Bei einer Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie) gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Eine ist die Einnahme eines Antidepressivums aus der Gruppe der sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Bei der Behandlung von Panikstörungen werden sie mit dem Ziel eingesetzt, die Häufigkeit der Angstattacken und die Schwere der Angstsymptome zu mindern. Der Einsatz von SSRI beruht auf der Annahme, dass bei der Panikstörung ein Mangel an bestimmten Botenstoffen wie Serotonin im Gehirn eine Rolle spielen kann. SSRI sorgen dafür, dass wieder mehr Serotonin verfügbar ist.
In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden der Nutzen und Schaden der Behandlung mit einem Antidepressivum (SSRI) im Vergleich zu einem Scheinmedikament (Placebo) bei Menschen mit Panikstörung untersucht.
In den Studien wurden Erwachsene mit einer Panikstörung zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Teilnehmenden erhielten entweder
Die Betroffenen nahmen die Medikamente über zwei bis sechs Monate hinweg mit individuell angepasster Dosierung ein. Am Ende der Behandlung wurde erhoben, bei wie vielen Betroffenen die Symptome der Panikstörung noch bestanden oder zurückgegangen waren.
Zudem verglichen die Forscherinnen und Forscher, wie viele Personen die Behandlung mit einem SSRI oder einem Scheinmedikament aufgrund von Nebenwirkungen abbrachen.
Nach der Behandlung mit einem Antidepressivum (SSRI) zeigten mehr Personen einen Rückgang der Symptome einer Panikstörung als in der Gruppe, die ein Scheinmedikament (Placebo) erhielt. Allerdings brachen mehr Personen, die ein Antidepressivum nahmen, die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab.
Die Ergebnisse gelten nur für die Symptomlinderung direkt nach Abschluss der Behandlung. Ob und wie lange diese Verbesserung andauerte, wurde nicht erhoben.
Hilft ein Antidepressivum (SSRI) bei einer Panikstörung?
An 3.339 Erwachsenen mit einer Panikstörung wurde untersucht, bei wie vielen Betroffenen die Beschwerden einer Panikstörung zurückgingen oder weiterhin bestanden. Der Rückgang der Panikstörung wurde nach Abschluss der Behandlung mit diagnostischen Fragebögen erfasst.
Es kam zu folgenden Ergebnissen:
Wie viele Personen brachen die Behandlung mit einem Antidepressivum (SSRI) aufgrund von Nebenwirkungen ab?
In Studien mit insgesamt 4.131 Erwachsenen wurde untersucht, wie viele Personen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abbrachen.
Es kam zu folgenden Ergebnissen:
Betroffene erleben immer wieder Panikattacken. Dabei treten Symptome starker Angst auf, ohne dass es dafür einen konkreten Auslöser gibt.
In der systematischen Übersichtsarbeit wurde nur unmittelbar nach dem Ende der Behandlung untersucht, ob ein Antidepressivum (SSRI) wirkt. Es bleibt daher ungewiss, ob die Wirksamkeit über längere Zeit anhält.
Es wurde nicht ermittelt, welche Nebenwirkungen wie oft auftraten. Der Behandlungsabbruch aufgrund von Nebenwirkungen ist die einzige Information aus den Studien, die einen Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen der Therapien liefert. Angaben aus anderen Quellen darüber, welche Nebenwirkungen auftreten können, finden Sie hier: Was ist bei der Einnahme von Antidepressiva zu beachten?
Kritisch zu berücksichtigen ist, dass die meisten Studien von Pharmaherstellern finanziert wurden. Dies könnte zu einer Überschätzung des Nutzens und einer Unterschätzung des Schadens der Antidepressiva (SSRI) führen.
Die Ergebnisse zur Wirksamkeit stammen aus einer systematischen Übersichtsarbeit, die die Daten von 16 randomisiert-kontrollierten Studien berücksichtigte. Insgesamt nahmen 3.339 Erwachsene mit einer Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie) an den Studien teil. Das Alter der Teilnehmenden lag zwischen 18 und 70 Jahren. Zwischen 47 und 92 % von ihnen waren Frauen. Die Studien wurden in Europa, Nord- und Südamerika durchgeführt.
Die Ergebnisse zum Abbruch der Therapie aufgrund von Nebenwirkungen stammen aus derselben systematischen Übersichtsarbeit und beruhen auf den Daten von 22 randomisiert-kontrollierten Studien, an denen insgesamt 4.131 Erwachsene mit einer Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie) teilnahmen. Die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 80 Jahren alt. Der Frauenanteil lag zwischen 47 und 92 %. Die Studien wurden in Europa, Japan, Nord- und Südamerika durchgeführt.
Die methodische Qualität der systematischen Übersichtsarbeit ist sehr gut. Die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse wurde von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die die Studien zusammenfassten, als moderat eingeschätzt.
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Bighelli I, Castellazzi M, Cipriani A, Girlanda F, Guaiana G, Koesters M et al. Antidepressants versus placebo for panic disorder in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2018;(4):CD010676.
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Erstellt am: 04.10.2019