AstraZeneca: Fragen und Antworten zum COVID-Impfstoff

Hinweis: Der Impfstoff Vaxzevria der Fima AstraZeneca ist seit dem 8. Mai 2024 nicht mehr für den Einsatz in der Europäischen Union zugelassen. Die Rücknahme der Zulassung wurde durch die Herstellerfirma unter Angabe von kommerziellen Gründen selbst beantragt. Die Entscheidung basiere laut AstraZeneca auf der geringen Nachfrage nach Vaxzevria, die sich auf die Zunahme neuer Virus-Varianten des Corona-Virus und die Entwicklung von angepassten Covid-19-Impfstoffen zurückführen ließe. In Deutschland war der Impfstoff seit Ende 2021 nicht mehr verfügbar.

Der Impfstoff Vaxzevria (ursprünglich „COVID-19 Vaccine AstraZeneca“) wird von der Firma AstraZeneca hergestellt. Es handelt sich um einen Vektorimpfstoff. Er wurde am 29.01.2021 in Deutschland zugelassen. 

Nach der Impfung mit Vaxzevria kam es zu sehr seltenen Nebenwirkungen, wie z. B. Blutgerinnsel bei gleichzeitigen Blutgerinnungs-Störungen. Außerdem traten seltene Fälle von Guillain-Barré-Syndrom auf. Aufgrund dieser Nebenwirkungen empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) den Impfstoff im April 2021 nur noch für Menschen über 60 Jahren. Seit Ende 2021 ist der Impfstoff in Deutschland nicht mehr verfügbar. Der Bedarf wurde hierzulande durch die Impfstoffe anderer Hersteller gedeckt.

Studiencheck: Wie wirksam und sicher ist der Impfstoff von AstraZeneca?

In vier randomisiert-kontrollierten Studien wurde untersucht, wie wirksam und sicher der COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca ist. Wir haben anhand der dazu veröffentlichten Studiendaten die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffes zusammengefasst und beantworten weitere wichtige Fragen. Hinweis: In der Studie wurden, wie ursprünglich vorgesehen, zwei Impfdosen des Vaxzevria-Impfstoffes verabreicht.

Welche Auffrischungsimpfungen werden empfohlen?

Für Menschen, die die eine oder sogar beide Impfungen für den Grundschutz mit Vaxzevria erhalten haben, empfiehlt die STIKO derzeit eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff. Die Auffrischungsimpfung sollte mit einem Abstand von mindestens 6 Monaten zur zweiten Impfdosis durchgeführt werden. Nach Möglichkeit sollte man einen mRNA-Impfstoff nehmen, der an die Omikron-Variante angepasst ist.

Weitere Informationen

Seit Dezember 2020 können sich Menschen in Deutschland gegen COVID-19 impfen lassen. Lesen Sie hier, welche Impfstoffe bereits zugelassen sind und wie sie funktionieren.

Was weiß man über seltene Nebenwirkungen bei Vaxzevria?

Nach der millionenfachen Impfung seit der Zulassung des Impfstoffes sind sehr seltene Nebenwirkungen erkannt worden.

Eine solche sehr seltene Nebenwirkung ist die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) bei gleichzeitig erniedrigter Zahl an Blutplättchen, auch als Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) bezeichnet. Diese Nebenwirkung kann mit Blutungen einhergehen. Zudem finden sich Blutgerinnsel auch an ungewöhnlichen Stellen wie z.B. den Hirn- oder Lebervenen. Meistens tritt das TTS innerhalb von drei Wochen nach der Impfung auf. Anzeichen sind v.a. Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Beinschwellungen, Schmerzen im Bein oder anhaltende Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, starke oder anhaltende Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Krampfanfälle oder einige Tage nach der Impfung auftretende Blutergüsse an anderen Stellen als der Einstichstelle. Beim Auftreten einzelner oder aller genannten Symptome wenige Tage nach einer Impfung mit Vaxzevria sollte umgehend ein Arzt, eine Ärztin aufgesucht werden.

Dem für die Impfstoffsicherheit zuständigen Paul-Ehrlich-Institut liegt derzeit eine Melderate von 0,9 TTS-Fällen pro 100.000 Impfungen mit Vaxzevria vor.

Zum Ausdrucken: Meine Fragen an den Arzt

Wie lange hält der Impfschutz an? Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen? Sind Spätfolgen möglich? Rund um das Thema Corona-Impfung gibt es viele Fragen. Im Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin können Sie Ihre Fragen klären, um so gut informiert eine Entscheidung zur Impfung treffen zu können. Die Stiftung Gesundheitswissen bietet zum Download und Ausdrucken einen Fragen-Katalog an, den Sie in der Hausarztpraxis, mit Ihrer Fachärztin oder im Impfzentrum besprechen können.

Was weiß man über Guillain-Barré-Syndrom?

