Bei dem Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) von Biontech/Pfizer handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff. Er ist seit dem 21. Dezember 2020 in Deutschland für die Impfung von Personen ab 16 Jahren zugelassen. Seit dem 31. Mai 2021 kann er auch bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren verwendet werden. Hier gelangen Sie zum Studiencheck für Kinder und Jugendliche.
Im vorliegenden Text haben wir Informationen zur Wirksamkeit und Sicherheit von Comirnaty aus der Zulassungsstudie zusammengefasst. Die Informationen gelten für Personen ab 16 Jahren.
Hinweis: Die Zulassungsstudie wurde bis Mitte März 2021 durchgeführt. Damals waren andere Varianten des SARS-CoV-2-Virus‘ vorherrschend als heute. Die aktuelle Wirksamkeit der Impfstoffe kann also anders sein als die Wirksamkeit, die in der Studie ermittelt wurde. Lesen Sie mehr zur Wirksamkeit bei aktuellen Coronavirus-Varianten.
An der Zulassungsstudie nahmen gut 44.000 Menschen ab 16 Jahren teil. Diese wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt den Impfstoff Comirnaty. Die andere Gruppe erhielt einen Placebo-Impfstoff (Schein-Impfstoff) aus Kochsalzlösung. Beide Gruppen bekamen zwei Injektionen in den Oberarmmuskel im Abstand von 21 Tagen. Folgende Fragen wurden u.a. in der Studie untersucht:
Es wurden keine methodischen Mängel an der Studie festgestellt. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist deshalb hoch. Sie sind aber nicht vollständig auf neue Coronavirus-Varianten, wie z. B. die Delta-Variante, übertragbar.
In der Zulassungsstudie wurde untersucht, bei wie vielen Personen ab 16 Jahren es nach der Impfung oder Scheinimpfung zu einer Covid-19-Erkrankung kam. Die Erkrankungen wurden erst gezählt, wenn sie frühestens sieben Tage nach der zweiten Impfung auftraten. Denn es dauert eine gewisse Zeit, bis sich der Impfschutz nach der Impfung vollständig aufbauen kann.
Die mit Comirnaty geimpften Personen hatten eine um etwa 91 % geringere Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, als diejenigen, die einen Placebo-Impfstoff erhalten hatten. Anders ausgedrückt: Die Wirksamkeit von Comirnaty betrug etwa 91 %. Im Vergleich: Übersichtsarbeiten zur Grippeschutzimpfung belegen für gesunde Erwachsene eine Schutzwirkung von etwa 60 %. Bei älteren Menschen betrug die Schutzwirkung der Grippeimpfstoffe etwa 41 %.
Folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit einer Covid-19-Erkrankung bei Personen ohne vorhergehende SARS-CoV-2-Infektion umgerechnet auf jeweils 10.000 Personen:
Kann die Impfung mit Comirnaty eine schwere Covid-19-Erkrankung verhindern?
In der Zulassungsstudie wurde auch untersucht, bei wie vielen Personen ab 16 Jahren es nach der Impfung bzw. nach der Scheinimpfung zu einer schweren Covid-19-Erkrankung kam. Ein schwerer Covid-19-Verlauf lag vor, wenn z.B. eine Beatmung mit Sauerstoff nötig war oder eine Behandlung auf der Intensivstation.
Die mit Comirnaty geimpften Personen hatten eine um etwa 96 % geringere Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, als diejenigen, die einen Placebo-Impfstoff erhalten hatten. Anders ausgedrückt: Die Wirksamkeit von Comirnaty betrug etwa 96 % bei der Verhinderung schwerer Verläufe.
Die Angaben beziehen sich auf die Erkrankungen, die frühestens sieben Tage nach der zweiten Impfung auftraten. Denn es dauert eine gewisse Zeit, bis sich der Impfschutz nach der Impfung vollständig aufbauen kann.
Die Zulassungsstudie wurde zu einem früheren Zeitpunkt der SARS-CoV-2-Pandemie durchgeführt. Damals waren andere Virus-Varianten vorherrschend als heute. Die Ergebnisse zur Wirksamkeit sind nicht hundertprozentig auf die aktuell vorherrschende Delta-Variante übertragbar.
