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Bewegung und Sport

Was bringen Fitnesstracker?

Fitness-Tracker und Smartwatches zeichnen Körper- und Aktivitätsdaten beim Sport und anderer Bewegung auf. In der Regel passiert das mit einem Armband mit Sensoren und Zusatzfunktionen. Die aufgezeichneten Daten lassen sich anschließend am PC oder mit einer Fitness-App auswerten. So kann man u. a. den Bewegungsumfang und Fitnessstand jederzeit im Blick behalten. Dadurch versprechen sich viele Nutzerinnen und Nutzer einen Motivationsschub und Unterstützung bei der Steigerung des Aktivitätslevels. Wir haben anhand vorhandener randomisiert-kontrollierter Studien (RCTs) analysiert, ob dies bei erwachsenen Personen mit Bewegungsmangel tatsächlich der Fall ist. Auf dieser Seite finden Sie zunächst die Ergebnisse zur Bewegungssteigerung und anschließend die Resultate zur Steigerung der Motivation.

Helfen Fitness-Tracker und Smartwatches Erwachsenen, die sich zu wenig bewegen, die regelmäßige Aktivität zu steigern?

Was wurde untersucht?

In acht randomisiert-kontrollierten Studien wurde untersucht, ob die Verwendung von Fitness-Trackern oder Smartwatches bei Personen, die sich zu wenig bewegten, zu einer Steigerung der regelmäßigen körperlichen Aktivität führt. In zwei RCTs wurde untersucht, ob Tracker die Motivation steigern. Fitness-Tracker sind Armbänder mit Sensoren, die in der Regel auf die Aktivitätsaufzeichnung beim Sport ausgelegt sind. Smartwatches haben darüber hinaus oft noch mehr Funktionen, die nichts mit sportlichen Aktivitäten zu tun haben.

In den Studien wurde jeweils die Gruppe, die einen Fitness-Tracker benutzte, mit einer Gruppe ohne Fitness-Tracker verglichen. In den Gruppen wurden das Ausmaß an körperlicher Aktivität oder Inaktivität, die Anzahl der gemachten Schritte sowie die Motivation der Teilnehmenden untersucht. In zwei Studien wurde der Kalorienverbrauch zwischen den beiden Gruppen verglichen.
 

Die Ergebnisse auf einen Blick

Menschen, die sich zu wenig bewegen, bewegen sich auch dann nicht öfter oder länger, wenn sie einen Tracker oder eine Smartwatch verwenden. Das legen die Ergebnisse aus acht randomisiert-kontrollierten Studien nahe.

Ob die Verwendung von Trackern die Bewegungsmotivation steigern kann, lässt sich aufgrund der geringen Studien- und Teilnehmerzahl nicht sagen. Dafür ist die wissenschaftliche Beweislage nicht ausreichend. 

Nebenwirkungen bei der Verwendung von Trackern und Smartwatches wurden in den Studien nicht aufgeführt.

Einschränkung der Ergebnisse: Das Vertrauen in die Ergebnisse ist aufgrund von methodischen Schwächen in den einzelnen Studien eingeschränkt.

Führen Tracker zu mehr körperlicher Aktivität?

Ausmaß der Aktivität

In einem RCT mit 243 Personen zeigte sich nach dem ersten Monat kein Unterschied zwischen den Gruppen mit und ohne Tracker. Nach einer Studiendauer von drei Monaten erhöhte sich die moderate und intensive körperliche Aktivität bei den Teilnehmenden, die einen Fitness-Tracker trugen. 

In einem weiteren RCT mit 38 Personen erhöhte sich beim Gebrauch einer Smartwatch nach der sechsten Woche die moderate oder intensive körperliche Aktivität der Teilnehmenden. Nach der zwölften Woche zeigte sich kein Unterschied mehr. 
In einer anderen Studie mit 276 jungen Männern wiesen die Teilnehmer mit Fitness-Tracker nach elf Wochen kein höheres Ausmaß an moderater oder intensiver körperlicher Aktivität im Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Ein kurzfristiger Effekt zugunsten des Fitness-Trackers zeigte sich nur in der ersten Woche. 

In zwei weiteren randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) mit 51 bzw. 114 Personen ließ sich nach 16 Wochen bzw. vier und fünf Wochen kein Unterschied im Ausmaß der moderaten und intensiven körperlichen Aktivität zwischen den Gruppen mit und ohne Fitness-Tracker beobachten. 

Ebenso zeigte sich in zwei anderen RCTs mit 367 und 29 Teilnehmenden nach zwölf Wochen bzw. sechs Monaten kein Unterschied. Das Tragen eines Fitness-Trackers führte allerdings nach zwölf Wochen dazu, dass die Probanden häufiger kurze, zehnminütige moderate bis intensive Aktivitätseinheiten einlegten. 

Ausmaß der Inaktivität

In einer randomisiert-kontrollierten Studie mit 38 Teilnehmenden verringerte sich die durchschnittliche inaktive Zeit durch das Tragen einer Smartwatch nach sechs Wochen nicht. Auch nach 12 Wochen zeigte sich kein Unterschied. 

In einem anderen RCT mit 276 jungen Männern und elf Wochen Studiendauer zeigte sich in den ersten sieben Wochen eine Verringerung der körperlichen Inaktivität bei den Trägern eines Fitness-Trackers im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach der siebten Woche war kein Unterschied mehr festzustellen. 
Bei zwei weiteren RCTs mit 243 und 367 Personen war nach einem und drei Monaten kein Unterschied zwischen den Gruppen zu beobachten.

