Biontech bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren:  Wie wirksam und sicher ist der Impfstoff Comirnaty?

Studiencheck

Der Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer ist ein mRNA-Impfstoff. Seit Oktober 2022 ist er in der EU für Kinder im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren zugelassen. Eine Impfung für Kinder in diesem Alter wird nur bei Vorerkrankungen oder bei Kontakt zu Risikogruppen empfohlen. Die Impfstoff-Dosis für diese Altersgruppe beträgt 3 Mikrogramm.

In diesem Text fassen wir Informationen zur Wirksamkeit und Sicherheit von Comirnaty von Biontech/ Pfizer bei Babys und Kleinkindern im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren zusammen. Die Informationen stammen aus der Zulassungsstudie.

Hinweis: Die Zulassungsstudie wurde zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als andere Varianten  des SARS-CoV-2-Virus vorherrschend waren als heute. Die aktuelle Wirksamkeit der Impfstoffe kann also niedriger sein als die Wirksamkeit, die in der Studie ermittelt wurde.

Lesen Sie mehr zur Wirksamkeit und Sicherheit von Covid-19-Impfstoffen.

Was wurde untersucht?

An der Zulassungsstudie nahmen 1776 gesunde Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten teil und 2750 gesunde Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren. Diese beiden Altersklassen wurden jeweils zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. In jeder Altersklasse erhielt eine Gruppe den Impfstoff Comirnaty von Biontech/ Pfizer und die andere Gruppe einen Placebo-Impfstoff (Schein-Impfstoff).

Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten

  • 1178 Kinder erhielten den zu testenden Biontech-Impfstoff Comirnaty.
  • 598 Kinder erhielten als Kontrolle einen Schein-Impfstoff.

Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren

  • 1835 Kinder erhielten den zu testenden Biontech-Impfstoff Comirnaty.
  • 915 Kinder erhielten als Kontrolle einen Schein-Impfstoff

Alle Gruppen bekamen drei Spritzen mit jeweils 3µg (Mikrogramm) Comirnaty- bzw. Schein-Impfstoff in den Oberarmmuskel. Die ersten beiden Spritzen erfolgten im Abstand von 21 Tagen. Die dritte Spritze wurde mindestens 60 Tage nach der zweiten verabreicht. Folgende Fragen untersuchte die Studie:

  • Kann die Impfung mit Comirnaty von Biontech/ Pfizer eine Covid-19-Erkrankung verhindern?
  • Wie häufig treten Impfreaktionen auf?
  • Wie häufig kommt es durch die Impfung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen?

Ergebnisse auf einen Blick

Babys von 6 bis 23 Monaten hatten nach der dritten Dosis Comirnaty von Biontech/ Pfizer eine um 76 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, als Babys, die einen Schein-Impfstoff bekamen.

Kleinkinder von 2 bis 4 Jahren hatten nach der dritten Dosis des Biontech-Impfstoffs eine um 72 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, als Kinder, die einen Schein-Impfstoff bekamen.

Unter dem Biontech-Impfstoff Comirnaty traten mehr Impfreaktionen auf als unter Schein-Impfstoff, insbesondere Druckschmerz und Schmerzen an der Einstichstelle sowie Gereiztheit und Müdigkeit.

Sehr wenige Kinder bekamen nach der Impfung Fieber über 40°C. Nur wenige der Kinder beendeten die Studie vorzeitig aufgrund von Nebenwirkungen. Kein Kind verstarb im hier vorgestellten Studienzeitraum.

Es wurden keine bedeutsamen methodischen Mängel an der Studie festgestellt. Allerdings wurden nur wenige Daten von Babys und Kindern ausgewertet. Daher ist die Aussagekraft der Ergebnisse eingeschränkt. Außerdem wurde die Wirksamkeit erst nach der dritten Impfdosis getestet. Die Ergebnisse sind möglicherweise nicht vollständig auf neu auftretende Coronavirus-Varianten übertragbar.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Wie gut schützt die Impfung mit Comirnaty von Biontech/ Pfizer vor einer Covid-19-Erkrankung?


