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Angststörungen

Was sind Agoraphobie und Panikstörung?

Die Panikstörung und die Agoraphobie sind zwei Angsterkrankungen. Sie können allein, aber auch gemeinsam auftreten. Erfahren Sie, welche Symptome Betroffene zeigen, wie die Angststörungen verlaufen und wie verbreitet sie in Deutschland sind.

Was ist eine Panikstörung?

Die Panikstörung ist eine Angststörung, bei der Betroffene plötzliche Panikattacken erleben. Die Panikattacken treten ohne einen besonderen Auslöser wie aus heiterem Himmel auf. Sie sind von sich steigernden körperlichen Angstreaktionen begleitet, wie zum Beispiel:

  • Herzklopfen oder Herzrasen 
  • Atemnot oder Kurzatmigkeit 
  • Erstickungsgefühlen
  • Brustschmerzen 
  • Schwindel 
  • Schweißausbrüchen
  • Zittern

Die Angst kann mit Entfremdungsgefühlen verbunden sein. Man hat zum Beispiel das Gefühl, sich selbst fremd zu sein. Oder die Umgebung kommt einem seltsam fremd, unwirklich oder künstlich vor, obwohl man sie doch kennt. Eine Panikattacke kann so weit führen, dass man die Angst verspürt, verrückt zu werden, einen körperlichen Zusammenbruch zu erleiden oder die Kontrolle zu verlieren. Die Angst kann sich sogar bis hin zur Todesangst steigern. 

Menschen mit einer Panikstörung meiden daher oft die Orte oder Situationen, an denen sie eine Panikattacke hatten. Denn sie fürchten, dort erneut von Panik ergriffen zu werden. Ein Vermeidungsverhalten schränkt den Alltag und die Lebensqualität zunehmend ein.

Was ist eine Panikstörung?

Die Panikstörung gehört zu den Angststörungen. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass immer wieder unerwartete und für Betroffene nicht erklärbare Panikattacken auftreten. Und zwar ohne erkennbaren Auslöser.

Eine Panikattacke ist eine plötzliche und sehr starke Angstreaktionen, die sich auch körperlich äußert. Die Angst, etwa die Kontrolle zu verlieren oder zu sterben, wird immer stärker, erreicht nach einigen Minuten ihren Höhepunkt und klingt dann meist von selbst wieder ab. Starke körperliche Symptome wie Schwindel, Herzklopfen oder Herzrasen, Atemnot oder das Gefühl zu ersticken, treten dabei auf. 
Deshalb leben Betroffene oft in Angst vor der nächsten Panikattacke. Dies wird Erwartungsangst genannt und kann dazu führen, dass Situationen vermieden werden, in denen schon einmal Panikattacken aufgetreten sind.

Eine Panikstörung tritt oft erstmals im jungen Erwachsenenalter auf. Ca. 2% der Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Frauen häufiger als Männer.

Aus einer Panikstörung mit starkem Vermeidungsverhalten kann sich eine weitere Angststörung entwickeln. Die Agoraphobie, also Angst vor z.B.  öffentlichen Plätzen oder bestimmten Situationen.

Gemeinsam mit medizinischem Fachpersonal kann aber eine Behandlung gefunden werden, die die Beschwerden lindert.

Noch Fragen?

Sehen sie in einem weiteren Film, was einer Agoraphobie ist. Diesen und weitere Informationen zu Angststörungen finden sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund.

Was ist eine Agoraphobie?

Die Agoraphobie ist eine Angststörung, bei der Betroffene Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen haben. Typisch sind auch Ängste davor, das Haus zu verlassen oder ohne Begleitung mit dem Zug, Bus oder Flugzeug zu reisen. Menschen mit Agoraphobie leben in Sorge davor, im öffentlichen Raum Paniksymptome wie Schwindel oder Herzrasen zu entwickeln. Sie befürchten, dass sie diese Orte im Falle von panikartigen Beschwerden nicht verlassen können oder ihnen in diesen Situationen dort keiner zu Hilfe kommt. Dabei erkennen sie durchaus, dass ihre Angst übertrieben und unverhältnismäßig ist.