Schrittanzahl

Zwei RCTs (mit 51 und 114 Teilnehmenden) verglichen die Anzahl der Schritte der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. In beiden Studien gab es keinen Unterschied zwischen den Nutzerinnen und Nutzern eines Fitness-Trackers und denjenigen ohne Tracker. In einem RCT wurde der Tracker fünf Wochen benutzt, in der anderen 16 Wochen.

Schaden

In keiner der erhobenen RCTs wurden Ergebnisse zu Nebenwirkungen von Fitness-Trackern oder Smartwatches berichtet. Dies bedeutet nicht, dass keine Nebenwirkungen möglich sind.

Motivieren Fitness-Tracker oder Smartwatches Erwachsene zu mehr körperlicher Aktivität?

Die Ergebnisse aus zwei randomisiert-kontrollierten Studien mit eher geringen Teilnehmerzahlen und methodischen Einschränkungen sind nicht ausreichend, um verlässlich beurteilen zu können, ob die Verwendung von Fitness-Trackern oder Smartwatches die Motivation zu mehr körperlicher Bewegung verbessert. 

Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Weitere Informationen zu den Studien

An sechs randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) beteiligten sich Männer und Frauen. Der Frauenanteil in diesen Studien lag zwischen 55 und 86 Prozent. In einer Studie wurden nur junge Männer rekrutiert und in einer weiteren Studie ausschließlich Frauen. Größtenteils nahmen an den Studien mehr Frauen als Männer teil, an einer nur stark adipöse Personen (Adipositas  Grad 3). In zwei RCTs lag das durchschnittliche Alter bei 18 und 22 Jahren. An den übrigen Studien waren jedoch durchwegs auch ältere Personen beteiligt. In diesen Studien bewegte sich das durchschnittliche Alter zwischen 41 und 70 Jahren. Die Teilnehmenden waren größtenteils Erwachsene mit zu wenig regelmäßiger körperlicher Aktivität.

Bei den in den Studien verwendeten Fitness-Trackern handelt es sich größtenteils um im Handel erhältliche Geräte (Fitbit, SenseWear®-Armband). Lediglich der Polar Active Tracker und die Smartwatch Polar M400 sind nicht mehr im Handel.

Sieben der insgesamt acht Studien untersuchten die Wirkung von Aktivitäts-Trackern mit unterschiedlichen Funktionen und eine Studie die Nutzung einer Smartwatch als Maßnahme zur Steigerung der regelmäßigen körperlichen Aktivität bei Personen mit Bewegungsmangel. 

In drei der RCTs mit Trackern wurde die ausschließliche Verwendung von Fitness-Trackern mit „keiner Benutzung“ verglichen. In zwei weiteren RCTs wurde die Wirksamkeit von Fitness-Trackern in Kombination mit Internet-Bewegungsprogrammen untersucht. Dafür erhielten die Teilnehmenden digitale Pokale, wenn sie ihr Ziel erreicht hatten, und konnten sich über die Website mit anderen Teilnehmenden austauschen. Das andere Programm bestand aus acht Modulen mit persönlich zugeschnittener Bewegungsberatung und -planung.

In den übrigen zwei RCTs wurde die Wirksamkeit des SenseWear Armbands  im Rahmen eines Gewichtsreduktionsprogramms untersucht.
Die meisten Studien wurden in Nordamerika und Europa erhoben (eine davon in Deutschland) sowie eine in Australien.

Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Cadmus-Bertram LA, Marcus BH, Patterson RE et al. Randomized trial of a fitbit-based physical activity intervention for women. American Journal of Preventive Medicine 2015;49(3):414–8.

Jauho A-M, Pyky R, Ahola R et al. Effect of wrist-worn activity monitor feedback on physical activity behavior: A randomized controlled trial in Finnish young men. Preventive Medicine Reports 2015;2: 628–34.

Muellmann S, Buck C, Voelcker-Rehage C et al. Effects of two web-based interventions promoting physical activity among older adults compared to a delayed intervention control group in Northwestern Germany: Results of the PROMOTE community-based intervention trial. Preventive Medicine Reports 2019;15:100958.

Pellegrini CA, Verba SD, Otto AD et al. The comparison of a technology-based system and an in-person behavioral weight loss intervention. Obesity (Silver Spring) 2012;20(2):356–63.

Pope ZC, Barr-Anderson DJ, Lewis BA et al. Use of wearable technology and social media to improve physical activity and dietary behaviors among college students: A 12-week randomized pilot study. International Journal of Environmental Research and Public Health 2019;16(19):  3579.

Unick JL, OʼLeary KC, Bond DS et al. Physical activity enhancement to a behavioral weight loss program for severely obese individuals: A preliminary investigation. ISRN obesity 2012;2012:  465158.

Van Hoye K, Boen F, Lefevre J. The impact of different degrees of feedback on physical activity levels: A 4-week intervention study. Int J Environ Res Public Health 2015;12(6):6561–81.

Vandelanotte C, Duncan MJ, Maher CA et al. The effectiveness of a web-based computer-tailored physical activity intervention using fitbit activity trackers: Randomized trial. Journal of Medical Internet Research 2018;20(12):e11321

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

Wissenschaftliche Beratung:
Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).

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Erstellt am: 30.09.2021