In der Studie wurde untersucht, wie viele Kinder, die alle drei Dosen des Biontech-Impfstoffs oder des Schein-Impfstoffs erhalten haben, in einem bestimmten Zeitraum an Covid-19 erkrankten.

Als erkrankt galten die Kinder, wenn sie mindestens ein Covid-19-Symptom zeigten und ein PCR-Test positiv ausgefallen war.

Insgesamt erkrankten 13 von 873 Kindern im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren, die mit Comirnaty geimpft worden waren, an Covid-19. Von den 381 Kindern, die den Schein-Impfstoff erhalten hatten, erkrankten 21. Die mit Comirnaty geimpften Kinder hatten insgesamt eine um etwa 73 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, als diejenigen, die einen Schein-Impfstoff erhalten hatten.

Innerhalb der unterschiedlichen Altersklassen hatten Kinder zwischen 6 und 23 Monaten eine um etwa 76 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken. Bei Kindern zwischen 2 und 4 Jahren lag die Wahrscheinlichkeit um etwa 72 Prozent niedriger, wenn sie dreimal mit Comirnaty geimpft worden waren.

Die Wirksamkeit des Impfstoffes wurde nicht bei allen Kindern getestet, die an der Studie teilnahmen. In beiden Altersgruppen wurden nur die Kinder einbezogen, die bis zu einem bestimmten Stichtag nach Studienbeginn alle drei Impfdosen erhalten hatten. Daher war die Menge der Studiendaten vergleichsweise klein. Sowohl unter dem Biontech-Impfstoff als auch unter dem Schein-Impfstoff traten nur wenige Fälle von Covid-19 auf. Das schränkt das Vertrauen in die Ergebnisse ein. Es könnte sein, dass man bei größeren Gruppen eine höhere oder niedrigere Wirksamkeit messen würde.

Die Wirksamkeit des Impfstoffes wurde zu einem Zeitpunkt getestet, an dem die Omikron-Variante des Coronavirus vorherrschend war. Der getestete Impfstoff wurde jedoch gegen eine frühere Variante entwickelt. Daher fällt die Wirksamkeit hier geringer aus als in früheren Zulassungsstudien.

Sicherheit des Impfstoffs

Nach einer Impfung können Beschwerden an der Einstichstelle auftreten, z. B. Schmerzen oder Rötungen. Diese Beschwerden nennt man örtliche Impfreaktion. Impfreaktionen, die den ganzen Körper oder ein bestimmtes Körperteil betreffen, z. B. Fieber oder Kopfschmerzen, werden als systemische Impfreaktionen bezeichnet. Sie sind ein Zeichen dafür, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Impfreaktionen klingen in der Regel nach einigen Tagen von selbst wieder ab.

Wie häufig traten Impfreaktionen auf?

Örtliche Impfreaktionen (rund um die Einstichstelle)

Die Kinder oder deren Eltern aus der Comirnaty-Gruppe berichteten in den ersten sieben Tagen nach der Impfung insgesamt über mehr örtliche Impfreaktionen als diejenigen, die den Schein-Impfstoff erhalten hatten (genauere Informationen finden Sie in der folgenden Grafik). Bei Kindern von 6 bis 23 Monaten trat Druckschmerz an der Einstichstelle nach allen drei Dosen am häufigsten auf. Bei Kindern von 2 bis 4 Jahren kam es am häufigsten zu Schmerzen an der Einstichstelle nach jeder der drei Dosen.

Die örtlichen Impfreaktionen waren größtenteils leicht und nur selten mittelschwer. Innerhalb von ein bis zwei Tagen waren sie verschwunden. Schwere örtliche Impfreaktionen kamen nicht vor. Die örtlichen Impfreaktionen nach der dritten Dosis waren vergleichbar oder geringer als nach der ersten und zweiten Dosis.

Balkendiagramm örtliche Impfreaktionen

Klicken Sie auf die Grafik, um sich die verschiedenen örtlichen Impfreaktionen in der Altersgruppe anzeigen zu lassen.

Klicken Sie auf die Grafik, um sich die verschiedenen örtlichen Impfreaktionen in der Altersgruppe anzeigen zu lassen.