Nach einer Impfung können Beschwerden an der Einstichstelle auftreten, z.B. Schmerzen oder Rötung. Diese Beschwerden nennt man örtliche Impfreaktion. Es gibt auch Impfreaktionen, die den ganzen Körper betreffen können, wie z. B. Fieber oder Kopfschmerzen. Sie werden als systemische Impfreaktionen bezeichnet. Diese Reaktionen sind ein Zeichen dafür, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Impfreaktionen klingen in der Regel nach einigen Tagen von selbst wieder ab.
Örtliche Impfreaktionen (rund um die Einstichstelle)
In der Gruppe mit Comirnaty-Impfung traten mehr örtliche Impfreaktionen als in der Placebo-Gruppe auf. Am häufigsten waren Schmerzen an der Einstichstelle (genauere Informationen finden Sie in folgender Grafik). Die Stärke der örtlichen Impfreaktionen in der Comirnaty-Gruppe war überwiegend leicht bis mittel. Während leichte Impfreaktionen den Alltag nicht beeinträchtigen, können mittelschwere Impfreaktionen den Tagesablauf durchaus stören – man kann z. B. den Arm nicht so gut bewegen. In der Regel waren diese Impfreaktionen innerhalb von ein bis zwei Tagen verschwunden. Sehr schwere örtliche Reaktionen traten nicht auf.
Klicken Sie auf die Grafik, um sich die verschiedenen örtlichen Impfreaktionen nach Altersgruppen und Dosis anzeigen zu lassen.
Systemische Impfreaktionen (andere Körperteile oder ganzer Körper)
Systemische Impfreaktionen traten in der Comirnaty-Gruppe häufiger als in der Placebo-Gruppe auf. Am häufigsten waren Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen (genauere Informationen finden Sie in folgender Grafik). Die Stärke der Reaktionen war größtenteils leicht bis mittel. Schwere systemische Impfreaktionen traten vereinzelt in der Comirnaty-Gruppe auf. Eine schwere Impfreaktion bedeutet z.B., dass man nicht arbeiten gehen kann. Die Beschwerden waren Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder Schüttelfrost. Fieber von über 40 °C, was für zwei Tage bestehen blieb, wurde von einer teilnehmenden Person nach der zweiten Comirnaty-Dosis berichtet.
Durchschnittlich traten die systemischen Impfreaktionen in der Comirnaty-Gruppe in den ersten ein bis zwei Tagen nach der Impfung auf und waren kurz darauf wieder verschwunden.
Klicken Sie auf die Grafik, um sich die verschiedenen systemischen Impfreaktionen nach Altersgruppen und Dosis anzeigen zu lassen.
Wie häufig kommt es durch die Impfung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen?
Etwa 1 von 10.000 mit Comirnaty geimpfte Personen waren von schwerwiegenden Nebenwirkungen betroffen. Dabei handelte es sich beispielsweise um eine schmerzhafte Lymphknotenschwellung in der Achselhöhle oder anfallsartiges Herzrasen. In der Placebogruppe trat keine schwerwiegende Nebenwirkung, die in Zusammenhang mit der Impfung stand, auf. Insgesamt wurden 15 Todesfälle (u. a. durch Herzinfarkt) in der Comirnaty-Impfstoffgruppe und 14 (u. a. durch Schlaganfall) in der Placebogruppe gemeldet. Keiner davon wurde in Zusammenhang mit Comirnaty oder dem Placebo-Impfstoff gebracht.
Wie häufig treten Nebenwirkungen auf, die zum Studienabbruch führen?
Umgerechnet führten bei etwa 6 von 10.000 mit Comirnaty geimpften Personen Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Impfung zum Studienabbruch. In der Gruppe, die den Placebo-Impfstoff erhalten hatte, waren es etwa 5 von 10.000 Personen. Worum es sich bei den Nebenwirkungen handelt, wurde nicht beschrieben. Denkbar ist, dass die Teilnahme an der Studie abgebrochen wurde, weil die Nebenwirkungen als zu unangenehm empfunden wurden.
Die Angaben zur Wirksamkeit beruhen auf Daten von 42.094 Teilnehmenden, die vor der Impfung nicht von einer SARS-CoV2-Infektion betroffen waren und beide Injektionen im vorgesehenen Zeitabstand erhalten hatten.
Um die Häufigkeit von Impfreaktionen zu untersuchen, wurden 9.839 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, jeweils in den sieben Tagen nach Erhalt der Injektionen ein elektronisches Tagebuch zu führen. Darin sollten sie das Auftreten von solchen Impfreaktionen festhalten.