Um nicht in angstauslösende Situationen zu geraten, entwickeln Menschen mit Agoraphobie ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten. Diese „Angst vor der Angst“ kann zu Einschränkungen des täglichen Lebens führen.

Was ist eine Agoraphobie?

Eine Agoraphobie gehört zu den Angststörungen mit erkennbarem Auslöser. Das Wort kommt aus dem Altgriechischen, wobei Agora für einen zentralen
Versammlungsort und Phobie für Furcht steht. Es bedeutet also so viel wie "Angst vor öffentlichen Plätzen". Allerdings beschreibt Agoraphobie auch die Angst vor Menschenmengen oder weiten Reisen ohne Begleitung.

Betroffene befürchten in diesen Situationen, in Panik zu geraten und keine Hilfe zu bekommen. Oder die Situation aufgrund der Entfernung nicht verlassen zu können. Die Angst wird dabei als völlig übertrieben erkannt. Sie kann aber nicht unterdrückt werden.
Deswegen wird mit allen Mitteln versucht, die angstauslösenden Situationen zu vermeiden. Dies kann das Leben stark einschränken, da manche Betroffene vor lauter Angst nicht einmal mehr das Haus verlassen.

Agoraphobien treten meist schon im jungen Erwachsenenalter auf. Ungefähr 4% der Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Frauen häufiger als Männer.

Neben die Agoraphobie kann oft eine weitere Angststörung treten, die Panikstörung.

Für die Behandlung einer Agoraphobie gibt es mehrere Optionen. Mit therapeutischer Hilfe kann eine Besserung erzielt werden.

Sehen sie in einem weiteren Film, was eine Panikstörung ist. Diesen Film und weitere Informationen zu Angststörungen finden sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund.

Angst vorm Fliegen, vor Spinnen oder Orten mit vielen Menschen

Neben Agoraphobie und Panikstörung gibt es weitere Formen von Angststörungen. Erfahren Sie, welche verschiedenen Angststörungen man unterscheidet und wie sie eingeteilt werden.

Wie häufig kommen Panikstörungen und Agoraphobien vor?

In Deutschland sind etwa 2 von 100 Erwachsenen im Laufe eines Jahres von einer Panikstörung betroffen. Bei Frauen kommt die Störung häufiger vor als bei Männern. Etwa 3 von 100 Frauen und 1 von 100 Männern haben jährlich Panikstörungen.

Eine Agoraphobie haben im Laufe eines Jahres etwa 4 von 100 Menschen. Getrennt nach Geschlecht betrachtet, betrifft dies 6 von 100 Frauen und 2 von 100 Männern.

Agoraphobie und Panikstörung treten im Durchschnitt in einem Alter von 30 Jahren das erste Mal auf.

Welche Begleiterkrankungen können auftreten?

Die Agoraphobie und die Panikstörung treten häufig zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf. Man nennt diese Erkrankungen daher auch Begleiterkrankungen der Agoraphobie oder der Panikstörung.

Wie häufig treten psychische Begleiterkrankungen bei Menschen mit Agoraphobie auf?

Lesebeispiele:

Etwa 80 von 100 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit Agoraphobie hatten im Laufe eines Jahres außerdem mindestens eine weitere psychische Erkrankung. 

Etwa 43 von 100 Menschen mit einer Agoraphobie im Alter von 18 bis 65 Jahren hatten im Laufe eines Jahres außerdem eine depressive Erkrankung. 

Wie häufig treten psychische Begleiterkrankungen bei Menschen mit Panikstörung auf?

Lesebeispiele:

Etwa 88 von 100 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit einer Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie) hatten im Laufe eines Jahres außerdem mindestens eine weitere psychische Erkrankung. 

Etwa 57 von 100 Menschen mit einer Panikstörung (mit oder ohne Agoraphobie) im Alter von 18 bis 65 Jahren hatten im Laufe eines Jahres außerdem eine depressive Erkrankung. 

Grafik zum Download: Häufigkeit psychischer Begleiterkrankungen bei Agoraphobie

Grafik zum Download: Häufigkeit psychischer Begleiterkrankungen bei Panikstörungen

Ursachen und Entstehung

Wie entstehen Panikattacken und Agoraphobien?

