Dass Bewegung wichtig ist, um gesund zu bleiben, ist bekannt. Allerdings trifft das nicht auf alle Menschen gleichermaßen zu. Wir haben zusammengefasst, wie verschiedene Gruppen besonders von körperlicher Aktivität profitieren können. Außerdem erfahren Sie hier, wie verbreitet Bewegungsmangel bei Erwachsenen ist und welche Ursachen es dafür gibt.
Bewegung hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Durch regelmäßige körperliche Aktivität lässt sich beispielsweise das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Auch auf die Psyche kann sich Bewegung vorteilhaft auswirken. Zudem zeigte sich in Vergleichsstudien, dass körperlich aktive Personen im Durchschnitt länger leben als körperlich inaktive. Regelmäßige körperliche Bewegung legt auch den Grundstein dafür, im hohen Alter selbstständig zu bleiben. Denn bei regelmäßiger Bewegung bleibt man in der Lage, die alltäglichen Anforderungen zu bewältigen.
Erfahren Sie mehr darüber, wie bestimme Gruppen von mehr Bewegung profitieren:
Viele Frauen leiden an Krankheiten, die mit zu wenig Bewegung einhergehen:
Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, diese und weitere Krankheiten und Leiden zu verhindern. Körperliche Aktivität wird auch mit einer Verbesserung der psychischen Gesundheit in Verbindung gebracht. Denn Bewegung kann zum Stressabbau beitragen und depressive Beschwerden und Ängste lindern. Dies ist besonders bei Frauen bedeutend, da Depressionen bei ihnen doppelt so häufig auftreten wie bei Männern.
Eine besondere Rolle spielt Bewegung auch für Schwangere und nach der Entbindung.
Die sogenannten Wechseljahre lösen bei Frauen eine Reihe an körperlichen, psychischen und hormonellen Veränderungen aus. Herz, Kreislauf und Lunge leisten weniger, Ausdauer und Kraft nehmen ab. Die Wechseljahre beginnen bei den meisten Frauen etwa ab dem 50. Lebensjahr. Es treten verschiedene Beschwerden auf wie beispielsweise Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen.
Regelmäßiges körperliches Training kann dabei helfen, die körperliche Leistungsfähigkeit in den Wechseljahren zu erhalten. Außer einer gesunden Ernährung kann auch Bewegung in den Wechseljahren die Blutfettwerte günstig beeinflussen und eine Alternative zur Hormonersatzbehandlung darstellen. Das körperliche Aktivitätsprogramm bei Frauen in den Wechseljahren sollte vielfältig sein und Ausdaueraktivität sowie Übungen zur Muskelkräftigung und für die Beweglichkeit enthalten. Ausdaueraktivität ist häufig gut für die Psyche. Krafttraining kann sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken und damit der Osteoporose vorbeugen, von der Frauen ab dem 45. Lebensjahr häufiger als Männer betroffen sind. Dehnungsübungen verbessern in der Regel die Beweglichkeit des Körpers und damit natürlich auch die der Gelenke.
Körperliche Aktivität während der Schwangerschaft kann einen positiven Einfluss auf den gesundheitlichen Allgemeinzustand ausüben. Bei gesunden schwangeren Frauen hat sich mäßige bis intensive körperliche Aktivität förderlich für Herz, Kreislauf und Lunge erwiesen. Außerdem kann Bewegung das Risiko einer übermäßigen Gewichtszunahme sowie von Schwangerschaftsdiabetes senken. Körperliche Aktivität nach der Geburt kann die Symptome von Wochenbettdepressionen lindern.
Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind Risiken durch mäßige bis intensive körperliche Aktivitäten bei gesunden Frauen während der Schwangerschaft sehr gering und erhöhen nicht das Risiko einer frühen Fehlgeburt, einer Frühgeburt oder eines niedrigen Geburtsgewichts des Neugeborenen. Durch körperliche Aktivität kann man das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und auch das Risiko eines Kaiserschnitts senken. Zudem lassen sich die Dauer der Wehen und die Erholungszeit nach der Geburt verringern.
Weitere Informationen zu Sport in der Schwangerschaft: https://www.dshs-koeln.de/sport-und-schwangerschaft/.
Körperliche Aktivität ist auch bei Männern sowohl für die körperliche als auch für die geistige Gesundheit wichtig. Männer erkranken zum Beispiel häufiger als Frauen an Diabetes, auch Übergewicht und Adipositas kommen bei ihnen häufiger vor. Hier kann körperliche Bewegung vorbeugen oder die Beschwerden abmildern.
Mit körperlicher Aktivität lässt sich in manchen Fällen psychische Erkrankungen wie z. B. Depressionen oder Angsterkrankungen vorbeugen oder bestehende Beschwerden lindern. Eine Sporttherapie kann eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit sein.
In einer aktuellen systematischen Übersichtsarbeit aus mehreren wissenschaftlichen Studien hat man bei Erwachsenen mit schweren Depressionen die Wirkung von Ausdauertraining untersucht. Die Studienteilnehmenden bewegten sich durchschnittlich dreimal die Woche 45 Minuten lang mit mittlerer Intensität. Nach neun Wochen hatten sich die depressiven Symptome im Vergleich zu Studienteilnehmenden ohne Ausdauertraining deutlich gebessert.