Systemische Impfreaktionen (andere Körperteile oder ganzer Körper)

Bei Kindern von 6 bis 23 Monaten in der Comirnaty-Gruppe wurden insgesamt etwas mehr systemische Impfreaktionen festgestellt als bei denjenigen, die den Schein-Impfstoff erhalten hatten. Die häufigste Reaktion in dieser Altersklasse war Gereiztheit.

Bei Kindern von 2 bis 4 Jahren traten systemische Impfreaktionen in beiden Gruppen gleich häufig auf. Am häufigsten wurde Müdigkeit in dieser Altersklasse genannt (genauere Informationen finden Sie in der folgenden Grafik).

Insgesamt wurden diese systemischen Impfreaktionen meist als mild bis mittelstark eingestuft und waren innerhalb von ein bis zwei Tagen verschwunden.

Schwere systemische Impfreaktionen traten bei Kindern, die den Biontech- oder den Schein-Impfstoff erhalten hatten, ähnlich häufig auf. Von den Kindern in der Altersgruppe von 6 bis 23 Monaten waren 17 (14 von 1000) Kinder aus der Comirnaty-Gruppe und 14 (23 von 1000) Kinder aus der Schein-Impfstoff-Gruppe betroffen. Bei Kindern von 2 bis 4 Jahren traten bei 12 (7 von 1000) Kindern aus der Comirnaty-Gruppe und bei 8 (9 von 1000) Kindern aus der Schein-Impfstoff-Gruppe kam es zu schweren Impfreaktionen. Meist handelte es sich dabei um starkes Fieber.

Andere schwere Impfreaktionen wie beispielsweise Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen traten nicht auf. Kein Kind verstarb während der Studie.

Klicken Sie auf die Grafik, um sich die verschiedenen systemischen Impfreaktionen in der Altersgruppe anzeigen zu lassen.

Balkendiagramm systemische Impfreaktionen

Klicken Sie auf die Grafik, um sich die verschiedenen systemischen Impfreaktionen in der Altersgruppe anzeigen zu lassen.

Die Angaben zur Wirksamkeit für diese Altersgruppe beruhen auf Daten von 1254 gesunden Kindern. Sie erhielten die drei Impfdosen im vorgesehenen Zeitraum. Die Studie wurde nach diesem Zeitraum fortgesetzt.

Derzeit empfiehlt die STIKO die Impfung bei Kindern zwischen 6 Monaten und 4 Jahren nur bei bestehenden Vorerkrankungen oder nur bei Kindern mit Kontakt zu Risikogruppen. Die zweite Impfung soll dabei 3 Wochen nach der ersten und die dritte Impfung mindestens 8 Wochen nach der zweiten erfolgen.

Die Methodik der Studie wird zusammenfassend betrachtet als überwiegend gut bewertet. Da aber sowohl in der Schein-Impfstoff-Gruppe als auch in den Impfstoff-Gruppen in beiden Altersklassen nur wenige Fälle von Covid-19 zu verzeichnen waren, könnte es sein, dass man bei größeren Gruppen eine höhere oder niedrigere Wirksamkeit feststellen würde. Das schränkt das Vertrauen in die Genauigkeit der Ergebnisse ein.

Die Sicherheit des Impfstoffes wurde bei 1776 Kindern im Alter von 6 bis 23 Monaten und bei 2750 Kindern im Alter von 2 bis 4 Jahren erfasst. Um die Häufigkeit von Impfreaktionen zu untersuchen, führten die Eltern oder andere Personen, die die Kinder versorgten, in den 7 Tagen nach jeder Impfung ein elektronisches Tagebuch. Darin sollten sie das Auftreten und die Stärke von örtlichen und systemischen Impfreaktionen festhalten.

Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Impfung standen, wurden ebenfalls erfasst.

In beiden Altersgruppen waren ungefähr gleich viele Mädchen und Jungen vertreten. Die Kinder in der Altersgruppe von 6 bis 23 Monaten waren im Durchschnitt 15 Monate alt. In der Altersgruppe von 2 bis 4 Jahren lag das durchschnittliche Alter bei 3 Jahren.