Schwerwiegende Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Impfung stehen, wurden bei den 43.487 Studienteilnehmenden erfasst, die mindestens eine Dosis des Comirnaty-Impfstoffes oder des Placeboimpfstoffes erhalten haben.
Von den Teilnehmenden waren etwa 51 % Männer und 49 % Frauen. Die Altersspanne der Teilnehmenden umfasste 16–91 Jahre. Etwa 59 % der Personen waren 16–55 Jahre alt und etwa 41 % der Personen älter als 55 Jahre. Ca. 34 % der Studienteilnehmerinnen und Teilnehmer hatten einen Body-Mass-Index von 30,0 oder höher und waren demnach krankhaft übergewichtig. Bei ca. 21 % der Personen lag mindestens eine chronische Erkrankung vor, wie z. B. Diabetes ohne chronische Komplikationen, eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder eine bösartige Tumorerkrankung.
Ausgeschlossen von der Studienteilnahme waren u. a. Personen mit einer vorherigen Covid-19-Erkrankung, Personen mit einer immunsuppressiven Behandlung oder auch Personen mit einer Immunschwäche.
Die Ergebnisse basieren auf Daten, die im Zeitraum vom 27. Juli 2020 bis 13. März 2021 an 152 Standorten gesammelt wurden, wovon die überwiegende Mehrheit in den USA (130) lag. Weitere Standorte gab es in Argentinien (1), Brasilien (2), Südafrika (4), Deutschland (6) und der Türkei (9). Zum Zeitpunkt der letzten Daten-Auswertung lag die zweite Dosis bei 51 % der Teilnehmenden vier bis sechs Monate zurück.
Nach Zulassung des Impfstoffes im Dezember 2020 wurde die Verblindung der teilnehmenden Personen aufgehoben. Die Personen in der Placebo-Gruppe haben die Möglichkeit bekommen, die Impfung mit Comirnaty zu erhalten. Die Sicherheit des Impfstoffes wird bei allen Teilnehmenden der Studie für den Zeitraum von 2 Jahren bzw. 18 Monaten (bei der ursprünglichen Placebo-Gruppe) weiter beobachtet.
Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
Mutationen von Viren sind ein natürlicher Vorgang, bei dem sich das genetische Material des Virus verändert. Das muss aber nicht in jedem Fall bedeuten, dass dadurch die Wirksamkeit des Impfstoffs beeinflusst wird.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
Demicheli V, Jefferson T, Ferroni E, Rivetti A, Di Pietrantonj C. Vaccines for preventing influenza in healthy adults. Cochrane Database Syst Rev 2018;(2):CD001269.
Manzoli L, Ioannidis JP, Flacco ME, De Vito C, Villari P. Effectiveness and harms of seasonal and pandemic influenza vaccines in children, adults and elderly: a critical review and re-analysis of 15 meta-analyses. Hum Vaccin Immunother. 2012;8(7):851–62.
European Medicines Agency (EMA). COVID-19 vaccine safety update. Comirnaty - BioNTech Manufacturing GmbH. 6 October 2021 [online]. 2021. https://www.ema.europa.eu/en/documents/covid-19-vaccine-safety-update/covid-19-vaccine-safety-update-comirnaty-6-october-2021_en.pdf [28.10.2021].
Polack FP, Thomas SJ, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S et al. Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J Med 2020;383(27):2603–15.
Supplementary appendix to: Polack FP, Thomas SJ, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S et al. Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J Med 2020;383(27):2603–15.
Thomas SJ, Moreira ED Jr, Kitchin N, et al. Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 vaccine through 6 months. N Engl J Med 2021 Sep 15:NEJMoa2110345. Online ahead of print.
Supplement to: Thomas SJ, Moreira ED Jr, Kitchin N, et al. Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 vaccine through 6 months. N Engl J Med 2021 Sep 15:NEJMoa2110345. Online ahead of print.
Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.
Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.
Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Die Stiftung Gesundheitswissen hat das Ziel, verlässliches Gesundheitswissen in der Bevölkerung zu stärken. Die an der Erstellung unserer Angebote beteiligten Personen haben keine Interessenkonflikte, die eine unabhängige und neutrale Informationsvermittlung beeinflussen.
Weitere Hinweise zum Umgang mit Interessenkonflikten finden Sie hier.
Alle unsere Angebote beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.
Weitere wichtige Hinweise zu unseren Angeboten finden Sie hier.
Erstellt am: 31.12.2021