Angststörungen, wie die Panikstörung und die Agoraphobie, entstehen nach heutigem Stand durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Dazu gehören unter anderem eine mögliche erbliche Veranlagung, eine solche Erkrankung zu bekommen, oder auch körperliche Faktoren wie ein verändertes Gleichgewicht von bestimmten Botenstoffen im Gehirn.

Teufelskreis der Angst: Wie entsteht eine Panikattacke?

Es wird vermutet, dass Menschen mit einer Panikstörung körperliche und psychische Veränderungen wie die Herzschlagrate oder Konzentrationsprobleme sensibler wahrnehmen und eher fehlbewerten. Sie sehen eigentlich harmlose Veränderungen des Körpers als Anzeichen einer körperlichen Gefahr an. Wenn zum Beispiel beim Treppensteigen der Herzschlag schneller wird, können bei ihnen Gedanken aufkommen wie: „Ich bekomme einen Herzinfarkt!“ Dies kann zu Angst und Panik führen und den sogenannten „Teufelskreis der Angst“ antreiben.

Wie nützlich finden Sie diese Funktion?

Die Fehldeutung: „O Schreck, ich bekomme einen Herzinfarkt!“, führt zu noch mehr Angst. Dadurch werden Stresshormone ausgeschüttet, die körperliche Veränderungen wie einen schnelleren Herzschlag bewirken. Diese Reaktion des Körpers diente ursprünglich dem Überleben durch Kampf oder Flucht. Bei einer Panikstörung allerdings können körperliche Veränderungen wie Herzklopfen oder Zittern die Betroffenen in ihrer Annahme einer bedrohlichen Erkrankung bestärken. Sie bekommen noch mehr Angst und die körperlichen Symptome verstärken sich: Aus Herzklopfen wird dann Herzrasen. So kann eine Panikattacke entstehen. Sie klingt nach einiger Zeit von selbst ab. Da Panikattacken plötzlich und unvorhersagbar auftreten und die Situation unkontrollierbar erscheint, entwickeln Betroffene Angst vor erneuten Panikattacken.

Wie verlaufen Panikstörungen und Agoraphobien?

Untersuchungen zeigen, dass sowohl Agoraphobien als auch Panikstörungen zumeist über einen längeren Zeitraum bestehen und immer wieder auftreten. Dabei können Schwankungen vorkommen. Das heißt, sie können auch eine Zeit lang ausbleiben und dann erneut auftreten. In der Regel verschwinden sie nicht von allein.

Menschen mit Agoraphobie bleiben mitunter relativ lange ohne größeres Angsterlebnis, wenn sie die Auslöser ihrer Phobie ‒ zum Beispiel Orte und Situationen mit Menschenansammlungen ‒ vermeiden. Das Vermeidungsverhalten kann sich im Lauf der Zeit steigern und in extremen Fällen dazu führen, dass sie ihr Zuhause nicht mehr verlassen können.

Agoraphobie und Panikstörung: Wie kann man sie behandeln?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie man Angststörungen behandelt kann. In bestimmten Fällen kann zum Beispiel eine Expositionstherapie infrage kommen ‒ eine Verhaltenstherapie, bei der Betroffene sich mit Unterstützung des Therapeuten oder der Therapeutin bewusst in angstauslösende Situationen begeben, um die Angst zu überwinden. 

Wissen testen: Welche Angststörung liegt vor?

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

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Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Prof. Dr. Anke Steckelberg
Prof. Dr. Anke Steckelberg

Prof. Dr. Anke Steckelberg

Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg studierte Lehramt Berufliche Schulen mit der Fachwissenschaft Gesundheit; promovierte in den Gesundheitswissenschaften zum Thema Evidenzbasierte Gesundheitsinformation und arbeitete danach an den Universitäten Hamburg und Bremen. Die Wissenschaftlerin forscht und lehrt zu den Themen evidenzbasierte Gesundheitsinformationen und kritische Gesundheitskompetenz. Sie ist seit 2016 als Professorin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig.

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Erstellt am: 09.10.2019