Von der Studie ausgeschlossen waren u. a. Kinder mit Immunschwäche, Autoimmunerkrankungen oder Erkrankungen, die mit verlängerten Blutungszeiten einhergehen. Auch Kinder, die bereits allergische Reaktionen im Zusammenhang mit Impfungen oder gegen einzelne Inhalte der Impfstoffe zeigten, durften nicht teilnehmen.

Die dargestellten Ergebnisse beruhen auf Daten, die bis zum 17. Juni 2022 gesammelt wurden. Die Studie wurde in den USA, Brasilien, Finnland, Polen und Spanien erhoben. Die Mehrzahl der teilnehmenden Kinder (81 %) stammte aus den USA.

Die Studie wurde von den Firmen Biontech und Pfizer finanziert.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

Muñoz FM, Sher LD, Sabharwal C, Gurtman A, Xu X, Kitchin N et al. Evaluation of BNT162b2 Covid-19 vaccine in children younger than 5 years of age. N Engl J Med 2023; 388(7):621–34. doi: 10.1056/NEJMoa2211031.

Paul-Ehrlich-Institut (PEI). CHMP empfiehlt Zulassungserweiterung für die COVID-19-Impfstoffe Comirnaty und Spikevax für Kinder ab 6 Monaten; 2022. Verfügbar unter: https://www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/2022/221020-empfehlung-zulassungserweiterung-comirnaty-spikevax-kinder-ab-6-monate.html [08.05.2023].

Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 8/2023: STIKO: 25. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung 2023 Feb 23; (8/2023). Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/08_23.pdf?__blob=publicationFile [13.03.2023].

Robert Koch-Institut (RKI). Impfung bei Kindern und Jugendlichen. Stand: 6.6.2023. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Impfung_Kinder_Jugendliche.html#:~:text=F%C3%BCr%20Kinder %20gelten%20je%20nach,COVID%2D19%20Verlauf%20unterschiedliche%20 Impfempfehlungen.&text=Die%20STIKO%20empfiehlt%20vorerkrankten%20Kindern ,%2C%20Spikevax%20(25%20%C2%B5g [26.03.2023]

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

Dr. med. Dagmar Lühmann
Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte anschließend Medizin an der Universität zu Lübeck. Nach dem Examen arbeitete sie als Assistenzärztin am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie und promovierte dort zum Thema "Auswirkungen von Quecksilberexposition auf das menschliche Immunsystem". Später arbeitete sie am Institut für Sozialmedizin an der Universität zu Lübeck mit dem Schwerpunkt evidenzbasierte Medizin und Bewertung von medizinischen Verfahren (Health Technology Assessment). Seit 2013 ist sie als Forschungskoordinatorin am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.
,
Prof. Dr. med. Martin Scherer
Prof. Dr. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer studierte Humanmedizin in Marburg, Wien und Paris. Als Professor an der Universität Lübeck untersuchte er das Thema „Versorgungsforschung und ihre Methoden“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Über- und Unterversorgung und der Entwicklung von Qualitätsindikatoren und Leitlinien. Seit 2012 ist Scherer Leiter der klinischen Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und Mitglied in weiteren medizinischen Fachgesellschaften. Seit 2015 berät Prof. Dr. med. Martin Scherer die Stiftung Gesundheitswissen.

Dieser Text wurde ursprünglich am 30.07.2023 erstellt und wird regelmäßig überprüft.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Inhalte erstellt, können Sie hier nachlesen.

Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformationen lagen keine Interessenkonflikte vor.

Alle unsere Informationen beruhen auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellen keine endgültige Bewertung dar und sind keine Empfehlungen.

Auch wenn Zahlen den Eindruck von Genauigkeit vermitteln, sind sie mit Unsicherheiten verbunden. Denn Zahlen aus wissenschaftlichen Untersuchungen sind fast immer nur Schätzwerte. Für den einzelnen Menschen lassen sich keine sicheren Vorhersagen treffen.

Weitere wichtige Hinweise zu unseren Gesundheitsinformationen finden Sie hier.