestimmten Zeit treten wieder Beschwerden auf, die nicht verschwinden.
  • Bei der dritten Variante treten die Beschwerden ebenfalls eine bestimmte Zeit nach der Genesung wieder auf. Allerdings verändern sie sich im Laufe der Zeit und sind mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt.

Hinweis: Die zweite und dritte Variante werden manchmal auch als Post-Covid bezeichnet. Wir verwenden in dieser Gesundheitsinformation für alle Varianten den Begriff Long Covid.

Long Covid Definition Zeitraum
Ab wann man von Long Covid und ab wann von Post-Covid-Syndrom spricht, sehen Sie in der Grafik
Diagramm zum Verlauf von Long Covid
Die Grafik zeigt die unterschiedlichen Verläufe von Long Covid

Milder Verlauf

Auch bei einem milden Verlauf kann es zu Long Covid kommen. Was heißt eigentlich "milder Verlauf"?

Wie oft tritt Long Covid auf?

Im Moment lässt sich noch nicht sagen, wie häufig Long Covid wirklich auftritt. Je nachdem, welche Studie man zu dieser Frage liest, kommt man zu sehr unterschiedlichen Angaben. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gab es anfangs keine offizielle Definition, was Long Covid eigentlich ist. Dementsprechend haben die Studien das sehr unterschiedlich festgelegt. Das hat Auswirkungen darauf, welche Erkrankungen man als Long Covid zählt und welche nicht. Zum anderen haben die Studien sehr unterschiedliche Methoden angewendet, um die Häufigkeit von Long Covid zu bestimmen.

Wer ist besonders gefährdet, an Long Covid zu erkranken?

Risiko-Faktoren sind Umstände, die eine Erkrankung begünstigen können. Manche dieser Umstände kann man beeinflussen, andere nicht. Studien liefern Hinweise darauf, dass es auch für Long Covid Risiko-Faktoren gibt. Dementsprechend haben Personen mit bestimmten Merkmalen ein höheres Risiko, an Long Covid zu erkranken. Zu diesen Merkmalen gehören folgende:

  • Höheres Alter
  • Weibliches Geschlecht
  • Vorerkrankungen, vor allem Diabetes mellitus und Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Eine hohe Virus-Last  während der Corona-Infektion
  • Eine schwere Covid-19-Infektion
  • Kein oder ein nicht vollständiger Impfschutz gegen Covid-19
  • Eine frühere Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (z. B. Pfeiffersches Drüsenfieber)
  • Menschen, die sozial und wirtschaftlich benachteiligt sind

Was sind mögliche Ursachen für Long Covid?

Warum bekommen manche Menschen nach einer Covid-Erkrankung Long Covid und andere nicht? Es ist noch nicht abschließend geklärt, wie Long Covid genau entsteht. Dazu werden verschiedene wissenschaftliche Theorien untersucht und diskutiert. Folgenden Gründen geht man derzeit nach:

  • Krankhafte Reaktionen des Immunsystems, wobei sich die Abwehrstoffe gegen den eigenen Körper richten
  • Anhaltende Entzündungsprozesse im Körper
  • Veränderungen der Blutgefäße
  • Teile des Coronavirus, die nach der Erkrankung im Körper zurückbleiben
  • Durch die Covid-Erkrankung Aktivierung des Epstein-Barr-Virus, eines Herpes-Virus, das die meisten Menschen schon seit ihrer Kindheit in sich tragen und die Beschwerden verursacht
  • Bestimmte Bakterien im Darm als Auslöser von Long Covid
  • Lange Krankenhaus-Aufenthalte, Bettlägerigkeit und intensivmedizinische Behandlung
  • Psychische Belastung durch Erkrankung, Behandlung und Lockdown

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Bjornevik K, Cortese M, Healy B et al. Longitudinal analysis reveals high prevalence of Epstein-Barr virus associated with multiple sclerosis. Science 2022; (375):296–301.

Chen J, Shaorui H, Yang M, Lu X, Chen X, Li L. Long term outcomes in survivors of epidemic influenza A (H7N9) virus infection. Sci REp 2017; (7):17275.

National Institute for Health and Care Research, Hrsg. Living with Covid19 – Second review; 2021. 
Nittas V, Gao M, West EA, Ballouz T, Menges D, Wulf Hanson S et al. Long COVID through a public health lens: An umbrella review. Public Health Rev 2022; 43:1604501. doi: 10.3389/phrs.2022.1604501.

Peluso MJ, Deeks SG. Early clues regarding the pathogenesis of long-COVID. Trends Immunol 2022; 43(4):268–70. doi: 10.1016/j.it.2022.02.008.

Soriano JB, Murthy S, Marshall JC, Relan P, Diaz JV. A clinical case definition of post-COVID-19 condition by a Delphi consensus. The Lancet Infectious Diseases 2022; 22(4):e102-e107. doi: 10.1016/S1473-3099(21)00703-9.

Su Y, Yuan D, Chen DG, Ng RH, Wang K, Choi J et al. Multiple early factors anticipate post-acute COVID-19 sequelae. Cell 2022; 185(5):881–895.e20. Verfügbar unter: https://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(22)00072-1?_returnURL=https%3A%2F %2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS0092867422000721%3Fshowall%3Dtrue [02.02.2023].

Tran V-T, Porcher R, Pane I, Ravaud P. Course of post COVID-19 disease symptoms over time in the ComPaRe long COVID prospective e-cohort. Nat Commun 2022; 13(1):1812. doi: 10.1038/s41467-022-29513-z.
 

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Autoren und Autorinnen:
Lisa-Marie Ströhlein
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Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
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Michael Mibs
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Referent Evidenzbasierte Medizin
Michael Mibs ist studierter Gesundheitswissenschaftler und Soziologe. Für die Stiftung erarbeitet er Inhalte für multimediale Informationsangebote auf Basis der Methoden der evidenzbasierten Medizin und konzipiert Analysen mit Bezug zur klinischen Versorgung.
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Nastasia Vogelsang
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Nastasia Vogelsang studierte Angewandte Medienwirtschaft mit Schwerpunkt TV-Producing. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert sie multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Martin Scherer
Prof. Dr. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer studierte Humanmedizin in Marburg, Wien und Paris. Als Professor an der Universität Lübeck untersuchte er das Thema „Versorgungsforschung und ihre Methoden“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Über- und Unterversorgung und der Entwicklung von Qualitätsindikatoren und Leitlinien. Seit 2012 ist Scherer Leiter der klinischen Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und Mitglied in weiteren medizinischen Fachgesellschaften. Seit 2015 berät Prof. Dr. med. Martin Scherer die Stiftung Gesundheitswissen.
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Dr. med. Dagmar Lühmann
Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte anschließend Medizin an der Universität zu Lübeck. Nach dem Examen arbeitete sie als Assistenzärztin am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie und promovierte dort zum Thema "Auswirkungen von Quecksilberexposition auf das menschliche Immunsystem". Später arbeitete sie am Institut für Sozialmedizin an der Universität zu Lübeck mit dem Schwerpunkt evidenzbasierte Medizin und Bewertung von medizinischen Verfahren (Health Technology Assessment). Seit 2013 ist sie als Forschungskoordinatorin am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.

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Erstellt am: 08.08.2023