Studien-Check

Was ist eine Panikstörung?

Betroffene erleben immer wieder Panikattacken. Dabei treten Symptome starker Angst auf, ohne dass es dafür einen konkreten Auslöser gibt.

Panikstörung im Überblick 

Bei einer Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie) stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel Online-Therapien. Eine davon ist die internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (iKVT). Es gibt sie als reines Selbsthilfeprogramm oder mit zusätzlichem Kontakt über Telefon oder E-Mail zu einer Therapeutin, einem Therapeuten. In Deutschland werden zurzeit nur begleitete iKVT angeboten. Zudem ist ein vorheriger Kontakt zu einem Arzt, einer Ärztin oder einem psychologischen Psychotherapeuten, einer Psychotherapeutin notwendig.

Die iKVT können sich zwar in ihrer Länge, ihrem Aufbau und ihren Inhalten unterscheiden, jedoch beruhen alle auf denselben Methoden der kognitiven Verhaltenstheorie. Die Programme vermitteln Wissen über die Erkrankung und leiten zudem dazu an, bestimmte Übungen selbstständig vorzunehmen. Dies soll bei der Bewältigung der Erkrankung helfen. Die Nutzer und Nutzerinnen durchlaufen während der iKVT mehrere Stationen mit Inhalten, die aufeinander aufbauen.

Die Ergebnisse auf einen Blick

Betroffene einer Panikstörung, die eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (iKVT) angewendet hatten, zeigten nach dem Ende der Behandlung weniger Symptome als Betroffene, die in dieser Zeit keine iKVT benutzten, sondern auf die Anwendung warteten. 

Einschränkung der Ergebnisse
In den Studien wurde allein die Symptomlinderung direkt nach dem Ende der Online-Therapie untersucht. Ob und wie lange diese Besserung andauerte, wurde nicht beobachtet. Es ist unklar, ob sich die Ergebnisse dieser Studien auf alle Formen der iKVT übertragen lassen.

Was wurde untersucht?

In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden die Ergebnisse von zwölf randomisiert-kontrollierten Studien mit 614 Betroffenen herangezogen. In ihnen war untersucht worden, ob sich die Beschwerden der Panikstörung bei Personen, die eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (iKVT) anwendeten, stärker verringerten als bei Personen, die zunächst keine iKVT bekamen. Letztere warteten auf eine spätere Anwendung der iKVT. 

Dafür wurden Erwachsene mit einer Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie) zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt: 

  • Die eine Gruppe erhielt Zugang zu einer iKVT, die von psychologischem Fachpersonal per E-Mail oder Telefon begleitet wurde.
  • Die andere Gruppe erhielt zunächst keinen Zugang zu einer iKVT, sondern wartete in dieser Zeit darauf (Warteliste)

In den einzelnen Studien wurden verschiedene Programme angewendet. Sie ähneln sich jedoch in Aufbau und Inhalten. Bei elf von zwölf iKVT gab es regelmäßige Rückmeldung durch psychologisches Fachpersonal. Bei einem Teil der Studien konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch von sich aus Kontakt aufnehmen. Die Online-Therapien dauerten jeweils etwa zwei Monate.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Nutzen der Behandlungsmethode

Sind die Symptome der Panikstörung nach Nutzung einer internetbasierten kognitiven Verhaltenstherapie (iKVT) geringer als ohne iKVT?  

Die Stärke der Symptome der Panikstörung wurden zu Beginn und nach Ende der Behandlung untersucht. Dies erfolgte in fast allen Studien anhand eines Fragebogens, der sogenannten Panic Disorder Severity Scale (PDSS). Der PDSS-Wert zeigt den Schweregrad einer Panikstörung an. Er kann zwischen 0 und 28 Punkten liegen. Je höher der PDSS-Wert ist, desto stärker sind die Beschwerden durch die Panikstörung. 

Folgende Ergebnisse wurden erzielt:

  • Mit einer internetbasierten kognitiven Verhaltenstherapie (iKVT) lagen die Werte nach zwei Monaten Anwendung im Durchschnitt bei etwa sieben Punkten. 
  • Ohne iKVT lagen die Werte nach zwei Monaten Warten auf die iKVT im Durchschnitt bei etwa 14 Punkten.

Bei dem Ergebnis handelt es sich um einen durchschnittlichen Wert. Das Ausmaß der spürbaren Besserung kann für die Betroffenen individuell unterschiedlich sein. Es kam nicht bei allen Betroffenen mit der iKVT zu einer Besserung.

Es wurde nur die Wirksamkeit unmittelbar nach Abschluss der internetbasierten kognitiven Verhaltenstherapie (iKVT) untersucht. Daher bleibt ungewiss, ob und wie lange die Wirksamkeit anhält. 

In den Programmen wurden die Inhalte der kognitiven Verhaltenstherapie unterschiedlich umgesetzt und nicht jede iKVT vermittelte alle Aspekte der kognitiven Verhaltenstherapie. Es waren alle untersuchten iKVT wirksam, jedoch in unterschiedlich starkem Ausmaß. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass bestimmte Inhalte oder bestimmte Kombinationen von Inhalten wirksamer sind als andere. Worum es sich dabei genau handelt, ist noch zu erforschen. Es ist unklar, ob die Ergebnisse dieser Studien für eine Form der iKVT gelten können, die nicht untersucht wurde. 

In elf von zwölf Studien gab es Kontakt zu psychologischem Fachpersonal via E-Mail oder Telefon. Dies schränkt die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf iKVT ein, die als reine Selbsthilfeprogramme angeboten werden. 

Zudem ist unklar, ob diejenigen, die zunächst keine iKVT erhielten, eine andere Behandlung in Anspruch genommen haben.

Schaden der Behandlungsmethode

In der Übersichtsarbeit finden sich keine Angaben über Nebenwirkungen. Das schließt nicht aus, dass Nebenwirkungen auftreten können. 

Die Ergebnisse stammen aus einer systematischen Übersichtsarbeit, die insgesamt 64 randomisiert-kontrollierte Studien berücksichtigte. In zwölf dieser 64 randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) mit insgesamt 614 Erwachsenen wurde die Wirksamkeit der internetbasierten kognitiven Verhaltenstherapie (iKVT) bei einer Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie) untersucht. Der Altersdurchschnitt der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer lag bei 38 Jahren. Der Frauenanteil betrug 71 %. Die Studien wurden in Australien, Schweden, den Niederlanden und Spanien durchgeführt.

Die methodische Qualität der Übersichtsarbeit wurde als moderat bewertet. Die Autoren der Übersichtsarbeit schätzen die methodische Qualität von sieben der zwölf Studien als gut ein und von fünf als unklar.

Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Erstellt im Oktober 2019; nächste geplante Aktualisierung: November 2022

Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Anke Steckelberg

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

Andrews G, Basu A, Cuijpers P, Craske MG, McEvoy P, English CL et al. Computer therapy for the anxiety and depression disorders is effective, acceptable and practical health care: An updated meta-analysis. J Anxiety Disord. 2018;55:70–8.

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

Dieser Text wurde ursprünglich am 10.10.2019 erstellt und wird regelmäßig überprüft.

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Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformationen lagen keine Interessenkonflikte vor.

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