Ob eine Agoraphobie oder Panikstörung vorliegt, kann im Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin geklärt werden. Dabei werden die konkreten Beschwerden und die Situationen erfasst, in denen Angst aufgetreten ist. Auch andere Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden. Erfahren Sie mehr darüber, wie man eine Panikstörung oder Agoraphobie feststellen kann.
Wenn der Verdacht besteht, dass Angst krankhaft auftritt und wir uns in unserem Lebensalltag durch Ängste beeinträchtigt fühlen, kann ein Arzt, eine Ärztin oder eine Psychotherapeutin, ein Psychotherapeut feststellen, ob eine Angststörung vorliegt und um welche Form von Angststörung es sich handelt. Ein erster Schritt ist das Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin oder das Gespräch zwischen dem Patienten und dem Therapeuten, der Therapeutin. Dabei werden die Patientinnen und Patienten sehr genau dazu befragt, wie sich die Ängste äußern, in welchen Situationen sie auftreten und welche Beschwerden damit konkret verbunden sind.
Auch nach typischen Merkmalen anderer psychischer Erkrankungen wird im Arzt-Patienten-Gespräch gefragt. Die Diagnose einer Angststörung wie einer Agoraphobie oder Panikstörung kann erst gestellt werden, wenn die typischen Merkmale dafür vorliegen und andere Krankheiten auszuschließen sind.
Für die Diagnose sind auch die Lebensumstände und mögliche seelische Belastungen des Patienten oder der Patientin relevant. Sie können Hinweise auf mögliche Ursachen der Angststörung liefern. Manchmal ergeben sich auch Anhaltspunkte, welche Faktoren die Angststörung begünstigt haben könnten. Diese Erkenntnisse helfen bei der Auswahl einer geeigneten Therapie.
Eine Panikstörung liegt dann vor, wenn mehrere schwere Angstanfälle – sogenannte Panikattacken – innerhalb eines begrenzten Zeitraums auftreten. Dies können zum Beispiel mehrere Panikattacken innerhalb eines Monats sein.
Panikattacken gehen typischerweise mit heftigen körperlichen Reaktionen wie Herzrasen oder Zittern einher. Sie beginnen völlig unverhofft, ohne jede erkennbare reale Gefahr. Es gibt auch keinen anderen erkennbaren Auslöser.
Eine Agoraphobie liegt dann vor, wenn die Angst hauptsächlich in mindestens zwei der folgenden Situationen auftritt:
Die Ärztin, der Arzt muss dabei ausgeschlossen haben, dass die erlebte Angst in diesen Situationen mit anderen psychischen Störungen wie Wahn- oder Zwangsgedanken zusammenhängt.
Ein typisches Merkmal für eine Agoraphobie ist außerdem ein Vermeidungsverhalten. Menschen mit einer Agoraphobie vermeiden aufgrund ihrer Angsterfahrungen die angstauslösenden Situationen oder Orte.
Symptome wie Herzrasen, Schwitzen und Schwindel, wie sie typischerweise bei Angststörungen auftreten, können auch bei bestimmten körperlichen Krankheiten eine Rolle spielen. Deshalb müssen neben anderen psychischen Ursachen wie Wahn- oder Zwangsgedanken andere körperliche Ursachen für die angstartigen Beschwerden ausgeschlossen werden.
Körperliche Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden wie bei einer Angststörung sind zum Beispiel:
Ebenso können Medikamente, die bei bestimmten Krankheiten eingesetzt werden, Nebenwirkungen haben und damit ähnliche körperliche Beschwerden wie eine Panikstörung hervorrufen. Auch diese Ursachen muss der Arzt, die Ärztin ausschließen, bevor die Diagnose einer Angststörung gestellt wird.
Zu den Medikamenten, die ähnliche Symptome hervorrufen können wie eine Angststörung, gehören zum Beispiel:
Um herauszufinden, ob die Symptome Anzeichen für eine Angststörung sind oder eine andere körperlichen Erkrankung vorliegt, können unter Umständen verschiedene Untersuchungen erforderlich sein:
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 09.10.2019