Personen mit chronischen Erkrankungen sollten sich ebenfalls regelmäßig körperlich bewegen. Auch bei dieser Gruppe kann Bewegung einen positiven Einfluss auf den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden ausüben. Körperliche Aktivitäten können auch Beschwerden der Erkrankung lindern, das Fortschreiten der Erkrankung bremsen und Komplikationen verhindern. Erfahren Sie hier mehr darüber, wie Bewegung bei verschiedenen chronischen Erkrankungen wie z. B. Rückenschmerzen, Herz- oder Lungenerkrankungen helfen kann:
> Mehr zu Auswirkungen von Bewegung bei verschiedenen Krankheitsbildern erfahren
Bei vielen Arten von körperlichen Beeinträchtigungen lindert Bewegung Schmerzen, verbessert die Fitness, die körperliche Funktion sowie die Lebensqualität. Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen können sich an einen Arzt, eine Ärztin, eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten wenden, um die körperliche Aktivität an ihre Fähigkeiten anzupassen.
Ausreichend Bewegung ist wichtig für Körper und Geist. Doch was heißt eigentlich ausreichend? Und wie lässt sich das messen? Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Sie einschätzen können, ob Sie sich genügend bewegen
Mindestens 2,5 Stunden Ausdauertraining pro Woche und mindestens zweimal wöchentlich ein Muskelkräftigungstraining werden von der WHO empfohlen. Diesen Empfehlungen kommt allerdings nur knapp ein Viertel (24 %) der befragten 18- bis 64-jährigen Frauen und Männer nach. Das zeigen die Ergebnisse der landesweiten Gesundheitsbefragung „Gesundheit in Deutschland aktuell“. Bei den Frauen sind es 21 % bei den Männern 25 % ab 18 Jahren. Das bedeutet, dass sich vier Fünftel der befragten Frauen und drei Viertel der Männer in Deutschland unzureichend bewegen. Außerdem gibt knapp die Hälfte der Befragten an, während der Arbeit vorwiegend zu sitzen oder zu stehen. Als „Arbeit“ gelten auch unbezahlte Arbeit wie zum Beispiel Studium oder Hausarbeit.
Laut den Daten des deutschen Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) sind 28 % aller Befragten ab 16 Jahren regelmäßig mindestens in einem Sportverein körperlich aktiv. Im Erwachsenenalter verlagert sich das Sportverhalten immer mehr in den selbstorganisierten Bereich.
Früher hatten die Menschen oft keine andere Wahl, als sich zu bewegen: Die Arbeit war meist mit körperlicher Anstrengung verbunden und um an einen anderen Ort zu kommen, musste man laufen. Mit den technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen wurden diese alltäglichen Bewegungen immer seltener. Rolltreppen, Aufzüge und Autos beispielsweise ersetzen große Teile der alltäglichen körperlichen Aktivität. Zudem hat sich der Anteil der Büroarbeit erhöht. In diesem bewegungsarmen Lebens- und Arbeitsumfeld arbeitet mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmenden in Deutschland in einer überwiegend sitzenden Tätigkeit.
Langes Pendeln zur Arbeit, unregelmäßige oder lange Arbeitszeiten sowie arbeitsbedingter Stress oder Müdigkeit führen ebenfalls zu einem vermehrt sitzenden Lebensstil. Laut der WHO führen 60 bis 85 % der Menschen weltweit einen sitzenden Lebensstil. Laut einer EU-weiten Umfrage hat dieser sitzende Lebensstil in den letzten zwei Jahrzehnten noch zugenommen. Rund 54 % der befragten EU-Bürger und -Bürgerinnen gaben im Jahr 2017 an, pro Tag mehr als 4,5 Stunden in sitzender oder liegender Haltung im Wachzustand zu verbringen. Deutsche lagen dabei im EU-weiten Durchschnitt.
Die vermehrte Nutzung von Unterhaltungselektronik fördert ebenfalls den Bewegungsmangel und einen sitzenden Lebensstil.
Die mit dem Erwachsenenalter einhergehenden familiären und beruflichen Verpflichtungen schränken die Möglichkeiten körperlicher Betätigung häufig zusätzlich ein. Insbesondere die Elternrolle und die damit verbundene Zeitknappheit erschwert es vielen Betroffenen, körperlich aktiv zu sein.
Ob wir gerne laufen, tanzen, Fußball spielen, spazieren gehen oder uns auf eine ganz andere Art bewegen – dies hängt auch von unseren Zielen und persönlichen Vorlieben ab. Mit der richtigen Sportart, die einem auch Spaß macht, fällt das Durchhalten leichter. Wir stellen häufige Ziele und Vorlieben vor und zeigen, welche Sportarten dafür typisch sind.
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Dieser Text wurde ursprünglich am 27.10.2021 erstellt und wird regelmäßig überprüft. Die letzte Aktualisierung aufgrund neuer Erkenntnisse erfolgte am 30.12.2021. Nächste umfassende Überarbeitung: 2024.
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