Nach der Impfung mit Vaxzevria sind seltene Fälle von Guillain-Barré-Syndrom (GBS) als Nebenwirkung der Impfung mit Vaxzevria aufgetreten. 

GBS ist eine akute Entzündung des Nervensystems. Zu Symptomen zählen u.a. Lähmungen von zunächst Beinen, die aufsteigen können. Auch die Atmung kann beeinträchtigt sein. Nach entsprechender Behandlung gehen die Symptome in den meisten Fällen wieder weg. Manchmal können die Beschwerden aber bestehen bleiben. 

In der Zulassungsstudie sind keine Fälle von GBS aufgetreten, da es sich um eine sehr seltene Nebenwirkung handelt. Seitdem wurden wesentlich mehr Menschen mit Vaxzevria geimpft – auch in Deutschland.  

Dem Paul-Ehrlich-Institut liegt derzeit eine Melderate von 1,08 Guillain-Barré-Syndrom-Fällen pro 100.000 Impfungen mit Vaxzevria vor. 

Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Wir prüfen gründlich

Die Erkenntnisse zum Coronavirus und den COVID-19-Impfungen werden täglich mehr. Bei vielen neuen Studien handelt es sich um sogenannte Preprints, die noch nicht geprüft sind. Wir möchten Ihnen verlässliche Informationen zur Verfügung stellen. Das heißt, wir stellen in der Regel nur die Studienergebnisse dar, die in medizinischen Fachzeitschriften oder von Behörden veröffentlicht wurden. Auch prüfen wir alle Studien und Daten zu diesem Thema gründlich. Diese Überprüfung benötigt Zeit.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Alles Wichtige über den Impfstoff von AstraZeneca. Stand 07.04.2022 [online]. 2022. https://www.zusammengegencorona.de/impfen/wie-wirksam-ist-der-impfstoff-von-astrazeneca/ (10.11.2022)

Danish, Fazal-I-Akbar; Rabani, Ahmad Ehsan; Subhani, Fazal-E-Rabi; Yasmin, Saeeda; Koul, Salman Shafi (2022): COVID-19: Vaccine-induced immune thrombotic thrombocytopenia. In: European journal of haematology. DOI: 10.1111/ejh.13855.

Deutsches Ärzteblatt. Zulassung für Astra­zeneca-Impfstoff zurückgezogen. 2024. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151269/Zulassung-fuer-Astrazeneca-Impfstoff-zurueckgezogen [14.08.2024].

European Medicines Agency (EMA). Vaxzevria: EPAR – Product information [online]. 2021. https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/vaxzevria-previously-covid-19-vaccine-astrazeneca-epar-product-information_en.pdf [28.10.2022]

Paul-Ehrlich-Institut (PEI) (2022): Sicherheitsbericht. Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 30.06.2022. Online verfügbar unter https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-20-bis-30-06-22.pdf?__blob=publicationFile&v=6, zuletzt geprüft am 26.10.2022.

Pschyrembel Online. Guillain-Barré-Syndrom [online]. 2016. https://www.pschyrembel.de/Guillain-Barr%C3%A9-Syndrom/K096K [28.10.2022].Robert Koch-Institut (RKI) (2021): SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten sowie Virusvarianten. Stand: 15.07.2022. Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virologische_Basisdaten.html;jsessionid=DEC7376C9A29A69D47D6C5C5FA34AAE5.internet051?nn=13490888, zuletzt geprüft am 26.10.2022.

Robert Koch-Institut (RKI) (2022): Epidemiologisches Bulletin 40/2022. STIKO: 22. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung (40/2022). Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/40_22.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt geprüft am 26.09.2022.

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

Dr. med. Dagmar Lühmann
Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte anschließend Medizin an der Universität zu Lübeck. Nach dem Examen arbeitete sie als Assistenzärztin am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie und promovierte dort zum Thema "Auswirkungen von Quecksilberexposition auf das menschliche Immunsystem". Später arbeitete sie am Institut für Sozialmedizin an der Universität zu Lübeck mit dem Schwerpunkt evidenzbasierte Medizin und Bewertung von medizinischen Verfahren (Health Technology Assessment). Seit 2013 ist sie als Forschungskoordinatorin am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.
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Prof. Dr. med. Martin Scherer
Prof. Dr. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer studierte Humanmedizin in Marburg, Wien und Paris. Als Professor an der Universität Lübeck untersuchte er das Thema „Versorgungsforschung und ihre Methoden“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Über- und Unterversorgung und der Entwicklung von Qualitätsindikatoren und Leitlinien. Seit 2012 ist Scherer Leiter der klinischen Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und Mitglied in weiteren medizinischen Fachgesellschaften. Seit 2015 berät Prof. Dr. med. Martin Scherer die Stiftung Gesundheitswissen.

Dieser Text wurde ursprünglich am 06.12.2021 erstellt und wird regelmäßig überprüft. Die letzte Aktualisierung aufgrund neuer Erkenntnisse erfolgte am 14.08.2024.

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